Das verflixte Trennungsjahr: Fluch oder Segen?

[Benutzer175612 (56)]

Vor einer Scheidung müssen in Deutschland Ehepaare mindestens ein Jahr getrennt leben – das sogenannte Trennungsjahr. Was haltet ihr davon? Habt ihr Erfahrungen damit - eigene oder aus dem Bekanntenkreis?

Gibt es Beispiele dafür, dass sich die Noch-Eheleute während des TJ doch noch anders entschieden haben und zusammen blieben?

Funktioniert ein TJ in der gemeinsamen Whg / dem gemeinsamen Haus? D.h. beide Eheleute entscheiden sich für die Trennung, bleiben aber im gleichen Haus wohnen.

Sind 12 Monate Trennung angemessen, oder denkt ihr, der Gesetzgeber sollte eine kürzere / gar keine Trennungszeit vorschreiben?

 

[Benutzer179302 (30)]

Das ganze Konzept Ehe ist überholt. Es ist ausgerichtet auf Alleinverdiener mit einer Ehefrau mit Kindern daheim. Warum man aber den Eheleuten nicht mal zugesteht, dass sie schon wissen, ob sie sich wirklich scheiden lassen wollen, finde ich ein Unding. Meinetwegen könnte es eine einjährige Frist geben, bis die Ehe nach Antrag (der sofort stellbar ist) geschieden wird, sofern nur ein Ehepartner dem Antrag zustimmt. Nach einem Jahr wird dann trotzdem geschieden.
Auch der Anwaltszwang ist einfach total bescheuert. Wenn man einfach nur geschieden werden will ohne Zugewinnausgleich etc, sollte das meiner Meinung auch nicht vorgeschrieben sein.

Ich hab 6 Monate mit meinem Ex noch zusammen gewohnt, das Trennungsjahr ist nun bald durch und wir werden uns asap danach scheiden lassen. Wir können noch miteinander reden, aber sehen auch keine Notwendigkeit, es unnötig in die Länge zu ziehen. Außerdem will ich seinen Nachnamen möglichst schnell ablegen. Ich hab mit ihm nichts mehr zu tun und daher soll auch sein Name weg.

Edit: Ich kenne niemanden, der seine Beziehung/Ehe retten konnte im Trennungsjahr, auch wenn ich Paare kenne, die es versucht haben. Aber die hätten ja auch ohne den Zwang zum Trennungsjahr nicht sofort den Scheidungsantrag gestellt sondern erstmal abgewartet, ob sie es noch gekittet bekommen.

 

[Benutzer122781]

Was haltet ihr davon?

gar nix. ich empfinde das als bevormundung durch den staat.

Habt ihr Erfahrungen damit - eigene oder aus dem Bekanntenkreis?

nur aus dem bekanntenkreis.

Gibt es Beispiele dafür, dass sich die Noch-Eheleute während des TJ doch noch anders entschieden haben und zusammen blieben?

habe ich noch nie erlebt. ich halte es auch für unwahrscheinlich, dass wenn man einmal soweit ist die scheidung einreichen zu wollen, sich an dieser entscheidung noch etwas ändert.

Funktioniert ein TJ in der gemeinsamen Whg / dem gemeinsamen Haus?

das kommt wohl sehr auf die jeweiligen personen an.

gar keine Trennungszeit vorschreiben

genau das.

 

[Benutzer201076 (29)]

Ich kann da Blaubeerin in allem voll und ganz zustimmen.

In Einzelfällen soll es vielleicht nochmal geklappt haben mit der Ehe bzw. Beziehung während des TJ. Aber weder ich hätte es gewollt, noch kann ich es mir persönlich vorstellen.
Wenn man bereits soweit ist und sich häuslich bspw. trennt, welchen Grund soll es dann geben, dass es auf ein Neues noch einmal klappt?

Un auch bei der Anwaltsfrage Pflichten ich Blaubeerin bei.

