S
Benutzer167227 (26)
Sorgt für Gesprächsstoff
- #1
Hallo zusammen
Dies wird ein sehr langer und vermutlich ein wenig wirrer Text werden also danke ich schon mal allen die sich die Zeit nehmen ihn zu lesen. Ich bin mir selbst noch nicht ganz sicher für was ich dies schreibe, aber vielleicht hilft es mir alle meine Gedanken zum ersten Mal richtig zu ordnen und vielleicht hat jemand von euch noch den einen oder anderen Tipp...
Ich wurde als Kind von meinem Bruder missbraucht. Ich war mit meinem Vater, meinem vier Jahre älteren und meinem zwei Jahre älteren Bruder in den Ferien in einem Chalet, das zu einem kleinen Teil meiner Familie gehört. Normalerweise schliefen wir Kinder alle im selber Zimmer, doch an diesem Abend entschied sich mein älterer Bruder in einem anderen Zimmer zu schlafen. Ich und mein zwei Jahre älterer Bruder waren also alleine. Es began alles mit einer gewissen Neugier am Körper des anderen, obwohl ich sagen muss, dass mein Bruder began, ich habe mich aber zuerst nicht gewehrt, da auch bei mir, wie gesagt, eine gewisse Neugier mitspielte. Es wurde mir aber schnell zu viel und ich bat ihn aufzuhören, er hielt mir meinen Mund zu und befahl mir ruhig zu sein. Ich versuchte mich noch kurz zu wehren, aber mein Bruder war schon immer ein ganzes Stück grösser und stärker als ich. Dies wurde mir schon vorher bewusst gemacht. Ich gab also auf und hoffte dass es schnell vorbei sein würde. Er drang in mich ein, war aber wahrscheinlich relativ schnell fertig (für mich fühlte es sich an wie eine Ewigkeit). Er ging wieder zurück in sein eigenes Bett und schlief rasch ein. Ich hatte Mühe damit und war auch am Morgen als Erste auf, ich wollte nicht mehr im selben Zimmer wie er sein. Ich verhielt mich wahrscheinlich kaum anders als sonst, meinem Vater fiel auf jeden Fall nichts auf (er ist jedoch nicht gerade die aufmerksamste Person). Als mein Bruder später auch runterkam, zwickte er mich in meine Backe und gab mir mit einem Blick zu verstehen, dass wenn ich was geschehen war jemals jemandem erzählen würde, er mich stark verletzten würde. Dieses Zwicken wurde für mich das Zeichen seiner Macht über mich, er realisierte das auch schnell und nutzte dies auch später immer wieder gegen mich. Ich erstarte jedes Mal, wenn er das tat. Heute werde ich extrem aggressiv, wenn es jemand versucht, ich versuche zwar zu erklären, dass ich es wirklich nicht mag, aber vor allem in der Schule gab es immer wieder Mitschüler, die es lustig fanden mich damit zu nerven.
Meine Erinnerung bricht nach diesem Morgen ab, ich weiss also nicht mehr wie die darauffolgenden Tage abliefen. Ich kann auch nicht einordnen wie alt ich war, ich schätze zwischen 7 und 10.
Ich hatte in der Grundschule eine sehr aggressive Phase (für die ich mich im Nachhinein sehr schäme, da ich auch andere Kinder verletzte). Meinem Lehrer fiel auf, dass ich verhaltensauffällig war, er wusste aber auch das meine familiäre Situation nicht die einfachste war. Ich wuchs in einem kleinen Dorf auf und meine Brüder gingen schon zur selben Schule, somit war meine Familie bereits bekannt als nicht wirklich funktionstüchtig. Meine Eltern trennten sich als ich fünf Jahre alt war, meine Mutter hatte (und hat noch immer) schwere Depressionen, Mühe mit Geld umzugehen und mein Vater brauchte sehr lange bis er realisierte, dass er die Verantwortung für uns mittrug. Er begriff lange nicht wie sehr wir Kinder unter dieser Situation litten. Die Schule versuchte aber nie in irgendeiner Form zu intervenieren, ich nehme an auch ihnen war das Ausmass der Situation nicht bekannt. Dazu kam, dass ich auch selber gemobbt wurde, ich war also Opfer und Täter gleichzeitig.
