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Benutzer20579 (40)
Planet-Liebe ist Startseite
- #1
Da ich hoffe, dass ich hier einige Tipps kriege, möchte ich euch einfach schreiben, wie es bei mir im letzten Jahr so beziehungstechnisch gelaufen ist - und vor allen Dingen, was sich so geändert hat.
Kurz zusammengefasst: Im letzten halben Jahr ging es mit meiner Beziehung rapide bergab. Gründe gibt es reichlich, sie lassen sich mit dem permanenten Problem von schlechter Kommunikation, fehlender körperlicher Nähe (incl. Sex) und nunmehr auch noch Depressionen bei meinem Freund zusammenfassen. Inwiefern nun letzteres sich auch in allen anderen Punkten - womöglich schon seit Jahren - niedergeschlagen hat, weiß ich nicht, ich befürchte aber, das alles zusammenhängt.
Ich weiß nicht, wer hier wie noch Bescheid weiß, daher ein Überblick über meine Beziehung der letzten Jahre:
Mit meinem Freund war ich jetzt insgesamt 6,5 Jahre zusammen, 5,5 Jahre davon haben wir zusammen gewohnt. Große, schöne Wohnung, Katzenhaltung, viele Gäste, rauschende Feste, irgendwo eine großartige Zeit. Wir hatten soviel gemeinsam, soviel zusammen gekocht, gemacht, eingerichtet, Zeit verbracht. Viel nur wir beide, aber auch mit Freunden.
Was stets ein Problem darstellte, war, dass er extrem wenig redete, weder über sich noch seine Gefühlswelt. Dazu kam, dass er auch relativ wenig auf mich zukam, was beispielsweise Sex oder auch nur ein bisschen Rumgeknutsche anging. Sämtliche Initiativen gingen von mir aus, wurden aber häufig abgewiesen. Was auch dazu führte, dass ich in der Hinsicht mich permanent zurückgewiesen fühlte und er sich zunehmend unter Druck: Bei jedem Kuss schwang gleich die Frage mit - ob ausgesprochen oder unausgesprochen - "Was willst du jetzt? Willst du Sex? Denn dann kann ich sagen: Jetzt nicht!" Das hat mich über die Jahre schon belastet, aber dazu kam ja eben die schwierige Kommunikation, das heißt Gespräche liefen häufig so ab, dass ich minuten- oder stundenlang sagte, was mich störte, was ich anders möchte, versuchte, konstruktiv Lösungen zu erarbeiten - und er am Ende nur sagte, er sei doch meiner Meinung, er würde das ändern, ich werde das dann schon sehen - aber nie inhaltlich auf irgendwas so richtig einging. Es wurde viel abgeblockt und negiert, ich hatte stets den Eindruck, gegen Wände zu reden und nichts erreichen zu können.
Was dazu stets wie ein Schatten vor allem lag, war das ewig lange Studium meines Freundes. Er studiert mittlerweile seit 2004. Der Vater ist früh gestorben, die Mutter machte und macht enormen Druck. Alles, was ich von zu Hause aus an Rückhalt erfahren habe, war bei ihm nie so. Das Studium von der Mutter aufgezwungen, da eine Ausbildung "nichts ist"
Jahrelang war er auch einfach total antriebslos, lethargisch, phlegmatisch - schob Scheine vor sich her, nur um im nächsten Semester "jetzt aber wirklich" neu anzufangen. Das Ganze passierte aber nie wirklich.
Irgendwann wurde bei ihm dann eine Schilddrüsenerkrankung diagnostiziert - die ich seit Jahren vermutete, aber er wollte nicht zum Arzt. Ich hatte so große Hoffnungen, dass es nun besser wird, da ich mit Schilddrüsenproblemen meine Erfahrungen habe und bei mir die richtige Dosierung schon sehr viel verändert hat. Bei ihm war es nicht so. Es gab Folgetermine bei Endokrinologen, vor ungefähr 1,5 Jahren meinte ein Arzt noch: "Die Schilddrüse kann es nicht mehr sein. Ich vermute eine Depression!" - die Überweisung zum Psychologen fand mein Freund aber übertrieben, er ging nie hin.
Das Ganze schob sich seit Jahren vor uns her. Ich habe in der Zeit selbst studiert, mein Referendariat gemacht, bin seit letztem Oktober fertige Volljuristin. Er war dann endlich scheinfrei, das Diplom sollte kommen. Und irgendwie wurde dann alles noch schlimmer.
Zum einen habe ich meinen Job begonnen - und war dort endlich von morgens bis abends unter Menschen und auch: unter männlichen Kollegen. Dort ging das Geflirte los, ich fühlte mich lebendiger, als würde ich endlich seit Jahren wieder Luft bekommen. Das klingt vielleicht albern, aber diese Jahre "Isolationshaft" mit der Lernerei, nur am Schreibtisch, nur mein Freund und ich - und dann endlich "echte" Welt, die Idee davon, wie es ist, im Leben angekommen zu sein und der Wunsch, dass das für uns beide auch endlich kommt.
Denn finanziell war es auch seit Jahren schon schwierig - seine Mutter wollte nicht, dass er neben dem Studium jobbt, damit es nicht noch länger dauert, von dem wenigen Unterhalt konnte er aber auch nicht leben. Heißt, dass seit Jahren eigenlich ich mehr gezahlt habe, als er für unser Leben - und das, wo ich selbst ja auch nur Unterhalt und später die paar hundert Euro Referendarsgehalt hatte. Maxime wurde zusehends für mich: Wenn du was haben oder machen willst, zahl es selbst! Und das, wo man so langsam zusehends auf die 30 zugeht, andere Leute um die Welt reisen und sich was gönnen -und wir im ewigen Studentenstatus gefangen.
Der Job stellte dann für mich echt einen Kontrast dar und ich habe mich wirklich wohl gefühlt. Was sich zuspitzte, war meine private Situation.
Zum einen begann es irgendwann im Frühjahr, dass mein Freund zunehmend Nervenzusammenbrüche, Panikattacken und dergleichen bekam. Mein erster Urlaub für ein verlängertes Wochenende endete so, dass er weinend zusammenbrauch, keine Luft mehr bekam, nicht mehr leben wollte. Von da an wurde sowas häufiger. Ich bin morgens mit Panik und Bauchsschmerzen aufgestanden, ab 3 Uhr auf der Arbeit ging das wieder los. Ich hatte wochenenlang Angst, dass er sich etwas antut, wenn ich arbeiten bin, häufig bin ich morgens später losgefahren, als ich wollte, weil ich ihn erst noch etwas "stabilisieren" musste.
