Grund fürs Kinder bekommen

Aridane
Benutzer216224  (34) Klickt sich gerne rein
  • #1
Ich hoffe, die Frage einer noch kinderlosen ist hier in Ordnung und am richtigen Platz.
Mein Partner ist offen für Familienplanung und wünscht sich ein Kind. Er würde auch darauf verzichten, wenn ich das nicht möchte. Früher wollte ich nie Kinder. Es hat einfach nicht gepasst. Mittlerweile steh ich dem aufgeschlossener gegenüber. Ich fragte ihn gestern, woher sein Wunsch kommt. Was der Grund ist. Doch da kamen nur Flausen „im Alter Hilfe“ (für sowas würde ich mein Kind nie missbrauchen, die haben ihr eigenes Leben, wenn sie erwachsen sind), „kann beim aufräumen helfen“. ….
Ein richtiger Grund kam nicht. Er meinte sowas gibt es nicht. Man will seine Gene weiter geben und er meinte, dass ich ja Angst habe, dass es bald nur noch idioten gibt, die nicht auf Natur/Tiere achten. Doch nur weil wir dem Kind gewisse Werte mitgeben, heißt es nicht, dass es ein guter Mensch wird wird. Es könnte trotzdem der größte Vollpfosten auf Erden werden. Dann meinte ich, er soll mir positive Dinge nennen, was man durch das Kind hat. Ich zählte die ganzen negativen auf
- „Gründung eines Taxiunternehmens“
- Haus muss zu jeder Zeit blitzblank sein, weil immer Freunde kommen könnten (auf dem Land so üblich)
- finanzielle mehrbelastung
- Aufgabe der eigenen Person
- kaum Zweisamkeit und somit auch kein „freier“/ausgelassener Sex mehr, generell keine Privatsphäre mehr
- eigene Hobbys werden eingestampft, da einfach die Zeit fehlt
- durchgehend Stress bei Krankheit vom Kind und in den Ferien, da man es irgendwie mit dem Beruf in Einklang bringen muss (arbeiten beide Vollzeit)
- nervige Elternabende, bei denen man Aufgaben übernehmen muss und sich mit unüberlegten anderen Eltern (bei denen es besser gewesen wäre, sie hätten verhütet) auseinandersetzen muss.
- die ersten Jahre oft Lärm (und je nachdem evtl. auch die weiteren Jahre), ich bin geräuschempfindlich

Von ihm kam als positiv nur
- wenn es einen anlacht, geben sie einem so viel zurück.

Ich bin Realistin und nicht gefühlsduselig und fragte, was das sein soll? Zeit? Hobbys? Finanzen? Privatsphäre? Was bekommt man durch ein Lächeln zurück. Nichts, außer einem Gefühl. Dieses Gefühl bekomme ich auch bei meinen Katzen.

Das klingt jetzt alles, als würde ich Kinder hassen. Tu ich nicht. Aber ich denk mir, wenn ich doch so einen aktiven Kinderwunsch habe (wie mein Partner in hat), dann muss ich dafür doch gute Gründe haben und auch wissen, was das Positive daran ist?
Liebe Eltern, wie seht ihr das? Gibt es keinen Grund? Bekommt man Kinder immer „blauäugig“ (wenn auch überlegt, dass alles passt und man sich gut drum kümmern kann) einfach weil ein wohl grundloser Wunsch da ist, der wohl einfach aus dem nichts kommt? Da ich Realistin und sehr logisch bin, finde ich das irgendwie komisch. Daher bitte ich um Erfahrungen/Meinungen. Woher kam bei euch der Wunsch? Aus welchem Grund ist der Wunsch entstanden?
 
J
Benutzer199726  Sehr bekannt hier
  • #2
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Rosoideae Fragaria
Benutzer147358  (31) Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #3
Gibt es nicht eh dir Theorie, dass alle Wünsche Irrational sind und erst im Nachgang rationale Begründungen dafür gesucht werden?
Lernt man auf jeden Fall in kaufmännischen Ausbildungen und das deckt sich schon ganz gut mit der Realität die ich beobachtet habe :zwinker: die Aufgabe eines Verkäufers ist es den Wunsch des Kunden zu erkennen und ihm dann die rationalen Argumente zu liefern, damit er es kaufen "kann".

Denke das ist hier nicht anders. Man hat aus sich heraus den Wunsch oder nicht und versucht das im Nachhinein zu begründen.