Der Wechsel in die Sekundarschule war für mich eine Erlösung und brachte viel Verbesserung, obwohl ich das erste Jahr noch immer mit Aggressionsproblemen zu kämpfen hatte. Zum ersten Mal hatte ich Freunde, auf die ich mich wirklich verlassen konnte. Die Situation zuhause spitzte sich aber zu, mein zwei Jahre älterer Bruder wurde immer aggressiver und ich übernahm, je nach Depressionsphase meiner Mutter, fast den ganzen Haushalt. Mit 14 brachte mich mein damaliger bester Freund dazu die Situation zu erkennen (bis dahin war es auf eine Art "normal" für mich). Ich hatte grosse Mühe damit umzugehen, es war auch die Zeit in der ich mich das erste Mal mit meinen eigenen Missbrauchserfahrungen auseinandergesetzt hatte. Bis dahin hatte ich sie unterdrückt und war mir auch gar nicht richtig bewusst, dass es passiert ist. Mein Vater began zu dieser Zeit mehr Verantwortung für seine Kinder zu übernehmen und durch meine zusehends nicht mehr zu versteckende Überforderung, entschieden wir, dass ich kurzzeitig zu ihm und seiner Freundin ziehen sollte. Es war als Versuch gedacht und ich zog dann auch ganz zu ihm und seiner Freundin. Dies ging ein halbes Jahr gut bis mein zwei Jahre älterer Bruder auch zu uns zog. Die Stimmung wurde sehr schnell schlecht, niemand fühlte sich in dem Haushalt mehr wohl. Dies zog sich hin bis die Freundin meines Vaters vor einem Jahr auszog. Für uns hat sich die Situation aber nicht verbessert.
Seit ungefähr einem Jahr bin ich in psychologischer Behandlung, eigentlich aufgrund meiner chronischen Schmerzen, die vor drei Jahren begannen. Im Zusammenhang dieser psychologischen Betreung versuche ich zu Zeit auch dieses Erlebnis aufzuarbeiten, habe aber das Gefühl stecken zu bleiben... Ich möchte auch auf meine jetzige Situation zu sprechen kommen, die mich veranlasst hat das alles zu verfassen. Sorry falls ich viel geschrieben habe, das gar nicht nötig war, ich habe versucht es auf das Wichtigste zu beschränken, damit man meine Situation nachvollziehen kann.
Ich bin jetzt 18 Jahre alt, habe gerade Matura (Abi) gemacht und mache ein Zwischenjahr. Ich wohne noch immer mit meinem Vater und meinem zwei Jahre älteren Bruder zusammen. Meinem Bruder geht es nicht besonders gut, er hat seit einiger Zeit Depressionen, war anfangs Jahr auch 2 1/2 Monate in einer Klinik, da er suizidal war. Ich werde immer wieder als Ansprechperson für meine Verwandten genutzt: "Wie geht es ihm?", "Was soll getan werden?" etc. Ich habe aber besonders im Moment mit dem sehr grosse Mühe. Ich kann kein Mitleid für ihn aufbauen und werde dafür auch verurteilt ("Es ist doch dein Bruder, wie kann er dir so egal sein?"). Das macht es für mich nicht einfacher, klar ist er mein Bruder, trotzdem kann ich ihm nicht vergeben. Niemand in meiner Verwandschaft weiss von diesem Vorfall, also verstehe ich auch, warum dies für sie so schwer zu verstehen ist. Ich habe aber auch selber Mühe die zwei Seiten in mir zu kombinieren, ja es ist mein Bruder, aber ich bin nicht bereit mich für ihn einzusetzten. Wie soll ich damit umgehen?