Das Gefühl, zur Arbeit zu fahren, wenn der Partner weinend zu Hause sitzt und gruselige, hoffnungslose Sätze von sich gibt, ist nun wirklich nichts, was ich irgendjemandem wünsche. Wir waren viel spazieren, im Wald, haben geredet - viele Sätze, die fielen, haben sich in mein Gehirn eingebrannt, sie hängen da heute noch... Ich habe die ganze Zeit funktioniert, mich zusammengerissen, seiner Mutter und anderen Angehörigen erzählt, dass wir das "schon hinkriegen". Seine Mutter reagiert auf schlechte Nachrichten stets selbst mit körperlichen Problemen, aufgrund ihrer vielen Erkrankungen wollte ich sie da raushalten. Habe stets Optimismus und "Wir kümmern uns drum!" ausgestrahlt.
Dazu habe ich ihr gesagt, dass ich ihn finanziere, wenn sie weiter Druck macht, habe ihr angeboten, seinen Unterhalt zu übernehmen. Habe auch ihm gesagt, dass er sich finanziell keine Sorgen machen muss. Meine Oma meinte neulich noch zu mir, wie komisch sie es immer fand, dass ich seit Jahren gesagt habe: "Wenn ich erstmal verbeamtet bin, habe ich genug Geld für uns beide!" - und meinte, sie hätte immer gedacht, dass er doch auch studiert und wozu ich uns beide unterhalten möchte und dass sie das komisch fand. Da fällt mir immer auf, wie selbstverständlich es immer für mich war, die Verantwortung zu übernehmen und auch so zu planen.
Die bereits angemeldeten Diplomprüfungen hat mein Freund dann irgendwann abgesagt. Die Prüfungsangst und Panikattacken wurden nämlich immer schlimmer. Er ist dann irgendwann zum Unipsychologen gegangen, die Hausärztin hat ihm Beruhigungsmittel verschrieben. Ich hatte die Hoffnung, dass es dadurch besser wird, auch wenn ich im Rückblick denke, dass es für mich zu diesem Zeitpunkt bereits "zu spät" war...
Parallel fing ein Kollege an, mich ziemlich anzubaggern. Anfangs habe ich mich dagegen so sehr gesträubt. Sein Verhalten war auch ziemlich extrem, ohne dass ich jetzt hier ins Detail gehen möchte. Zig SMS nach Feierabend, anzügliche Bemerkungen. Sämtliche Freunde und Kollegen, denen ich davon erzählt habe, sprachen von Stalking und sexueller Belästigung - nur damit ein Eindruck entsteht, von welcher Intensität wir hier reden.
Irgendwann hatte ich sogar ein Gespräch bei der Vertrauensperson - sie meinte, in der Intensität hätte sie DAS noch nie erlebt.
Ich habe dann aber angefangen, mit ihm darüber zu reden, versucht, es persönlich zu klären. Dann war das Ganze 2-3 Wochen prima und ich hatte die Hoffnung, das Thema sei vom Tisch. Um das Ganze zu besiegeln, bin ich mit dem Typen dann auch noch nach Feierabend ein Bier trinken gegangen. Wir hatten an dem Tag jede Menge zusammen zu arbeiten und es war gut gelaufen - und ich wollte es einfach. Fakt ist, aus einem Feierabendbier wurden mehrere Cocktails, aus dem geplanten "bis 8" wurde halb 3 nachts. Gegen Ende des Abends kippte die Stimmung, es stand eine ziemliche Anziehung im Raum. Wir haben uns dann zügig voneinander verabschiedet.
Ergebnis war für mich: Keine gute Idee! (Wer hätte das gedacht
) - aber das lebendige Gefühl, diese Unbeschwertheit - einfach nur einen netten Abend zu verbringen, für nichts verantwortlich zu sein, nichts Schuld zu sein - einfach nur nette Gespräche und gelöste Stimmung - ich habe es nicht bereut!
Sein Ergebnis war, dass er sich völlig falsch eingeschätzt hatte und sämtliche Sprüche - oh Wunder - im Rückblick doch mehr zu bedeuten hatten, als er dachte. Es kamen dann über Nacht zig SMS, seine Verwirrung war so groß wie meine.
Am nächsten Tag bin ich zu meinen Eltern gefahren, um meine Gefühle zu sortieren. Leider ohne großen Erfolg. Ich habe mich völlig schäbig gefühlt, gleichzeitig hysterisch bei jeder weiteren SMS - ich hätte nie damit gerechnet, dass mir mal sowas passiert. Ausgerechnet mir, die ich immer so hohe moralische Ansprüche hatte. Und gleichzeitig wieder diese Lebendigkeit: "Es ist die Hölle, aber wenigstens lebe ich!"
Ich glaube im Rückblick auch, dass ich die psychische Lage meines Freundes zu dem Zeitpunkt nicht komplett durchblickt habe - oder vielleicht schon, aber es war für mich trotzdem unmöglich, nicht irgendwo auszubrechen.
Naja, man kann sagen: An diesem Freitag im Juni war das Feierabendbier mit dem Kollegen, Samstag fuhr ich zu meinen Eltern - und der Sonntag sollte in die Geschichte der schlimmsten Tage meines Lebens eingehen. Fakt ist, ich habe mich mit meinem Freund am Telefon gestritten - er war sauer wegen des Kollegen, ich war sauer auf ihn - jahrelange Zurückweisungen, endlich mal das Gefühl, dass mich jemand spannend findet - und wieso es ihm jetzt auffiele, dass er mich haben will, wo ich doch jahrelang für ihn einfach nur "da" war? Dazu habe ich gesagt, dass er seit Jahren da ist, wo er ist, als ich ihn kennengelernt habe, dass ich mich entwickelt hätte - und wann es denn bei ihm mal weiterginge? Daraufhin hatte mein Freund einen Zusammenbruch, wegen dem er stundenlang nicht sprechen konnte. Wir haben uns über die Telefontastatur unterhalten, ich stellte ihm Fragen, er tippte ja oder nein zurück. Es war die Hölle für mich. Auflegen "durfte" ich nicht, da er befürchtete, sich, unserer Katze oder der Wohnung etwas anzutun, alles kurz und klein zu schlagen, keine Ahnung. Zu ihm fahren durfte ich auch nicht, er wollte mich nicht dahaben. Ich wusste einfach überhaupt nicht, was ich tun soll.