Pro:
- süße Babynasen, -finger, -zehen
- begleiten eines Menschen durch so viele Lebensphasen
- sich coole Spiele zusammen ausdenken
- was passiert wenn man den Partner und sich "mischt"?
- viele Einzigartige Erfahrungen (Schwangerschaft, Geburt,...)
- kindliche Freude miterleben
- man hält sich selbst für gute Eltern
- cooler neuer Mensch
- Im Alter nicht alleine sein (klar gibt es keine Garantie dass man sich bis dahin nicht zerstreitet, jemand wegzieht etc. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass jemand da ist, der im Altersheim Mal vorbeikommt und schaut das die einen da nicht vergessen ist höher und leider notwendig. Menschen ohne Angehörige sind nachweisbar deutlich schlechter versorgt.)
...

Negativ:
- man muss die Ressourcen (Zeit, Geld, Nerven) dafür haben
 
Pizzabäckerin
Benutzer191613  (41) Öfter im Forum
  • #4
Mein Kinderwunsch kam direkt aus meinem Herzen und ein bisschen aus sozialem Druck. Alle Freunde wollte Kinder also wollte ich auch.

Ich kenne aberkeinemn, der diese Entscheidung rational trifft sondern nur welche, die sie emotional treffen.
Rational gesehen haben Kinder nur Nachteile.

Ich finde es auch gut wenn Menschen, die unsicher sind dann einfach keine bekommen anstatt es mal "zu probieren".

Ich bin auch ganz ehrlich, ich liebe meine Kinder mehr als alles auf der Welt. Ich hätte aber nie gedacht wie sehr mich das psychisch belastet (Geburtstrauma, Depressionen, ADS Kind, Vorpubertät, fast Trennung vom Mann, viele körperliche Probleme und Zipperlein, Brust OP usw). Vor allem die Mutterrolle ist echt herausfordernd und das muss man wollen.

Niemals würde ich meine Kinder zurück geben wollen.

Sie sind das Beste was ich je in meinem Leben "produziert" habe. Wenn ich aber vorher gewusst hätte wie sehr mich die Mutterrolle psychisch an den Rand bringt hätte ich mich vermutlich dagegen entschieden.

Aus diese Rollenbilder, die Mama und Papa dann zwanghaft einnehmen müssen sind schwierig. Ich empfinde es so, dass man als Familie weniger frei leben kann und mehr gesellschaftlich bewertet wird.

Hier noch die Pros:
-Kinder sind unheimlich schlau und erweitern den Horizont
-sie sind unbeschwert und stecken einen damit oft an
-Sie lachen so lustig, dass man meistens mitlachen muss
-Man lernt eine ganz neue, mächtige Dimension von Liebe kennen
-Man darf ihnen Werte vermitteln und sie beschützen und ein kleines bisschen die Welt von morgen mitgestalten
-Sie sind knuffig und riechen gut
-sie sind unterhaltsam und witzig und wenn sie schlau sind ist es ein erquickliches Vergnügen mit ihnen die Welt zu entdecken

Und manchmal wenn man mit ihnen den Sonnenuntergang anschaut, ein Brettspiel spielt oder gemeinsam picknickt nach einer langen Radtour, fühlt man sich so vollkommen und perfekt und durchströmt von Glück, dass man seine eigene kleine Bande gegründet hat, die zu einem gehört und die immer zusammenhalten wird, dass man ein paar Tränchen im Auge hat und einfach nur Liebe fühlt: Familienliebe.
Das hast du so toll geschrieben! Kann ich jedes Wort unterschreiben.
 
Aridane
Benutzer216224  (34) Klickt sich gerne rein
  • Themenstarter
  • #5
Und manchmal wenn man mit ihnen den Sonnenuntergang anschaut, ein Brettspiel spielt oder gemeinsam picknickt nach einer langen Radtour, fühlt man sich so vollkommen und perfekt und durchströmt von Glück, dass man seine eigene kleine Bande gegründet hat, die zu einem gehört und die immer zusammenhalten wird, dass man ein paar Tränchen im Auge hat und einfach nur Liebe fühlt: Familienliebe.
Ich glaub, hier liegt mit mein Knackpunkt. Ich hatte das in meiner Kindheit alles nicht. Meine Erziehung lief über Angst und Schläge durch meine Erzeugerin. Ich weiß nur, wie ich es garantiert nicht beim eigenen Kind machen würde. Aber könnte ich dem Kind gefühlsmäßig gerecht werden? So „trocken“ wie ich bei Gefühlen bin? Ein Kind ist endgültig. Das ist kein T-Shirt, dass ich wieder zurückgeben kann. Wie kann man sich vorher überhaupt sicher sein, das zu schaffen? Man hat es ja vor dem ersten Kind noch nie gemacht.
Wusstest du einfach vorher schon, dass du alles schaffen wirst. Vor allem wenn ich dann so Dinge lese
fast Trennung vom Mann
Das will man ja vorher auf keinen Fall.