Mein Partner kennt die Geschichte und kann sehr gut damit umgehen. Aber was mich auf eine Art stört ist, dass er mit meinem Bruder super auskommt, mit ihm Witze reissen kann, lange mit ihm redet etc. Ich habe ihn darauf angesprochen wie er das könne, er antwortete mir, dass es jetzt nichts mehr bringe wütend auf ihn zu sein und dass er seine Schuld doch abbezahlt habe, indem es ihm so schlecht ginge. Auch wenn meine rationale Seite das versteht, sogar gut findet, hat meine emotionale extreme Mühe damit. Ich wünschte mir ich könnte so damit umgehen, doch mir ist es egal ob er es "abbezahlt" hat, ob es ihm Leid tut oder was auch immer, ich habe einen Hass gegen ihn in mir den ich nicht kontrollieren kann und das mein Partner dies nicht hat, stört mich. Ich weiss nicht einmal genau warum. Ich will ihm aber auch nicht sagen, er solle weniger mit meinem Bruder zu tun haben oder etwas in diese Richtung. Ich weiss aber auch nicht wie damit umgehen...
Zudem leidet unser Sexleben zur Zeit schwer darunter, dass ich mich so intensiv mit diesem Thema befasse. Bis jetzt hatten wir ein sehr erfülltes Sexleben, mochten es auch sehr etwas härter zu sein. Ich ertrage dies im Moment nicht, habe praktisch keine Lust auf Sex und wenn dann nur wenn ich die dominante Rolle übernehme. Ich versuchte ihm das zu erklären, er hat aber noch Mühe es wirklich umzusetzten. Mir fällt das reden darüber viel schwerer als das schreiben, es ist also nicht ganz einfach für mich das nochmals und nochmals anzusprechen. Wie kann ich mich wieder loslassen während dem Sex? Ich fühle mich zur Zeit als devoten Part nur angespannt und kann es kaum geniessen. Und kommt das wieder? Ich vertraue ihm zu 100 Prozent und er hat mir mit seinen Reaktionen auf dieses Thema auch immer wieder gezeigt, dass er hinter mir steht.
Ich fürchte mich auch ein wenig von der Zukunft. Am liebsten würde ich weggehen, nie wieder etwas mit meinem Bruder zu tun haben, ihn nie wieder sehen müssen etc... Doch das geht nicht weil er mein Bruder ist und ich noch immer mit ihm zusammen wohne. Ich möchte auch nicht, dass meine Familie erfährt, dass etwas "gröberes" zwischen uns passierte.
Ich gebe mir selbst grosse Schuld an der ganzen Sache. Ich hätte schreien können, in dem Chalet hört man praktisch alles, mich mehr wehren können, irgendwas, aber ich tat einfach nichts. Ich weiss viele Opfer geben sich ungerechtfertigt die Schuld, trotzdem kann ich sie nicht ablegen, noch immer bin ich wütend auf mich, dass ich nicht mehr tat.
Aber auch auf meinen Vater bin ich wütend. Ich verlange von ihm, dass er es hätte merken müssen. Ich weiss es ist nicht seine Schuld, aber auch da, ich kann es nicht ablegen. Frage mich immer wieder warum sich nie jemand die Mühe gemacht hat, mir früher zu helfen... Ich habe hier immer wieder das Problem mit meiner rationalen Seite und meiner Emotionalen, sie wollen sich nicht einigen und ich weis nicht wie ich das forcieren kann.
Manchmal frage ich mich auch ob mein Gehirn die Geschichte "umgeschrieben" hat, damit ich besser damit umgehen kann. Was wenn ich nicht stop gesagt habe? Was wenn ich mich gar nicht gewehrt habe und einfach da lag? In meiner Erinnerung passierte das alles, ich fürchte mich aber das es gar nicht so war und es umso mehr mein eigener Fehler war. Wie soll ich das herausfinden?
Was ich auch nicht ganz verstehe: ich gehe auch heute noch jedes Jahr in dieses Chalet und für mich ist es ein Wohlfühlort. Ich war dort seit ich ein kleines Kind war und trotz allem was geschehen ist, bin ich gerne dort, wie kann das sein?
