Das wars dann ...

Q
Benutzer223231  (55) Ist noch neu hier
  • #1
hi,
ich wollte mal meine Gedanken zu meinem Problem zum Ausdruck bringen und frag mal in die Runde, was zu tun wäre :smile: Ich kann meinen Frust leider
mit niemandem besprechen, daher wende ich mich mal vertrauensvoll ans Forum!

Ich bin 55 Jahre alt, meine Frau 59, bin verheiratet seit 19 Jahren, kinderlos und rutsche immer weiter in die Krise. Kurzum: meine Frau will schon lange keinen Sex mehr, ich aber schon. Bin frustriert.

Zur Vorgeschichte: das Sexthema war mir schon immer wichtig, ihr halt leider nicht so. Anfangs wars echt in Ordnung, wurde aber im Laufe der Zeit klarerweise immer weniger. Wichtig zu sagen ist: Die Ehe läuft sehr gut, wir vertrauen einander, einer schaut auf den anderen, sie ist verlässlich und alles. Ich kann in dieser Beziehung nicht klagen - und genau das macht es so schwer, über Trennung nachzudenken. Und überhaupt in meinem schon gehobenen Alter :-(

Ich hab alles mir mögliche versucht, mit reden, ohne reden. Vorschläge zu machen, die sie nicht annehmen wollte/konnte. Auf die Nachfrage, was sie denn jetzt gerne so hätte, kam nie eine Antwort (sie weiss es anscheinend selbst nicht). Die letzten Jahre hat es sich so abgespielt, dass wenn ich Lust hatte, ich dahergekommen bin und halt den Sex vorsichtig eingefordert habe. Bis zum Zeitpunkt an dem ich merkte, sie macht es nur mehr für mich. Also hatte ich mich zurückgenommen und gewartet, bis sie mal die Initiative ergreift ... das liegt nun schon mehr als ein Jahr zurück :-( Für sie dürfte es kein Problem darzustellen, keinen Sex zu haben. Zumindest nicht mit mir!

Um mal deutlicher zu werden und das Kind beim Namen zu nennen (hoffe, das darf man in diesem Forum): Was die Sexvarianten betrifft: Übrig geblieben ist nur mehr die Variante des "Power Pettings" (wie ich es halt nenne). Kein Geschlechtsverkehr (Penetration) seit 6 Jahren, kein oraler Sex beiderseitig - nur mehr sozusagen Handjob. Und das ca. 5-6 mal im Jahr. Ich gebe zu, ich onaniere da viel mehr :smile:

Zusammengefasst: Ich führe eigentlich eine Bruder/Schwester-Wohngemeinschaft. Und es raubt mir langsam den Schlaf. Therapie kommt für sie auf keinen Fall in Frage (hat sie mal vor Jahren entrüstet von sich gewiesen), ändern tut sich so aber auch nichts. Seitensprung ist für mich noch kein Thema, aber mit rund 55 Jahren (eigentlich schon Jahre länger) die Aussicht zu haben, nie wieder Sex zu haben mit meiner / mit einer Frau ... das schafft mich!

Ich hoffe, ich konnte einen Eindruck der Situation vermitteln - bin gespannt auf etwaige Kommentare,
Schon mal herzlichen Dank dafür!

cu
quest
 
U
Benutzer222092  Ist noch neu hier
  • #2
Sag Ihr offen, aber nett, Du suchst Dir jetzt eine Affäre.
Nimm ihre Antwort ernst, weiche von Deinem Entschluss aber nicht ab.
 
Nevery
Benutzer72433  Planet-Liebe ist Startseite
  • #3
Auf die Nachfrage, was sie denn jetzt gerne so hätte, kam nie eine Antwort (sie weiss es anscheinend selbst nicht).
Hätte sie - ausgehend von dem, wie sie ist, und dem, wie Du bist - denn klar sagen können "Danke, aber nein Danke, an Sex hab ich echt kein Interesse mehr" - auch ohne Furcht Dich damit direkt zu verlieren?

Deine Frau dürfte mit den Wechseljahren durch sein, d.h. hormonell gibt's da schlicht kein Verlangen mehr nach Sex. Das ist auf der einen Seite psychisch, da ist kein Wunsch mehr danach, auf der anderen körperlich, die Frau wird nicht mehr feucht, Penetration bedeutet Schmerz, bedeutet Verletzungen, bedeutet - spätestens wenn basisches Sperma ins Spiel kommt - ein hohes Risiko auf Infektionen. Damit einhergehend nicht endende Schmerzen, Juckreiz... ist nichts was man haben möchte.

Ich schreibe das so ansatzweise ausführlich, weil ich Deinem Text nicht entnehmen konnte, das auch nur grob zu wissen.
 
Geo3412
Benutzer175723  (30) Meistens hier zu finden
  • #4
F
Benutzer205991  (65) Öfter im Forum
  • #5
Das schaut ein wenig nach Frust durch Wechseljahre aus; da geb ich der Vortednerin recht.
Aber dem Problem lässt sich auch konstruktiv begegnen
 
Anna1309
Benutzer166007  Sehr bekannt hier
  • #6
Therapie kommt für sie auf keinen Fall in Frage (hat sie mal vor Jahren entrüstet von sich gewiesen),
Joa, vor Jahren. :smile:

Hast du es dann mal wieder in letzter Zeit angebracht, dass du das Gefühl hast, dass eure Beziehung stagniert und du dir wieder mehr Lebendigkeit wünschen würdest? Ansonsten kannst du auch alleine eine anfangen. Du bist ja Teil des Systems namens Partnerschaft und hast damit auch immer indirekt Einfluss auf den anderen.

Denn dieses "am anderen herumzerren" bringt in der Regel nichts außer, dass er/sie in den Widerstand innerlich geht. Weil er will sich denn schon zu etwas nötigen lassen?

Ansonsten sind deine Herangehensweisen nicht wirklich zielführend. Wenn du keine Lust auf Sport hast, bekommst du dann welchen, wenn dein Arzt mit dir darüber spricht, dass es wichtig wäre in deinem Alter welchen zu machen? Wahrscheinlich nicht....

Du gehst die Sache rational an, aber Leidenschaft ist keine rationale Angelegenheit und vor allem keine, die du external an jemanden herantragen kannst.

Wenn der Fokus nie darauf lag, dann ist sie die Beziehung wahrscheinlich auch nicht mit dir eingegangen, weil sie so scharf auf dich war/ist. Menschen gehen ja aus unterschiedlichsten Motiven heraus Beziehungen ein. Manchen ist z.B. Sicherheit super wichtig und dann suchen sie sich jemanden, der primär diesen Aspekt bedient.

Die Frage wäre, ob ihr beide offen und ungefiltert miteinander sprechen könnt - und nicht über Sex, sondern über euch und eure Beziehung. Ihr habt ja auch schon ein gewisses Alter erreicht und da könnte man auch mal Resümee ziehen. Seid ihr glücklich darüber, wie sich euer Leben entwickelt hat? Würdet ihr etwas anders machen, wenn ihr die Zeit zurückdrehen könntet? Wohin soll es für euch beide noch gehen? Was möchtet ihr noch gemeinsam erleben, bevor ihr stirbt?

Schiebe mal das Sex Thema kurz zur Seite und kümmere dich darum, wieder eine tiefere Verbindung zu deiner Frau aufzubauen.
 
Avalona
Benutzer219191  (50) Klickt sich gerne rein
  • #7
Wichtig zu sagen ist: Die Ehe läuft sehr gut, wir vertrauen einander, einer schaut auf den anderen, sie ist verlässlich und alles. Ich kann in dieser Beziehung nicht klagen - und genau das macht es so schwer, über Trennung nachzudenken. Und überhaupt in meinem schon gehobenen Alter :-(
Turtelt ihr eigentlich noch? Mal rumalbern im Alltag? Ihr seid vertraut miteinander, aber seid ihr auch noch Komplizen? Habt ihr noch Spaß miteinander, könnt rumbusseln und knutschen? Ist das eher sachlich freundlich miteinander oder gibts da noch tiefe Blicke in die Augen, auch nach all der Zeit? Und ein Lächeln, das den anderen als Mann und Frau erkennt?
 
Q
Benutzer223231  (55) Ist noch neu hier
  • Themenstarter
  • #8
... die Frau wird nicht mehr feucht, Penetration bedeutet Schmerz, bedeutet Verletzungen, bedeutet - spätestens wenn basisches Sperma ins Spiel kommt - ein hohes Risiko auf Infektionen. Damit einhergehend nicht endende Schmerzen, Juckreiz... ist nichts was man haben möchte.
ja, genau dieses Problem liegt vor. Ich hab auch verschiedene Gleitgels besorgt - sie kamen aber nie zum Einsatz. 2 von den Gels sind schon abgelaufen (das sagt ja auch schon alles) ohne sie auch nur einmal benutzt zu haben ... es kam seitdem nicht mehr zum Sex :-(

und sorry, ich hab versucht, mich mit den Beschreibungen kurz zu fassen, sonst hätte ich 3 Forumsseiten gebraucht :smile:
 
Q
Benutzer223231  (55) Ist noch neu hier
  • Themenstarter
  • #9
Bist du sicher dass sie auch auf dich schaut und deine Bedürfnisse ernst nimmt? Deine sexuellen Bedürfnisse?
Ich meinte damit ja, in allen anderen Belangen des täglichen Lebens stimmt das schon. Wir achten einander, man verlässt sich blind auf den anderen, es haut wirklich sehr gut hin!
nur die Abteillung SEX ist für sie mittlerweile tabu. Sie bringt auch nie das Gespräch drauf oder macht Anstalten, Sex zu wollen. Wir drücken uns und umarmen uns - soweit sogut. Aber mehr wird nicht mehr draus. Das zermürbt ja.

