Emotionale Misshandlung durch Pflegeeltern und Folgen

T
Benutzer175482  (24) Benutzer gesperrt
  • #1
Also ich überlege jetzt schon lange, ob und wie ich diesen Text verfassen soll. Schwierig ist es, weil ich erstens keine konkrete Frage nennen könnte, und zweitens, weil ich weder weiß, wo ich mit meiner Geschichte anfangen soll, noch wo ich aufhören soll.

Ich will einfach jemanden ohne Verurteilung meine Geschichte erzählen können. Ich will, dass mir einfach mal jemand nur zuhört, ohne sich einzumischen und damit alles noch schlimmer zu machen.

Womit ich einfach nicht klarkomme, ist der Gedanke, dass mein Leben eigentlich ganz anders hätte verlaufen sollen. Meine Eltern sind beide gestorben bevor ich überhaupt "Mama" und "Papa" sagen konnte. Man kann sich also vorstellen, wie viele Erinnerungen ich an meine Eltern habe: genau, keine. Seine leiblichen Eltern zu verlieren ist zwar wahrscheinlich ohne Ausnahme immer scheiße, aber ich denke, wenn man eine liebevolle "Alternativfamilie" hat, dann kann man damit theoretisch gut klarkommen. Genau das hat in meinem Fall nicht funktioniert, weil ich zu Pflegeeltern kam, die komplett ungeeignet sind, Kinder zu glücklichen und mental stabilen Menschen zu erziehen. Ich kapiere nicht, wie diese Menschen es geschafft haben, Pflegekinder zu bekommen und warum sie überhaupt welche wollten.

Meine Pflege"mutter" hatte einfach einen Komplettschaden und hielt es für in Ordnung, ein Kind tagelang zu ignorieren, am Arm zu packen, zu schütteln oder mit einer Holzfigur auf es einzuprügeln. Als ich älter wurde, hat sie mich gar nicht mehr angefasst. Wenn ich mal versucht habe, etwas zu sagen und das hat ihr nicht gepasst, dann hat sie zwar in meine Richtung geschaut, aber direkt durch mich hindurch und einfach konsequent gelächelt und alles ignoriert, was ich gesagt habe. Ich habe Jahre gebraucht um zu kapieren, dass das eine Form von Missbrauch ist. Von alleine hab ich das nicht kapiert und wahrscheinlich hätte ich mir auch keine Hilfe geholt. Meine Freunde haben letztendlich unserer Klassenkehrerin gesteckt, dass ich zuhause schlecht behandelt wurde, die hat wiederum das Jugendamt eingeschaltet. Die haben es als normales Kommunikationsproblem abgetan und fanden es nicht besorgniserregend, entweder weil ich einfach sehr überzeugend behauptet habe, dass alles in Ordnung ist, oder weil sie einfach beschissen in ihrem Job waren. Der Rat der Frau vom Jugendamt bestand ohne Scheiß darin, meine Pflegemutter und ich sollten doch mal öfter ein Eis essen gehen und uns öfter unterhalten, dann würden wir uns bestimmt viel besser verstehen.

Ich hab grad keine Lust noch weiterzuschreiben, aber falls bis hierhin jemand gelesen hat, danke.
 
LAX
Benutzer171020  Verbringt hier viel Zeit
  • #2
Hi TalkingtoGhosts,
ich kannte jemand der stammte aus einer Mischehe und seine leibliche Mutter kam in die geschlossene Psychiatrie, nachdem sie sich von ihrem Mann löste. Er kam zu Pflegeeltern, wo der Pflegevater getrunken hat und ihn geschlagen. Das war für ihn auch oft unerträglich, ist dann oft Tage nicht erreichbar gewesen. Die Pflegemutter war zwar in Ordnung und für ihn sein ein und alles, allerdings hatte ihr Mann sie unter seiner Fuchtel und sie hat getan was er eben wollte. Die waren schon ein älteres Ehepaar. Er ist dann früh ausgezogen, nachdem er genug Geld zum selbständigen Leben hatte. Er hat nun selbst Familie. Habe aber dann nichts mehr von ihm gehört. Er sagte nur immer, dass er seine Kinder nie so behandeln würde wie er es in seiner Kindheit erfahren musste.

Es ist glaube ich leider noch nach wie vor so, wer das nötige Geld hat, kann sich eine Familie erkaufen. Und ob da dann immer so sehr geschaut wird! Ich wage es zu bezweifeln.

Ich stell das jetzt auch grad so in den Raum zu dem von dir reingesetzten Text.
 
G
Benutzer Gast
  • #3
Lebst du noch bei deiner Pflegefamilie?
Wenn ja, schnell raus da.
Auch als 19 jährige hast du noch Anspruch auf Jugendhilfe (bis 21).
Du kannst in eine Art betreutes wohnen, du "musst" jedoch in keine WG sondern kannst eine eigene Wohnung beziehen- je nach Bedarf kommt dann dein Betreuer und hilft dir dein Leben alleine zu bewältigen.
Das nur so als Info, denn viele denken beim betreuten wohnen direkt an WGs oder Heim.
Ab 18 kann man aber betreutes wohnen auch in einer eigenen Wohnung (sucht das JA für dich) in Anspruch nehmen.

Aber vielleicht hat du ja auch andere Möglichkeiten.
Jedoch sehe ich als ersten Schritt, das du da raus musst (auch in Bezug auf deine anderen Threads).
[doublepost=1569908350,1569908235][/doublepost]Achja, vielleicht ist es sinnvoll zum Gespräch mit dem Jugendamt eine Person deines Vertrauens zur Unterstützung mitzunehmen, die im Notfall für dich spricht, dich unterstützt.
 
LULU1234
Benutzer107106  Planet-Liebe ist Startseite
Redakteur
  • #4
Gibt es andere Personen bei denen du unter kommen könntest oder Freunde mit denen eine WG möglich wären? Hast du schon einen Schulabschluss, machst du eine Ausbildung oder willst an die Uni? Denn dann hast du “einfache“ Möglichkeiten den Cut zu machen und zu gehen. Pflegeeltern sind nicht unterhaltspflichtig oder? Das heißt du bekämst Bafög, wenn du ausziehen würdest, wenn du studierst oder eine Ausbildung machst? So hättest du eine große Selbstständigkeit.

Ohne Liebe aufzuwachsen ist fürchterlich. Es völlig normal, dass das etwas mit einem macht.
 