Ich habe dann irgendwann einen Freund angerufen, ob er hinfahren und nach ihm schauen kann. Das hat der zum Glück auch gemacht, wurde nach ewigen Telefonaten guten Zuredens auch in die Wohnung gelassen.
Ich selbst bin völlig aufgelöst zu einem Freund gefahren. Dessen Worte waren recht drastisch, er meinte, dies hätte mir mein Freund nicht "antun" dürfen, emotionale Lage hin oder her. Das hat mich etwas getröstet, auch wenn ich schon lange mir an allem die Schuld gegeben habe, mich verantwortlich fühlte für die Lage, in der wird nun sind.
Und permanent nur der Gedanke: Was ist passiert, dass ich mich in dieser Situation wiederfinde?? Was ist um Himmels Willen nur passiert??
Zum Glück rief dann bald der andere Freund an, dass es ihm recht gut ginge und dass ich kommen könnte.
Geworden wie vorher ist es danach aber nicht mehr, an dem Tag ist irgendwas in mir "zerbrochen", so bescheuert das klingen mag.
Letztendlich waren die Wochen darauf ein ewiges auf- und ab. Endlich ging er zum Psychologen, endlich kümmerte er sich um die Beruhigungsmittel. Aber auch das waren ewige, nervenzehrende Gespräche, bei denen ich dauernd das Gefühl hatte, ihn überreden zu müssen.
Mit dem Kollegen entspannte sich die Situation etwas, auch wenn ich regelmäßig wegen ihm völlig aufgewühlt von der Arbeit kam. Mein Freund unterstellte weiter Belästigung, ich glaube mittlerweile, dass es daran lag, dass ich mich mit dem Kollegen zunmehmend gut verstand und einfach gestresst war, wenn die erholsamen Arbeitstage dem Ende entgegen gingen. Da sich seine Freundin zwischenzeitlich von ihm getrennt hatte, haben wir uns einfach viel unterhalten und das hat mir einfach gut getan - einfach mit jemandem zu reden, der auch eher auf der "Handlungsseite" der Beziehung steht und gerne andere Leute organisiert - und das zwangsläufige Scheitern, den Partner organisieren zu wollen und dessen Leben zu therapieren.
Schlimm waren in der Folge die Freitage: Jeden Freitag zickte ich mich mit dem Kollegen an, jeden Freitag abends mit meinem Freund. Ich glaube mittlerweile, es liegt daran, dass ich dann wusste: 2 Tage ohne ihn, 2 Tage nur mit meinem Freund... und das war jedes Mal eine Situation, die mich sehr stresste. Wahrhaben wollte ich das aber nicht.
Mein Freund war dann auch irgendwann der festen Überzeugung, das einzige Problem, was wir hätten, sei mein Kollege - ohne ihn wäre alles perfekt. Ich war stets der Meinung, dass der Typ lediglich symptomatisch sein könnte - nie aber Ursache. Denn alle Probleme, die wir hatten, hatten wir auch ohne ihn. Und nachdem die Sache mit der Beläsigung für mich "erledigt" war, standen für mich Gespräche und die gemeinsame Arbeit im Vordergrund, letztere war durch eien gemeinsame Aufgabe unumgänglich und daher war es für mich auch wichtig, mit dem Kollegen klarzukommen - trotz aller bisherigen Widrigkeiten.
Mitte August bin ich dann mit meinem Freund ans Meer gefahren. Es war toll, wir hatten ein schönes verlängertes Wochenende. Alles war so unbeschwert, so einfach - und kaum zu Hause zurück, hat es uns wieder total eingeholt. Der Freitag danach endete darin, dass mein Freund der festen Überzeugung war, ich sei in meinen Kollegen verliebt - und daraufhin wutentbrannt die Wohnung verließ. Ohne Handy, ohne Auskunft, wohin - nach der Vorgeschichte und den Gesprächen hatte ich stundenlang Angst. Bei jeder Sirene auf der Straße war ich panisch, konnte ihn aber nicht erreichen. Auch das war wieder so ein Punkt, wo ich merkte, dass ich einfach nicht mehr kann.
Letztendlich gingen dann weitere Wochen ins Land, in denen ich nicht essen konnte, immer dünner wurde, nicht schlafen konnte, mir war permanent übel und ich hatte Bauchweh. Ich habe dann eine Beziehungspause vorgeschlagen, Mitte September habe ich mich getrennt. Wir haben uns die Wohnung aufgeteilt, ich war in der Arbeitswoche dort, er an den Wochenenden.
Meine eigene Stimmungslage hat sich seitdem stark verändert. Zu diesem Zeitpunkt war ich der festen Überzeugung, alles richtig gemacht zu haben. Ich habe endlich wieder Luft bekommen, konnte wieder mehr essen, etwas besser schlafen. Ich habe die Zeit alleine in der Wohnung genossen, war erleichtert. Habe jedem erzählt, wie richtig die Entscheidung war.
Ich habe mich dann auch häufiger mit meinem Kollegen getroffen, wir haben telefoniert, waren spazieren... Es war einfach schön und unbeschwert und ich habe es so genossen. Danach hatte ich eine Woche Urlaub mit meinen Eltern, auch das war schön.
Dann ist mein Freund vor 2 Wochen ausgezogen. Danach haben wir uns noch häufiger gesehen - letzte Möbel, letzte Organisation. Es geht ihm fürchterlich. Er ist an einem absoluten Tiefpunkt. Seine neue Wohnung ist nicht wirklich schön, ich fühle mich dafür verantwortlich, ihm unser schönes zu Hause weggenommen zu haben.
Seitdem geht es auch mir miserabel. Ich habe zwar die komplette Wohnung umgeräumt, es mir schön gemacht - und trotzdem halte ich keinen Abend dort aus. Permanent rufe ich Freunde an, schaue, wen ich besuchen kann. Das erste Wochenende alleine war die Hölle. Ich hatte zwar Verabredungen, aber die Nächte und jeder Morgen kommt mir so unendlich lang vor.