Ich kenne aberkeinemn, der diese Entscheidung rational trifft sondern nur welche, die sie emotional treffen.
Rational gesehen haben Kinder nur Nachteile.
Ich habe noch nie eine Entscheidung emotional getroffen. Ich kann besser mit Tieren als mit Menschen. Aber selbst, als wir uns die Katzen holten (für die ich emotional sehr viel empfinde), war das eine rationale Entscheidung. Hätte ich diese emotional getroffen, hätte ich schon viel früher in einer viel zu kleinen Wohnung Katzen gehabt. Ich weiß nicht, ob du die Serie „TBBT“ und den Charakter „Sheldon Cooper“ kennst. Ich höre oft, dass ich dieser Figur sehr ähnlich bin.
Emotional müsste ich ein Kind bekommen, da ich Lust habe einen „Rohdiamant“ zu schleifen und ihm Werte mit zugeben, in der Hoffnung, dass ein guter Mensch bei raus kommt. Aber ich kann halt nicht emotional entscheiden. Emotional habe ich auch diesen Kinderwunsch. Aber ich kann meine Gefühle nicht so zulassen. Wenn da ein Kind bzw. mein Kind auf mich zuläuft und mich mit dieser erdrückenden Liebe überhäuft, bin ich vermutlich komplett überfordert und bin mir unsicher, ob ich ihm die Gefühle auch sichtbar gut genug zurück geben kann. Emotional denk ich, ich möchte auch irgendwie eins, also warum nicht. Rational kommt dann: ist es dem Kind fair gegenüber? Was wenn ich das mit den Gefühlen nicht auf die Reihe bekomme. Immerhin geht es hier um ein anderes Lebewesen. Dass diese Entscheidung aber wohl eigentlich rein emotional getroffen wird, ist für mich sehr verwirrend. Das ist für mich absolut unlogisch 😅

Danke für die Einblicke! Ich muss wohl schauen, dass ich die Rationalität bei der Entscheidung irgendwie über Bord werfe und mich eher daran klammere, dass ich werte weiter geben will. Und dann blind vertrauen, dass alles gut wird, weil wir ja sonst sehr bedacht sind und daher irgendwie jedes Problem meistern können.
 
Aridane
Benutzer216224  (34) Klickt sich gerne rein
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  • #6
Gibt es nicht eh dir Theorie, dass alle Wünsche Irrational sind und erst im Nachgang rationale Begründungen dafür gesucht werden?
Lernt man auf jeden Fall in kaufmännischen Ausbildungen und das deckt sich schon ganz gut mit der Realität die ich beobachtet habe :zwinker: die Aufgabe eines Verkäufers ist es den Wunsch des Kunden zu erkennen und ihm dann die rationalen Argumente zu liefern, damit er es kaufen "kann".

Denke das ist hier nicht anders. Man hat aus sich heraus den Wunsch oder nicht und versucht das im Nachhinein zu begründen.

Pro:
- süße Babynasen, -finger, -zehen
- begleiten eines Menschen durch so viele Lebensphasen
- sich coole Spiele zusammen ausdenken
- was passiert wenn man den Partner und sich "mischt"?
- viele Einzigartige Erfahrungen (Schwangerschaft, Geburt,...)
- kindliche Freude miterleben
- man hält sich selbst für gute Eltern
- cooler neuer Mensch
- Im Alter nicht alleine sein (klar gibt es keine Garantie dass man sich bis dahin nicht zerstreitet, jemand wegzieht etc. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass jemand da ist, der im Altersheim Mal vorbeikommt und schaut das die einen da nicht vergessen ist höher und leider notwendig. Menschen ohne Angehörige sind nachweisbar deutlich schlechter versorgt.)
...