T
Benutzer175482  (24) Benutzer gesperrt
  • Themenstarter
  • #5
Ich wohne schon lange nicht mehr da und habe auch keinen Kontakt mehr. Kurz nach diesem Gespräch beim Jugendamt ist es zuhause eskaliert und ich bin dann erst mal zu Freunden. Von da aus dann eine betreute Wohngruppe, kurz darauf Psychiatrie, dann betreute WG und mit 18 dann komplett weg, andere Stadt und "normale" WG. Ich weiß ehrlich nicht, was ich mit meiner Zukunft anfangen soll. Ich hab keine Ausbildung und sehe für mich keine großen Chancen im Studium. Ich arbeite Teilzeit und kann so finanziell unabhängig sein. Das ist aber halt nichts, worauf man wirklich etwas aufbauen kann.
Mir sollte das nicht so egal sein, aber ich kann nicht wirklich anders denken. Ich weiß auch, dass ich langsam mal darüber hinweg sein sollte, dass ich keine Eltern habe. Wahrscheinlich wäre es einfacher gewesen, wenn meine biologischen Eltern mich einfach nicht gewollt hätten. Das fände ich leichter zu akzeptieren, als den Gedanken, dass meine Eltern mich vielleicht wirklich geliebt haben und mich gewollt haben, und dass mein Leben hätte normal sein können, wenn sie nicht zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen wären. Ich bin nicht gläubig oder irgendwie esoterisch veranlagt, aber als Kind habe ich mir trotzdem oft vorgestellt, dass meine Mutter auf mich runter schaut und verzweifelt ist, weil sie sieht, wie ich schlecht behandelt werde und sie mir nicht helfen kann. Als ich älter wurde, wurde ich dann abgeklärter und habe nach Bildern von Menschen gegoogelt, die unter ähnlichen Umständen wie meine Eltern gestorben sind. Von da an habe ich, wenn ich mir meine Eltern vorgestellt habe, nur entstellte Leichen gesehen. Das war die Zeit, als ich kapiert habe, dass ich wirklich komplett alleine bin.
 
axis mundi
Benutzer172636  Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #6
Wie lang eine Trauerphase andauert und wann es endlich überwunden ist, ist nicht nur von Mensch zu Mensch, sondern auch von Trauerphase zu Trauerphase verschieden. Es gibt also kein: „ich sollte es bis jetzt überwunden haben“, sondern ein: „ich tue alles in meiner Macht stehende, dass es besser werden kann“.
Bei dir sind verschiedene Dinge miteinander verstrickt und wahrscheinlich wäre auch eins davon für dich allein lösbar, vielleicht auch zwei, wenn du gelernt hättest, damit umzugehen. Das hast du als Kind leider nicht tun können, da es dort nicht in deiner Macht stand, dir die Hilfe zu holen, die du benötigst. Als erwachsener Mensch steht dir diese Möglichkeit offen. Lerne in einer Therapie, wie du mit dir selbst und deinen Gefühlen umgehen kannst und wie du es schaffst, diese in eine für dich gute Richtung zu lenken.
Dass du beruflich noch nicht weißt, wo du hinmöchtest halte ich erstmal nicht für allzu schlimm, immerhin bist du bereits einigermaßen unabhängig und wer weiß, wie sich deine Interessen abbilden, sobald du deine Probleme endlich bewältigen kannst. Möglicherweise findest du in diesem Rahmen bereits deine Traummöglichkeit.

Und sieh es mal so: du wirst mit jedem Tag etwas kompetenter darin, dein Leben selbstbestimmt zu leben. Jetzt kannst du all die Dinge lernen, die du zuvor in deinem sozialen Umfeld nicht lernen konntest. Damit legst du bereits einen Grundstein, langfristig etwas zu verändern.

Ich wünsche dir alles Gute und dass du deinen Weg gut meisterst und endlich „ankommst“. :smile:
 
sanguina
Benutzer149155  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #7
Hast du denn noch lebende Verwandte? Onkel/Tanten, Großeltern?
 
LULU1234
Benutzer107106  Planet-Liebe ist Startseite
Redakteur
  • #8
Ich wohne schon lange nicht mehr da und habe auch keinen Kontakt mehr. Kurz nach diesem Gespräch beim Jugendamt ist es zuhause eskaliert und ich bin dann erst mal zu Freunden. Von da aus dann eine betreute Wohngruppe, kurz darauf Psychiatrie, dann betreute WG und mit 18 dann komplett weg, andere Stadt und "normale" WG. Ich weiß ehrlich nicht, was ich mit meiner Zukunft anfangen soll. Ich hab keine Ausbildung und sehe für mich keine großen Chancen im Studium. Ich arbeite Teilzeit und kann so finanziell unabhängig sein. Das ist aber halt nichts, worauf man wirklich etwas aufbauen kann.
Mir sollte das nicht so egal sein, aber ich kann nicht wirklich anders denken. Ich weiß auch, dass ich langsam mal darüber hinweg sein sollte, dass ich keine Eltern habe. Wahrscheinlich wäre es einfacher gewesen, wenn meine biologischen Eltern mich einfach nicht gewollt hätten. Das fände ich leichter zu akzeptieren, als den Gedanken, dass meine Eltern mich vielleicht wirklich geliebt haben und mich gewollt haben, und dass mein Leben hätte normal sein können, wenn sie nicht zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen wären. Ich bin nicht gläubig oder irgendwie esoterisch veranlagt, aber als Kind habe ich mir trotzdem oft vorgestellt, dass meine Mutter auf mich runter schaut und verzweifelt ist, weil sie sieht, wie ich schlecht behandelt werde und sie mir nicht helfen kann. Als ich älter wurde, wurde ich dann abgeklärter und habe nach Bildern von Menschen gegoogelt, die unter ähnlichen Umständen wie meine Eltern gestorben sind. Von da an habe ich, wenn ich mir meine Eltern vorgestellt habe, nur entstellte Leichen gesehen. Das war die Zeit, als ich kapiert habe, dass ich wirklich komplett alleine bin.
Es ist sehr gesund, wenn man Unrecht dass einem angetan wird tatsächlich als solches empfindet. Und es ist gut, dass dir schon als Kind bewusst war, dass liebende Menschen so niemals mit einem Kind umgehen sollten, egal wie du dir das vorgestellt hast.
Da bist du schon viel weiter, als viele andere, die sich fragen, was falsch an ihnen ist.

