Gefühle auskotzen

flicker
Benutzer216761  (24) Ist noch neu hier
  • #1
Hallo, ich (24M) versuche gerade, ein paar "Baustellen" von mir anzugehen. Und je mehr ich über mich selbst nachdenke, desto größer wird meine Unsicherheit, ob mit mir alles normal ist oder ob ich irgendwie gestört bin und schon ein Fall für den Psychologen.
Ich habe das Problem, dass es mir nicht immer gelingt, meine Gefühle auf eine gesunde Art zu verarbeiten. Wenn ich ein Problem habe und mit anderen darüber rede und die verstehen meine Gefühle, dann ist das okay und ich kann die Gefühle meistens ganz gut verarbeiten. Wenn ich aber etwas fühle und niemand versteht das, dann bleiben die Gefühle sozusagen in mir drin.
Ich habe für mich die Lösung gefunden, diese Gefühle loszuwerden, indem ich sie auskotze. Literally.
Ich stecke mir den Finger in den Hals bis ich kotze und dann ist der Druck weg und mir geht es besser und ich kann mit dem Problem abschließen.
Ich weiß, dass das irgendwie gestört ist, aber gleichzeitig funktioniert es und es geht mir damit besser. Ich mache es auch nicht regelmäßig, vielleicht so dreimal im Jahr, im Durchschnitt. Die Wahrscheinlichkeit, dass es einen gesundheitlichen Schaden anrichten könnte, ist demnach eher gering.
Aus meiner Sicht ist somit eigentlich alles in Ordnung, aber objektiv ist das halt schon fragwürdig.
Ist eine Handlung krankhaft, wenn kein Leidensdruck besteht?
Wenn jemand sich mal betrinkt oder mal einen Tag lang nichts isst, findet das niemand komisch und es wird erst als Problem angesehen, wenn es zu oft vorkommt. Aber wenn du sagst, du kotzt absichtlich, hat das irgendwie direkt so ein Stigma, auch wenn es nur einmal ist.
Ich habe also etwas, einen coping mechanism mit dem es mir gut geht, und gleichzeitig das Gefühl, dass es gestört ist, dass ich das tue und es normal finde.
Ich glaube, ich brauche einfach mal ein paar außenstehende Meinungen zu der Thematik.
 
L
Benutzer185950  Öfter im Forum
  • #2
Ich finde nicht, dass es normal ist, wenn man irgendwas absichtlich herbeiführt, um etwas zu kompensieren. Da ist es egal, ob man sich mit Alkohol betäubt, eine Eßstörung entwickelt oder sonst etwas tut, was man ohne das Problem nicht machen würde und das außerdem noch gesundheitsschädlich ist.
Du bearbeitest zudem damit die Ursache deiner Baustelle nicht, sondern du kompensierst nur, wenn der Druck zu groß wird.
Es ist meiner Meinung nach sinnvoll, da mal genauer hinzuschauen und gesunde Kompensationswege zu finden und wenn man weiter gehen will, sogar die Ursachen anzugehen.
 
S
Benutzer152906  (47) Beiträge füllen Bücher
  • #3
Ja, ich finde das eine ungesunde Art des Umgangs mit dem Problem und auch alles andere als normal.

Bin mir auch nicht sicher, ob Du als Laie das Risiko hier einfach selbst beurteilen solltest. Dein Mageninhalt enthält Salzsäure und hat in der Speiseröhre nichts zu suchen.

Ich würde raten, mal mit dem Hausarzt darüber zu sprechen.
 
distracted
Benutzer182842  Öfter im Forum
  • #4
Ich habe leider keine Ahnung, ob das im Hinblick auf deine mentale Gesundheit als bedenklich gilt.
Ich hab auch schon gekotzt weil mir alles zu viel wurde. Könnte das aber nicht mit Finger im Hals
absichtlich herbeiführen. Vielleicht doch mal beim Hausarzt ansprechen.