Ein grosses Danke an alle die es soweit geschafft haben!
Dies wird ein sehr langer und vermutlich ein wenig wirrer Text werden also danke ich schon mal allen die sich die Zeit nehmen ihn zu lesen. Ich bin mir selbst noch nicht ganz sicher für was ich dies schreibe, aber vielleicht hilft es mir alle meine Gedanken zum ersten Mal richtig zu ordnen und vielleicht hat jemand von euch noch den einen oder anderen Tipp...
Ich wurde als Kind von meinem Bruder missbraucht. Ich war mit meinem Vater, meinem vier Jahre älteren und meinem zwei Jahre älteren Bruder in den Ferien in einem Chalet, das zu einem kleinen Teil meiner Familie gehört. Normalerweise schliefen wir Kinder alle im selber Zimmer, doch an diesem Abend entschied sich mein älterer Bruder in einem anderen Zimmer zu schlafen. Ich und mein zwei Jahre älterer Bruder waren also alleine. Es began alles mit einer gewissen Neugier am Körper des anderen, obwohl ich sagen muss, dass mein Bruder began, ich habe mich aber zuerst nicht gewehrt, da auch bei mir, wie gesagt, eine gewisse Neugier mitspielte. Es wurde mir aber schnell zu viel und ich bat ihn aufzuhören, er hielt mir meinen Mund zu und befahl mir ruhig zu sein. Ich versuchte mich noch kurz zu wehren, aber mein Bruder war schon immer ein ganzes Stück grösser und stärker als ich. Dies wurde mir schon vorher bewusst gemacht. Ich gab also auf und hoffte dass es schnell vorbei sein würde. Er drang in mich ein, war aber wahrscheinlich relativ schnell fertig (für mich fühlte es sich an wie eine Ewigkeit). Er ging wieder zurück in sein eigenes Bett und schlief rasch ein. Ich hatte Mühe damit und war auch am Morgen als Erste auf, ich wollte nicht mehr im selben Zimmer wie er sein. Ich verhielt mich wahrscheinlich kaum anders als sonst, meinem Vater fiel auf jeden Fall nichts auf (er ist jedoch nicht gerade die aufmerksamste Person). Als mein Bruder später auch runterkam, zwickte er mich in meine Backe und gab mir mit einem Blick zu verstehen, dass wenn ich was geschehen war jemals jemandem erzählen würde, er mich stark verletzten würde. Dieses Zwicken wurde für mich das Zeichen seiner Macht über mich, er realisierte das auch schnell und nutzte dies auch später immer wieder gegen mich. Ich erstarte jedes Mal, wenn er das tat. Heute werde ich extrem aggressiv, wenn es jemand versucht, ich versuche zwar zu erklären, dass ich es wirklich nicht mag, aber vor allem in der Schule gab es immer wieder Mitschüler, die es lustig fanden mich damit zu nerven.
Meine Erinnerung bricht nach diesem Morgen ab, ich weiss also nicht mehr wie die darauffolgenden Tage abliefen. Ich kann auch nicht einordnen wie alt ich war, ich schätze zwischen 7 und 10.
Ich hatte in der Grundschule eine sehr aggressive Phase (für die ich mich im Nachhinein sehr schäme, da ich auch andere Kinder verletzte). Meinem Lehrer fiel auf, dass ich verhaltensauffällig war, er wusste aber auch das meine familiäre Situation nicht die einfachste war. Ich wuchs in einem kleinen Dorf auf und meine Brüder gingen schon zur selben Schule, somit war meine Familie bereits bekannt als nicht wirklich funktionstüchtig. Meine Eltern trennten sich als ich fünf Jahre alt war, meine Mutter hatte (und hat noch immer) schwere Depressionen, Mühe mit Geld umzugehen und mein Vater brauchte sehr lange bis er realisierte, dass er die Verantwortung für uns mittrug. Er begriff lange nicht wie sehr wir Kinder unter dieser Situation litten. Die Schule versuchte aber nie in irgendeiner Form zu intervenieren, ich nehme an auch ihnen war das Ausmass der Situation nicht bekannt. Dazu kam, dass ich auch selber gemobbt wurde, ich war also Opfer und Täter gleichzeitig.