Es ist schwer solch einen gravierenden Lebensabschnitt hinter sich zu lassen. Aber ich kenne viele Menschen, die das mut etwas Hilfe und Menschen an ihrer Seite, geschafft haben. Ganz überwinden oder gar vergessen wirst du das nie. Aber du kannst es schaffen, dass es dich nicht regiert und steuert. Du hast dir schon so viel Steuerung in deinem Leben zurück geholt, du wirst auch die letzten Schritte schaffen.
Du bist erst 19, du musst noch keinen endgültigen Weg einschlagen. Aber du solltest dich bei verschiedenen Stellen mal schlau machen, was etwas für dich wäre, egal ob Verwaltung, Logistik, Gastro, was pädagogisches, medizinisches, etc. Du könntest auch ein Bufdi machen oder Praktika.
Bist du noch in Behandlung?
 
T
Benutzer175482  (24) Benutzer gesperrt
  • Themenstarter
  • #9
Ich habe Verwandte in den USA, mit denen ich ganz gut klar komme. Hier in der direkten Umgebung niemanden bzw. keinen Kontakt.

Ich habe ein paar Praktika und so gemacht, aber es fällt mir schwer, mich genug für etwas zu begeistern. Ich bin in nichts besonders gut, deshalb keine Ahnung, was ich für eine Ausbildung machen könnte. Mein Abi war auch nur durchschnittlich (2,6), weil ich durch den Klinikaufenthalt viel verpasst hatte. Ok, und weil ich nie sehr ambitioniert war und kaum was für die Schule getan habe.
Und jetzt bin ich an einem Punkt, wo mir einerseits alles irgendwie egal ist, ich aber dennoch denke, dass ich irgendwas aus meinem Leben machen sollte.
Für Dinge, die mich theoretisch interessieren, habe ich weder die mentale Kompetenz, noch die nötigen körperlichen Fähigkeiten, geschweige denn die notwendigen Noten.

Therapie habe ich mit 18 abgebrochen, aber in letzter Zeit denke ich, dass ich es vielleicht noch mal damit versuchen sollte. Ich denke es aber nur und kümmere mich dann doch nicht darum.
 
axis mundi
Benutzer172636  Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #10
Was wären denn Dinge, die dich interessieren und zu denen dir aus deiner Sicht die Kompetenzen und Voraussetzungen fehlen?
Welche Einschränkungen hast du und welche könnte man eventuell verringern?


Ein Therapeut könnte wohl auch ziemlich hilfreich sein bei der Berufsthematik. Von daher würde ich dir raten, das aktiv anzugehen und dir dort die Unterstützung zu holen, die die für die Orientierung zu brauchen scheinst, gerade wenn du im Moment eigentlich die Zeit hast, dich darum zu kümmern, dass jetzt alles endlich ins Gleichgewicht kommt :smile:
 
T
Benutzer175482  (24) Benutzer gesperrt
  • Themenstarter
  • #11
Forensische Psychologie fände ich sehr interessant. Dafür bräuchte ich aber erst mal einen Bachelor of Science in Psychologie und das kann ich bei meinem Notendurchschnitt vergessen.

Probleme, die die Berufswahl schwer machen, sind außer den Noten auch soziale Ängste und fehlende Ambition. Ich glaube nicht, dass ich das Durchhaltevermögen zum studieren hätte. Und Ausbildungsberufe fallen mir keine ein, die mich wirklich interessieren.

Was ich früher immer wollte, war Schriftsteller zu werden. Was man dazu logischerweise braucht, ist Phantasie und ein gewisses Talent fürs Schreiben. Also Fähigkeiten, die ich schon mal nicht habe.

Alles, was mit Literatur und Film zu tun hat, finde ich schon sehr interessant. Oder auch Theater. Nur kann man da keine unmotivierten, einfallslosen und mittelmäßig intelligenten Leute brauchen.
 
sanguina
Benutzer149155  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #12
Dann betrachten wir das mal von einer anderen Seite:

Was kannst du gut?
Welche Fächer waren deine besten in der Schule?
Welche Aktivitäten machen dir Spaß?
Wofür schätzen dich deine Freunde besonders?
 
T
Benutzer175482  (24) Benutzer gesperrt
  • Themenstarter
  • #13
Ich war eigentlich nur in Sprachen und Philosophie gut. Wenn man aber nicht selber lehren will, bringt einem das nicht viel.

Ich habe keine richtigen Hobbies. Lesen, Filme.
 
axis mundi
Benutzer172636  Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #14
Zu Psychologie: das lässt sich auch gut in Nachbarländern wie zum Beispiel in den Niederlanden studieren :zwinker:
Dort dann sogar ohne NC. Soetwas würde also schon gehen, wenn du es wirklich wollen würdest.

Aus dem was würdest du gerne machen, lässt sich auch gut ableiten, was du daran gerne machen würdest und diesen Kern wirst du in mehr als einem Fach finden.
Es gäbe z.B. auch die Möglichkeit, über die Polizei eine Weiterbildung in diese Richtung zu machen, alternativ eventuell über die Bundeswehr.
Schwierig finde ich das mit dem mittelmäßigen Durchhaltevermögen, denn das brauchst du im Studium, um es auch dann durchzuziehen, wenn es mal frustrierend oder trocken ist.
Da das hier noch nach einem eher lockeren Wunsch klingt, würde ich dir vorschlagen, erstmal mental aufzuräumen. Dank deines Nebenjobs bist du gerade in einer guten Position dafür und danach weißt du vielleicht eher, in welche Richtung du gehen willst.
 
T
Benutzer175482  (24) Benutzer gesperrt
  • Themenstarter
  • #15
Sehr passend, dass meine berufliche Zukunft gestern Thema war, denn heute teilte mein Chef mir mit, dass es einige Änderungen geben wird. Kurz gesagt, er hat entschieden, das Projekt, das ich hätte machen sollen, einem Kollegen zu übertragen. Er hat es damit begründet, dass ich auch so gerade einiges zu tun hätte und der andere sehr gut sei. Ich weiß es zu schätzen, dass er das so begründet um mir nicht vor den Kopf zu stoßen, aber ich bin nicht so dumm, dass ich nicht weiß, was wirklich dahinter steckt. Ich mache zu viele Fehler, lerne nicht schnell genug, und er traut mir das Projekt nicht zu. Ich würde mir selbst etwas vormachen, wenn ich jetzt sagen würde, dass ich damit nicht gerechnet habe.
Entweder meine Leistung verbessert sich in nächster Zeit sehr, oder ich werde mit den Konsequenzen klarkommen müssen. Entweder mein Chef wirft mich raus (bin noch in der Probezeit), oder er behält mich und ich arbeite weiter da in dem Wissen, dass meine Leistung schlecht ist. Und was bringt es mir dann, weiter da zu arbeiten wenn ich weiß, dass mein Chef es bereut, mich eingestellt zu haben und das Unternehmen unter meinen schlechten Leistungen leidet.
Bei meinem letzten Job lief es genau so beschissen, so dass ich nach drei Monaten freiwillig gegangen bin.
Ich könnte versuchen, mich fürs nächste Jahr auf Ausbildungen zu bewerben, aber mich interessiert nichts und ich hab bisher nicht mal diese ungelernten Berufe vernünftig hingekriegt.
Der einzige Lichtblick gerade ist, dass ich an der Uni eingeschrieben bin (gibt einige Vorteile und ich hatte überlegt, ein paar Kurse zu machen um mich so weiterzubilden) und so theoretisch Bafög beantragen könnte. Das würde mir etwas Zeit geben wenn ich meinen jetzigen Job wirklich verlieren sollte.
Andere Menschen würden in der Situation vielleicht anders denken, also Hauptsache man hat eine Arbeit und wird dafür bezahlt. Diese Mentalität habe ich aber nicht. Wenn ich schlechte Leistungen bringe und merke, dass mein Chef mich lieber nicht weiter beschäftigen würde, dann gehe ich lieber freiwillig und überlasse die Stelle jemandem, der nicht so unfähig ist wie ich.
Ich sehe im Moment einfach keine Perspektive. Außerdem glaube ich, dass ich wieder in eine depressive Phase abrutsche. Wenn das so weiter geht, weiß ich nicht, was ich machen soll.
 
