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Benutzer30735
Sehr bekannt hier
- #1
Liebes Forum,
Ich schreibe hier ja mittlerweile sehr wenig, lese aber täglich und hab mich jetzt entschlossen, euch mal an meiner Gedankenwelt teilhaben zu lassen und hoffentlich kann mir die geballte Weisheit von Planet Liebe irgendwie helfen.
Achtung, es wird sehr lang!
Ich bin vor mehr als drei Jahren der Liebe wegen ans andere Ende der Welt gezogen, habe Familie, Job, Wohnung, „alles“ aufgegeben um bei meinem Freund sein zu können. Ich möchte hier mit Einzelheiten nicht zu sehr ins Detail gehen aus Anonymitätsgründen, wird wahrscheinlich schwierig, aber ich versuche es.
Als ich meine Heimat verlassen habe, war ich definitiv etwas naiv und habe mir alles leichter vorgestellt als es sich dann im Endeffekt herausgestellt hat und das betrifft in erster Linie die berufliche Seite. Ich habe einen Bachelor und auch in meinem Beruf „zu Hause“ drei Jahre (zwei davon fest angestellt) gearbeitet. Mein Bachelor dauerte 3 Jahre, jetzt ist es aber hier so, dass die gleichwertige Ausbildung 4 Jahre dauert.
In meiner Naivität habe ich mir im Vorfeld (begründet durch einen Satz des hiesigen Berufsverbands auf deren Homepage hinsichtlich Anrechung) gedacht, dass meine Berufserfahrung da wohl angerechnet wird und mehr wiegt, als das eine Jahr, das ich weniger studiert habe (und das in meiner Heimat ja ein vollwertiges Studium ist). Dem war leider nicht so.
Klar, das war kurz gedacht, aber im Nachhinein hätte ich mich, hätte ich die Information so im Vorfeld gehabt, genau gleich entschieden mit dem Gedanken „Ach, das wird schon irgendwie gehen“.
Ich wollte hier her ziehen zu meinem Freund, koste es was es wolle.
Von dem Standpunkt aus sehe ich es auch irgendwie als ok an dass ich damals so naiv war weil ich sonst sicher (wenn ich vollumfänglich informiert gewesen wäre) sehr viel angstbesetzter hierher gekommen wäre.
Wie dem auch sei, aus der Not heraus, nach unzähligen erfolglosen Bewerbungen in Bereichen, die auch nur irgendwie entfernt etwas mit meiner Ausbildung zu tun haben, bin ich dann im Einzelhandel gelandet. Zuerst mit sehr geringer Stundenanzahl und schrecklicher Chefin, mittlerweile Vollzeit und second in charge, sozusagen „Assistant Manager“, ich hab mich da selbst rausgezogen und hab in einer neuen Filiale mit neuem Team angefangen und meine gute Leistung und schnelle Auffassungsgabe haben mir dann geholfen, aufzusteigen, was mich sehr stolz macht.
Die Arbeit macht mir WIRKLICH Spaß, ich gehe gerne zur Arbeit, Verdienst ist natürlich nicht der Hammer, für mich aber momentan ok. Doch dann kommen wieder die Gedanken, dass ich ja in einem Aushilfsjob mit kaum Aufstiegschancen arbeite, Arbeitszeiten sind auch nicht gerade toll (jedes zweite Wochenende inkl. Sonntag, viele Feiertage, Weihnachten,...) und dafür habe ich mir 3 Jahre den Allerwertesten aufgerissen (für mein Studium hab ich wirklich „Blut und Wasser geschwitzt“ und immer alles gegeben und ich liebte es) und hier ist es „nichts“ wert?
Was mich zum nächsten Punkt bringt....
Studium/Visum
Es gibt selbstverständlich die Möglichkeit, hier zu studieren. Leider sind wir hier nicht im gelobten Land wie zB Österreich oder auch Deutschland wo es lächerlich günstig oder kostenlos ist zu studieren, teilweise sogar für Ausländer. Bis mein permanentes Visum nicht bewilligt ist (das zieht sich jetzt seit einem Jahr, kann möglicherweise noch mal ein halbes Jahr dauern), wäre ich ein internationaler Student, also Studiengebühren jenseits von Gut und Böse, das kann und will ich mir nicht leisten.