Meine sexuellen Bedürfnisse hab ich ihr schon dargelegt (teilweise öfters in den letzten 19 Jahren). Sie weiss was ich mag, sie tut es nur nicht. Und ich meine hier keine absonderlichen Spielarten oder irgendwas völlig abgedrehtes.
Ich hab auch immer versucht rauszubekommen, was sie mag - hat damals teilweise geklappt (machen und schauen obs ihr gefällt), heute denke ich, sie hats nur wegen mir zugelassen ... und die Erkenntnis zermürbt mich um so mehr
 
Zuletzt bearbeitet:
Q
Benutzer223231  (55) Ist noch neu hier
  • Themenstarter
  • #10
Stimmt. Ist schon einige Zeit her!
Hast du es dann mal wieder in letzter Zeit angebracht, dass du das Gefühl hast, dass eure Beziehung stagniert und du dir wieder mehr Lebendigkeit wünschen würdest? Ansonsten kannst du auch alleine eine anfangen. Du bist ja Teil des Systems namens Partnerschaft und hast damit auch immer indirekt Einfluss auf den anderen.
Da liegt ja auch das Problem: wir unternehmen viel, machen gemeinsam Sport, sind unterwegs, machen lange Urlaube ... Die Beziehung stagniert aus meiner Sicht nur in einem Punkt: dem Sex
Denn dieses "am anderen herumzerren" bringt in der Regel nichts außer, dass er/sie in den Widerstand innerlich geht. Weil er will sich denn schon zu etwas nötigen lassen?
das hast recht, das geht nicht. Daher hab ich immer wieder mal der Sache freien Lauf gegeben und geschaut, ob sie die Initiative ergreift ... naja hat sie leider nicht
Wenn der Fokus nie darauf lag, dann ist sie die Beziehung wahrscheinlich auch nicht mit dir eingegangen, weil sie so scharf auf dich war/ist. Menschen gehen ja aus unterschiedlichsten Motiven heraus Beziehungen ein. Manchen ist z.B. Sicherheit super wichtig und dann suchen sie sich jemanden, der primär diesen Aspekt bedient.
Ganz ehrlich, die Beziehung ist sie mit mir damals eingegangen, weil ich sie anständig behandelt habe, ihr Freiraum gelassen habe, für sie da war und mich um sie bemüht habe. Ich hab ihr halt die Sicherheit und Verlässlichkeit gegeben, die sie in den Vorbeziehungen nicht hatte. Der Sex kam damals von allein. Nicht viel, aber OK damals. Leider ist er weniger geworden bis zum Stillstand. Die Beziehung zwischen uns läuft ja nicht schlecht, da kann ich mich nicht beklagen.
Die Frage wäre, ob ihr beide offen und ungefiltert miteinander sprechen könnt - und nicht über Sex, sondern über euch und eure Beziehung. Ihr habt ja auch schon ein gewisses Alter erreicht und da könnte man auch mal Resümee ziehen. Seid ihr glücklich darüber, wie sich euer Leben entwickelt hat? Würdet ihr etwas anders machen, wenn ihr die Zeit zurückdrehen könntet? Wohin soll es für euch beide noch gehen? Was möchtet ihr noch gemeinsam erleben, bevor ihr stirbt?
Ja, wir reden SEHR offen miteinander, über alle Themen die so anstehen. Wirklich sehr offen! Nur das Thema Sex wird abgeblockt und tabuisiert von ihr. Sie sieht da kein Problem ... Und zu oft anschneiden mag ich das Thema auch nicht, denn dann wirds (wie du oben schreibst) ein Herumgezerre. verzwickt!
Schiebe mal das Sex Thema kurz zur Seite und kümmere dich darum, wieder eine tiefere Verbindung zu deiner Frau aufzubauen.
Ich behaupte mal, wir haben eine tiefe Beziehung miteinander - ausgenommen der Sex.
Vielleicht sehe ich das auch einfach zu einseitig, falsch oder unausgewogen. Aber unsere Beziehung passt für mich ansonsten. Ich möchte niemand anderen, ich möchte meine Frau! Ich finde sie auch neute noch höchst attraktiv und bin nicht an anderen Frauen interessiert.
 
Zuletzt bearbeitet:
Q
Benutzer223231  (55) Ist noch neu hier
  • Themenstarter
  • #11
Q
Benutzer223231  (55) Ist noch neu hier
  • Themenstarter
  • #12
Turtelt ihr eigentlich noch? Mal rumalbern im Alltag? Ihr seid vertraut miteinander, aber seid ihr auch noch Komplizen? Habt ihr noch Spaß miteinander, könnt rumbusseln und knutschen? Ist das eher sachlich freundlich miteinander oder gibts da noch tiefe Blicke in die Augen, auch nach all der Zeit? Und ein Lächeln, das den anderen als Mann und Frau erkennt?
Ich versuche ehrlich zu antworten und hoffe, es kommt nicht überheblich rüber:
Wir lachen viel, wir knutschen wenig, eher rumbusseln. Ich kann sie immer noch überraschen mit allem Möglichen und kann sie heute noch verblüffen :smile: Ich weiss ja wie sie tickt und beobachte das auch aufmerksam. Wir sind ein eingespieltes Team und ich kann sie auch heftig verarschen - was zu lautem Gelächter führt :smile: ich sag ja, wir sind ein gutes Team - ein Team ohne Sex. Das bricht mich langsam.
 
Q
Benutzer223231  (55) Ist noch neu hier
  • Themenstarter
  • #13
Mal generell einen herzlichen Dank an alle, die mir bisher geantwortet haben. Das eröffnet neue Perspektiven für mich und regt an, weiter und genauer nachzudenken :smile:
 
Geo3412
Benutzer175723  (30) Meistens hier zu finden
  • #14
Ich meinte damit ja, in allen anderen Belangen des täglichen Lebens stimmt das schon.
Das heißt bei ihr werden alle Bedürfnisse erfüllt und bei dir nicht alle? Findest du dieses Ungleichgewicht gerecht? Wie findet sie das Ungleichgewicht?
 
S
Benutzer222465  (52) Ist noch neu hier
  • #15
Du bist in dieser Situation nicht gerade zu beneiden. Ich verstehe dein Dilemma. Du liebst deine Frau und eure Beziehung ist soweit fast perfekt, bis auf den Sex, den sie nicht mehr will und wofür sie sicher ihre Gründe hat. Nun ist es ja so, dass zum Sex bekanntlich mindestens immer zwei gehören. Und beide müssen gleichzeitig ein Lustempfinden verspüren. Das ist bei euch nur noch einseitig der Fall. Du leidest darunter, das geht zumindest aus deinen Zeilen hervor. Ich sehe eigentlich kaum eine andere Möglichkeit, als dann wirklich einmal die Karten offen auf den Tisch zu legen. Deine Frau sollte dann dir zuliebe über ihren Schatten springen und wenigstens über dieses Thema mit dir sprechen, da es dich belastet. Das würde ich auch offen so kommunizieren. Vielleicht hilft es ihr oder bestenfalls auch euch beiden, wenn sie den Grund für sich erforscht und benennt, warum sie keinen Sex mehr will. Denn nur wenn ein Problem bekannt ist und man miteinander darüber spricht, kann man versuchen, daran zu arbeiten und Lösungen herbeizuführen.
In diesem Sinne solltet ihr wirklich BEIDE versuchen, offen über dieses Thema zu sprechen. Ich bin überzeugt, du bist nicht der Einzige, dem es so ergeht. Für manche Männer mag es in so einem Fall eine Erleichterung sein, wenn er hin und wieder zu einer Prostituierten geht - vielleicht ja auch mit Kenntnis und Einverständnis der Ehefrau. Diesen Punkt solltet ihr allerdings auch besprechen und natürlich musst du in erster Linie für dich entscheiden, ob es für dich ein möglicher Weg ist.
 