Morgens liege ich nun häufig im Bett und möchte nicht aufstehen, mich dem Tag nicht stellen. Alles, was ich mir so toll vorgestellt habe, was mir alleine soviel Spaß machen würde - fühlt sich einfach nur leer an, einfach nur falsch.
Manchmal habe ich das Gefühl, die Monate des Durchhaltens, des "Reiß dich für ihn zusammen", die brechen nun weg und nach dem ersten Gefühl der Erleichterung und der Befreiung wird mir einfach nur klar, wie beschissen alles ist.
6,5 Jahre weg - dabei wollten wir heiraten. Der Tag unser Trennung war der, den ich mir letztes Jahr noch als Hochzeitstag vorgestellt hatte. Mein - mittlerweile muss ich wohl Ex sagen - hat mir in Gesprächen vorgeworfen, ihn nie vorgewarnt zu haben, mich "einfach so" getrennt zu haben. Jetzt, wo es mit ihm bergauf ginge, jetzt, wo er alles anderes machen möchte, jetzt würde ich mich trennen.
Ich weiß, dass das nicht stimmt. Ich habe bei vielen Sachen seit Jahren gesagt, wenn sich das nicht ändert, wenn wir nicht kompatibel sind - dann müsse man sich trennen! Er sagt, ich hätte erkennen müssen, dass diese Warnungen bei ihm nicht angekommen sind - aber was hätte ich noch alles erkennen müssen?
Viele Gedanken, viele Ideen, was bei uns schiefgelaufen ist, hat er erst, seit die Trennung da ist. Die Idee, vom Uni-Psychologen hin zu einer richtigen Therpaie, bei einem Psychiater, der ihm "richtige" Medikamente verschreiben kann, kam erst danach. Auch die Idee, wegen der Prüfungsangst das Diplom anders zu machen, geht er es jetzt an. Dabei hatte das Prüfungsamt schon seit Monaten Vorschläge.
Ich bin mir sicher, dass auch er diese Trennung braucht, um gezwungen zu sein, mal auf eigenen Beinen zu stehen. Und ich weiß, dass ich sie brauche, um atmen zu können, um nicht völlig auf dem Zahnfleisch zu gehen.
Soviel bei mir in den letzten Monaten ist Fassade gewesen. So viele Leute werden denken: "Die blöde Schlampe hat einen Freund, dem es mies geht und trifft sich noch mit ihrem Kollegen auf ein Bier!" Aber ich konnte einfach nicht mehr. Sogar mein Bruder hat mir vorgeworfen, ob mir das alles egal wäre - weil ich mit debilem Grinsen mit dem Kollegen smse, während es meinem Freund so schlecht geht. Dass es mir die 23 Stunden am Tag, wo ich keine SMS schreibe, fürchterlich geht, ahnt kaum einer.
Ich hätte auch selbst nicht damit gerechnet, dass es mir auf einmal so geht. Seit letzter Woche bekomme ich es in den unpassendsten Situationen mit den Tränen zu tun, bei der Arbeit, im Auto, beim Sport - und auch zu Hause. Ich kann nicht klar denken, google Tipps gegen Trennungsschmerz und finde nur Tipps für diejenigen, die verlassen wurden.
Manchmal fühle ich mich wütend, weil mir die Entscheidung so aufgezwungen wurde - er hätte sich doch nie getrennt, wie jede andere Entscheidung der letzten Jahre war diese die, die ich treffen musste! Und dann habe ich noch den schwarzen Peter desjenigen, der den verlässt, dem es eh schon mies geht.
Ich erinnere mich an einen Thread, den ich hier mal eröffnet habe, weil mir alles zuviel wurde - mit meinem Freund, dem Examen, meiner Familie - und damals schon schrieben Leute, es würde stark nach Depressionen klingen. Ich fand das so weit hergeholt... und jetzt hat das Kind genau diesen Namen und ich frage mich, wie blind ich sein konnte. Und nach allem, wie ich mein Leben angehe: Mein Projekt, meine Beziehung - und ich bin gescheitert. Ich hätte das hinkriegen müssen. Hätte irgendwann sagen müssen: "Ja es war hart, aber schaut, wir haben es hingekriegt!" und ich habe es nicht hingekriegt.
In besagtem Thread haben mich Leute gefragt, wie es MIR ginge. Und ich weíß noch genau, wie irritiert ich von der Frage war. Weil ich feststellte, dass ich mich das noch nicht gefragt habe. Dass MICH das nie jemand gefragt hat.
Und jetzt sitze ich hier, heule Rotz und Wasser und stelle fest: Es geht mir beschissen. Na bravo.![Wink :zwinker: :zwinker:](data:image/gif;base64,R0lGODlhAQABAIAAAAAAAP///yH5BAEAAAAALAAAAAABAAEAAAIBRAA7)
Gleichzeitig klammere ich mich wie eine Ertrinkende an meinen blöden Kollegen, seine SMS, Anrufe und unsere Treffen. Und bilde mir manchmal ein, dass das "was werden muss". Weil ich sonst merken muss, dass ich gar nichts habe und nichtmals das funktioniert. Obwohl ich weiß, dass eine neue Beziehung das letzte ist, was ich im Moment gebrauchen kann. Und ich noch mehr weiß, dass ich einfach das mitnehmen sollte, was mir gut tut - und den Rest eben nicht. und trotzdem muss etwas in mir Dinge einsortieren und wünscht sich, dass ich am Ende wieder jemanden habe, weil ich es einfach nicht mehr kenne, alleine zu sein.
Dazu kommt die Angst, 29 zu sein, kinderlos, unverheiratet - und nun nach 6,5 Jahren von vorne anfangen zu müssen. Mit mir, die sich bei einem Abend alleine gleich einsam fühlt, obwohl ich mir immer soviel darauf eingebildet habe, so gut mit mir alleine klarzukommen und gar nicht viele Leute zu brauchen. Ich fühle mich so abhängig im Moment, so bedürftig und klammerig, dass ich mich selbst nicht abkann.