Das neue Semester hat gestern begonnen, da ist also der Zug schon einmal abgefahren, wenn ich das Visum bekomme, wäre März 2018 eine Option, um das fehlende Jahr nachzuholen, dann als domestic student, also trotzdem noch, wenn man optimistisch mit (nur) einem Jahr Studium rechnet, Kostenpunkt für Studiengebüren mind. 15.000 Euro. Zusätzlich könnte ich meinen Job natürlich auch nur mehr auf geringfügiger Basis ausüben.
Dieses Option steht also im Raum, auch wenn es sicher finanziell und organisatorisch (Anrechnung von meiner Heimatuni, Papierkrieg, etc) reiner Wahnsinn wird und es mir auch sehr gegen den Strich geht, jetzt noch so viel Geld zu bezahlen, für ein Studium, das ich eigentlich schon abgeschlossen habe. Aber ok, so ist es halt, das kann ich nicht ändern.
Um den ganzen noch die Krone aufzusetzen, stellen diese Faktoren natürlich auch eine große Belastungsprobe für unsere Beziehung dar. Finanziell und vorallem emotional. Ich bin Ende 20, ich möchte heiraten und eine Familie gründen. Ich habe aber das Gefühl irgendwo die falsche Abzweigung genommen zu haben und mich jetzt in eine Sackgasse manövriert zu haben?
Grundsätzlich steht mein Freund Hochzeit und Kindern neutral bis leicht zögerlich gegenüber. Ich denke er möchte es (wir haben natürlich ausgiebig darüber gesprochen), aber diese Dinge sind jetzt in seiner Lebensphase einfach noch zu weit weg. Ist für mich auch nachvollziehbar, es muss auch nicht jetzt auf der Stelle sein, aber in den nächsten 2-3 Jahren bitte.
Ich weiß einfach nicht wie ich das alles unter einen Hut bringen könnte, die meisten meiner Freunde haben die letzten 3-5 Jahre dafür genutzt, Geld für Eigentum anzusparen, die „Karriere“ voranzubringen, Kinder zu bekommen. Meine Freundinnen aus Studiumszeiten haben jetzt über 5 Jahre Berufserfahrung, sind zum Großteil verheiratet und haben Kinder. Ich habe das Gefühl, ich habe wieder bei null angefangen und bin keinem meiner Ziele näher gekommen.
In letzter Zeit (eigentlich schon seit mind. 1 Jahr, mal mehr, mal weniger) trage ich mich mit dem Gedanken, doch alles hinzuschmeißen und in meine Heimat zurück zu kehren. Das würde das Ende meiner Beziehung (mein Freund möchte nicht dauerthaft in meinem Land leben, das akzeptiere ich so), sehr guten Freundschaften, etc. bedeuten. Wir haben auch ein Haustier hier, das mir sehr viel bedeutet und mir würde die Entscheidung das Herz brechen, meinen Freund und alles „andere“ hier aufzugeben. Andererseits weiß ich einfach nicht, ob ich mich hier dauerhaft, so weit weg von meiner Familie und Heimat, zu Hause fühlen kann? Wäre ich zu Hause (wo ich hoffentlich wieder eine Stelle in meinem Beruf finden würde) glücklicher ohne meinen Freund dafür mit meiner Familie und dem „alten“ Leben? Diese Fragen kann mir natürlich keiner beantworten.
Ich belasse es hier mal mit meinem Roman sonst wird es echt katastrophal lang. Es gibt natürlich noch weitere Baustellen, wie Heimweh, der Versuch Freunden und Familie zu Hause gerecht zu werden, was den Kontakt betrifft, etc., etc.
Ich bin seit knapp einem Jahr bei einer Psychologin, was mir wirklich sehr gut hilft, aber aufgrund meiner Arbeitszeiten ist es auch immer schwieriger Termine zu finden und eine Stunde ist dann auch schnell wieder um.
Tja, was möchte ich eigentlich von euch? Input, sehe ich vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr? Wie geht ihr mit Heimweh/getrennt sein von Familie um? Habt ihr Erfahrung mit drastischen Entscheidungen und den damit einhergehenden Konsequenzen – zB nicht mehr den Beruf ausüben zu können, für den ihr eigentlich brennt? Wie geht ihr damit um? Ich freue mich über jeglichen Input, der mir möglicherweise hilft, eine andere Sichtweise auf mein Leben zu bekommen.
Danke an alle, die sich bis hierher durchgekämpft haben. Ich beantworte Fragen sehr gerne und führe auch noch gerne weiter aus wenn es hilft, einen klareren Blick auf meine Lebenssituation zu bekommen.