Manche Beiträge sind ausgeblendet. Bitte logge Dich ein, um alle Beiträge in diesem Thema anzuzeigen.
Nevery
Benutzer72433  Planet-Liebe ist Startseite
  • #24
ja, genau dieses Problem liegt vor. Ich hab auch verschiedene Gleitgels besorgt - sie kamen aber nie zum Einsatz. 2 von den Gels sind schon abgelaufen (das sagt ja auch schon alles) ohne sie auch nur einmal benutzt zu haben ... es kam seitdem nicht mehr zum Sex :-(
Das Problem ist halt, die Feuchtigkeit ist nur ein (kleiner) Teil bei der Sache, bloß der, den man am besten objektiv betrachten kann. Rein körperlich ist Erregung schon notwendig, damit die Schleimhäute besser durchblutet werden, dehnbarer werden, Sex überhaupt ohne Mikroverletzungen möglich ist - und dass letztere sowohl weh tun als auch wieder das Risiko von vaginalen Infektionen erhöhen sollte klar sein.

Wenn sie keine Lust mehr auf Sex hat - und das ist, wie gesagt, absolut erwartbar von der Hormonlage her und die Bestätigung hast Du ja auch - gibt es keine Erregung. Sprich, selbst mit Gleitgel wäre schon auf der rein physischen Ebene Sex vermutlich nicht schmerzfrei möglich, von "Spaß daran" ganz zu schweigen. Dazu kommt noch die psychische, die genauso relevant ist, und da ist es bei verstorbener Libido eben so, dass man keinen Sex will. Nicht im Sinne von "kann man machen, muss man aber nicht", sondern im Sinne von "auf garkeinen Fall!". Wenn Du dann mit Gleitgel kommst kann das, auch unbewusst, etwas im Sinne von "er will meinen Körper benutzbar machen obwohl ich nicht will dass er ihn benutzt" auslösen, und vielleicht kannst Du Dir ansatzweise vorstellen wie negativ sich das auswirkt. Also, versteh das nicht als Vorwurf, ich bin mir sicher dass Du es gut gemeint hast, ich schreibe das nur für Dein Verständnis der Situation.

Ich hab den Spaß halt mit hormoneller Verhütung über ein Jahrzehnt durch, und in diesem Zustand ist es nichtmal erstrebenswert, überhaupt wieder eine Libido zu haben, man will einfach mit diesem scheiss Thema in Ruhe gelassen werden, Sex ist ekelhaft und widerstrebt einem komplett, und man kann sich auch nicht vorstellen dass man das jemals wieder anders sehen könnte. Mir war schon irgendwie klar dass das vermutlich wegen der Pille so war, mir war auch klar dass das der Partnerschaft absolut nicht gut tat, aber allein die Vorstellung Lust auf Sex haben zu können war in dem Zustand so schlimm, dass "Pille absetzen" absolut keine Option war. Natürlich habe ich die nicht mehr wegen Verhütung genommen, aber keine schmerzhafte Menstruation zu haben war gut. Abgesetzt habe ich sie dann, weil ich mit Anfang 30 in die Wechseljahr kam (Pille ohne Östrogen) und mir die damit einhergehenden körperlichen und gesundheitlichen Probleme dann Anlass genug waren.

Heute ist das nurnoch eine scheussliche Erinnerung, aber meine Abneigung gegen Sex war so extrem, dass sich das tief eingeprägt hat - und das alles nur wegen Hormonen. Wegen genau dem, was auch im Körper Deiner Frau passiert (ist). Bei mir war es halt reversibel, wenige Wochen nachdem ich die Pille abgesetzt hab war meine Libido wieder voll da, das wird bei ihr nicht passieren.

Worauf ich hinaus will, es ist vermutlich genauso absurd zu erwarten dass Deine Frau Lust auf Sex hat wie, dass Du keine Lust auf Sex hast. Du kannst sie nicht abschalten, sie kann sie nicht anschalten. Das passiert vielen Frauen mit den hormonellen Umstellungen im höheren Alter. Dass Dich das frustriert ist verständlich, für sie ist der Leidensdruck auch nicht ohne - sie weiß ja was Du willst, aber sie kann es Dir nicht geben - und die Angst dass Du es dann woanders holst wird vorhanden sein. Den Körper aber trotz dieser Abneigung für eine sexuelle Benutzung zur Verfügung zu stellen fühlt sich wie eine Vergewaltigung an, und wenn Du dieses Angebot annehmen würdest und dabei auch noch Lust empfändest... ich muss das nicht weiter ausformulieren, oder?

Eine Lösung ist das leider nicht, aber vielleicht hilft es Dir, ihre Situation etwas besser zu verstehen.
Für sie scheints zu passen
Das ist nämlich in der Situation keineswegs so. Man wäre absolut glücklich damit, keine Libido zu haben, wäre da nicht der Partner, der Sex möchte, der leidet (und man möchte nicht dass er leidet!), der einem den Wunsch nach Sex anträgt (den man nicht erfüllen kann), die permanente Angst vor einer solchen Situation in der man wieder abweisen muss (nein, es gibt keine andere Option), die Hilflosigkeit, die Wut, die Verzweiflung, das Wissen nicht zu genügen... ich würde soweit gehen zu behaupten, dass das zwar ein anderes, aber mindestens so intensives Leid ist wie das, das Du empfindest.
 
R
Benutzer192305  Öfter im Forum
  • #35
Keine schöne Situation :frown: und auch keine mir persönlich unbekannte, ich war schon auf der einen und der anderen Seite. Hier wurden ja schon viele Mutmaßungen geäußert, woran es liegen könnte. Wissen tun wir es ja alle nicht, es spricht möglicherweise jeden hier etwas Anderes an, je nach eigener Betroffenheit/Erfahrung.

Müsste ich mutmaßen, würde ich darauf tippen, dass sie sich aktiv nie damit auseinander gesetzt hat, was sie braucht und wie sie ein gutes Gefühl für ihren Körper entwickelt. Dann hat sie vielleicht einfach nur mitgemacht, aber nie so ganz aus vollem Herzen..... und irgendwann nicht mal mehr aus halbem.
Was du tun kannst? Ich bin immer fürs Reden, sich Mit-Teilen, erst recht in einer lohnenswerten Partnerschaft. Ehrlich zu dir selbst sein.... wie fühlst du dich? Was wären für dich gangbare Möglichkeiten? Einige wurden ja schon genannt.
Und dann das Gespräch mit ihr suchen, ergebnisoffen und in entspannter Atmosphäre. Nicht direkt eine Lösung fordern und auch nicht anbieten. Aber ich würde zu mir stehen und zu meinem Bedürfnis! Schweige es nicht länger weg, ansonsten läuft die vermeintliche Harmonie zu deinen Lasten und ist damit schlussendlich keine...
 
R
Benutzer193222  (40) Verbringt hier viel Zeit
  • #39
Ich denke, du wirst da nicht drumherum kommen mit ihr ganz offen und ehrlich zu sprechen. Es gibt hier ja mehrmals die Woche Threads über genau das Thema, schau da mal rein. Da sind teilweise Beiträge über Paare die es da wieder raus geschafft haben und auch wie. Ich meine, da bei euch der Sex ja noch nie richtig passend war, könnte es nach all den Jahren knifflig werden! Aber es ist Zeit ihr wirklich offen darzulegen, dass du leidest und auch nur mit ihr gerne wieder mehr Sex möchtest. Und noch wichtiger, dass du daran interessiert bist mit ihr gemeinsam herauszufinden was das Problem ist und du es auch gemeinsam lösen möchtest. Es geht hier ja nicht mehr nur um Praktiken.
 
Diania
Benutzer186405  (53) Sehr bekannt hier
  • #94
weiss nicht ob ich deine Frage richtig verstehe. Du meinst im Bezug darauf, dass auch ich ein Recht auf meinen Sex habe?
Wenn du das meinst: Sie sieht es irgendwie nicht so, als wenn einer was darf, der andere was darf und einer nicht und einer schon ...
Sie denkt, es ist OK so und wäre empört, wenn ich fremdgehen würde .... sag du mir wie ich das deuten soll?

Es ging hier mehrfach um das Gespräch (erneut) suchen.
Konkret hatte ich mich bezogen auf:
"Was du aber meines Erachtens sehr wohl einfordern kannst, ist ein Gespräch darüber, dass du gerne Sex hättest.
Es ist legitim, diesen Wunsch zu haben"

und gefragt ob da überhaupt eine Unklarheit besteht. So ein Gespräch macht natürlich schon sehr viel Sinn, wenn deine Frau nicht weiß, dass du leidest und Sex möchtest, wenn das jedoch längst ausdiskutiert ist, dann bräuchte es, so finde ich, schon neue Inhalte.


Irgendein Wert, denn du genau wissen willst?
Ja sicher. Für den Anfang Vitamin D, Magnesium, Vitamin B12 und die SD-Werte. Diese sind nämlich (maximal der TSH Wert) im
nicht drin.


Deshalb habe ich dir so eindringlich zwei meiner persönlichen Erfahrungen geschildert, damit du das ernst nimmst und nicht mit Standard Routine Checkups beim Hausarzt erledigt siehst. Für solche Untersuchungen muss man zum Endokrinologen.
 
C
Benutzer205898  (42) Sorgt für Gesprächsstoff
  • #107
Der Thread hat in mir einige Dinge wieder hochgeholt - ich habe auch schon mal einen ähnlichen verfasst. Inzwischen lebe ich ca. 10 Jahre in einer ähnlichen Situation wie der TS, mit dem wichtigen Unterschied, dass meine Frau doch noch ab und zu Lust hat. Wenn ich Glück habe, klappt es einmal im Monat. Lange Zeit gab es aber auch gar keinen Sex.