 

[Benutzer27534 (35)]

Ich halte davon zwar auch nicht so viel, kenne aber ein Paar, dass in der Zeit wieder zueinander gefunden hat. Trotz kurzer intensiver Beziehungen mit anderen Personen.
Eigentlich war auch schon alles fix, nach der Annäherung wurde die Scheidung dann erstmal auf Eis gelegt und dann auch abgeblasen.
Die haben die Gründe aber auch aufgearbeitet und führen jetzt definitiv eine reifere Beziehung, sind aber beide von einer definitiven Trennung ausgegangen und hatten das eigentlich echt schnell angeleiert.

 

[Benutzer]

Habt ihr Erfahrungen damit - eigene oder aus dem Bekanntenkreis?

Ich kann da nur bedingt - wenn überhaupt - hilfreich sein, weil ich war und bin bisher nur einmal verheiratet und es gab zwei temporäre Trennungen in denen ich dann alleinerziehender Vater war.

Ganz ehrlich?

Für mich wäre es damals (!) einfacher gewesen, wenn es das vorgeschriebene Trennungsjahr nicht gegeben hätte.
Mir war nach vier Wochen klar, daß ich einen Schlußstrich brauche und zwar schnell.

Zu unserem Glück muss man fast sagen, war das damals und ist heute auch nicht möglich, weil wir stärker als je zuvor aus der ganzen Krise rausgekommen sind, aber damals dachte ich noch sehr impulsiv und ein wenig unreflektiert.

Demnach, aber das ist ausschließlich meine Meinung:
Einerseits kann es sinnvoll sein, eine Trennung noch einmal zu überdenken.
Andereseits hindert es jene, die mit allem durch sind daran, endlich einen Schlußstrich zu ziehen.

Wie gesagt, ich kann nur meine eigenen Erfahrungen beitragen.

 

[Benutzer189381]

Ich finde das vorgeschriebene Trennungsjahr gut.

Ich finde 12 Monate nicht zu lange. Die Behörden waren ohne 12 Monate auch nicht schneller.

 

[Benutzer83901 (39)]

Ich halte das für Unsinn und bin froh, dass es das bei uns nicht gibt.

Ich kenne auch niemanden, bei dem das Trennungsjahr zur Rettung der Ehe geführt hat; geschieden wurde trotzdem.

 

[Benutzer197875]

Meiner Meinung nach ist das Trennungsjahr auch absolut unsinnig. Habe das auch schon einmal hinter mir.
Meine Ex-Frau hatte sehr kurz nach unserer Trennung einen neuen Partner gefunden und wurde von ihm schwanger. Der errechnete Entbindungstermin war ca. 2 Wochen später, als unser Trennungsjahr endete und wir endlich geschieden werden konnten. Wäre das Kind vor unserer Scheidung auf die Welt gekommen, wäre ich erst mal als Vater eingetragen worden Vorziehen ging nicht, also war es ein "bitte, bitte, bitte komm nicht früher auf die Welt".

 

[Benutzer]

Ich halte das für Unsinn und bin froh, dass es das bei uns nicht gibt.

Off-Topic:
Wo wäre "bei uns"? Hier in Österreich gibt es das auch.

 

[Benutzer13901 (49)]

Hab etliche scheidungsanträge zurück nehmen müssen weil sie wieder zusammen fanden

 

[Benutzer175612 (56)]

Hab etliche scheidungsanträge zurück nehmen müssen weil sie wieder zusammen fanden

1. Heißt, du bist ein Rechtsanwalt?
2. Die Aussage verstehe ich nicht. Einen Scheidungsantrag stellt man doch erst gegen Ende vom Trennungsjahr, frühestens so etwa 10 Monate nach dem TJ-Beginn. Wenn ein Ehepaar nun den Scheidungsantrag zurücknimmt, dann würde es ja bedeuten, dass die Leute sich nach 10 Monaten vom TJ immer noch scheiden lassen wollten, danach aber wieder zueinander fanden? Klingt irgendwie absurd. Welchen Gedankenfehler mache ich?