Ich stell mir beim Stuhlgang morgens gerne vor, dass ich die ganze Kacke,
die am Vortag passiert ist, den Klo runterspüle. 🐒
Händewaschen, neuer Tag ich komme.
Wahrscheinlich gesünder, weil das eh jeden Tag erledigt werden muss. 😉

Bisschen eklig, Sorry 💩
 
dark horse
Benutzer188767  Meistens hier zu finden
  • #5
Ich habe leider keine Ahnung, ob das im Hinblick auf deine mentale Gesundheit als bedenklich gilt.
Ich hab auch schon gekotzt weil mir alles zu viel wurde. Könnte das aber nicht mit Finger im Hals
absichtlich herbeiführen. Vielleicht doch mal beim Hausarzt ansprechen.

Ich stell mir beim Stuhlgang morgens gerne vor, dass ich die ganze Kacke,
die am Vortag passiert ist, den Klo runterspüle. 🐒
Händewaschen, neuer Tag ich komme.
Wahrscheinlich gesünder, weil das eh jeden Tag erledigt werden muss. 😉

Bisschen eklig, Sorry 💩
Off-Topic:
Sorry, das ist auch ein bisschen lustig 😝 . Meditieren a la Dissy.
 
axis mundi
Benutzer172636  Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #6
flicker flicker zunächst einmal ist es genau das: Eine für dich umsetzbare Bewältigungsmöglichkeit, auch gerne als „Überlebensstrategie“ bezeichnet. Wir Menschen entwickeln soetwas meistens, wenn wir einer Situation nicht gewachsen sind, unsere Handlungsoptionen beschränkt sind/beschränkt werden oder die Verzweiflung/Angst zu groß wird. Aufgrund dieser Konstellation sind Kinder und Jugendliche besonders oft von solchen Ersatzhandlungen betroffen, die sich oft mehr oder weniger schädlich auch bis ins Erwachsenenleben ziehen.
Wie lange praktizierst du das schon? Kennst du den Auslöser?
Sich zu übergeben ist ein starker Reiz zusätzlich dafür ist es natürlich eine Funktion, die darauf ausgelegt ist, etwas schlechtes loszuwerden. Der Schritt, es deswegen willentlich hervorzurufen, ist demnach nicht allzu weit und kommt öfters vor. Wichtig ist jedoch, dass du mit der Zeit Mittel an die Hand bekommst, um deine Probleme auch zu lösen. Das Übergeben liefert den Reiz und vielleicht darüber auch genug Ruhe, um sich an die Lösung des Problems zu machen — das kann man auch anders erreichen und es wäre gut, wenn du diese Überlebensstrategie, die dir lange geholfen hat, durch etwas gesünderes ersetzt.
Ansonsten: Dreimal im Jahr sich mit vollen Magen zu übergeben ist nicht optimal, aber wenn du sonst nie krank bist und das tust, auch nicht dramatisch. Dennoch würde ich es abklären lassen und an deinen Bewältigungsstrategien arbeiten. Meiner Erfahrung nach wird es in den seltensten Fällen wirklich besser von allein, sondern eher schlimmer, intensiver (mehrfaches Übergeben pro Sitzung) und häufiger, wodurch dann auch die Schädlichkeit zunimmt. Deswegen würde ich dir dazu raten, das mit Hilfe (ja, Therapie, das kann man aber auch klein halten und auf wenige Stunden begrenzen) aufzulösen, damit du in zukünftigen Stresssituationen andere Regulationsmittel anwenden kannst.
 
flicker
Benutzer216761  (24) Ist noch neu hier
  • Themenstarter
  • #7
Vielen Dank für eure empathischen und hilfreichen Beiträge.

Ich komme auf dem Handy mit dem Zitieren hier irgendwie nicht klar, deshalb antworte ich mal so. Ich hoffe, das ist in Ordnung.

Es stimmt, dass ich die Ursache des Problems nicht angehe. Ich habe auch lange Zeit gar nicht darüber nachgedacht, weil es für mich okay war und ich es nicht als Problem angesehen habe.
Meine Theorie ist, dass ich nicht damit klarkomme, nicht verstanden zu werden. Wenn ich etwas denke oder fühle und mir sagt jemand, das ergibt keinen Sinn oder ich liege falsch, dann kann ich das nicht verarbeiten. In mir baut sich dann dieser Druck auf und wenn ich kotze fühle ich mich dann besser und der Druck lässt nach.
Das kann man natürlich alles analysieren und wahrscheinlich kommt dann heraus, dass meine familiäre Situation in der Kindheit einfach scheiße war und meine Eltern mir nicht beigebracht haben, meine Gefühle auf eine gesunde Art auszudrücken.