Die Beiträge von Nevery haben tatsächlich meine Perspektive etwas verändert und für etwas mehr Verständnis für die Situation des Partners ohne Libido gesorgt. Ich muss aber auch Daylight zustimmen: Für mich ist Sex ein Weg, eine tiefe Verbindung mit meiner Frau herzustellen. Und ich glaube, das ist er für die meisten Männer. Auch wir wollen uns in einer Beziehung geliebt fühlen. „Leider" klappt das bei den meisten Männern über körperliche Nähe. Und die wollen wir natürlich zu der Frau haben, die wir lieben. Und eben nicht zu einer F+, einer Masseurin oder einer Prostituierten. Natürlich schließt das keinen Sex ein, zu dem die Partnerin keine Lust hat. Sobald man das merkt, macht es ohnehin keinen Spaß.

Für mich war es sehr schwer zu akzeptieren, keinen Sex zu haben, weil es sich so anfühlt, als sei die „Entscheidung" quasi einseitig getroffen worden. Die Partnerin hat keine Lust mehr auf Sex, also darf man auch keinen mehr haben, denn das wäre ja Betrug. Ich habe mal einen Artikel gelesen, der zwei sehr gute Vergleiche genutzt hat: Stellt euch vor, euer bisher einfühlsamer Mann redet immer weniger gerne mit euch über eure Gefühle, Nöte, Ängste, Probleme, Ansichten und Meinungen. Anfangs macht er es noch, manchmal widerwillig. Schließlich gar nicht mehr. Ihr dürft aber auch mit niemand anderem reden, denn das wäre ja Betrug am Partner. Der Vergleich hinkt etwas, weil das hier tatsächlich eine Entscheidung ist, die man treffen könnte. Aber so fühlt es sich an.

Der zweite Vergleich ist zum Thema Selbst"befriedigung": Auch wir Männer wünschen uns beim Sex ein Sternemenü. Die nicht vorhandene Libido der Partnerin zwingt uns allerdings, uns manchmal heimlich eine Reiswaffel einzuverleiben. Die ist aber leider ohne wirklichen Geschmack und hält nicht lange satt. Da bringt es auch wenig, mal ein bisschen Nutella draufzuschmieren.

Insgesamt ist das für uns (einfühlsame) Männer also auch eine unheimlich frustrierende Situation. Man fühlt sich komplett machtlos, denn man kann genau nichts tun. All die Gespräche, die (noch weiter) gesteigerte Hilfe im Haushalt und mit den Kindern, die Date-Nights und auch das Lockerlassen haben einfach nichts gebracht. Und man hat das Gefühl, dass die Frau glücklich ist, wenn man sie mit dem Thema in Ruhe lässt. Dass sie offensichtlich nicht einmal ihrem Mann zuliebe bereit ist, zu beginnen an einer Änderung zu arbeiten, setzt ja dem ganzen nur noch die Krone auf…
 
Manche Beiträge sind ausgeblendet. Bitte logge Dich ein, um alle Beiträge in diesem Thema anzuzeigen.
fox79
Benutzer204515  (46) Verbringt hier viel Zeit
  • #154
kein Problem, auch wenn ich nur mitlese, gewinne ich daraus auch meine Erkenntnisse.
Die Erkenntnis, dass ich mit diesem Problem wahrlich nicht alleine bin und wie andere damit umgehen ...
Nein, du bist wahrlich nicht allein. Das Problem kommt auf vielen verschiedenen Wegen daher.

Bei dir / euch sieht es halt nach einer rein biologischen Ursache aus, was es für dich (so zumindest meine Annahme) noch schwieriger macht.

Du hast deine Bedürfnisse, sie nicht und Reden wird nichts ändern, egal wie gutwillig sie ist. Vielleicht gibt es eine medizinische Lösung? Bin ich aber wirklich kein experte für, das wissen andere hier um Welten besser.

Jetzt ist also die Frage ob ihr zusammen eine Lösung findet mit der ihr beide zufrieden sein könnt.
So wie ich eure jeweiligen Standpunkte verstehe ist das schwierig, oder? Daher solltet ihr euch mal ein paar Stunden mit einem Paartherapeuten gönnen. Einfach fürs gegenseitige Verständnis und damit ihr herausfinden könnt ob und wie eine gemeinsame Lösung aussehen könnte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Diania
Benutzer186405  (53) Sehr bekannt hier
  • #213
Eben, ich kann das auch verstehen, dass es als Mitleid angesehen wird, weil die Meinung dazu erst mal wohl landläufig so ist.
Mir persönlich geht es dabei überhaupt nicht um Mitleid. Auch, weil es mir unverständlich ist, wie manche Begriffe, wie "Opfer" (auch Opferhaltung) oder auch "Bedürftigkeit", "Verzweiflung" und ähnliches verwendet werden. Meiner bescheidenen Ansicht nach handelt es sich aber bei allen Beiträgen, die immer in die Richtung gehen, dass man "für den anderen" dann doch zu Kompromissen bereit erklären sollte um ein Missverständnis, vielleicht um ein "Missempfinden" (nicht nachempfinden können). Übrigens am krassesten empfinde ich den Rat, man könne ihm doch dann mal einen blasen. Gerade aktiven Oralverkehr finde ich da total widersprechend. Das hat so viel von Eigeninitiative, von Aktivität und auch von Bereitschaft jemanden in einen sehr empfindlichen Bereich zu lassen - empfindlich nicht im Sinne von sexueller Stimulation, sondern von lebenswichtigen Funktionen, ATMEN, auch Essen (Giftaufnahme möglich) u.ä. - dass es mir einfach unvorstellbar ist, wie ausgerechnet das der Kompromiss sein soll. Zum Missverständnis, es gibt da eben mehrere Ebenen. Die eine Ebene ist, dass ich z.B. gerne für meinen Partner koche, obwohl ich prinzipiell jegliche Form von Hausarbeit verachte, einfach weil er es schätzt, weil er wenigstens dann mal was gesundes isst, weil ich die Zweisamkeit dabei schätze (offene Küche), weil ich ihn gerne verwöhne, usw. Aber es gibt andere Dinge, die ich nie freiwillig für ihn tun würde, schon gar nicht gerne, auch wenn sie ihn noch so glücklich machen würden. Dann kommen gerne solche Einschränkungen wie "ja, klar, wenn es TOTAL ekelt ...", aber Ekel ist auch nicht der Messgrad von allem. Warum reicht denn nicht Abneigung, nicht wollen? Sind hier alle schon mal gegen ihren Willen festgehalten worden? So richtig RICHTIG, dass es kein Aus mehr gibt? Das hat nichts mit Ekel zu tun, mir geht es da auch nicht um Angst, die da ja auch mitspielen können, sondern einfach um ein tiefes inneres Manifest, das ganz laut ruft: NEIN
Wer das Gefühl kennt, möge sich das einfach in eine solche Situation übertragen und fragen, ob es gut wäre, das zu vergleichen mit etwas, das man doch dem anderen zuliebe tun könnte. Ich vermute, dass es für diejenigen einfach eine solche Situation beim Sex noch nicht gab, sonst kann ich mir das Missverständnis nicht erklären.
 
thraca
Benutzer182699  (33) Verbringt hier viel Zeit
  • #221
Ich finde es oft schwer mir vorzustellen, was man als Mann (noch) besser in einer Beziehung tun könnte.
Ja, kann ich verstehen.

Ich vermute, es ist vor allem deshalb für die Männer (um mal im aktuellen Kontext zu bleiben, wer will, setze wahlweise "Menschen" ein oder vertausche Mann und Frau - auch wenn ich das Gefühl habe, dass das folgende "Problem" häufiger Frauen betrifft) schwer, weil die Frauen oft nicht die Wahrheit sagen, weil diese zu schambehaftet oder verletzend und sowieso nicht zu ändern ist und stattdessen andere Gründe vorschieben oder das Thema abblocken. Ich glaube eigentlich schon, dass die meisten wissen, was der Grund für ihr mangelndes Interesse an Sex (mit dem Partner) ist. Dieser ist aber je nachdem so intim oder aus anderen Gründen unsagbar, dass ich verstehen kann, wenn man ihn nicht äußern will. Siehe weiter unten. Und der Partner hat halt kein Recht darauf, dass ich diese Information preisgebe. Siehe noch weiter unten.

An zweiter Stelle meiner aktuellen Liste an Gründen stehen körperliche Ursachen.