 

[Benutzer83901 (39)]

Off-Topic:

Wo wäre "bei uns"? Hier in Österreich gibt es das auch.

Schweden.
Es gibt eine 6-monatige „Bedenkzeit“, falls einer oder beide sich mit der Scheidung nicht sicher sind. Oder falls Kinder unter 16 Jahren im Haushalt leben. Man kann aber trotzdem sofort getrennte Wege gehen und ausziehen, zusammen leben muss man nicht mehr. Die Scheidung wird einfach nur noch nicht sofort rechtskräftig.

 

[Benutzer171320]

Ich habe nicht abgestimmt, da es sowas in der CH nur gibt, wenn die Partner nicht gleiche Meinung sind. Sprich - eine Person will scheiden, die andere will nicht.

Ich empfinde es als komplett überholt und kann das - wie auch die Klärung der Schuldfrage - bei einer Scheidung unnötig. Ich bin sehr froh, dass das in der CH nicht so ist. England muss immer noch einen "Grund" finden - weil, wir haben uns auseinander gelebt - ist kein Grund. Der Schuldige steht grundsätzlich schlechter da und somit bekriegen sich die Partner über Monate um herauszufinden, wer mehr Schuld hat.
Die einzigen die daran verdienen sind die Anwälte.
Kompletter Käse - beide für mich.

 

[Benutzer186405 (53)]

Was ich tatsächlich einen Aufreger finde, das ist, dass es drei Jahre sind, falls nur einer die Scheidung will

 

[Benutzer197296]

Ich befinde mich am Ende des Trennungsjahres und empfinde es als sehr belastend. Eigentlich passiert kaum etwas, aber ich würde das trotzdem gerne endlich hinter mir lassen können..

 

[Benutzer83901 (39)]

Was ich tatsächlich einen Aufreger finde, das ist, dass es drei Jahre sind, falls nur einer die Scheidung will

Puh. Das halte ich für unzumutbar.

 

[Benutzer96053]

Man kann aber trotzdem sofort getrennte Wege gehen und ausziehen, zusammen leben muss man nicht mehr.

Das ist aber in Deutschland auch so. Niemand zwingt einen, im selben Haushalt zu leben, bzw. wenn man in derselben Wohnung leben will, muss es da klare Trennungen von Tisch und Bett geben.

 

[Benutzer175612 (56)]

dass es drei Jahre sind, falls nur einer die Scheidung will

Danke für die Info, war mir neu. Unter trennung.de heißt es:

Eine Ehe ist in Deutschland eine Institution. Sie ist auf Dauer angelegt und kann nicht einfach von einem Tag auf den nächsten beendet werden. Durch das Trennungsjahr sollen die Ehepartner nachweisen, dass ihre Ehe wirklich gescheitert ist und sich auch nicht wiederherstellen lässt. Es ist eine Trennung auf Probe, die Ehegatten sollen sicher sein, dass sie die Scheidung auch wirklich wollen und ihre Ehe nicht allzu voreilig beenden. Erst wenn das Paar ein Jahr getrennt von „Tisch und Bett" lebt, geht das Familiengericht davon aus, dass die eheliche Gemeinschaft tatsächlich zerrüttet und die Lebensgemeinschaft vollständig beendet ist. Trägt einer der Ehepartner jedoch Tatsachen vor, die zeigen, dass die Lebensgemeinschaft nicht getrennt ist oder dass eine Versöhnung tatsächlich möglich ist, kann sich die Trennungszeit auf bis zu drei Jahre verlängern. Spätestens nach drei Jahren in Trennung kann die Scheidung auch gegen den Willen des Partners vom Gericht bewilligt werden.

Danke für alle Beiträge und die Teilnahme an der Umfrage.