Zum ersten Mal hab ich das mit 16 gemacht. Ich kann mich nicht erinnern, ob das eine wirklich bewusste Entscheidung war. Die ganze Situation war einfach scheiße und ich habe mich von allen abgelehnt und unverstanden gefühlt. Der Auslöser war dann eigentlich, dass ich bei meinem Vater war, der mir das Gefühl gegeben hat, dass es eine Belastung ist, Essen für mich zur Verfügung zu stellen. Das hat er so nicht gesagt und wahrscheinlich auch nicht gemeint, aber das kam leider bei mir an. Vielleicht war es eine kindische Trotzreaktion, dass ich dachte, wenn ich nur eine Belastung bin und es so nervt, mich durchzufüttern, dann will ich euer Essen auch nicht. Und dann hab ich das Essen und die ganze Wut halt ausgekotzt.
Und weil ich mich dadurch besser gefühlt habe, mache ich das bis heute gelegentlich.

Meine Mutter hatte übrigens Bulimie, sollte ich vielleicht erwähnen. Ich denke nicht, dass das einen großen Einfluss auf mich hatte, aber wahrscheinlich ist das der Grund, warum ich überhaupt auf die Idee gekommen bin.
 
Diania
Benutzer186405  (53) Sehr bekannt hier
  • #8
Off-Topic:
Sorry, das ist auch ein bisschen lustig 😝 . Meditieren a la Dissy.
Ist es ja. Aber ich finde es tatsächlich hilfreich. Es ist etwas anders, als es der TE macht, aber ähnlicher Gedanke. Es gibt ja im Buddhismus auch das Prinzip die Seele reinigen durch Putzen, es gibt das Gefühl mit dem Duschen auch die schlechten Dinge des Tages wegzuduschen, usw.

Du könntest auf jeden Fall mal versuchen, flicker flicker das AUCH zu tun um mal zu sehen, ob du dich längerfristig so arrangieren könntest.
 
Diania
Benutzer186405  (53) Sehr bekannt hier
  • #9
Bin mir auch nicht sicher, ob Du als Laie das Risiko hier einfach selbst beurteilen solltest. Dein Mageninhalt enthält Salzsäure und hat in der Speiseröhre nichts zu suchen.

Ich würde raten, mal mit dem Hausarzt darüber zu sprechen.

Das ist so, mit der Magensäure. Menschen, die an Bulimie leiden oder chronischen Sodbrennen haben, die haben häufig verätzte Speiseröhren, die wirklich problematisch sein können. Aber nicht vergessen:

"vielleicht so dreimal im Jahr, im Durchschnitt"

ist die genannte Anzahl. Sofern diese stimmt, ist jeder stille oder sonst unbehandelte Reflux gefährlicher. Es gibt eine Menge Menschen mit empfindlichem Magen, die sehr viel häufiger kotzen.

Problem dabei dürfte vor allem sein, flicker flicker :

Belügst du dich vielleicht selbst mit der Häufigkeit?
Wirst du die Häufigkeit schlicht erhöhen bei mehr Problemen und dir das dann schön reden?
Hast du Möglichkeiten dir mindestens zusätzlich andere Kompensationen anzueignen?
 
Diania
Benutzer186405  (53) Sehr bekannt hier
  • #10
Ich komme auf dem Handy mit dem Zitieren hier irgendwie nicht klar

Wenn du den Beitrag komplett zitieren möchtest, einfach das "Zitieren" unter dem Beitrag antippen. Möchtest du einen Teil zitieren einfach mit dem Finger (gedrückt halten und "fahren") die Stellen markieren, dann erscheint die Möglichkeit "zitieren".
 