Und an dritter Stelle die Art und Weise, wie man in Sexualität reingewachsen ist bzw. eben nicht, wie das Verhältnis zum eigenen Körper und Sexualität ist, was man diesbezüglich verinnerlicht hat und was man für Erfahrungen gemacht, wie man Situationen und sich selbst darin erlebt hat. Finde ich sehr schwer zu beschreiben und da will ich jetzt auch kein persönliches Beispiel geben. Würde ich übrigens auch einem Partner nie sagen. 😉 Konsequenzen würde ich dann schon ziehen bzw. ihm klar sagen, woran er ist/was er von mir erwarten kann und was vermutlich nie sein wird. Aber das könnte ich auch erst heute, wo ich mehr zu mir stehe, früher habe ich da Ausweichmanöver an den Tag gelegt, die zum Beispiel mit (also neben anderen Dingen, auch seitens des Partners) zu solchen Situationen wie euren führen könnten.

Ich kann also sehr gut nachvollziehen, wenn das jemand nicht gegenüber dem Partner formulieren kann oder will.

Und ich glaube, es gibt einige Menschen, bei denen ein langer Lernprozess vor sich geht, der erst mit zunehmendem Alter auch nach außen sichtbar wird bzw. sich auswirkt. Und der sah zum Beispiel bei mir so aus, dass ich früher noch "alles" mitgemacht habe, sowohl Praktiken, die ich gar nicht mochte als auch Sex, obwohl ich gerade oder überhaupt keinen wollte, bis ich es geschafft habe, mehr nach meinen Bedürfnissen zu handeln und meine Grenzen nicht zu übertreten, was dann beim Mann als das Ergebnis "wir haben kaum noch Sex" ankommt. Viel war zum Beispiel auch "das macht man so" oder "es wird von mir erwartet".

Das sind jetzt mal nur die meiner Meinung nach weniger offensichtlichen Gründe neben solchen Dingen wie Stress durch Alltag mit Arbeit, Haushalt, Kinder, einfach im Lauf der Zeit sexuelles Interesse verloren, andere Prioritäten usw. Die treffen ja hier anscheinend nicht zu.

Ich habe das Gefühl, dass oft dem Partner, der die geringere Libido hat, Verständnis entgegengebracht wird. Der mit der größeren Libido wird schnell zum „geilen Bock", der „immer nur das eine will".
Kann ich verstehen, dass es so wirkt. Das Hauptproblem habe ich einfach mit der Art und Weise, wie die Situation von den libidostärkeren Partnern meist beschrieben wird. Eben z. B. mit Formulierungen wie "sie verweigert den Sex" und so vielen anderen Äußerungen und einem gewissen "Vibe", der in den Beiträgen mitschwingt und bei mir halt einen bestimmten Eindruck der Gedanken, Ansichten und Gefühle hinterlässt, den ich ablehne.

Und ja, prinzipiell habe ich schon auch generell mehr Verständnis für den Wunsch, dass respektiert wird, wenn jemand etwas nicht will als dass ich es als sehr wichtig betrachte, dass jemand bekommt, was er will. Da bin ich schneller auf dem Standpunkt "wenn er das unbedingt will, muss er das ändern, was er ändern kann (also zum Beispiel die Beziehung beenden), und zwar ohne anderen dabei zu schaden" bzw. "wenn es das, was er will (Sex mit genau dieser Frau), eben einfach nicht gibt und er es anders (offene Beziehung, angenommen, die Partnerin würde zustimmen) nicht will, muss er es akzeptieren".

Man kann immer hingehen und es umdichten in "ja, der Mann will nicht ohne Sex leben, das muss respektiert werden", aber ich hoffe, es wird mit etwas Nachdenken klar, dass es hier einen Unterschied gibt. Und das ist natürlich alles nicht schwarz-weiß. Aber um deutlich zu machen, wie ich das meine, bräuchte es detaillierte und eindrückliche Beispiele, die habe ich gerade nicht zur Hand.

Ganz generell kann man meiner Meinung nach von niemandem zwischenmenschlich etwas einfordern, erwarten, ihn überreden oder lenken oder sonstwas wollen, wenn derjenige das nicht von sich aus geben möchte. Auch keine Bereitschaft zu irgendwas. Sie ist da oder nicht, evtl. gibt es einen kleinen Anknüpfungspunkt für einen Entwicklungsprozess oder es ist totale Blockade. Es ist, wie es ist und die Person kann das tun, wozu sie bereit ist, wenn sie das möchte. Da zu sehr in jemanden dringen zu wollen oder Ansprüche anzumelden, empfinde ich als übergriffig. Sei es bei den Eltern, den Kindern, dem (Ehe)Partner, Fremden, wem auch immer.

Ich meine, klar kann man bestimmte Dinge erwarten, wir erwarten alle dauernd irgendwas von irgendwem und es wäre auch nett, wenn sich die Menschen an einen gewissen moralischen Kompass und Umgang miteinander halten würden, kann man meiner Meinung nach erwarten, und dass Partner gemeinsam an ihrer Beziehung arbeiten, gut für ihre Kinder sorgen, man aufeinander Rücksicht nimmt usw., aber je nachdem muss ich dann halt feststellen, dass meine Erwartung enttäuscht wird und dann habe ich da nix weiter zu melden und muss schauen, was ich jetzt noch tun kann.

Fragen kostet natürlich nichts und in den meisten Fällen sollte ein Gespräch ja auch möglich sein, aber wenn nicht oder wenn die Antwort "nein" ist oder es keine Antwort gibt - dann kann ich das nur akzeptieren und für mich gucken, was ich draus mache.

Aber die fehlende Libido des einen Partners verdammt den anderen auch zur Sexlosigkeit, die ja nicht selbst gewählt ist.
Ja, sie ist nicht selbst gewählt, aber man hat halt auch niemals einen Anspruch darauf oder eine Garantie, dass alles so bleibt, wie es zum Zeitpunkt X war und das ist denke ich eigentlich jedem klar. Dass es scheiße ist, wenn es sich negativ entwickelt, keine Frage. Nur ist es dann eben so und man hat beschränkte Möglichkeiten, etwas an der eigenen Sexlosigkeit zu ändern. Und ja, die sind vielleicht alle ziemlich bescheiden und ganz und gar nicht das, was man sich wünscht und dem eigenen Bedürfnis gerecht wird.

Der Partner ohne Libido hat meines Erachtens nicht die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass das Sexbedürfnis des Anderen bedient wird. So wie mein Partner nicht die Aufgabe hat dafür zu sorgen, dass ich gute Laune habe oder glücklich bin oder mich wohl fühle oder warme Füße habe oder was weiß ich.

Ja, der Partner kann dazu beitragen, dass meine Bedürfnisse erfüllt werden. Wenn er das will. Und nicht, weil ich es will.

Ich bin ganz sicher kein Verfechter der Einstellung "dein Pech, dein Problem", absolut nicht. Ich würde meinen Partner, seine Gefühle und sein Bedürfnis sehen und könnte ich ihn nicht verstehen, ihn bitten, zu erklären, so offen sprechen, wie möglich, wenn ich an etwas arbeiten könnte, würde ich das vermutlich tun, außer ich will aus Grund XY ums Verrecken nicht oder die Beziehung wäre es mir nicht wert, alles halt im Rahmen meiner Grenzen, Möglichkeiten und Kapazitäten, usw. usf. Das Ergebnis wird aber ganz sicher nicht sein, dass ich etwas tue, das ich in meinem Innern nicht will, auch nicht aus Liebe zum Partner. Das wäre einfach grundlegend falsch für mich, gegenüber dem Partner und in der Beziehung.
 
bildertage_44
Benutzer200905  (43) Sorgt für Gesprächsstoff
  • #222
Ich finde, dieser Thread ist mittlerweile eine wahre Informationsquelle für alle, die mit diesem Thema zu tun haben. Für mich persönlich ist es sehr Augen öffnend, hier so ausführlich die männliche - in diesem Fall unbefriedigte - Sicht der Dinge zu lesen.

Deshalb würde ich gerne dazu noch eine weibliche, ehemals lustlose Sicht ergänzen. In meiner Beziehung war jahrelange eine ähnliche Flaute wie ihr das beschreibt. Im Nachhinein gesehen war der Auslöser die Schwangerschaft und die damit (vor allem für mich) verbundene Lebensveränderung. Ich wurde von der Frau zur Mutter und zwischen dem Babystress und den beruflichen Herausforderungen blieb einfach kein Platz für mich selbst. Folge: die Libido war komplett erlegen.

Es folgte eine jahrelange Durststrecke für meinen Freund, in dem wir beide in Frustration und Druck gefangen waren. Jedes Ansprechen der Thematik erzeugte Druck bei mir, jede körperliche Annäherung löste ein Unwohlsein aus. Es gab schlussendlich auch kein Kuscheln mehr oder sonstige Interaktionen. Sprach er es allerdings nicht an, war für mich alles ok und ich ging tatsächlich davon aus, dass für ihn auch alles in Ordnung ist und fiel förmlich aus allen Wolken, dass er so unzufrieden ist. Das wirkt im Nachhinein absurd auf mich, aber es war so. Körperlichkeit war für mich Lichtjahre entfernt und solange das Thema Sex nicht aufkam, war für mich ‚alles in Ordnung‘ und ich nahm nicht mal wahr, dass es in ihm brodelte.