Ich würde mich gerne in die Arbeit stürzen, meine Hobbys vorantreiben - und häufig fühle ich mich einfach nur, wie ein Zombie, leer und völlig erledigt. Wenigstens schaffe ich es 2-3 Mal die Woche zum Sport, schaufle mir soviel Gewicht drauf, bis ich völlig erledigt bin und schlafe dann trotzdem schlecht.![Wink :zwinker: :zwinker:](data:image/gif;base64,R0lGODlhAQABAIAAAAAAAP///yH5BAEAAAAALAAAAAABAAEAAAIBRAA7)
Man, es tut mir leid, dass das so ein langer Text geworden ist. Ich weiß nicht, was ich mir erhoffe. Ein bisschen Absolution, ein bisschen Zuspruch vielleicht.
Kurz zusammengefasst: Im letzten halben Jahr ging es mit meiner Beziehung rapide bergab. Gründe gibt es reichlich, sie lassen sich mit dem permanenten Problem von schlechter Kommunikation, fehlender körperlicher Nähe (incl. Sex) und nunmehr auch noch Depressionen bei meinem Freund zusammenfassen. Inwiefern nun letzteres sich auch in allen anderen Punkten - womöglich schon seit Jahren - niedergeschlagen hat, weiß ich nicht, ich befürchte aber, das alles zusammenhängt.
Ich weiß nicht, wer hier wie noch Bescheid weiß, daher ein Überblick über meine Beziehung der letzten Jahre:
Mit meinem Freund war ich jetzt insgesamt 6,5 Jahre zusammen, 5,5 Jahre davon haben wir zusammen gewohnt. Große, schöne Wohnung, Katzenhaltung, viele Gäste, rauschende Feste, irgendwo eine großartige Zeit. Wir hatten soviel gemeinsam, soviel zusammen gekocht, gemacht, eingerichtet, Zeit verbracht. Viel nur wir beide, aber auch mit Freunden.
Was stets ein Problem darstellte, war, dass er extrem wenig redete, weder über sich noch seine Gefühlswelt. Dazu kam, dass er auch relativ wenig auf mich zukam, was beispielsweise Sex oder auch nur ein bisschen Rumgeknutsche anging. Sämtliche Initiativen gingen von mir aus, wurden aber häufig abgewiesen. Was auch dazu führte, dass ich in der Hinsicht mich permanent zurückgewiesen fühlte und er sich zunehmend unter Druck: Bei jedem Kuss schwang gleich die Frage mit - ob ausgesprochen oder unausgesprochen - "Was willst du jetzt? Willst du Sex? Denn dann kann ich sagen: Jetzt nicht!" Das hat mich über die Jahre schon belastet, aber dazu kam ja eben die schwierige Kommunikation, das heißt Gespräche liefen häufig so ab, dass ich minuten- oder stundenlang sagte, was mich störte, was ich anders möchte, versuchte, konstruktiv Lösungen zu erarbeiten - und er am Ende nur sagte, er sei doch meiner Meinung, er würde das ändern, ich werde das dann schon sehen - aber nie inhaltlich auf irgendwas so richtig einging. Es wurde viel abgeblockt und negiert, ich hatte stets den Eindruck, gegen Wände zu reden und nichts erreichen zu können.
Was dazu stets wie ein Schatten vor allem lag, war das ewig lange Studium meines Freundes. Er studiert mittlerweile seit 2004. Der Vater ist früh gestorben, die Mutter machte und macht enormen Druck. Alles, was ich von zu Hause aus an Rückhalt erfahren habe, war bei ihm nie so. Das Studium von der Mutter aufgezwungen, da eine Ausbildung "nichts ist"
Jahrelang war er auch einfach total antriebslos, lethargisch, phlegmatisch - schob Scheine vor sich her, nur um im nächsten Semester "jetzt aber wirklich" neu anzufangen. Das Ganze passierte aber nie wirklich.
Irgendwann wurde bei ihm dann eine Schilddrüsenerkrankung diagnostiziert - die ich seit Jahren vermutete, aber er wollte nicht zum Arzt. Ich hatte so große Hoffnungen, dass es nun besser wird, da ich mit Schilddrüsenproblemen meine Erfahrungen habe und bei mir die richtige Dosierung schon sehr viel verändert hat. Bei ihm war es nicht so. Es gab Folgetermine bei Endokrinologen, vor ungefähr 1,5 Jahren meinte ein Arzt noch: "Die Schilddrüse kann es nicht mehr sein. Ich vermute eine Depression!" - die Überweisung zum Psychologen fand mein Freund aber übertrieben, er ging nie hin.
Das Ganze schob sich seit Jahren vor uns her. Ich habe in der Zeit selbst studiert, mein Referendariat gemacht, bin seit letztem Oktober fertige Volljuristin. Er war dann endlich scheinfrei, das Diplom sollte kommen. Und irgendwie wurde dann alles noch schlimmer.
Zum einen habe ich meinen Job begonnen - und war dort endlich von morgens bis abends unter Menschen und auch: unter männlichen Kollegen. Dort ging das Geflirte los, ich fühlte mich lebendiger, als würde ich endlich seit Jahren wieder Luft bekommen. Das klingt vielleicht albern, aber diese Jahre "Isolationshaft" mit der Lernerei, nur am Schreibtisch, nur mein Freund und ich - und dann endlich "echte" Welt, die Idee davon, wie es ist, im Leben angekommen zu sein und der Wunsch, dass das für uns beide auch endlich kommt.
Denn finanziell war es auch seit Jahren schon schwierig - seine Mutter wollte nicht, dass er neben dem Studium jobbt, damit es nicht noch länger dauert, von dem wenigen Unterhalt konnte er aber auch nicht leben. Heißt, dass seit Jahren eigenlich ich mehr gezahlt habe, als er für unser Leben - und das, wo ich selbst ja auch nur Unterhalt und später die paar hundert Euro Referendarsgehalt hatte. Maxime wurde zusehends für mich: Wenn du was haben oder machen willst, zahl es selbst! Und das, wo man so langsam zusehends auf die 30 zugeht, andere Leute um die Welt reisen und sich was gönnen -und wir im ewigen Studentenstatus gefangen.
Der Job stellte dann für mich echt einen Kontrast dar und ich habe mich wirklich wohl gefühlt. Was sich zuspitzte, war meine private Situation.