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Maifeld
Benutzer155728  Sehr bekannt hier
  • #16
Entweder meine Leistung verbessert sich in nächster Zeit sehr, oder ich werde mit den Konsequenzen klarkommen müssen. Entweder mein Chef wirft mich raus (bin noch in der Probezeit), oder er behält mich und ich arbeite weiter da in dem Wissen, dass meine Leistung schlecht ist. Und was bringt es mir dann, weiter da zu arbeiten wenn ich weiß, dass mein Chef es bereut, mich eingestellt zu haben und das Unternehmen unter meinen schlechten Leistungen leidet.
Bei meinem letzten Job lief es genau so beschissen, so dass ich nach drei Monaten freiwillig gegangen bin.
Ich könnte versuchen, mich fürs nächste Jahr auf Ausbildungen zu bewerben, aber mich interessiert nichts und ich hab bisher nicht mal diese ungelernten Berufe vernünftig hingekriegt.
Es wäre vielleicht mal einen Versuch wert, sich selbst die Zeit zu geben, etwas zu lernen und dann auch besser zu machen und nicht gleich immer alles hinzuschmeißen, sobald es etwas holprig wird? Nur so kannst du nämlich auch Erfolgserlebnisse erzielen, die auch etwas wert sind und dein Selbstbewustsein dahingehen stärken.

So wie das momentan läuft, ist das eine vorprogrammierte Abwärtsspirale, in der du dir zunehmen immer weniger zutrauen wirst.
 
Zuletzt bearbeitet:
Guinan
Benutzer34612  Planet-Liebe Berühmtheit
Redakteur
  • #17
Ganz ohne "Arschbacken Zusammenkneifen" funktioniert aber nix: keine Arbeit, keine Ausbildung und auch das Traumstudium nicht.

Auch gelernte Leute brauchen in einem neuen Job 6-12 Monate (je nachdem wie komplex etwas ist), um überhaupt grundlegend klarzukommen.
Mach dir das mal bewusst.
 
LULU1234
Benutzer107106  Planet-Liebe ist Startseite
Redakteur
  • #18
Es gibt Ausbildungsberufe in der Medienbranche, vlt wäre das stabiles Standbein etwas: Tontechnik zb. Aber ixh würde dir da zuerst zu Praktika raten.
Ich kenne einige in der Branche, viele sind da über Vitamin B und Selbstständigkeit reingerutscht, haben zb BWL/Marketing studiert, dort viele Medienseminare besucht und haben sich zuhause dann selbst etwas fortgebildet zum Thema Dreh und Schnitt. Da gibt es auch Kurse bei der VHS. Nur eines braucht man: Phantasie.

Psychologie kann man auch an der FernUni Hagen studieren. Dabei kann man dann gut in TZ arbeiten.
 
axis mundi
Benutzer172636  Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #19
Das mit denn BaföG ist aber gerade womöglich deutlich zu kurz gedacht: wenn du nach mehr als drei Semestern wechselst, bekommst du keine Förderung mehr, wenn du „richtig“ studierst. Außerdem verlierst du die Förderung sich, wenn du nicht genügend ECTS machst.
Falls dein finanzieller Plan fürs Studium Bafög-abhängig ist, schadet dir das Studium gerade und ich würde es schleunigst beenden. Man kann sich auch so als Gasthörer einschreiben, viele der Vorteile gibt es für andere Menschen auch - wenn man sie an den richtigen Stellen beantragt.

Zum Beruf: warum sind deine Leistungen denn so schlecht? Beruht das auf Fremd- oder Eigenwahrnehmung? Fühlst du dich in dem Betrieb wohl und kommst mit dem Chef gut klar? Dann würde ich nochmal das Gespräch suchen und gemeinsam nach Lösungen schauen. Vieles lässt sich über Motivation und Arbeitsbereitschaft ausgleichen, wenn dein Chef das sieht und dich dann entsprechend fördert, könntest du es vielleicht auch schaffen. Das würde deinem Selbstbild mit Sicherheit gut tun.

Und ja, das kam hier schon: aber die meisten Berufe werden erst nach der Einarbeitung etwas schwieriger und dann kommt die Herausforderung, dabei mitzuhalten und zu lernen und sich zeitlich einzuleben. Wenn du gerade in der Mitte der Probezeit bist, hat genau diese Phase begonnen. Es wird also auch wieder leichter werden, aber diese Phase solltest du jetzt durchziehen, mit Mühe, etwas Anstrengung und gegebenenfalls auch eigenständigem Lernen und vielen Fragen. Es ist recht normal, dass Menschen in der Probezeit keine lang- und mittelfristigen Projekte bekommen. Hängt damit zusammen, dass die Firmen sich auch absichern müssen und demnach das Risiko von Ausfällen bei solchen Sachen möglichst gering halten müssen, da das sonst viel Zeit verlangt, bis sich ein anderer so weit reingefuchst hat.
Deswegen: sprich mit deinem Chef, frage, wie du es besser hinbekommen kannst (und die meisten Chefs, die bereits ausgebildet haben, wissen, wo oftmals typische Fehlerquellen liegen und wie man sie behebt - nutze das), signalisiere so auch Leistungsbereitschaft und lasse dich von der Sache mit dem Projekt nicht zu weit runterziehen. Das hilft dir gerade leider nicht, auch wenn das alles natürlich leichter geschrieben als getan ist.