Irgendwann eskalierte die Situation und das Gespräch und erst dann nahm ich seine tatsächliche Verzweiflung wahr. Ich verstand dann, dass es zumindest ein ‚Wollen‘ und eine Auseinandersetzung meinerseits braucht, damit die Beziehung das übersteht. Es folgte ein langer Weg, der sich mit der Frage auseinander setzte, wo meine Lust geblieben ist. Ich merkte in dieser Situation, dass in mir doch noch Lust schlummerte, aber ich merkte dann auch, dass sie in dem Moment nicht auf meinen Partner bezogen war. In meinem Kopf hätte ich viel einfacher mit einem fremden Mann schlafen und wieder Lust generieren können als mit meinem Partner.

Das zeigte mir, dass er in dem Moment als Mann für mich nicht attraktiv war. Es war zu wenig Partnerschaft, es war kein Gemeinschaftsgefühl, es war ein Nebeneinander herleben, augenscheinlich ok, aber tatsächlich nicht eng und intim.

Insofern frage ich mich, ob die Beziehungen des TS bzw. der anderen Poster tatsächlich so eng und erfüllt sind (bis auf diesen einen Aspekt) oder ob das nur eine oberflächliche Betrachtung ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ‚ansonsten alles passt‘, vor allem wenn beim Thema Sex und Lustlosigkeit die Mauer des Schweigens herrscht. Da ist etwas im Argen, selbst wenn die Frau es in diesem Moment nicht definieren kann. Oft sind es schleichende Entwicklungen, aber das Ergebnis ist jedenfalls festgefahren.

Aber noch zum Ende, Long Story Short: wir begannen, uns körperlich wieder anzunähern und ich muss zugeben, dass es mich teilweise wirklich Überwindung gekostet hat, Nähe und Sex zuzulassen. Es war wie eine Blockade im Kopf, wie ein Knoten, der einfach nicht aufging und das ganze wie eine ‚Pflichtübung‘ sah. Der ‚Mitleidsfick‘ wurde hier ja bereits diskutiert, aber ja, es diente für beide dem Zweck der Annäherung und vor allem der Enttabuisierung und Normalisierung des Themas. Der Druck wurde irgendwann auf beiden Seiten wieder weniger, was zur allgemeinen Entspannung beigetragen hat und mir wurde für mich klar, dass ein ‚Wollen‘ erstmal im Kopf stattfinden muss, auch in der Auseinandersetzung mit eigenen Wünschen, Bedürfnissen und Fantasien.

Im Zuge dessen merkte ich, dass eigentlich mein ganzes Sexualleben geprägt davon gewesen ist, den Männern ‚zu gefallen‘ und ich mich gar nicht weiter damit auseinandergesetzt hatte, was Sex und Intimität für mich persönlich bedeutet. Vielleicht gibt es diese Prägungen bei der ein oder anderen Partnerin hier auch. Denn wenn dem so ist, fällt mit steigender Beziehungsroutine auch der Eigenantrieb der Partnerin so gut wie weg: die Beziehung ist stabil und sicher, das (unbewusste) Bindemittel des ‚Gefallens‘ ist nicht mehr notwendig…

Meiner Erfahrung bedarf es seitens der Frau eines aktiven und starken Willens, etwas zu ändern. Der wird sich aber nach so vielen Jahren der Flaute möglicherweise nur durch ein gewisses Schockmoment (zB Trennungsankündigung) auslösen lassen. Denn ansonsten ist die Diskussion um das Thema ja bereits altbekannt und etabliert - er ist unzufrieden, sie schweigt - dann pausiert das Thema wieder, ergo alles ‚gut‘.
Wenn sie allerdings bereit zu Änderungen ist, besteht die Möglichkeit, dass es auch wieder gut wird.

Wir sind jedenfalls nach 16 Jahren immer noch zusammen, das Thema Sex ist kein belastendes Thema mehr, sondern findet wieder regelmäßig und aktiv 2-3 Mal pro Woche statt.

Ich hoffe, ich konnte eine andere Perspektive in das Thema bringen. Ich drücke euch jedenfalls die Daumen, dass auch ihr gemeinsam den Schritt in die richtige Richtung schafft.
 
fox79
Benutzer204515  (46) Verbringt hier viel Zeit
  • #223
Diese Dynamik resultiert zu Teilen eben aus der eigenen Persönlichkeit. Es ist eben nicht so, dass das allen Menschen in ihren Langzeitbeziehungen so ergehen würde und da würde ich ansetzen. Was trage ich selbst dazu bei, dass sich das Thema so verfestigt hat? Was ich hier aber oft lese ist: der andere möge doch bitte etwas ändern, damit es mir wieder gutgehen kann. Tja, da würde ich mich als Frau fragen, ob ich es mit einem Mann oder doch einem Kind zu tun habe für das ich verantwortlich bin. Und ich möchte nicht für die Lebenszufriedenheit eines anderen Menschen verantwortlich sein. Das ist schon sein Job.
Hallo Anna,

du weißt, dass ich dich und deine Kommentare sehr schätze aber hier habe ich eine andere Perspektive, wahrscheinlich eil ich selbst so lange im Dunkeln getappt bin und ich mich beileibe nicht für doof oder unsensibel halte.
Wenn ich in einer Partnerschaft den Status Quo einseitig ändere, dann sollte ich Das und die Gründe dafür offen kommunizieren. Wenn ich das nicht kommuniziere, dann brauche ich mich auch nicht wundern, wenn mein Partner/ meine Partnerin das nicht versteht.

Und in einer Partnerschaft ist man ja im allgemeinen schon, weil es die Lebenszufriedenheit von beiden erhöht. Wenn ich jetzt einseitig was ändere, dann sollte ich dafür schon irgendwo die Verantwortung übernehmen und nicht einfach sagen, dass ich dafür nicht verantwortlich bin.
Aber auch hier: es wird Gründe geben, wieso die Damen es nicht offen und direkt ansprechen und die werden nicht ausschließlich mit ihnen etwas zu tun haben. Wahrheiten können nämlich auch schmerzhaft sein und das muss Mann auch abkönnen.
Und da sind wir bei der unglücklichen Dynamik!

Wenn ich nicht sagen kann warum ich mich so verhalte, wie ich mich verhalte, wie kann ich erwarten, dass der andere mich versteht?

Ich kenne solche Probleme in Langzeitbeziehungen zum Beispiel gar nicht. Aber ich würde auch mit keinem Mann zusammen bleiben, mit dem ich keinen Sex mehr haben will. Oder ihm eben ganz offen sagen, was mich an ihm oder der Beziehung stört.
Ich kenne solche Probleme aus meiner Ehe.

Meine ExFrau konnte lange nicht sagen wo die Ursache für ihren Rückzug liegt, herausfinden wollte sie es auch nicht und so ist es dann den Bach runter gegangen.

Und es ist definitiv nicht einfach sich aus einer langjährigen Ehe mit Kindern, Wohneigentum etc. zu lösen "nur" weil der Sex fehlt.
 
Armorika
Benutzer172677  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #233
Ich weiß nicht, ob die andere Person tatsächlich leidet.
Sicher nicht zwangsläufig und in Deinem Falle vielleicht wirklich nicht, aber ich finde es wichtig, es zumindest in Betracht zu ziehen. (allgemein, nicht auf Dich bezogen, das wirst Du natürlich gut beurteilen und auch spüren können)

Mich hat, als ich betroffen war, extrem verletzt zu hören, ich hätte es ja leicht, mir fehle ja nichts usw. Denn ich habe wirklich sehr unter der Situation gelitten.
Optimal wäre, man könnte sich immer auf einer Ebene begegnen, in der die Gefühle, Bedürfnisse etc. beider gleich gewichtet und angenommen werden, aber das ist sicher oft schwierig bei etwas, das so großes Verletzungspotential hat.


Off-Topic:
Es tut mir leid, dass es sich bei euch nicht anders für eure Beziehung entwickelt hat, ich kann deinen Frust so gut verstehen.
 