Der Wechsel in die Sekundarschule war für mich eine Erlösung und brachte viel Verbesserung, obwohl ich das erste Jahr noch immer mit Aggressionsproblemen zu kämpfen hatte. Zum ersten Mal hatte ich Freunde, auf die ich mich wirklich verlassen konnte. Die Situation zuhause spitzte sich aber zu, mein zwei Jahre älterer Bruder wurde immer aggressiver und ich übernahm, je nach Depressionsphase meiner Mutter, fast den ganzen Haushalt. Mit 14 brachte mich mein damaliger bester Freund dazu die Situation zu erkennen (bis dahin war es auf eine Art "normal" für mich). Ich hatte grosse Mühe damit umzugehen, es war auch die Zeit in der ich mich das erste Mal mit meinen eigenen Missbrauchserfahrungen auseinandergesetzt hatte. Bis dahin hatte ich sie unterdrückt und war mir auch gar nicht richtig bewusst, dass es passiert ist. Mein Vater began zu dieser Zeit mehr Verantwortung für seine Kinder zu übernehmen und durch meine zusehends nicht mehr zu versteckende Überforderung, entschieden wir, dass ich kurzzeitig zu ihm und seiner Freundin ziehen sollte. Es war als Versuch gedacht und ich zog dann auch ganz zu ihm und seiner Freundin. Dies ging ein halbes Jahr gut bis mein zwei Jahre älterer Bruder auch zu uns zog. Die Stimmung wurde sehr schnell schlecht, niemand fühlte sich in dem Haushalt mehr wohl. Dies zog sich hin bis die Freundin meines Vaters vor einem Jahr auszog. Für uns hat sich die Situation aber nicht verbessert.
Seit ungefähr einem Jahr bin ich in psychologischer Behandlung, eigentlich aufgrund meiner chronischen Schmerzen, die vor drei Jahren begannen. Im Zusammenhang dieser psychologischen Betreung versuche ich zu Zeit auch dieses Erlebnis aufzuarbeiten, habe aber das Gefühl stecken zu bleiben... Ich möchte auch auf meine jetzige Situation zu sprechen kommen, die mich veranlasst hat das alles zu verfassen. Sorry falls ich viel geschrieben habe, das gar nicht nötig war, ich habe versucht es auf das Wichtigste zu beschränken, damit man meine Situation nachvollziehen kann.
Ich bin jetzt 18 Jahre alt, habe gerade Matura (Abi) gemacht und mache ein Zwischenjahr. Ich wohne noch immer mit meinem Vater und meinem zwei Jahre älteren Bruder zusammen. Meinem Bruder geht es nicht besonders gut, er hat seit einiger Zeit Depressionen, war anfangs Jahr auch 2 1/2 Monate in einer Klinik, da er suizidal war. Ich werde immer wieder als Ansprechperson für meine Verwandten genutzt: "Wie geht es ihm?", "Was soll getan werden?" etc. Ich habe aber besonders im Moment mit dem sehr grosse Mühe. Ich kann kein Mitleid für ihn aufbauen und werde dafür auch verurteilt ("Es ist doch dein Bruder, wie kann er dir so egal sein?"). Das macht es für mich nicht einfacher, klar ist er mein Bruder, trotzdem kann ich ihm nicht vergeben. Niemand in meiner Verwandschaft weiss von diesem Vorfall, also verstehe ich auch, warum dies für sie so schwer zu verstehen ist. Ich habe aber auch selber Mühe die zwei Seiten in mir zu kombinieren, ja es ist mein Bruder, aber ich bin nicht bereit mich für ihn einzusetzten. Wie soll ich damit umgehen?