flicker
Benutzer216761  (24) Ist noch neu hier
  • Themenstarter
  • #11
Belügst du dich vielleicht selbst mit der Häufigkeit?
Wirst du die Häufigkeit schlicht erhöhen bei mehr Problemen und dir das dann schön reden?
Hast du Möglichkeiten dir mindestens zusätzlich andere Kompensationen anzueignen?
Eine ganz genaue Zahl kann ich nicht sagen, aber es ist echt nicht oft. Dreimal im Jahr im Durchschnitt kommt auf die letzten Jahre verteilt schon gut hin. Ich weiß, dass ich es dieses Jahr bisher zweimal gemacht habe, einmal im März und einmal im Juni oder Juli. Gestern hatte ich wieder den starken Drang danach, aber ich habe es nicht gemacht. Ich fühle mich aber immer noch scheiße, deshalb kann es sein, dass ich es heute oder in den nächsten Tagen noch tun werde.
Die Häufigkeit hat sich über all die Jahre hinweg nicht erhöht, deshalb glaube ich nicht, dass sich das noch ändert. Ich mache das nicht bei jedem Problem, nur bei einer bestimmten Art. Deshalb kommt es nicht so oft vor.
Der Unterschied zu früher ist jetzt einfach, dass vor ein paar Monaten jemand mitbekommen hat, dass ich das mache und mich die Reaktion verunsichert hat. Jetzt habe ich irgendwie mehr Skrupel und das Thema beschäftigt mich.
Vielleicht könnte ich es mit mehr Sport versuchen. Angeblich ist Sport ja so eine Art Allheilmittel.
 
axis mundi
Benutzer172636  Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #12
Eine Bulimie geht oft auch mit anderen psychischen Erkrankungen oder auch Problemen und Traumata einher. Sie steht in den seltensten Fällen für sich — und die Veranlagung für psychische Erkrankungen werden leider teilweise auch vererbt.
Heißt, es könnte sein, dass du zusätzlich auch über eine gewisse Anfälligkeit verfügst. Auch das wäre demnach ein guter Punkt.
Sich verstanden zu fühlen, ist für die meisten Menschen ein sehr starkes Bedürfnis. Dass du damit haderst, wenn dem nicht so ist, ist also durchaus verständlich. Es ist jedoch im normalen Rahmen nichts, dass tatsächlich eine Krise wie bei dir auslösen sollte. Gut möglich, dass du nie gelernt hast, damit gut umzugehen oder dich auf gesünderem Wege zu regulieren — das ist aber durchaus auch als erwachsener Mensch erlernbar. Nur musst du dir im Erwachsenenalter diese Hilfe selbst suchen. Das kann mit einer Aufarbeitung der Kindheit und Jugend einhergehen, muss es aber nicht. Verhaltenstherapie wäre wahrscheinlich für dich am ehesten geeignet, wenn du dein Problem erstmal angehen möchtest.
Falls du irgendwann deine Kindheit aufarbeiten möchtest, hilft das Buch „das Kind in dir muss Heimat finden“ vielen Menschen dabei sehr. Dir vielleicht auch.
 
flicker
Benutzer216761  (24) Ist noch neu hier
  • Themenstarter
  • #13
Eine Bulimie geht oft auch mit anderen psychischen Erkrankungen oder auch Problemen und Traumata einher. Sie steht in den seltensten Fällen für sich — und die Veranlagung für psychische Erkrankungen werden leider teilweise auch vererbt.
Heißt, es könnte sein, dass du zusätzlich auch über eine gewisse Anfälligkeit verfügst. Auch das wäre demnach ein guter Punkt.
Sich verstanden zu fühlen, ist für die meisten Menschen ein sehr starkes Bedürfnis. Dass du damit haderst, wenn dem nicht so ist, ist also durchaus verständlich. Es ist jedoch im normalen Rahmen nichts, dass tatsächlich eine Krise wie bei dir auslösen sollte. Gut möglich, dass du nie gelernt hast, damit gut umzugehen oder dich auf gesünderem Wege zu regulieren — das ist aber durchaus auch als erwachsener Mensch erlernbar. Nur musst du dir im Erwachsenenalter diese Hilfe selbst suchen. Das kann mit einer Aufarbeitung der Kindheit und Jugend einhergehen, muss es aber nicht. Verhaltenstherapie wäre wahrscheinlich für dich am ehesten geeignet, wenn du dein Problem erstmal angehen möchtest.
Falls du irgendwann deine Kindheit aufarbeiten möchtest, hilft das Buch „das Kind in dir muss Heimat finden“ vielen Menschen dabei sehr. Dir vielleicht auch.
Ich merke zurzeit, dass es da wahrscheinlich einiges aufzuarbeiten gäbe. Gleichzeitig habe ich Bedenken, ob das so eine gute Idee wäre, oder ob ich damit nur unnötig Wunden ausreißen und mich am Ende nur schlechter fühlen würde.
Ich frage mich, ob alle paar Monate Kotzen nicht das kleinere Übel ist.
Aber klar, das muss ich für mich selbst entscheiden, das kann mir niemand abnehmen.
 