Jiisan
Benutzer217857  Klickt sich gerne rein
  • #234
Nee, ist nur so ein Gefühl.
Die Begründung "Ich brauche keinen Sex" finde ich nicht wirklich überzeugend.
Kann ich nicht nachvollziehen.
Ich glaube, das ist eines der schwierigsten Dinge in einer Partnerschaft, wirklich selbst nachvollziehen zu können (und leider in vielen Fällen ja müssen), dass die andere Person diese Ebene einer Beziehung wirklich nicht 'braucht'. Meine Frau braucht das auch nicht, ihr reicht Kuscheln, Küssen und die Gewissheit, dass wir uns lieben und gut miteinander klarkommen. Sex ist ganz nett, aber keine Voraussetzung oder gar Bedingung für eine erfüllende Beziehung (für sie). Sie kommt inzwischen auch vollkommen klar damit, dass ich mir das außerhalb unserer Beziehung hole und ist mit unserem Liebesleben vollkommen 'ausgelastet', mehr muss es einfach für sie nicht sein.
Wenn ich meiner Freundin glauben kann, dann ist sie überzeugt, dass er mit der derzeitigen Lösung super klarkommt, mich liebt und froh ist, dass er "die Arbeit" von der Backe hat :rolleyes:
Da bin ich mir bei meiner Frau eben auch sehr sicher und kann deshalb auch gut nachvollziehen, dass er das auch so sieht. ❤️
 
Armorika
Benutzer172677  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #235
Aber hat der Partner ohne Libido das Recht auf den gänzlichen Verzicht auf Sex durch den Partner zu bestehen indem er "verbietet" anderweitig Sex zu haben?
Niemand hat das Recht, seinem Partner etwas aufzuzwingen oder zu verbieten.
Aber jeder hat das Recht, die Bedingungen und Umstände für eine Partnerschaft, die er leben kann und möchte, festzulegen. Und so hat natürlich jeder das Recht, einen Partner, der Sex mit anderen hat, abzulehnen und das für eine Partnerschaft auszuschließen.
Zwingen kann da doch eh niemand den anderen, jeder kann und darf jederzeit für sich entscheiden, eine Beziehung zu beenden, wenn die Rahmenbedingungen nicht mehr passen.
 
fox79
Benutzer204515  (46) Verbringt hier viel Zeit
  • #236
Aber jeder hat das Recht, die Bedingungen und Umstände für eine Partnerschaft, die er leben kann und möchte, festzulegen.
Stimmt schon.

Bisher hat man eine Beziehung geführt inclusive Sex und dann hast du die Auswahl zwischen

- Beziehung ohne Sex
- Trennung

ist auch irgendwie doof wenn du zu dieser Entscheidung gezwungen wirst weil einer einseitig beschlossen hat "ich will keinen Sex mehr" aus welchen Gründen auch immer.
 
Jiisan
Benutzer217857  Klickt sich gerne rein
  • #237
Bisher hat man eine Beziehung geführt inclusive Sex und dann hast du die Auswahl zwischen

- Beziehung ohne Sex
- Trennung

ist auch irgendwie doof wenn du zu dieser Entscheidung gezwungen wirst weil einer einseitig beschlossen hat "ich will keinen Sex mehr" aus KIwelchen Gründen auch immer.
Nein, du wirst zu dieser Entscheidung nicht gezwungen, denn erstens gibt es da noch andere Varianten und zweitens ist deine Auswahl ja auch von deiner eigenen Entscheidung gesteuert, eben nur mit der einen Person Sex haben zu wollen (oder gar zu müssen, wenn du den 'Druck' dazu betonen willst), mit der du diese Beziehung führst.
Was passiert in den Fällen, wenn die andere Person keinen Sex mehr haben kann oder der Grund für den fehlenden Sex bei einem selbst als 'noch wollende Person' liegt? Also aus meiner Sicht ist es eben nicht einfach so auf deine beiden Zwangsentscheidungen zu reduzieren 😉
 
Armorika
Benutzer172677  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #238
ist auch irgendwie doof wenn du zu dieser Entscheidung gezwungen wirst
Natürlich ist es das, ich finde “doof“ hier euphemistisch, es ist oft eine Katastrophe.
weil einer einseitig beschlossen hat "ich will keinen Sex mehr"
Nun ja, beschließen werden das die wenigsten.

Und was wäre auch die Lösung, wenn man weder die Lust ankurbeln, noch offene Beziehung leben kann?
Das gegen den eigenen Willen und Gefühle zu tun, würde das Unglück nur zum anderen Partner verschieben.

Vielleicht sollte man hier den Blickwinkel auf Beziehung verschieben, weg vom statischen Konstrukt, in das beide x und y einzuzahlen haben, hin zum dynamischen Geflecht zwischen und aus zwei Menschen, das nur aus dem bestehen kann, was die Partner gerade einbringen können und wollen und dem, was sie sind.
 
fox79
Benutzer204515  (46) Verbringt hier viel Zeit
  • #239
Für Beschließen gilt für mich schon ein akzeptieren der Umstände (ich will keinen Sex mehr haben weil XY) ohne den Partner mit einzubeziehen und an einer Widerherstellung des Status Quo nicht mitzuwirken.

Es kann verschiedenste Gründe haben, medizinisch, psychologisch, spirituell... ist egal! In dem Moment, in dem ich es einseitig beschließe, zwinge ich meinem Partner eine Entscheidung auf.

Und was wäre auch die Lösung, wenn man weder die Lust ankurbeln, noch offene Beziehung leben kann?
Das gegen den eigenen Willen und Gefühle zu tun, würde das Unglück nur zum anderen Partner verschieben.
Zunächst mal sollte man in einer Partnerschaft gemeinsam ergründen was überhaupt ursächlich ist und hier sehe ich eben in vielen Fällen schon eine große Hürde, dass das eben nicht kommuniziert wird. Dann sollte man darüber reden welche Möglichkeiten es überhaupt gibt, von Widerherstellung des vorherigen Zustandes, Suche nach Alternativen, über arrangieren mit der aktuellen Situation, und welche davon akzeptabel sind.

Gibt es keine gemeinsame Lösung bleibt Täuschung oder Trennung.
 
fox79
Benutzer204515  (46) Verbringt hier viel Zeit
  • #240
Also aus meiner Sicht ist es eben nicht einfach so auf deine beiden Zwangsentscheidungen zu reduzieren 😉
Natürlich ist es komplizierter aber hier mal darauf reduziert, dass Partner/in A verkündet "Ich werde nie wieder Sex haben" und "Ich bestehe darauf, dass du mit keiner anderen Person Sex hast".

Dann bleibt Partner/in B doch nur

- Arrangieren
- Trennen

Wenn Partner/in B auch keinen Sex mehr wollen würde wäre ja jede weitere Behandlung des Themas entbehrlich, oder?
 
Armorika
Benutzer172677  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #241
Zunächst mal sollte man in einer Partnerschaft gemeinsam ergründen was überhaupt ursächlich ist und hier sehe ich eben in vielen Fällen schon eine große Hürde, dass das eben nicht kommuniziert wird.
Ja, klar. Aber eben was, wenn man geredet hat, die Ursache nicht kennt oder sie nicht abstellen kann?
Dann kann es, um auf mein Ausgangszitat zurückzukommen, trotzdem kein Recht auf offene Beziehung geben.
 
fox79
Benutzer204515  (46) Verbringt hier viel Zeit
  • #242
Armorika
Benutzer172677  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #243
Anna1309
Benutzer166007  Sehr bekannt hier
  • #244
Wenn ich in einer Partnerschaft den Status Quo einseitig ändere, dann sollte ich Das und die Gründe dafür offen kommunizieren.
Aber Fox, es gibt keinen Status Quo in einer Beziehung, weil sie kein statisches sondern ein dynamisches Gebilde ist. Sie verändert sich ständig. Und ja, natürlich wäre es richtig gewesen, dass deine Ex dich dahingehend abholt, was gerade bei ihr Phase ist. Nur siehst du daran eben auch, dass der Intimtätsgrad in eurer Beziehung nicht sonderlich groß gewesen sein kann. Sonst wäre es selbstverständlich gewesen.

Was ist ein Intimitätsgrad?

Der Intimitätsgrad bezieht sich darauf, wie tiefgehend und authentisch sich zwei Partner emotional und körperlich begegnen können. Wahre Intimität entsteht, wenn beide Partner fähig sind, sich verletzlich zu zeigen, ihre wahren Gedanken und Gefühle zu offenbaren und gleichzeitig die Individualität des anderen zu respektieren.

Wenn ich jetzt einseitig was ändere, dann sollte ich dafür schon irgendwo die Verantwortung übernehmen und nicht einfach sagen, dass ich dafür nicht verantwortlich bin.
Der andere ist nicht für dich verantwortlich. Er trägt lediglich zu 50% Verantwortung für die Gestaltung der Beziehung. Und Verantwortung beudetet in dem Kontext nicht, dass es genau so sein muss, wie du es dir wünscht, weil es dir sonst nicht gutgehen kann. Denn damit machst du dich emotional abhängig von dem anderen und das wiederum zeigt an, dass dein Differenzierungsgrad nicht ausreichend ausgeprägt ist.

Was ist ein Differenzierungsgrad?

Der Differenzierungsgrad beschreibt die Fähigkeit eines Menschen, seine eigene Identität und emotionale Unabhängigkeit innerhalb einer Beziehung zu bewahren. Menschen mit hoher Differenzierung können enge emotionale Bindungen eingehen, ohne sich selbst aufzugeben oder in der Beziehung aufzugehen. Sie sind in der Lage, eigene Wünsche und Bedürfnisse zu formulieren, ohne sich durch Konflikte oder die Emotionen des Partners destabilisieren zu lassen.
 
Anna1309
Benutzer166007  Sehr bekannt hier
  • #245
Meine ExFrau konnte lange nicht sagen wo die Ursache für ihren Rückzug liegt, herausfinden wollte sie es auch nicht und so ist es dann den Bach runter gegangen.