Mein Partner kennt die Geschichte und kann sehr gut damit umgehen. Aber was mich auf eine Art stört ist, dass er mit meinem Bruder super auskommt, mit ihm Witze reissen kann, lange mit ihm redet etc. Ich habe ihn darauf angesprochen wie er das könne, er antwortete mir, dass es jetzt nichts mehr bringe wütend auf ihn zu sein und dass er seine Schuld doch abbezahlt habe, indem es ihm so schlecht ginge. Auch wenn meine rationale Seite das versteht, sogar gut findet, hat meine emotionale extreme Mühe damit. Ich wünschte mir ich könnte so damit umgehen, doch mir ist es egal ob er es "abbezahlt" hat, ob es ihm Leid tut oder was auch immer, ich habe einen Hass gegen ihn in mir den ich nicht kontrollieren kann und das mein Partner dies nicht hat, stört mich. Ich weiss nicht einmal genau warum. Ich will ihm aber auch nicht sagen, er solle weniger mit meinem Bruder zu tun haben oder etwas in diese Richtung. Ich weiss aber auch nicht wie damit umgehen...
Zudem leidet unser Sexleben zur Zeit schwer darunter, dass ich mich so intensiv mit diesem Thema befasse. Bis jetzt hatten wir ein sehr erfülltes Sexleben, mochten es auch sehr etwas härter zu sein. Ich ertrage dies im Moment nicht, habe praktisch keine Lust auf Sex und wenn dann nur wenn ich die dominante Rolle übernehme. Ich versuchte ihm das zu erklären, er hat aber noch Mühe es wirklich umzusetzten. Mir fällt das reden darüber viel schwerer als das schreiben, es ist also nicht ganz einfach für mich das nochmals und nochmals anzusprechen. Wie kann ich mich wieder loslassen während dem Sex? Ich fühle mich zur Zeit als devoten Part nur angespannt und kann es kaum geniessen. Und kommt das wieder? Ich vertraue ihm zu 100 Prozent und er hat mir mit seinen Reaktionen auf dieses Thema auch immer wieder gezeigt, dass er hinter mir steht.
Ich fürchte mich auch ein wenig von der Zukunft. Am liebsten würde ich weggehen, nie wieder etwas mit meinem Bruder zu tun haben, ihn nie wieder sehen müssen etc... Doch das geht nicht weil er mein Bruder ist und ich noch immer mit ihm zusammen wohne. Ich möchte auch nicht, dass meine Familie erfährt, dass etwas "gröberes" zwischen uns passierte.
Ich gebe mir selbst grosse Schuld an der ganzen Sache. Ich hätte schreien können, in dem Chalet hört man praktisch alles, mich mehr wehren können, irgendwas, aber ich tat einfach nichts. Ich weiss viele Opfer geben sich ungerechtfertigt die Schuld, trotzdem kann ich sie nicht ablegen, noch immer bin ich wütend auf mich, dass ich nicht mehr tat.
Aber auch auf meinen Vater bin ich wütend. Ich verlange von ihm, dass er es hätte merken müssen. Ich weiss es ist nicht seine Schuld, aber auch da, ich kann es nicht ablegen. Frage mich immer wieder warum sich nie jemand die Mühe gemacht hat, mir früher zu helfen... Ich habe hier immer wieder das Problem mit meiner rationalen Seite und meiner Emotionalen, sie wollen sich nicht einigen und ich weis nicht wie ich das forcieren kann.
Manchmal frage ich mich auch ob mein Gehirn die Geschichte "umgeschrieben" hat, damit ich besser damit umgehen kann. Was wenn ich nicht stop gesagt habe? Was wenn ich mich gar nicht gewehrt habe und einfach da lag? In meiner Erinnerung passierte das alles, ich fürchte mich aber das es gar nicht so war und es umso mehr mein eigener Fehler war. Wie soll ich das herausfinden?
Was ich auch nicht ganz verstehe: ich gehe auch heute noch jedes Jahr in dieses Chalet und für mich ist es ein Wohlfühlort. Ich war dort seit ich ein kleines Kind war und trotz allem was geschehen ist, bin ich gerne dort, wie kann das sein?
Ein grosses Danke an alle die es soweit geschafft haben!