Alles Liebe,
manhattan
Ich schreibe hier ja mittlerweile sehr wenig, lese aber täglich und hab mich jetzt entschlossen, euch mal an meiner Gedankenwelt teilhaben zu lassen und hoffentlich kann mir die geballte Weisheit von Planet Liebe irgendwie helfen.
Achtung, es wird sehr lang!
Ich bin vor mehr als drei Jahren der Liebe wegen ans andere Ende der Welt gezogen, habe Familie, Job, Wohnung, „alles“ aufgegeben um bei meinem Freund sein zu können. Ich möchte hier mit Einzelheiten nicht zu sehr ins Detail gehen aus Anonymitätsgründen, wird wahrscheinlich schwierig, aber ich versuche es.
Als ich meine Heimat verlassen habe, war ich definitiv etwas naiv und habe mir alles leichter vorgestellt als es sich dann im Endeffekt herausgestellt hat und das betrifft in erster Linie die berufliche Seite. Ich habe einen Bachelor und auch in meinem Beruf „zu Hause“ drei Jahre (zwei davon fest angestellt) gearbeitet. Mein Bachelor dauerte 3 Jahre, jetzt ist es aber hier so, dass die gleichwertige Ausbildung 4 Jahre dauert.
In meiner Naivität habe ich mir im Vorfeld (begründet durch einen Satz des hiesigen Berufsverbands auf deren Homepage hinsichtlich Anrechung) gedacht, dass meine Berufserfahrung da wohl angerechnet wird und mehr wiegt, als das eine Jahr, das ich weniger studiert habe (und das in meiner Heimat ja ein vollwertiges Studium ist). Dem war leider nicht so.
Klar, das war kurz gedacht, aber im Nachhinein hätte ich mich, hätte ich die Information so im Vorfeld gehabt, genau gleich entschieden mit dem Gedanken „Ach, das wird schon irgendwie gehen“.
Ich wollte hier her ziehen zu meinem Freund, koste es was es wolle.
Von dem Standpunkt aus sehe ich es auch irgendwie als ok an dass ich damals so naiv war weil ich sonst sicher (wenn ich vollumfänglich informiert gewesen wäre) sehr viel angstbesetzter hierher gekommen wäre.
Wie dem auch sei, aus der Not heraus, nach unzähligen erfolglosen Bewerbungen in Bereichen, die auch nur irgendwie entfernt etwas mit meiner Ausbildung zu tun haben, bin ich dann im Einzelhandel gelandet. Zuerst mit sehr geringer Stundenanzahl und schrecklicher Chefin, mittlerweile Vollzeit und second in charge, sozusagen „Assistant Manager“, ich hab mich da selbst rausgezogen und hab in einer neuen Filiale mit neuem Team angefangen und meine gute Leistung und schnelle Auffassungsgabe haben mir dann geholfen, aufzusteigen, was mich sehr stolz macht.
Die Arbeit macht mir WIRKLICH Spaß, ich gehe gerne zur Arbeit, Verdienst ist natürlich nicht der Hammer, für mich aber momentan ok. Doch dann kommen wieder die Gedanken, dass ich ja in einem Aushilfsjob mit kaum Aufstiegschancen arbeite, Arbeitszeiten sind auch nicht gerade toll (jedes zweite Wochenende inkl. Sonntag, viele Feiertage, Weihnachten,...) und dafür habe ich mir 3 Jahre den Allerwertesten aufgerissen (für mein Studium hab ich wirklich „Blut und Wasser geschwitzt“ und immer alles gegeben und ich liebte es) und hier ist es „nichts“ wert?
Was mich zum nächsten Punkt bringt....
Studium/Visum
Es gibt selbstverständlich die Möglichkeit, hier zu studieren. Leider sind wir hier nicht im gelobten Land wie zB Österreich oder auch Deutschland wo es lächerlich günstig oder kostenlos ist zu studieren, teilweise sogar für Ausländer. Bis mein permanentes Visum nicht bewilligt ist (das zieht sich jetzt seit einem Jahr, kann möglicherweise noch mal ein halbes Jahr dauern), wäre ich ein internationaler Student, also Studiengebühren jenseits von Gut und Böse, das kann und will ich mir nicht leisten.