Zeitgleich: hast du in letzter Zeit mal bei deiner Krankenkasse angerufen und dir eine Liste der freien Plätze bei Therapeuten geben lassen? Das ist eine Aufgabe von maximal 10 Minuten, die aber nachhaltig etwas verändern könnten, weil du dann nochmal vom Kopf her auch das Ruder aktiv rumreißt.
 
Scharnhorst26
Benutzer173986  (40) Sorgt für Gesprächsstoff
  • #20
Guten Morgen erstmal

Bin gerade deinen Thread durchgegangen und habe mich an vielen Stellen wieder gesehen.Ich habe zwar noch beide Elternteile(Betonung auf Noch).Aber ich möchte dir gerne meine Geschichte erzählen, weil ich glaube du stehst da, wo ich vor 16 Jahren stand.

Ich war gerade 18 als meine Eltern sich trennten,zu dieser Zeit hatte mich auch gerade meine erste Freundin verlassen.Schule hatte mich in diesem Moment nicht mehr interessiert.Habe mich versucht auf meinen Kampfsport zu konzentrieren.
Man muß dazusagen mein Vater hat nie wirklich viel von mir gehalten,dazu aber später mehr.Mit der Trennung zog meine Mutter aus,so antrieblos wie ich war, blieb ich bei meinem Vater,zusammen mit meiner kleinen Schwester.Da wir in einem großen Haus wohnten, war das auch nicht das Problem.

Zu dem Zeitpunkt wußte ich nicht was ich in der Welt werden wollte, hatte sogar Selbstmordgedanken,auch, weil mein Vater mich nicht so akzeptiert hat wie einen Sohn.Ich mußte mir immerwieder anhören, das ich nichts kann und das ich nichts werde.Wenn man das immerwieder hört, dann glaubt man das irgendwann selber.
Ich fing an in einem Autopflegebetrieb zuarbeiten.

Nach 6 Monaten dort, hat mein Vater(KFZ-Meister) sich mit einer Werkstatt und Tankstelle selbstständig gemacht.Ich wechselte also in den Betrieb meines Vaters, wurde als Hilfskraft eingestellt.Doch ich wollte unbedingt eine Lehre machen, um wenigstens etwas in der Hand zu haben, etwas das mir zeigte, das ich nicht so nutzlos/dumm bin wie mein Vater/Chef es mir immer zeigte.Sprüche wie:" Schau dir doch mal deine Schwester an, die hat Abitur und studiert."

Nach viel Überredungsarbeit,durfte ich eine Lehre zur "Fachkraft Tankstellentechnik" machen.Meine Einwände warum denn nicht als KFZ-Mechatroniker, tat er mit dem Satz ab:"KFZ-Mechatroniker schaffst du eh nicht vom Kopf, das ist zu hoch für dich." Mit diesem einen Satz ,der mich wohl treffen sollte, nach dem Motto ,sei froh das du wenigstens etwas lernen darfst, hatte mein Vater den unbändigen Drang in mir geweckt: jetzt lerne ich nicht nur Tankstellentechnik, sondern werde dir lieber Vater,so einen einschenken das du glaubst du Träumst.

Ich wurde 2007 Deutschlandsbester Azubi in Tankstellenfachkraft.
Dann lernte ich 2008-2011 KFZ-Mechatroniker.
Danach hab ich mich 2014 heimlich für die Abendkurse KFZ-Meister angemeldet.Ohne das mein Vater es wußte, hatte ich meinen Ausbilderschein gemacht,dann Teil 3 Wirtschaft.auch den schaffte ich ohne Probleme. Daraufhin meldete ich mich zum Service-Techniker(Teil 1) an.

Während dieses Lehrganges 2015/16 erkranke mein Vater an Krebs.

"So B. heute ist Montag,ich zeige dir wie man Rechnungen schreibt, ab Freitag machst du alles alleine,ich habe Krebs und werde operiert."

Zu diesem Zeitpunkt war meine Frau die ich 2011 kennengelernt habe, im 5.Monat schwanger und ich hatte ja noch die Abendschule Teil 1.:argh:

Ich sollte die Firma meines Vaters für die Zeit seiner Genesung leiten. Nicht weil er mir traute, sondern weil er keine andere Möglichkeit hatte.

Ich hatte dann kurz nach seiner OP meine Prüfungen Teil 1.Diese Bestand ich auch ganz gut.Es ging ihm schon etwas besser als ich ihn 14 Tage nach der Operation besuchte, um ihm zu sagen was ich bisher heimlich gemacht habe.
"Lieber Papa, du hast doch damals gesagt, ich hätte nicht den Kopf für KFZ-Mechatroniker,ja, leider muß ich dir was gestehen, ich bin seit fünf Tagen Service-Techniker,habe auch meinen Teil 3 und den Ausbilderschein."
Zu gerne hätte ich etwas Anerkennung von ihm erhalten, vielleicht sogar ein "ich bin Stolz auf dich." er hat nur dagestanden und mich entsetzt angesehen.

nun sind 3 1/2 Jahre vergangen, mein Vater hat immernoch Krebs(unheilbar), hat die Firma immernoch unter meiner Führung gelassen. Habe mittlerweile auch die letzte Prüfung bestanden.

Ich habe extra so ausgeholt um dir zu zeigen, das fast alles möglich ist, wenn man sich nur voll reinkniet.
Und das WICHTIGSTE ist, es ist egal was andere von dir halten, Ich habe soviel gemacht um von meinem Vater Bestätigung zu bekommen,diese habe ich nie bekommen und werde sie nie bekommen.Doch eins habe ich daraus gelernt, wir arbeiten und lernen nur für uns.

Suche dir etwas was du wirklich magst ,mache Praktika benutze das BIZ und wenn du etwas gefunden hast, dann hängst du dich voll rein.
Man kann nur gut sein in seinem Beruf ,wenn man ihn liebt.
Ich wünsche dir das du deinen Weg findest, wie ich meinen gefunden habe.