Zum einen begann es irgendwann im Frühjahr, dass mein Freund zunehmend Nervenzusammenbrüche, Panikattacken und dergleichen bekam. Mein erster Urlaub für ein verlängertes Wochenende endete so, dass er weinend zusammenbrauch, keine Luft mehr bekam, nicht mehr leben wollte. Von da an wurde sowas häufiger. Ich bin morgens mit Panik und Bauchsschmerzen aufgestanden, ab 3 Uhr auf der Arbeit ging das wieder los. Ich hatte wochenenlang Angst, dass er sich etwas antut, wenn ich arbeiten bin, häufig bin ich morgens später losgefahren, als ich wollte, weil ich ihn erst noch etwas "stabilisieren" musste.
Das Gefühl, zur Arbeit zu fahren, wenn der Partner weinend zu Hause sitzt und gruselige, hoffnungslose Sätze von sich gibt, ist nun wirklich nichts, was ich irgendjemandem wünsche. Wir waren viel spazieren, im Wald, haben geredet - viele Sätze, die fielen, haben sich in mein Gehirn eingebrannt, sie hängen da heute noch... Ich habe die ganze Zeit funktioniert, mich zusammengerissen, seiner Mutter und anderen Angehörigen erzählt, dass wir das "schon hinkriegen". Seine Mutter reagiert auf schlechte Nachrichten stets selbst mit körperlichen Problemen, aufgrund ihrer vielen Erkrankungen wollte ich sie da raushalten. Habe stets Optimismus und "Wir kümmern uns drum!" ausgestrahlt.
Dazu habe ich ihr gesagt, dass ich ihn finanziere, wenn sie weiter Druck macht, habe ihr angeboten, seinen Unterhalt zu übernehmen. Habe auch ihm gesagt, dass er sich finanziell keine Sorgen machen muss. Meine Oma meinte neulich noch zu mir, wie komisch sie es immer fand, dass ich seit Jahren gesagt habe: "Wenn ich erstmal verbeamtet bin, habe ich genug Geld für uns beide!" - und meinte, sie hätte immer gedacht, dass er doch auch studiert und wozu ich uns beide unterhalten möchte und dass sie das komisch fand. Da fällt mir immer auf, wie selbstverständlich es immer für mich war, die Verantwortung zu übernehmen und auch so zu planen.
Die bereits angemeldeten Diplomprüfungen hat mein Freund dann irgendwann abgesagt. Die Prüfungsangst und Panikattacken wurden nämlich immer schlimmer. Er ist dann irgendwann zum Unipsychologen gegangen, die Hausärztin hat ihm Beruhigungsmittel verschrieben. Ich hatte die Hoffnung, dass es dadurch besser wird, auch wenn ich im Rückblick denke, dass es für mich zu diesem Zeitpunkt bereits "zu spät" war...
Parallel fing ein Kollege an, mich ziemlich anzubaggern. Anfangs habe ich mich dagegen so sehr gesträubt. Sein Verhalten war auch ziemlich extrem, ohne dass ich jetzt hier ins Detail gehen möchte. Zig SMS nach Feierabend, anzügliche Bemerkungen. Sämtliche Freunde und Kollegen, denen ich davon erzählt habe, sprachen von Stalking und sexueller Belästigung - nur damit ein Eindruck entsteht, von welcher Intensität wir hier reden.
Irgendwann hatte ich sogar ein Gespräch bei der Vertrauensperson - sie meinte, in der Intensität hätte sie DAS noch nie erlebt.
Ich habe dann aber angefangen, mit ihm darüber zu reden, versucht, es persönlich zu klären. Dann war das Ganze 2-3 Wochen prima und ich hatte die Hoffnung, das Thema sei vom Tisch. Um das Ganze zu besiegeln, bin ich mit dem Typen dann auch noch nach Feierabend ein Bier trinken gegangen. Wir hatten an dem Tag jede Menge zusammen zu arbeiten und es war gut gelaufen - und ich wollte es einfach. Fakt ist, aus einem Feierabendbier wurden mehrere Cocktails, aus dem geplanten "bis 8" wurde halb 3 nachts. Gegen Ende des Abends kippte die Stimmung, es stand eine ziemliche Anziehung im Raum. Wir haben uns dann zügig voneinander verabschiedet.
Ergebnis war für mich: Keine gute Idee! (Wer hätte das gedacht
Sein Ergebnis war, dass er sich völlig falsch eingeschätzt hatte und sämtliche Sprüche - oh Wunder - im Rückblick doch mehr zu bedeuten hatten, als er dachte. Es kamen dann über Nacht zig SMS, seine Verwirrung war so groß wie meine.
Am nächsten Tag bin ich zu meinen Eltern gefahren, um meine Gefühle zu sortieren. Leider ohne großen Erfolg. Ich habe mich völlig schäbig gefühlt, gleichzeitig hysterisch bei jeder weiteren SMS - ich hätte nie damit gerechnet, dass mir mal sowas passiert. Ausgerechnet mir, die ich immer so hohe moralische Ansprüche hatte. Und gleichzeitig wieder diese Lebendigkeit: "Es ist die Hölle, aber wenigstens lebe ich!"
Ich glaube im Rückblick auch, dass ich die psychische Lage meines Freundes zu dem Zeitpunkt nicht komplett durchblickt habe - oder vielleicht schon, aber es war für mich trotzdem unmöglich, nicht irgendwo auszubrechen.
Naja, man kann sagen: An diesem Freitag im Juni war das Feierabendbier mit dem Kollegen, Samstag fuhr ich zu meinen Eltern - und der Sonntag sollte in die Geschichte der schlimmsten Tage meines Lebens eingehen. Fakt ist, ich habe mich mit meinem Freund am Telefon gestritten - er war sauer wegen des Kollegen, ich war sauer auf ihn - jahrelange Zurückweisungen, endlich mal das Gefühl, dass mich jemand spannend findet - und wieso es ihm jetzt auffiele, dass er mich haben will, wo ich doch jahrelang für ihn einfach nur "da" war? Dazu habe ich gesagt, dass er seit Jahren da ist, wo er ist, als ich ihn kennengelernt habe, dass ich mich entwickelt hätte - und wann es denn bei ihm mal weiterginge? Daraufhin hatte mein Freund einen Zusammenbruch, wegen dem er stundenlang nicht sprechen konnte. Wir haben uns über die Telefontastatur unterhalten, ich stellte ihm Fragen, er tippte ja oder nein zurück. Es war die Hölle für mich. Auflegen "durfte" ich nicht, da er befürchtete, sich, unserer Katze oder der Wohnung etwas anzutun, alles kurz und klein zu schlagen, keine Ahnung. Zu ihm fahren durfte ich auch nicht, er wollte mich nicht dahaben. Ich wusste einfach überhaupt nicht, was ich tun soll.