axis mundi
Benutzer172636  Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #14
Sagen wir es mal so: das sind durchaus Überlegungen, die gut von einer Fachkraft begleitet werden können, auch weil diese im allgemeinen recht gut wissen, welche therapeutischen Möglichkeiten es gibt und wie gut sie z.B. auch wirken, falls man sich gegen eine Aufarbeitung entscheidet. Eine Verhaltenstherapie würde zum Beispiel aus meiner Sicht trotzdem funktionieren.
 
R
Benutzer216292  (40) Sorgt für Gesprächsstoff
  • #15
Vielleicht könntest du ein Kotztagebuch führen.
Datum, Uhrzeit, Mahlzeiten 24h vorher, Arten der Belastungen, sonstige Hinweise, Erste körperliche Anzeichen/Warnhinweise, Kontakt mit welchen Leuten gehabt, Probleme privat oder beruflich, Telefonate/Treffen mit der Familie, Schlafverhalten

Eventuell lassen sich dadurch Dinge ableiten, die zu einer Verbesserung beitragen können.
Eventuell sind es immer die gleichen Belastungen oder die gleichen Uhrzeiten. Bei derselben Uhrzeit oder bei den ersten körperlichen Warnhinweisen könntest du evtl ein Ritual durchführen. Eine Milch mit Honig trinken oder ein bestimmtes Lied hören. Atemtechniken. Entspannungsübungen durchführen.
Gewiße Belastungen vermeiden.

Wenn es nicht hilft, wäre dies wohl auch hilfreich für den Therapeuten.

Aber, mit deiner Technik kommst du ja schonmal relativ gut klar. Das hast du ja schon mal selbst geschafft. Ein Konzept, dass funktioniert. Da kannst du ja schonmal stolz drauf sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
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Arcadi
Benutzer212294  Klickt sich gerne rein
  • #16
Aus meiner Sicht ist somit eigentlich alles in Ordnung, aber objektiv ist das halt schon fragwürdig
Die entscheidende Frage ist eben, wie sehr es dich subjektiv stört.

Wenn dein Verhalten für dich so ok sein sollte, hättest du keine intrinsische Motivation, etwas daran zu ändern.

Dass Menschen sich gezielt übergeben, um sich kurze Zeit (wieder) besser zu fühlen, funktioniert ja biologisch in der Tat. Es dürfte so ziemlich jeder kennen, dass es einem nach dem Übergeben ein Stück weit besser geht, als vorher mit Übelkeitsgefühl z.B. aufgrund einer Erkrankung/unbekömmlicher Lebensmittel oder was auch immer der Auslöser war. Noch stärker dürfte der Effekt ausfallen, wenn der Betroffene sich vor dem Übergeben gezielt überisst. Das ist hinreichend erforscht.

Dass dein Verhalten in der beschriebenen Frequenz nicht gesund, aber an sich auch nicht dramatisch ungesund ist, kannst du dir vermutlich auch selbst zusammenreimen.

Ich würde jetzt nicht gleich die psychotherapeutische Aufarbeitung deiner Vergangenheit, insbesondere der Kindheit, empfehlen. Also wenn du das reizvoll findest oder den Eindruck hast, dass es dir helfen könnte, Go for it, aber ich finde es rein von deiner Beschreibung jetzt nur wegen der Sache mit dem Übergeben nicht erforderlich. Dass mit dem Übergeben könntest du, falls gewünscht, grundsätzlich durchaus selbst in den Griff bekommen aka für dich eine gesündere Strategie entwickeln, um mit unangenehmen Gefühlen umzugehen.

