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Benutzer65676 (36)
Verbringt hier viel Zeit
- #1
Ich stehe mal wieder vor einer Entscheidung meine berufliche Zukunft betreffend und ich stehe (wie schon vor dem Beginn meiner Ausbildung, die ich gerade abschließe) vor der Erkenntnis, dass es so etwas wie den Traumjob (also eine vernünftige Verteilung zwischen Einkommen, Arbeitsbelastung und Freude an der Arbeit) einfach nicht gib -jedenfalls nicht für mich.
Ich habe 2007 Abitur gemacht, Leistungskurse waren geisteswissenschaftliche Fächer, gleich Zivildienst abgeleistet und war ein halbes Jahr im Ausland - dann wusste ich nicht was ich machen soll. Ich habe seit dem Abitur das immer gleiche Problem: Was ich mag, bezahlt keiner; was ich kann, ist nicht gefragt; und was bezahlt wird, kann und mag ich nicht...xD
Ich habe jetzt eine betriebliche Ausbildung im Gesundheitswesen gemacht, Jobaussichten sind exzellent, gibt ja praktisch keine freiwillig arbeitslosen Pflegekräfte in Deutschland momentan. ABER: Die Arbeitsbedingungen sind mehr oder weniger katastrophal und die Bezahlung ist lächerlich. Mindestens 38,5-Stunden-Woche, Wechselschicht und Feiertagsarbeit, dazu eine riesige physische wie psychische Belastung sowie große Verantwortung und dafür geht man an vielen Häusern mit weniger oder gerade mal 2.000€ brutto heim. In der Zeitung laß ich vor kurzem, das Durchschnittseinkommen einer bayerischen Krankenschwester läge bei 2.500€ netto. Das gilt vielleicht für 60-jährige mit Arbeitsverträgen von noch vor 10 Jahren, heute kann man in der Regel von so einer Zahl nur träumen.
Also möchte ich studieren - über die Bachelorstudiengänge hört man zwar auch meist nur, dass sie vollgestopft mit nutzlosem Wissen und total verschult sind, aber was will man machen wenn man als betrieblich Ausgebildeter kaum mehr was verdient.
Die Pflegestudiengänge haben in Deutschland noch keinen besonders guten Stand und besonders interessiert bin ich auch nicht daran, also habe ich mir mal wieder überlegt, meinen lang gehegten Traum anzupacken: Ein Anglistikstudium. Nur merke ich, je mehr es auf den September und die Einschreibungszeit zugeht schon wieder mehr und mehr, dass ich wirklich gar keine Ahnung habe, was ich mit einem Anglistikstudium anfangen sollte.
Lehrer möchte ich nicht werden (zumal die Jobaussichten da nicht viel besser sind), was bleibt da noch? Von den vielen, vielen Bachelor-Abschlüssen, die eine Geisteswissenschaft mit einem "praxistauglicheren" Fach kombinieren, halte ich nicht sehr viel - das ist wohl nichts halbes und nichts ganzes. Zumal das Kombifach meist BWL ist und BWL ist eines der Fächer, das ich NIEMALS studieren würde.
Ich habe durchaus einige Freunde und ehemalige Schulkollegen, die ein geisteswissenschaftliches Studium machen, aber die sind eben noch dabei, was die mal arbeiten werden, können sie mir auch nicht sagen - ich bin auf jeden Fall niemand, der unglaublich viel Lust darauf hat, sich mal permanent mit befristeten Arbeitsverträgen an der Armutsgrenze irgendwie über Wasser zu halten.
Dann hatte ich mich auch mal für medizinisches Informationsmanagement beworben - und wurde zu meiner Überraschung sogar zugelassen. Ebenfalls tolle Jobaussichten, ordentlicher Verdienst, baut sogar etwas auf meiner Ausbildung auf. Nur leider interessieren mich die Themen nichtmal annähernd so sehr wie meine geliebte Anglistik, zudem habe ich gerade was die Informatik angeht, relativ starke Bedenken ob ich nach 5 Jahren, in denen ich in keiner wirklich anspruchsvollen Schule mehr war, das überhaupt schaffen kann. Bis Mitte August müsste ich mich bei denen eingeschrieben haben und ich fühle mich (mal wieder) absolut nicht in der Lage, eine fundierte Entscheidung zu treffen.