Ich habe dann irgendwann einen Freund angerufen, ob er hinfahren und nach ihm schauen kann. Das hat der zum Glück auch gemacht, wurde nach ewigen Telefonaten guten Zuredens auch in die Wohnung gelassen.
Ich selbst bin völlig aufgelöst zu einem Freund gefahren. Dessen Worte waren recht drastisch, er meinte, dies hätte mir mein Freund nicht "antun" dürfen, emotionale Lage hin oder her. Das hat mich etwas getröstet, auch wenn ich schon lange mir an allem die Schuld gegeben habe, mich verantwortlich fühlte für die Lage, in der wird nun sind.
Und permanent nur der Gedanke: Was ist passiert, dass ich mich in dieser Situation wiederfinde?? Was ist um Himmels Willen nur passiert??
Zum Glück rief dann bald der andere Freund an, dass es ihm recht gut ginge und dass ich kommen könnte.
Geworden wie vorher ist es danach aber nicht mehr, an dem Tag ist irgendwas in mir "zerbrochen", so bescheuert das klingen mag.
Letztendlich waren die Wochen darauf ein ewiges auf- und ab. Endlich ging er zum Psychologen, endlich kümmerte er sich um die Beruhigungsmittel. Aber auch das waren ewige, nervenzehrende Gespräche, bei denen ich dauernd das Gefühl hatte, ihn überreden zu müssen.
Mit dem Kollegen entspannte sich die Situation etwas, auch wenn ich regelmäßig wegen ihm völlig aufgewühlt von der Arbeit kam. Mein Freund unterstellte weiter Belästigung, ich glaube mittlerweile, dass es daran lag, dass ich mich mit dem Kollegen zunmehmend gut verstand und einfach gestresst war, wenn die erholsamen Arbeitstage dem Ende entgegen gingen. Da sich seine Freundin zwischenzeitlich von ihm getrennt hatte, haben wir uns einfach viel unterhalten und das hat mir einfach gut getan - einfach mit jemandem zu reden, der auch eher auf der "Handlungsseite" der Beziehung steht und gerne andere Leute organisiert - und das zwangsläufige Scheitern, den Partner organisieren zu wollen und dessen Leben zu therapieren.
Schlimm waren in der Folge die Freitage: Jeden Freitag zickte ich mich mit dem Kollegen an, jeden Freitag abends mit meinem Freund. Ich glaube mittlerweile, es liegt daran, dass ich dann wusste: 2 Tage ohne ihn, 2 Tage nur mit meinem Freund... und das war jedes Mal eine Situation, die mich sehr stresste. Wahrhaben wollte ich das aber nicht.
Mein Freund war dann auch irgendwann der festen Überzeugung, das einzige Problem, was wir hätten, sei mein Kollege - ohne ihn wäre alles perfekt. Ich war stets der Meinung, dass der Typ lediglich symptomatisch sein könnte - nie aber Ursache. Denn alle Probleme, die wir hatten, hatten wir auch ohne ihn. Und nachdem die Sache mit der Beläsigung für mich "erledigt" war, standen für mich Gespräche und die gemeinsame Arbeit im Vordergrund, letztere war durch eien gemeinsame Aufgabe unumgänglich und daher war es für mich auch wichtig, mit dem Kollegen klarzukommen - trotz aller bisherigen Widrigkeiten.
Mitte August bin ich dann mit meinem Freund ans Meer gefahren. Es war toll, wir hatten ein schönes verlängertes Wochenende. Alles war so unbeschwert, so einfach - und kaum zu Hause zurück, hat es uns wieder total eingeholt. Der Freitag danach endete darin, dass mein Freund der festen Überzeugung war, ich sei in meinen Kollegen verliebt - und daraufhin wutentbrannt die Wohnung verließ. Ohne Handy, ohne Auskunft, wohin - nach der Vorgeschichte und den Gesprächen hatte ich stundenlang Angst. Bei jeder Sirene auf der Straße war ich panisch, konnte ihn aber nicht erreichen. Auch das war wieder so ein Punkt, wo ich merkte, dass ich einfach nicht mehr kann.
Letztendlich gingen dann weitere Wochen ins Land, in denen ich nicht essen konnte, immer dünner wurde, nicht schlafen konnte, mir war permanent übel und ich hatte Bauchweh. Ich habe dann eine Beziehungspause vorgeschlagen, Mitte September habe ich mich getrennt. Wir haben uns die Wohnung aufgeteilt, ich war in der Arbeitswoche dort, er an den Wochenenden.
Meine eigene Stimmungslage hat sich seitdem stark verändert. Zu diesem Zeitpunkt war ich der festen Überzeugung, alles richtig gemacht zu haben. Ich habe endlich wieder Luft bekommen, konnte wieder mehr essen, etwas besser schlafen. Ich habe die Zeit alleine in der Wohnung genossen, war erleichtert. Habe jedem erzählt, wie richtig die Entscheidung war.
Ich habe mich dann auch häufiger mit meinem Kollegen getroffen, wir haben telefoniert, waren spazieren... Es war einfach schön und unbeschwert und ich habe es so genossen. Danach hatte ich eine Woche Urlaub mit meinen Eltern, auch das war schön.
Dann ist mein Freund vor 2 Wochen ausgezogen. Danach haben wir uns noch häufiger gesehen - letzte Möbel, letzte Organisation. Es geht ihm fürchterlich. Er ist an einem absoluten Tiefpunkt. Seine neue Wohnung ist nicht wirklich schön, ich fühle mich dafür verantwortlich, ihm unser schönes zu Hause weggenommen zu haben.
Seitdem geht es auch mir miserabel. Ich habe zwar die komplette Wohnung umgeräumt, es mir schön gemacht - und trotzdem halte ich keinen Abend dort aus. Permanent rufe ich Freunde an, schaue, wen ich besuchen kann. Das erste Wochenende alleine war die Hölle. Ich hatte zwar Verabredungen, aber die Nächte und jeder Morgen kommt mir so unendlich lang vor.