Menschen sind Gewohnheitstiere. Sich umzugewöhnen erfordert einen gewissen Aufwand und Hartnäckigkeit, um dranzubleiben. Du wirst vermutlich eine Weile brauchen, um deine aktuelle Gewohnheit nach und nach gegen andere Strategien auszutauschen.

Manchmal ist es im Einzelfall auch so, dass man bestimmte destruktive Sachen einfach mit entsprechenden Konsequenzen so lange macht (machen möchte), bis sie einen irgendwie nicht mehr kicken. Das könnte aber durchaus längere Zeit dauern, bis es soweit ist. Dann hat man zwar noch das Problem der eingeschliffenen Gewohnheit, aber zumindest ist man dann innerlich motiviert.

Wenn du aktuell nicht komplett damit aufhören möchtest, könntest du versuchen, die Abstände zu vergrößern oder es bis auf unbestimmte Zeit „pausieren“.

Falls du innerlich durchaus auch jetzt motiviert bist, aber es irgendwie nicht schaffst, dein Verhalten umzustellen, wäre wohl professionelle Hilfe (maybe bei einem Verhaltenstherapeuten?) sinnvoll.
 
flicker
Benutzer216761  (24) Ist noch neu hier
  • Themenstarter
  • #17
Ich versuche das mit dem Tagebuch mal.

08.10.2024
Mir geht es schon seit Samstag scheiße. Ich hatte Stress mit meiner Mutter und seitdem ist Funkstille. Am Sonntag hab ich auf Reddit nach Meinungen gefragt und das überwiegende Urteil war, dass ich das Arschloch bin. Ich hab mich in dieser Diskussion dann immer mehr reingesteigert in das Gefühl, dass niemand mich versteht und dass ich nicht verstehe, warum ich anscheinend im Unrecht bin, weil mein Standpunkt für mich logisch erscheint. Ich bin dann wieder mal nicht mit dem Gefühl klar gekommen, keine Kontrolle zu haben und mich missverstanden zu fühlen.
Ich bin dann wieder etwas runter gekommen ohne zu kotzen, aber der Gedanke war da. Und irgendwie auch die Gewissheit, dass ich es wahrscheinlich in den nächsten Tagen trotzdem tun würde.
Jetzt heute nach der Arbeit war der Gedanke auch wieder da, aber es war kein extremer Drang. Ich hab mich dann trotzdem voll gefressen (Wraps, Kartoffeltaschen und Schokolade) und versucht, zu kotzen. Es hat nicht funktioniert und mein Hals hat sich beim Versuch immer komisch zugezogen und verkrampft und ich habe es nicht geschafft, mich zu übergeben.
Jetzt fühle ich mich immer noch scheiße und zudem abgefuckt, weil ich mich nicht übergeben konnte.
Ich weiß, dass es mir besser gehen würde, wenn es geklappt hätte und die negativen Gefühle dann weitgehend verschwinden würden.
 
axis mundi
Benutzer172636  Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #18
Wie wäre es mit einem Spaziergang? Der Magen ist jetzt voll und wahrscheinlich ist dir auch schlecht.
Vielleicht tut dir die Bewegung und die frische Luft gut.
 
R
Benutzer216292  (40) Sorgt für Gesprächsstoff
  • #19
Ich versuche das mit dem Tagebuch mal.