Noch ein Sprichwort am Ende: Nur auf seinem eigenen Weg kann man nicht überholt werden.

mfg dein Scharny
 
Zuletzt bearbeitet:
T
Benutzer175482  (24) Benutzer gesperrt
  • Themenstarter
  • #21
Ich kann einfach nicht klar denken, ich glaube das ist das Problem. Ich gebe mir echt Mühe und konzentriere mich auf meine Aufgaben, trotzdem mache ich Fehler. Oft habe ich Probleme damit, die Anweisungen und Erklärungen zu verstehen und komme dann nicht voran, und werde immer gestresster und dann wirkt es, als hätte ich nichts gemacht.
Bei dem Projekt ist klar, dass mein Chef es mir einfach nicht mehr zutraut. Es war wochenlang klar, dass ich das übernehmen würde, jetzt teilt er mir gestern mit, dass er entschieden hat, es meinem Kollegen zu übertragen. Ist ja klar, warum.
Grundsätzlich fühle ich mich in dem Unternehmen wohl. Mein Chef ist extrem geduldig, langsam glaube ich trotzdem, er bereut, mich überhaupt eingestellt zu haben. Ich glaube nicht, dass er der Typ ist, der das offen sagen würde.
Bei meinem letzten Job war es so, dass mein Boss am Anfang nett war und ich viel Lob bekommen habe. Dann schlug es um und er hat mich ständig angefahren und nichts, was ich tat, schien zufriedenstellend. In dem Fall bin ich mir gar nicht sicher, ob es wirklich mein Fehler war. Ich hatte nach zwei Wochen nicht mehr das Gefühl, etwas zu lernen. Stattdessen wurde von mir erwartet, alles zu wissen und richtig zu machen, nachdem es mir einmal gezeigt wurde. Und die Kritik war nicht mehr als "Das haben Sie falsch gemacht. Also wenn Sie das nicht hinbekommen, dann mache ich es lieber selbst!". Wie man da was lernen soll, weiß ich auch nicht.

Dass man bei einem Fachwechsel kein Bafög mehr bekommt, weiß ich, aber ich bin davon ausgegangen, dass das nur bezogen auf die Zeit ist, in der man auch wirklich Bafög bezieht. Stimmt das nicht?
Also zählen drei Semester Studium und nicht drei Semester wirklicher Bafögbezug?

Ich denke nicht, dass ein Fernstudium infrage kommt. Das ist doch deutlich teurer als ein normales Studium, oder?

Wenn ich komplett sicher wäre, was ich später mal machen will und da ohne Zweifel hinter stehen würde, dann wäre das alles anders, weil ich z. B. ein Darlehen aufnehmen könnte oder so. Aber mich für etwas zu verschulden, von dem ich nicht überzeugt bin, erscheint mir nicht schlau.

Ich habe mir jedoch selbst eine Frist bis nächstes Jahr gegeben. D.h. bis Ausbildungsbeginn bzw. Wintersemester 2020 muss ich etwas gefunden haben, was ich dauerhaft machen will.

Im Moment sehe ich das alles - berufliche Zukunft, Therapeutensuche usw. - einfach als riesigen Schatten, der sich vor mir aufbaut und ich glaube nicht, dass ich gerade die mentale Kapazität habe, mich darum zu kümmern. Aber wenn ich mich nicht darum kümmere, wird der Druck noch größer. Bei mir geht direkt eine Gedankenspirale los. Was wenn ich meinen Job verliere. Was wenn ich einen Ausbildungsplatz finde und dann merke, dass ich da nicht klar komme. Was wenn ich einen Therapeuten finde und ich durch die Konfrontation mit den ganzen Sachen wieder durchdrehe und eingewiesen werde. Dieser Druck wird Tag für Tag größer. Ich frage mich, wie andere Leute das aushalten.
 
axis mundi
Benutzer172636  Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #22
Guten Morgen,

zu dem Druck: das wird mit der Zeit leider immer mehr und wenn du jetzt bereits sagst, dass du damit nicht klarkommst, dann ist es endgültig Zeit das anzugehen. „Keine Zeit“ und „keine Kapazitäten“ sind sozusagen eigentlich doch schlechtesten Begründungen, eine Therapie nicht zu machen, denn genau unter Druck wäre es wichtig, stabiler zu sein.

Zu dem was du beschreibst: warst du damit mal bei einem Neurologen? Ich habe jemandem im Bekanntenkreis mit einer Einschränkung, die aus einem Schädel-Hirn-Trauma als Kleinkind resultiert und die ähnlich geartet ist. Ihm hat das lange Zeit sehr im Weg gestanden, aber letztendlich hat er es jetzt als Einschränkung anerkennen lassen und konnte so ein Studium voranbringen (dadurch, dass er z.B. mehr Zeit bei den Klausuren bekam, etc.)

Zum Bafög: Am besten direkt zum Studierendenwerk und nachfragen. Weil ja, soweit ich weiß ist es völlig egal, ob man vorweg Bafög bezieht oder nicht. Es gibt da relativ strikte Regeln und es wäre blöd, wenn dir dort am Ende die Förderung fehlt.

Für mich klingt das alles so, als würdest du dir momentan etwas selbst im Weg stehen. Die Anforderungen sind definiert, aber du weißt selbst noch nicht, worauf du bauen kannst und wo du hinmöchtest. Wenn der Chef sich bisher fair verhält und du sagst, du fühlst dich wohl, dann sei ihm auch so fair gegenüber, ihm deine Situation grob zu umreißen. Sage ihm, dass du dich reinhängst, aber leider Konzentrationsschwierigkeiten hast. Vielleicht hat er auch Material, das du abends durcharbeiten kannst. Möglicherweise hilft dir das bereits :smile:
 
T
Benutzer175482  (24) Benutzer gesperrt
  • Themenstarter
  • #23
Ich war früher mal beim Neurologen weil ich Psychopharmaka nehmen musste. Soweit ich mich richtig erinnere, ging es da nur psychisches und nichts körperliches.

Wie dämlich klingt das wenn ich sage, dass ich es im Moment einfach nicht schaffe, mich um mehr zu kümmern?

Ich habe eine ganze Liste an Sachen, die ich angehen will.
- Arbeitsleistung verbessern
- Termine bei verschiedenen Ärzten machen
- Bewerbungen schreiben (Ausbildung)
- Kurse belegen (Uni)
- Krankenkasse kontaktieren
- Therapeut suchen
- Finanzplan erstellen
... und anderes Zeug.

Ich kann gerade einfach nicht mehr.
Ich komme mit dem Druck meiner eigenen Gedanken nicht mehr klar, ich hab seit Wochen das Verlangen, mich zu verletzen.
Ich habe dem gestern und heute nachgegeben und ich kann sagen, es hat geholfen. Dafür habe ich jetzt einen weiteren Gedanken, den ich meiner Gedankenspirale hinzufügen kann. Nämlich die Frage, ob ich überhaupt psychisch komplett zurechnungsfähig bin im Moment.

Je gestresster ich bin, desto weniger kann ich mir selbst vertrauen. Meine Gedanken, meine Wahrnehmung, nichts stimmt mehr.
Ich hab gedacht, ich bin jetzt ok. Steht nicht danach aus.
 
axis mundi
Benutzer172636  Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #24
Ja, die Liste ist voll, aber da es bei dir gerade scheinbar auf den Breakdown zuläuft, ist es wichtig, zu priorisieren.