Würde ich mich rein nach meinem momentanen Bauchgefühl entscheiden, wäre es Anglistik, aber wie vernünftig ist diese Entscheidung mein späteres Berufsleben betreffend, wo ich dieses Jahr immerhin schon 25 werde... Da ist nicht mehr viel Platz für Fehltritte im Lebenslauf, wenigstens habe ich jetzt einen Beruf als Sicherheitspolster, der mir so schnell nicht weglaufen wird.
Klar, die meisten Berater zu dem Thema beharren auf der Meinung, das zu tun was man wirklich gerne macht, zumal sich der Arbeitsmarkt ständig verändert.
Aber ist das nicht letztlich eine Lüge, die in bestimmten Fällen schlichtweg zu keiner vernünftigen Qualifikation für den Arbeitsmarkt führen wird. Das Gefühl habe ich leider bei mir...
Ich als junger Mensch, der nie so etwas wie einen unbedingten Traumjob hatte, den er schon immer machen wollte, fühle mich jedenfalls ziemlich verwirrt, eigentlich bekommt man aus jeder Ecke nur Hiobsbotschaften zu hören:
Eines der "großen" Studienfächer wie Anglistik, Jura, BWL ist zu überlaufen und allgemein, spezialisierte Bachelor sind wieder zu eingeschränkt um sich breit auf dem Arbeitsmarkt bewerben zu können. Berufliche Ausbildungen sind nicht zukunftssicher genug, die Industrie erzählt vom Fachkräftemangel, auf der anderen Seite finden viele Ingenieure nur Jobs zu lächerlichen Konditionen. Im Pflegebereich herrscht ein bereits jetzt vorhander Notstand, die Jobbedingungen sind aber seit Jahren mies und werden eher schlechter statt besser. Überall steigt die Belastung, Burnout und andere psychische Belastungen sind auf dem Vormarsch, die Nettolöhne sind hier seit Jahren nicht gestiegen oder sinken aufgrund der Inflation sogar.
Manchmal würde man am liebsten einfach komplett aussteigen...
Viel Text, vielleicht hat ja jemand die Muse es sich durchzulesen und was "qualifiziertes" dazu zu sagen
Ich habe 2007 Abitur gemacht, Leistungskurse waren geisteswissenschaftliche Fächer, gleich Zivildienst abgeleistet und war ein halbes Jahr im Ausland - dann wusste ich nicht was ich machen soll. Ich habe seit dem Abitur das immer gleiche Problem: Was ich mag, bezahlt keiner; was ich kann, ist nicht gefragt; und was bezahlt wird, kann und mag ich nicht...xD
Ich habe jetzt eine betriebliche Ausbildung im Gesundheitswesen gemacht, Jobaussichten sind exzellent, gibt ja praktisch keine freiwillig arbeitslosen Pflegekräfte in Deutschland momentan. ABER: Die Arbeitsbedingungen sind mehr oder weniger katastrophal und die Bezahlung ist lächerlich. Mindestens 38,5-Stunden-Woche, Wechselschicht und Feiertagsarbeit, dazu eine riesige physische wie psychische Belastung sowie große Verantwortung und dafür geht man an vielen Häusern mit weniger oder gerade mal 2.000€ brutto heim. In der Zeitung laß ich vor kurzem, das Durchschnittseinkommen einer bayerischen Krankenschwester läge bei 2.500€ netto. Das gilt vielleicht für 60-jährige mit Arbeitsverträgen von noch vor 10 Jahren, heute kann man in der Regel von so einer Zahl nur träumen.
Also möchte ich studieren - über die Bachelorstudiengänge hört man zwar auch meist nur, dass sie vollgestopft mit nutzlosem Wissen und total verschult sind, aber was will man machen wenn man als betrieblich Ausgebildeter kaum mehr was verdient.