08.10.2024
Mir geht es schon seit Samstag scheiße. Ich hatte Stress mit meiner Mutter und seitdem ist Funkstille. Am Sonntag hab ich auf Reddit nach Meinungen gefragt und das überwiegende Urteil war, dass ich das Arschloch bin. Ich hab mich in dieser Diskussion dann immer mehr reingesteigert in das Gefühl, dass niemand mich versteht und dass ich nicht verstehe, warum ich anscheinend im Unrecht bin, weil mein Standpunkt für mich logisch erscheint. Ich bin dann wieder mal nicht mit dem Gefühl klar gekommen, keine Kontrolle zu haben und mich missverstanden zu fühlen.
Ich bin dann wieder etwas runter gekommen ohne zu kotzen, aber der Gedanke war da. Und irgendwie auch die Gewissheit, dass ich es wahrscheinlich in den nächsten Tagen trotzdem tun würde.
Jetzt heute nach der Arbeit war der Gedanke auch wieder da, aber es war kein extremer Drang. Ich hab mich dann trotzdem voll gefressen (Wraps, Kartoffeltaschen und Schokolade) und versucht, zu kotzen. Es hat nicht funktioniert und mein Hals hat sich beim Versuch immer komisch zugezogen und verkrampft und ich habe es nicht geschafft, mich zu übergeben.
Jetzt fühle ich mich immer noch scheiße und zudem abgefuckt, weil ich mich nicht übergeben konnte.
Ich weiß, dass es mir besser gehen würde, wenn es geklappt hätte und die negativen Gefühle dann weitgehend verschwinden würden.
Ist dies das Tagebuch?
Das würde ich anders machen.
Direkt als Auswertung und als Verlgeichbarkeit. Sodass man es schneller auswerten und vergleichen kann. Wenn du möchtest, schreibe ich meine Möglichkeit auf und mache ein Bild davon und füge es hinzu.

Wenn man das so schreibt, verläuft das alles und man keine Schlüsse daraus ziehen.
 
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Benutzer216761  (24) Ist noch neu hier
  • Themenstarter
  • #20
Ist dies das Tagebuch?
Das würde ich anders machen.
Direkt als Auswertung und als Verlgeichbarkeit. Sodass man es schneller auswerten und vergleichen kann. Wenn du möchtest, schreibe ich meine Möglichkeit auf und mache ein Bild davon und füge es hinzu.

Wenn man das so schreibt, verläuft das alles und man keine Schlüsse daraus ziehen.
Ich bin offen für Vorschläge.
 
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Benutzer216761  (24) Ist noch neu hier
  • Themenstarter
  • #21
Ich habe heute Nacht nochmal gemerkt, dass das mit dem Erbrechen echt nicht so gut ist.
Ich habe mich gestern Abend nochmal (absichtlich) übergeben und bin dann mitten in der Nacht aufgewacht, weil mir Magensäure aus der Nase lief. Ich bin dann ins Bad wo mir dann nochmal ein Schwall Magensäure hoch kam.
Das ist mir in der Vergangenheit so ähnlich schon mal passiert und ist wahrscheinlich ein Hinweis darauf, dass ich den Scheiß bleiben lassen sollte.
 
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Benutzer216761  (24) Ist noch neu hier
  • Themenstarter
  • #22
Ich komme nochmal auf das Thema zurück, weil es mich irgendwie nicht ganz loslässt.
Also mal ein bisschen mehr zum Hintergrund: ich habe diese Angewohnheit nie infrage gestellt und fand das nie komisch. Es war nicht mal ein Geheimnis, ich hatte nur nie das Bedürfnis, darüber zu reden. Vor einem Jahr habe ich es dann aber so nebenbei meinem jetzt Ex-Mitbewohner erzählt und seine Reaktion negativ zu nennen wäre untertrieben. Ich hab es dann zu einem späteren Zeitpunkt noch einer Freundin erzählt und sie fand es besorgniserregend. Ihr habe ich nicht gesagt, dass ich das schon seit Jahren mache, sie dachte, das wäre was temporäres gewesen.
Seitdem kann ich es nicht mehr machen, ohne dabei ein komisches Gefühl zu haben. Das Gefühl, dass ich etwas falsches und gestörtes tue und mit der Handlung beweise, dass mit mir etwas nicht stimmt.
Das Thema ist für mich auch viel präsenter dadurch. Früher habe ich bei Bedarf ein, zweimal gekotzt und nicht weiter drüber nachgedacht und das Thema für mich abgehakt. Jetzt denke ich auch Tage später noch drüber nach und habe Angst, dass mit mir etwas nicht in Ordnung ist.
Ich weiß nicht, was ich mir erhoffe. Aber ich kann mit niemandem über dieses Thema sprechen, ohne für gestört gehalten zu werden und das belastet mich.
 
R
Benutzer216292  (40) Sorgt für Gesprächsstoff
  • #23
Ich finde es ehrlich gesagt gar nicht so schlimm.
Meine Theorie als Laie. Eventuell nimmst du dir oft zu viel Herzen. Eventuell bist du mit manchen Dingen überfordert und denkst, dass du allem nicht gewachsen bist, dies überfordert dich und dadurch entsteht diese körperliche Reaktion.