Das neue Semester hat gestern begonnen, da ist also der Zug schon einmal abgefahren, wenn ich das Visum bekomme, wäre März 2018 eine Option, um das fehlende Jahr nachzuholen, dann als domestic student, also trotzdem noch, wenn man optimistisch mit (nur) einem Jahr Studium rechnet, Kostenpunkt für Studiengebüren mind. 15.000 Euro. Zusätzlich könnte ich meinen Job natürlich auch nur mehr auf geringfügiger Basis ausüben.
Dieses Option steht also im Raum, auch wenn es sicher finanziell und organisatorisch (Anrechnung von meiner Heimatuni, Papierkrieg, etc) reiner Wahnsinn wird und es mir auch sehr gegen den Strich geht, jetzt noch so viel Geld zu bezahlen, für ein Studium, das ich eigentlich schon abgeschlossen habe. Aber ok, so ist es halt, das kann ich nicht ändern.
Um den ganzen noch die Krone aufzusetzen, stellen diese Faktoren natürlich auch eine große Belastungsprobe für unsere Beziehung dar. Finanziell und vorallem emotional. Ich bin Ende 20, ich möchte heiraten und eine Familie gründen. Ich habe aber das Gefühl irgendwo die falsche Abzweigung genommen zu haben und mich jetzt in eine Sackgasse manövriert zu haben?
Grundsätzlich steht mein Freund Hochzeit und Kindern neutral bis leicht zögerlich gegenüber. Ich denke er möchte es (wir haben natürlich ausgiebig darüber gesprochen), aber diese Dinge sind jetzt in seiner Lebensphase einfach noch zu weit weg. Ist für mich auch nachvollziehbar, es muss auch nicht jetzt auf der Stelle sein, aber in den nächsten 2-3 Jahren bitte.
Ich weiß einfach nicht wie ich das alles unter einen Hut bringen könnte, die meisten meiner Freunde haben die letzten 3-5 Jahre dafür genutzt, Geld für Eigentum anzusparen, die „Karriere“ voranzubringen, Kinder zu bekommen. Meine Freundinnen aus Studiumszeiten haben jetzt über 5 Jahre Berufserfahrung, sind zum Großteil verheiratet und haben Kinder. Ich habe das Gefühl, ich habe wieder bei null angefangen und bin keinem meiner Ziele näher gekommen.
In letzter Zeit (eigentlich schon seit mind. 1 Jahr, mal mehr, mal weniger) trage ich mich mit dem Gedanken, doch alles hinzuschmeißen und in meine Heimat zurück zu kehren. Das würde das Ende meiner Beziehung (mein Freund möchte nicht dauerthaft in meinem Land leben, das akzeptiere ich so), sehr guten Freundschaften, etc. bedeuten. Wir haben auch ein Haustier hier, das mir sehr viel bedeutet und mir würde die Entscheidung das Herz brechen, meinen Freund und alles „andere“ hier aufzugeben. Andererseits weiß ich einfach nicht, ob ich mich hier dauerhaft, so weit weg von meiner Familie und Heimat, zu Hause fühlen kann? Wäre ich zu Hause (wo ich hoffentlich wieder eine Stelle in meinem Beruf finden würde) glücklicher ohne meinen Freund dafür mit meiner Familie und dem „alten“ Leben? Diese Fragen kann mir natürlich keiner beantworten.
Ich belasse es hier mal mit meinem Roman sonst wird es echt katastrophal lang. Es gibt natürlich noch weitere Baustellen, wie Heimweh, der Versuch Freunden und Familie zu Hause gerecht zu werden, was den Kontakt betrifft, etc., etc.
Ich bin seit knapp einem Jahr bei einer Psychologin, was mir wirklich sehr gut hilft, aber aufgrund meiner Arbeitszeiten ist es auch immer schwieriger Termine zu finden und eine Stunde ist dann auch schnell wieder um.
Tja, was möchte ich eigentlich von euch? Input, sehe ich vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr? Wie geht ihr mit Heimweh/getrennt sein von Familie um? Habt ihr Erfahrung mit drastischen Entscheidungen und den damit einhergehenden Konsequenzen – zB nicht mehr den Beruf ausüben zu können, für den ihr eigentlich brennt? Wie geht ihr damit um? Ich freue mich über jeglichen Input, der mir möglicherweise hilft, eine andere Sichtweise auf mein Leben zu bekommen.
Danke an alle, die sich bis hierher durchgekämpft haben. Ich beantworte Fragen sehr gerne und führe auch noch gerne weiter aus wenn es hilft, einen klareren Blick auf meine Lebenssituation zu bekommen.
Alles Liebe,
manhattan