Die Pflegestudiengänge haben in Deutschland noch keinen besonders guten Stand und besonders interessiert bin ich auch nicht daran, also habe ich mir mal wieder überlegt, meinen lang gehegten Traum anzupacken: Ein Anglistikstudium. Nur merke ich, je mehr es auf den September und die Einschreibungszeit zugeht schon wieder mehr und mehr, dass ich wirklich gar keine Ahnung habe, was ich mit einem Anglistikstudium anfangen sollte.
Lehrer möchte ich nicht werden (zumal die Jobaussichten da nicht viel besser sind), was bleibt da noch? Von den vielen, vielen Bachelor-Abschlüssen, die eine Geisteswissenschaft mit einem "praxistauglicheren" Fach kombinieren, halte ich nicht sehr viel - das ist wohl nichts halbes und nichts ganzes. Zumal das Kombifach meist BWL ist und BWL ist eines der Fächer, das ich NIEMALS studieren würde.
Ich habe durchaus einige Freunde und ehemalige Schulkollegen, die ein geisteswissenschaftliches Studium machen, aber die sind eben noch dabei, was die mal arbeiten werden, können sie mir auch nicht sagen - ich bin auf jeden Fall niemand, der unglaublich viel Lust darauf hat, sich mal permanent mit befristeten Arbeitsverträgen an der Armutsgrenze irgendwie über Wasser zu halten.
Dann hatte ich mich auch mal für medizinisches Informationsmanagement beworben - und wurde zu meiner Überraschung sogar zugelassen. Ebenfalls tolle Jobaussichten, ordentlicher Verdienst, baut sogar etwas auf meiner Ausbildung auf. Nur leider interessieren mich die Themen nichtmal annähernd so sehr wie meine geliebte Anglistik, zudem habe ich gerade was die Informatik angeht, relativ starke Bedenken ob ich nach 5 Jahren, in denen ich in keiner wirklich anspruchsvollen Schule mehr war, das überhaupt schaffen kann. Bis Mitte August müsste ich mich bei denen eingeschrieben haben und ich fühle mich (mal wieder) absolut nicht in der Lage, eine fundierte Entscheidung zu treffen.
Würde ich mich rein nach meinem momentanen Bauchgefühl entscheiden, wäre es Anglistik, aber wie vernünftig ist diese Entscheidung mein späteres Berufsleben betreffend, wo ich dieses Jahr immerhin schon 25 werde... Da ist nicht mehr viel Platz für Fehltritte im Lebenslauf, wenigstens habe ich jetzt einen Beruf als Sicherheitspolster, der mir so schnell nicht weglaufen wird.
Klar, die meisten Berater zu dem Thema beharren auf der Meinung, das zu tun was man wirklich gerne macht, zumal sich der Arbeitsmarkt ständig verändert.
Aber ist das nicht letztlich eine Lüge, die in bestimmten Fällen schlichtweg zu keiner vernünftigen Qualifikation für den Arbeitsmarkt führen wird. Das Gefühl habe ich leider bei mir...
Ich als junger Mensch, der nie so etwas wie einen unbedingten Traumjob hatte, den er schon immer machen wollte, fühle mich jedenfalls ziemlich verwirrt, eigentlich bekommt man aus jeder Ecke nur Hiobsbotschaften zu hören:
Eines der "großen" Studienfächer wie Anglistik, Jura, BWL ist zu überlaufen und allgemein, spezialisierte Bachelor sind wieder zu eingeschränkt um sich breit auf dem Arbeitsmarkt bewerben zu können. Berufliche Ausbildungen sind nicht zukunftssicher genug, die Industrie erzählt vom Fachkräftemangel, auf der anderen Seite finden viele Ingenieure nur Jobs zu lächerlichen Konditionen. Im Pflegebereich herrscht ein bereits jetzt vorhander Notstand, die Jobbedingungen sind aber seit Jahren mies und werden eher schlechter statt besser. Überall steigt die Belastung, Burnout und andere psychische Belastungen sind auf dem Vormarsch, die Nettolöhne sind hier seit Jahren nicht gestiegen oder sinken aufgrund der Inflation sogar.
Manchmal würde man am liebsten einfach komplett aussteigen...
Viel Text, vielleicht hat ja jemand die Muse es sich durchzulesen und was "qualifiziertes" dazu zu sagen