Und es ist definitiv nicht einfach sich aus einer langjährigen Ehe mit Kindern, Wohneigentum etc. zu lösen "nur" weil der Sex fehlt.
Es ist ja eben nicht "nur" der Sex. Sondern die Beziehung läuft allgemein nicht gut. Und ich meine nicht den funktionalen Part einer Partnerschaft, wie wann wer die Kinder abholt, die Küche sauber macht, einkaufen geht, oder ob man in den Urlaub fährt, sondern den emotionalen Aspekt. Wie schonungslos ehrlich und offen ihr miteinander sein könnt - ohne den inneren Impuls zu verspüren, entweder flüchten oder sich anpassen zu müssen.

Deine Ex hat sich für die Flucht entschieden und das hängt mit ihrem niedrigen Differenzierungsgrad zusammen (sich eigenen Ängsten nicht stellen zu wollen). Aber selbst wenn sie es dir gesagt hätte, wäre deine Reaktion darauf doch wohl die gewesen, dass du dich einfach nur wieder angepasst und untergeordnet hättest, oder? Und damit wäre eurer Beziehung rein gar nichts Gutes getan gewesen. Denn diese Neigung, dein nicht ausreichend ausgeprägter Differenzierungsgrad, spielt eben stark mit rein, dass eine Frau auf lange Sicht die Lust auf dich verlieren wird.
 
fox79
Benutzer204515  (46) Verbringt hier viel Zeit
  • #246
Aber Fox, es gibt keinen Status Quo in einer Beziehung, weil sie kein statisches sondern ein dynamisches Gebilde ist. Sie verändert sich ständig.
Ich weiß was du meinst, dennoch bin ich der Meinung ein paar Dinge sind eben irgendwo Basis für eine Beziehung und dazu gehört in den meisten Fällen, wie hier vom TS beschrieben und so auch in meinen Beziehungen, dass die Partner Sex miteinander haben. Dynamik hin oder her, wenn sich das verändert/beendet wirt, dann hat das nichts mit einfacher Dynamik zu tun.

Und ja, natürlich wäre es richtig gewesen, dass deine Ex dich dahingehend abholt, was gerade bei ihr Phase ist. Nur siehst du daran eben auch, dass der Intimtätsgrad in eurer Beziehung nicht sonderlich groß gewesen sein kann. Sonst wäre es selbstverständlich gewesen.
Das ist eine sehr schöne Herausarbeitung!
Ich würde dem dahingehend zustimmen, dass der Intimitätsgrad schleichend gesunken ist und irgendwann den Punkt unterschritten hatte an dem man sich hier einfach dem Partner anvertraut hätte.

Der andere ist nicht für dich verantwortlich. Er trägt lediglich zu 50% Verantwortung für die Gestaltung der Beziehung. Und Verantwortung beudetet in dem Kontext nicht, dass es genau so sein muss, wie du es dir wünscht, weil es dir sonst nicht gutgehen kann. Denn damit machst du dich emotional abhängig von dem anderen und das wiederum zeigt an, dass dein Differenzierungsgrad nicht ausreichend ausgeprägt ist.
Auch hier wieder mein Verweis darauf, dass eben eine so deutliche, einseitige Veränderung der Beziehung, wie die einseitige Aufgabe von Sex, zu 100% in der Verantwortung desjenigen ist, der aufgibt und, dass dieser diese Veränderung klar kommunizieren muss. Unterbleibt diese offene Kommunikation, so führt das zwangsläufig zu Frust und Missverständnissen.

Der Differenzierungsgrad beschreibt die Fähigkeit eines Menschen, seine eigene Identität und emotionale Unabhängigkeit innerhalb einer Beziehung zu bewahren. Menschen mit hoher Differenzierung können enge emotionale Bindungen eingehen, ohne sich selbst aufzugeben oder in der Beziehung aufzugehen. Sie sind in der Lage, eigene Wünsche und Bedürfnisse zu formulieren, ohne sich durch Konflikte oder die Emotionen des Partners destabilisieren zu lassen.
Auch hier, wunderschön geschrieben und eine sehr greifbare Erklärung für so viele Dynamiken in Beziehungen die eben in sehr jungen Jahren begonnen haben und sehr lange andauern/ angedauert haben.

Das passt tatsächlich auch gut zu mir, einen Differenzierungsgrad in meiner Ehe würde ich als nahezu nicht existent beschreiben.

Um im Thema zu bleiben sehe ich das für unseren TS Q quest666 und T the-mex sehr ähnlich, beide sind sehr stark in ihren Beziehungen verwoben und wahrscheinlich wenig differenziert.
Es könnte beiden helfen sich ein Stück weit zu differenzieren.
Deine Ex hat sich für die Flucht entschieden und das hängt mit ihrem niedrigen Differenzierungsgrad zusammen (sich eigenen Ängsten nicht stellen zu wollen). Aber selbst wenn sie es dir gesagt hätte, wäre deine Reaktion darauf doch wohl die gewesen, dass du dich einfach nur wieder angepasst und untergeordnet hättest, oder? Und damit wäre eurer Beziehung rein gar nichts Gutes getan gewesen. Denn diese Neigung, dein nicht ausreichend ausgeprägter Differenzierungsgrad, spielt eben stark mit rein, dass eine Frau auf lange Sicht die Lust auf dich verlieren wird.
Auch ein wunder Punkt, den du da ansprichst und es wäre gut möglich gewesen, dass ich mich weiter versucht hätte anzupassen. Ich war sehr eng verwoben mit Frau Kindern... und ich habe mich selbst als unverzichtbar in diesem Konstrukt erachtet.
Mein Bestreben war es alles am Laufen zu halten und oft genug habe ich mich selbst nicht erkannt und auch keinen Ausweg gesehen.
Mein Versuch alles zu reparieren indem ich noch mehr hineingebe war natürlich rückblickend zum Scheitern verurteilt.

Heute, an einem Punkt an dem ich wieder ein eigenständiger Mensch bin und mich als solcher wahrnehme kann ich das mit der Differenzierung auch erst verstehen. Früher habe ich das mit "Freiraum" übersetzt aber das trifft es nicht ganz, daher nochmal danke für die Begriffsdefinierung.

Wenn ich also definieren kann wer ich als eigenständiger Mensch bin und definieren kann in welchen Bereichen ich in die Beziehung verwoben bin, dann kann ich auch verorten in welchen Bereichen die Beziehung meine Bedürfnisse erfüllt und in welchen nicht und dann kann ich versuchen Lösungen zu finden.

Klingt einfach, ist aber harte Arbeit.
 
Anna1309
Benutzer166007  Sehr bekannt hier
  • #247
dennoch bin ich der Meinung ein paar Dinge sind eben irgendwo Basis für eine Beziehung
Ja, das ist doch auch vollkommen legitim. Nochmal: an diesem Wunsch ist rein gar nichts verkehrt.

Es geht um die Haltung dahinter: niemand schuldet einem etwas, auch kein Partner.

Dynamik hin oder her, wenn sich das verändert/beendet wird, dann hat das nichts mit einfacher Dynamik zu tun.
Dynamiken sind komplex und nie einfach. Also musst du dir immer das Gesamtkonstrukt anschauen.

Niemand hat einen Anspruch auf etwas und es gibt auch kein vorgefertigtes Konzept namens Beziehung, an das man sich halten muss und selbst wenn man eine Basis für sich gefunden hat, bleibt die nie so, sondern geht - im Idealfall - eben mit der Entwicklung der Partner mit.

Du willst eine bestimmte Art von Beziehung, deine Partnerin will eine andere Art von Beziehung. Was machst du jetzt damit? Hier hilft nur die Auseinandersetzung, um ggf. neue Wege zu finden mit denen sich beide identifizieren können.


Um im Thema zu bleiben sehe ich das für unseren TS Q quest666 und T the-mex sehr ähnlich, beide sind sehr stark in ihren Beziehungen verwoben und wahrscheinlich wenig differenziert.
Es könnte beiden helfen sich ein Stück weit zu differenzieren.
Es würde zumindest Bewegung in die Beziehung bringen, der Ausgang bleibt allerdings ungewiss. In langen Beziehungen kommt man immer wieder mal an sogenannte Wachstumsgrenzen, wo es nicht mehr so weitergehen kann wie bisher, weil es nicht mehr so aufgeht, zumindest für einen.


Wenn ich Trennung aber als Option komplett von meiner Liste streiche, bin ich es, die sich ohnmächtig macht, nicht der andere.

Ich war sehr eng verwoben mit Frau Kindern... und ich habe mich selbst als unverzichtbar in diesem Konstrukt erachtet.
Weil deine Identität darauf aufbaute, dich so zu sehen, also gebraucht zu werden. Und es ist natürlich mega unangenehm, wenn mein Selbstwert darauf aufbaut und ich dann genau das lassen soll.
Klingt einfach, ist aber harte Arbeit.
Das stimmt, es ist verdammt hart. Aber es lohnt sich ....
 
Es gibt 207 weitere Beiträge im Thema "Das wars dann ...", die aktuell nicht angezeigt werden. Bitte logge Dich ein, um diese ebenfalls anzuzeigen.
Oben
Heartbeat
Neue Beiträge
Anmelden
Registrieren