Wahrscheinlich würde ein Therapeut irgendwas aufarbeiten wollen oder Entspannungsübungen oder sowas als Lösungsschritte empfehlen.

Ich würde eher zu keinem Therapeuten gehen, sondern es selbst versuchen zu lösen. Wenn das nicht klappt und es mich stören würde, dann würde ich es eventuell mit professioneller Hilfe versuchen.
 
R
Benutzer216292  (40) Sorgt für Gesprächsstoff
  • #24
Hier habe mal schnell etwas zusammengeschustert.

1. Reaktionen sind sehr wichtig, weil wenn diese entstehen, kannst du da mit Atemübungen etc. ansetzen und es so eventuell in den Griff bekommen.

Die Wochentage fände ich auch interessant.
Probleme beruflich oder privat. Chef, Freundin, Arbeitskollegen etc.

Kontaktperson auch interessant.
Schlafverhalten auch gut.

Mit so einer Liste kann man sehr viele Infos auf einmal einsehen und Auffälligkeiten herausfiltern.

Geht es Mo und Di los, weil die Anstrengungen der Woche auf einem Lasten? Etc. Etc.

Man erkennt anhand der Tage dazwischen eventuelle Trends, wird es besser oder schlechter etc.

Eventuell hat man Lust drauf, die Tage dazwischen ständig zu erhöhen und denkst sich Sachen aus, Sauna, Meditation, Baden. Das quasi ein Spiel daraus wird, ala try and error.

Aber so eine Liste hilft eventuell auch einem Fachmann, wenn alles nicht klappen sollte. Ein geschriebener Text, da schläft man ja ein und man kann nix vergleichen.
 

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Benutzer216761  (24) Ist noch neu hier
  • Themenstarter
  • #25
Hier habe mal schnell etwas zusammengeschustert.

1. Reaktionen sind sehr wichtig, weil wenn diese entstehen, kannst du da mit Atemübungen etc. ansetzen und es so eventuell in den Griff bekommen.

Die Wochentage fände ich auch interessant.
Probleme beruflich oder privat. Chef, Freundin, Arbeitskollegen etc.

Kontaktperson auch interessant.
Schlafverhalten auch gut.

Mit so einer Liste kann man sehr viele Infos auf einmal einsehen und Auffälligkeiten herausfiltern.

Geht es Mo und Di los, weil die Anstrengungen der Woche auf einem Lasten? Etc. Etc.

Man erkennt anhand der Tage dazwischen eventuelle Trends, wird es besser oder schlechter etc.

Eventuell hat man Lust drauf, die Tage dazwischen ständig zu erhöhen und denkst sich Sachen aus, Sauna, Meditation, Baden. Das quasi ein Spiel daraus wird, ala try and error.

Aber so eine Liste hilft eventuell auch einem Fachmann, wenn alles nicht klappen sollte. Ein geschriebener Text, da schläft man ja ein und man kann nix vergleichen.
Ich glaube, für mich ist ein geschriebener Text, d.h. eine Beschreibung meines Gefühlszustands hilfreicher. Ich kenne die Trigger und die sind immer emotional.
Es geht also eigentlich mehr darum, rauszufinden, was ich in dem Moment empfinde und wie ich anders/besser damit umgehen könnte.
Trotzdem danke für deinen Vorschlag/Entwurf. Ich weiß das zu schätzen, dass du dir die Mühe gemacht hast. 👍
 
R
Benutzer216292  (40) Sorgt für Gesprächsstoff
  • #26
Ich glaube, für mich ist ein geschriebener Text, d.h. eine Beschreibung meines Gefühlszustands hilfreicher. Ich kenne die Trigger und die sind immer emotional.
Es geht also eigentlich mehr darum, rauszufinden, was ich in dem Moment empfinde und wie ich anders/besser damit umgehen könnte.
Trotzdem danke für deinen Vorschlag/Entwurf. Ich weiß das zu schätzen, dass du dir die Mühe gemacht hast. 👍
Kein Problem 👍
 
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