Morgens liege ich nun häufig im Bett und möchte nicht aufstehen, mich dem Tag nicht stellen. Alles, was ich mir so toll vorgestellt habe, was mir alleine soviel Spaß machen würde - fühlt sich einfach nur leer an, einfach nur falsch.
Manchmal habe ich das Gefühl, die Monate des Durchhaltens, des "Reiß dich für ihn zusammen", die brechen nun weg und nach dem ersten Gefühl der Erleichterung und der Befreiung wird mir einfach nur klar, wie beschissen alles ist.
6,5 Jahre weg - dabei wollten wir heiraten. Der Tag unser Trennung war der, den ich mir letztes Jahr noch als Hochzeitstag vorgestellt hatte. Mein - mittlerweile muss ich wohl Ex sagen - hat mir in Gesprächen vorgeworfen, ihn nie vorgewarnt zu haben, mich "einfach so" getrennt zu haben. Jetzt, wo es mit ihm bergauf ginge, jetzt, wo er alles anderes machen möchte, jetzt würde ich mich trennen.
Ich weiß, dass das nicht stimmt. Ich habe bei vielen Sachen seit Jahren gesagt, wenn sich das nicht ändert, wenn wir nicht kompatibel sind - dann müsse man sich trennen! Er sagt, ich hätte erkennen müssen, dass diese Warnungen bei ihm nicht angekommen sind - aber was hätte ich noch alles erkennen müssen?
Viele Gedanken, viele Ideen, was bei uns schiefgelaufen ist, hat er erst, seit die Trennung da ist. Die Idee, vom Uni-Psychologen hin zu einer richtigen Therpaie, bei einem Psychiater, der ihm "richtige" Medikamente verschreiben kann, kam erst danach. Auch die Idee, wegen der Prüfungsangst das Diplom anders zu machen, geht er es jetzt an. Dabei hatte das Prüfungsamt schon seit Monaten Vorschläge.
Ich bin mir sicher, dass auch er diese Trennung braucht, um gezwungen zu sein, mal auf eigenen Beinen zu stehen. Und ich weiß, dass ich sie brauche, um atmen zu können, um nicht völlig auf dem Zahnfleisch zu gehen.
Soviel bei mir in den letzten Monaten ist Fassade gewesen. So viele Leute werden denken: "Die blöde Schlampe hat einen Freund, dem es mies geht und trifft sich noch mit ihrem Kollegen auf ein Bier!" Aber ich konnte einfach nicht mehr. Sogar mein Bruder hat mir vorgeworfen, ob mir das alles egal wäre - weil ich mit debilem Grinsen mit dem Kollegen smse, während es meinem Freund so schlecht geht. Dass es mir die 23 Stunden am Tag, wo ich keine SMS schreibe, fürchterlich geht, ahnt kaum einer.
Ich hätte auch selbst nicht damit gerechnet, dass es mir auf einmal so geht. Seit letzter Woche bekomme ich es in den unpassendsten Situationen mit den Tränen zu tun, bei der Arbeit, im Auto, beim Sport - und auch zu Hause. Ich kann nicht klar denken, google Tipps gegen Trennungsschmerz und finde nur Tipps für diejenigen, die verlassen wurden.
Manchmal fühle ich mich wütend, weil mir die Entscheidung so aufgezwungen wurde - er hätte sich doch nie getrennt, wie jede andere Entscheidung der letzten Jahre war diese die, die ich treffen musste! Und dann habe ich noch den schwarzen Peter desjenigen, der den verlässt, dem es eh schon mies geht.
Ich erinnere mich an einen Thread, den ich hier mal eröffnet habe, weil mir alles zuviel wurde - mit meinem Freund, dem Examen, meiner Familie - und damals schon schrieben Leute, es würde stark nach Depressionen klingen. Ich fand das so weit hergeholt... und jetzt hat das Kind genau diesen Namen und ich frage mich, wie blind ich sein konnte. Und nach allem, wie ich mein Leben angehe: Mein Projekt, meine Beziehung - und ich bin gescheitert. Ich hätte das hinkriegen müssen. Hätte irgendwann sagen müssen: "Ja es war hart, aber schaut, wir haben es hingekriegt!" und ich habe es nicht hingekriegt.
In besagtem Thread haben mich Leute gefragt, wie es MIR ginge. Und ich weíß noch genau, wie irritiert ich von der Frage war. Weil ich feststellte, dass ich mich das noch nicht gefragt habe. Dass MICH das nie jemand gefragt hat.
Und jetzt sitze ich hier, heule Rotz und Wasser und stelle fest: Es geht mir beschissen. Na bravo.
Gleichzeitig klammere ich mich wie eine Ertrinkende an meinen blöden Kollegen, seine SMS, Anrufe und unsere Treffen. Und bilde mir manchmal ein, dass das "was werden muss". Weil ich sonst merken muss, dass ich gar nichts habe und nichtmals das funktioniert. Obwohl ich weiß, dass eine neue Beziehung das letzte ist, was ich im Moment gebrauchen kann. Und ich noch mehr weiß, dass ich einfach das mitnehmen sollte, was mir gut tut - und den Rest eben nicht. und trotzdem muss etwas in mir Dinge einsortieren und wünscht sich, dass ich am Ende wieder jemanden habe, weil ich es einfach nicht mehr kenne, alleine zu sein.
Dazu kommt die Angst, 29 zu sein, kinderlos, unverheiratet - und nun nach 6,5 Jahren von vorne anfangen zu müssen. Mit mir, die sich bei einem Abend alleine gleich einsam fühlt, obwohl ich mir immer soviel darauf eingebildet habe, so gut mit mir alleine klarzukommen und gar nicht viele Leute zu brauchen. Ich fühle mich so abhängig im Moment, so bedürftig und klammerig, dass ich mich selbst nicht abkann.
Ich würde mich gerne in die Arbeit stürzen, meine Hobbys vorantreiben - und häufig fühle ich mich einfach nur, wie ein Zombie, leer und völlig erledigt. Wenigstens schaffe ich es 2-3 Mal die Woche zum Sport, schaufle mir soviel Gewicht drauf, bis ich völlig erledigt bin und schlafe dann trotzdem schlecht.
Man, es tut mir leid, dass das so ein langer Text geworden ist. Ich weiß nicht, was ich mir erhoffe. Ein bisschen Absolution, ein bisschen Zuspruch vielleicht.
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