Was du aus der Liste streichen kannst, sind die Unikurse. Ja, lernen ist schön, aber das kann man über Coursera auch. Die Sache mit dem Bafög ist blöd und sollte geklärt werden, kann aber mit einer Exmatrikulation auch recht schnell vorläufig gebannt werden. Du darfst dann halt nicht mehr wechseln wenn du richtig studierst. Jetzt drauflos zu studieren, hilft dir nicht weiter.

Finanzplan: Du kommst über die Runden? Also grob: dein Nebenjob deckt deine Fixkosten ab? Gut. Das ist gut und für jetzt ausreichend.
Mehr geht jetzt nicht.

Wir kommen zur Verbesserung der Arbeitsleistung (bei der du bereits festgestellt hast, dass der Druck dafür sorgt, dass sie schlecht ist. Du linderst es also nicht, indem du das als Punkt hast, sondern indem du aktiv den Druck verringerst): du spielst bei deinem Chef endlich mit offenen Karten, erklärst ihm deine Situation und bittest darum, dass du die Probezeit zu einem anderen Zeitpunkt nochmal neu beginnen darfst. Du sagtest, er mag dich, möglicherweise gibt er dir diese Chance. Er kann dir aber nur helfen, wenn er all diese Infos hat, von der Außenwahrnehmung (und das ist es, wonach er beurteilen muss, wenn du ihm kein Input lieferst) her wird ihm das wahrscheinlich nicht reichen und da er seine Firma schützen muss, würde das vorgehen. Wenn er die Infos hat und weiß, dass du eigentlich willst, verändert das seine Perspektive evtl.
Kurz: weiterhin wichtig.

Bewerbungen: Inwiefern macht es Sinn, eine Ausbildung anzufangen, wenn du aktuell zumindest nur eingeschränkt arbeitsfähig bist? Ist es sinnvoll, wenn du gerade ohnehin nicht weißt, in welche Richtung du willst?
Die Antwort lautet auch hier wieder: Ein Task, der unnötige Energie frisst, der dir gerade aber nicht weiterhilft.

Damit bleiben Hausarzt, Krankenkasse und Therapeut: Ohne Termin beim Hausarzt hast du auch keine Überweisung zu einem Therapeuten. Da dein Fall akut ist, kannst du gleich morgen bei einem Hausarzt (nach Möglichkeit bei einem mit guten Bewertungen) anrufen, sagen, dass es ein Notfall ist und in die Sprechstunde gehen. DAS ist jetzt wichtig. Absolute Top-Priorität, da du ohne diesen Schritt die anderen nicht bewältigen wirst.
Danach rufst du bei deinem Chef an, sagst ihm, dass du dich für die nächsten Tage leider krankmeldest, dass er das Attest umgehend erhalten wird und fragst, ob er in den nächsten Tagen Zeit für ein persönliches Gespräch hat.
Jetzt gehst du zum Hausarzt und hier entscheidest du mit dem Arzt, wie es weitergeht. Da wäre zum Beispiel eine Akutbehandlung in einer Klinik, was mit Sicherheit Sinn ergeben würde. Dein Hausarzt wird dir helfen, alle Schritte einzuleiten.
Das hier ist jetzt der wichtigste Schritt.

Es tut mir Leid, dir das zu sagen, aber das, was du gerade machst, ist unnötige Nebenschauplätze (Studium, Ausbildungsbewerbung, Probezeit vom neuen Job) zu eröffnen. Du nimmst dadurch mehr Tempo auf, stehst aber bereits unter zu hohem Druck. Es wird Zeit für einen Stopp. Der darf auch nicht mehr weiter aufgeschoben werden, denn dann fällt wirklich alles auseinander. Jetzt hast du noch die Chance, das ganze einigermaßen kontrolliert über die Bühne zu bringen und danach weiterzumachen.
Es geht dir nicht gut, es ist verständlich, dass du nicht mehr weiter weißt, aber jetzt geht es in erster Linie darum, den Schaden zu beschränken. Das wichtigste und wertvollste Gut bist dabei du selbst. Verringere den Schaden an dir, anstatt zu versuchen, es weiter durchzuziehen und dir mehr Leistung abzuverlangen. Du kannst kein Haus bauen, wenn dass Fundament nicht steht und der Boden ein Moor ist. Das funktioniert nicht. Auch nicht, wenn es besser ins Selbstbild passt. Du bist wichtiger als der Krams. Du tust dir damit gerade etwas an, das dich weiter kaputtmacht und das dich 0,0 näher an deine Ziele bringt. Lass dir bitte helfen.

Off-Topic:
Meine Absicht ist es, dir zu helfen. Du bist gerade in einer psychisch sehr gefährlichen Situation, die keinen weiteren Aufschub mehr erlaubt. Kein „aber ich muss mehr arbeiten“, kein „aber da gibt es Kurse für ein Studium“. Wenn du so weitermachst, dann wirst du das Studium nicht antreten können. Nicht, weil du die Voraussetzungen nicht erfüllst, sondern weil du dann entweder nicht mehr da bist oder weil du nicht mehr in der Lage bist, klar zu denken. Nichts ist jetzt wichtiger, als dich selbst zu schützen. Rufe entweder jetzt den ärztlichen Notdienst an oder morgen früh bei einem beliebigen Hausarzt, der Sprechstunde hat.(besser wäre es wohl jetzt, die Nummer ist 116 117) Du bist ein Notfall, lass dich nicht abwimmeln. Morgen früh wirst du mit dem Arzt, der vor dir sitzt, das weitere Vorgehen besprechen. Danach kannst du deinen Chef wie oben beschrieben informieren. Alles andere ist gerade unwichtig, da ohne die Hilfe jetzt alles andere nicht mehr funktioniert.
Alles Gute.
 
Zuletzt bearbeitet:
T
Benutzer175482  (24) Benutzer gesperrt
  • Themenstarter
  • #25
Ich hatte heute einen Arzttermin. War nicht wirklich angenehm, aber ich denke notwendig. Ich war relativ offen und hab erklärt, dass ich im Moment nicht wirklich klarkomme. Die Reaktion war so ziemlich die, die ich befürchtet hatte. Jedes verfickte Mal wenn ich halbwegs offen darüber bin wie es mir geht, wollen mich alle direkt einweisen.
Letztendlich haben wir es dabei belassen, dass ich wieder Antidepressiva nehme und mir einen Therapeuten suche. Außerdem Überweisung zum Psychiater.

Ich komme im Moment nicht aus der verdammten Gedankenspirale raus und es macht mich wahnsinnig. Und ich habe Angst, dass das durch das Antidepressivum noch schlimmer werden könnte, wegen der anfänglichen antriebssteigernden Wirkung. Vielleicht brauche ich eigentlich eher was zur Beruhigung.
 
axis mundi
Benutzer172636  Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #26
Ich hatte heute einen Arzttermin. War nicht wirklich angenehm, aber ich denke notwendig. Ich war relativ offen und hab erklärt, dass ich im Moment nicht wirklich klarkomme. Die Reaktion war so ziemlich die, die ich befürchtet hatte. Jedes verfickte Mal wenn ich halbwegs offen darüber bin wie es mir geht, wollen mich alle direkt einweisen.
Letztendlich haben wir es dabei belassen, dass ich wieder Antidepressiva nehme und mir einen Therapeuten suche. Außerdem Überweisung zum Psychiater.

Ich komme im Moment nicht aus der verdammten Gedankenspirale raus und es macht mich wahnsinnig. Und ich habe Angst, dass das durch das Antidepressivum noch schlimmer werden könnte, wegen der anfänglichen antriebssteigernden Wirkung. Vielleicht brauche ich eigentlich eher was zur Beruhigung.
Vorsichtig gefragt: Wäre eine Selbsteinweisung wirklich so verkehrt? Du tust dir selbst weh, du drehst dich im Kreis und stehst massiv unter Stress. Wäre es nicht sinnvoll, das Ganze als die Schutzmöglichkeit zu betrachten, die es eben auch sein kann? Zumal: wenn du keine Gefahr für dich selbst und andere darstellst und dich selbst eingewiesen hast, dann steht es dir auch frei, wieder zu gehen.
Dass der Arzt die Einweisung erwähnt und vorschlägt zeigt für mich, dass er deine Situation ernstnimmt. Sie ist in der Tat gravierend. Der nächste Vorteil einer Einweisung wäre auch, dass die Medikation in einem sicheren Umfeld erprobt und du entsprechend eingestellt werden kannst. Auch das wäre wieder eine gute Sache.
Es geht nicht darum, dich gegen deinen Willen einzuweisen. Es geht darum, dass du dir die Hilfe holst, die du brauchst, damit es dir bald wieder besser geht und gerade eben ist es anscheinend eine Situation, die bereits so eskaliert ist, dass ein paar nette Worte nicht mehr ausreichen.

Ich weiß, das kommt jetzt vielleicht zu einem ungünstigen Zeitpunkt: aber hast du schon mit deinem Chef sprechen können, ob du die Probezeit zu einem anderen Zeitpunkt neu beginnen kannst? Dadurch hättest du dann auch das Zeitfenster, um eine stationäre Therapie zu machen.

Es ist übrigens toll, dass du dich überwunden hast, zum Arzt zu gehen und dich dort geöffnet hast! Das war ein guter und wichtiger Schritt.
Mach weiter so :smile::knuddel:
 
Fantasy.
Benutzer172046  Beiträge füllen Bücher
  • #27
Jedes verfickte Mal wenn ich halbwegs offen darüber bin wie es mir geht, wollen mich alle direkt einweisen.
Ich habe aus deinem anderen Thread noch in Erinnerung, dass man dich als Jugendlicher hat Zwangseinweisen lassen, stimmt das?

Jedenfalls bin ich der Meinung, dass du dem Arzt da Unrecht tust, weil du da die beiden Ereignisse - was damals war und was jetzt ist - in einen Topf wirfst.
Der Arzt hat, wie axis mundi axis mundi schon sagte, eigentlich richtig reagiert. Er hat dich ernstgenommen, er hat dich, als du sagtest, du willst nicht eingewiesen werden, gehen lassen und eine andere Lösung mit dir gefunden...
Ich denke, da steht deine Verärgerung über das Verhalten der Leute damals dir gegenüber ein wenig deinem Verstand im Weg, denn der sagt ja offenbar ganz klar, dass sich bei dir Einiges ändern muss.

Antidepressiva und ein Psychiater wären die Möglichkeit, das ganze proaktiv anzugehen - aber wie du schon selbst festgestellt hast, fehlen dir dazu gerade die Ressourcen.
Dir gehen so viele Dinge im Kopf herum, und ich kann total nachvollziehen, dass du die einfach alle abgehakt und erledigt haben möchtest anstatt nochmal alles auf 0 zu stellen und dich einweisen zu lassen...aber es werden immer viele Dinge sein, die dir im Kopf herumgehen. Du wirst immer an die Miete denken müssen, an den nächsten BaFög - Antrag, das nächste Stipendium, die nächste wichtige Klausur, den neuen Job...

Du bist der Meinung, dir geht so viel im Kopf herum, und das ist der Grund, warum es dich abwärts zieht, aber das alles war immer so und wird immer so sein und hat im Grunde nichts damit zu tun!
Du kommst mit all diesen Dingen so schlecht klar, weil es dir schlecht geht, nicht umgekehrt. Und dann musst du vielleicht einfach mal alles andere ad acta legen und dich mal um dich kümmern.

Wie du diesen Pausenknopf drückst, ist erstmal völlig irrelevant, aber je mehr Dinge du pausieren kannst, desto mehr kannst du am eigentlichen Problem arbeiten, und wenn du an einem Punkt bist, an dem es dir so schlecht geht, wie du es hier beschreibst, ist es vielleicht wichtig, so viel zu pausieren wie möglich.

Gerade versuchst du einfach nur verzweifelt, mit etlichen Bällen zu jonglieren und wirfst wahllos Dinge durch die Gegend (Medikamente bei denen du nicht sicher bist, ob sie es nicht schlimmer machen, arbeiten gehen, mit dem Chef reden, Studium suchen...) und führst die Schmerzen in den Armen auf die Anstrengung zurück, dabei kommen die eigentlich von einer langen Entzündung und du müsstest die Arme mal eine Weile ruhig halten.

Bitte pass auf dich auf, mit 19 kann man noch so viel im Leben später herumreißen. Du hast sooo viel Zeit. Nimm sie dir. Wenn du keine Kapazitäten für mehr hast als das, was du gerade tust, dann lass es sein. Mach dir keinen Druck. Du dachtest, du seist ok, jetzt bist du es doch nicht - das ist okay! Du hast so viele Dinge zu tun und keine Energie dafür? Dann ist das so! Das kannst du nicht ändern. Aber dann mach lieber gar nichts was diese Nebensachen angeht und leb mit den Konsequenzen, denn das kann man leichter beheben, als dich jetzt kaputt zu machen.
 
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