Negativ:
- man muss die Ressourcen (Zeit, Geld, Nerven) dafür haben
Interessant. Ich habe auch eine kaufmännische Ausbildung hinter mir. Bin aber nicht auf die Idee gekommen, das zu verknüpfen. Also das jeder Wunsch erst mal irrational ist und man diesen einfach selbst in die Rationalität holt. Das Wünschen wurde mir als Kind aberzogen. Daher hatte ich keine mehr, sondern tatsächlich nur rationale Entscheidungen.

Danke für den Einblick!
 
J
Benutzer199726  Sehr bekannt hier
  • #7
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Weseraue
Benutzer192870  (53) Verbringt hier viel Zeit
  • #8
Wobei deinem Partner klar seien sollte, dass sich sein Leben mit Kindern auch gravierend ändert. Seine Gründe finde ich etwas unreflektiert.
Verstehe mich nicht falsch, ich liebe Kinder und bin wahnsinnig gerne Vater, aber mir war schon bewusst, dass es nicht immer ein Zuckerschlecken ist.
 
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Spiralnudel
Benutzer83901  (39) Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #9
Mein Kinderwunsch war völlig irrational und absurd und kam von heute auf morgen in einer unglaublichen Intensität. Ich erfuhr zudem von der Schwangerschaft meiner Schwägerin und fühlte mich plötzlich sehr ausgeschlossen.

Wir hatten zuvor schon über ein gemeinsames Kind gesprochen, aber mein Mann wollte gerne warten, bis ich einen befristeten Arbeitsvertrag hatte. Es kam dann aber doch anders, weil der Kinderwunsch so stark war – ohne dass ich ihn jemals hätte erklären oder mit logischen Argumenten hätte untermauern können. 🤷🏻‍♀️

Und meine Kinder? Sie sind das Beste, was mir je passiert ist. Ich weiß, klingt nach Klischee. 😅 Der Satz ist sogar in einem Video festgehalten, nach der Geburt meines Sohnes, als ich völlig überrumpelt mit ihm auf der Brust daliege. 😁 Aber ja, es ist so! Wenn die Kinder lachen, lache ich mit. Wenn sie ihre kleinen warmen Körper an mich schmiegen, werde ich mit so viel Liebe und Glückseligkeit erfüllt, dass ich fast platze.

Babyfüße sind ein Gedicht! 🥰 Und nichts ist beglückender als Komplimente der eigenen Kinder. ☺️ Jedesmal, wenn mein Dreijähriger zu mir sagt, dass ich so schön bin und dass er mich so liebt, schmelze ich fast.

Ich liebe es, mit den Kindern draußen herumzutoben und Fußball, Basketball oder Tennis zu spielen; im Sommer im Freizeitpark mit ihnen Karussell zu fahren, bis mir schwindelig wird 😅; im Winter mit ihnen Schlitten zu fahren und Schneemänner zu bauen; Bücher zu lesen, zu kuscheln und sie die Welt entdecken zu sehen. Kinder können so viel Freude empfinden und über so vieles staunen, was für uns Erwachsene alltäglich geworden ist. Es ist sehr spannend, die Welt durch die Augen meiner Kinder zu sehen. 😊

Nachteile sind die eingeschränkte persönliche Freiheit und die Belastung für die Beziehung. Die Kleinkindjahre mit Schlafmangel, starker Abhängigkeit der Kinder von ihren Eltern und anderen Entbehrungen können sehr harte Jahre für Paare sein, das muss man sich klarmachen. Aber wenn man einander nicht aus den Augen verliert, kann man diese Jahre gemeinsam überstehen.

Was Sex, Arbeit und persönliche Interessen angeht, habe ich keine Einschränkungen durch Kinder per se gemacht. Ich verfolge weiter meine persönlichen Interessen und habe immer schnell (nach rund 9 Monaten) wieder voll gearbeitet. Mein Mann und ich haben auch keine Probleme damit, Sex zu haben – auch wenn es ausgiebige Liebesspiele und ganze oder zumindest halbe Tage im Bett derzeit nicht mehr gibt. Es gibt für alles eine Zeit. 😌

Grundsätzlich halte ich die Entscheidung für Kinder für keine logische, sondern eine, die mit dem Herzen getroffen wird. Und wenn das Herz sich keine Kinder wünscht, ist es in meinen Augen definitiv richtig, keine zu bekommen. 😊
 
V
Benutzer163532  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #10
Die Gründe bei Kind 1 waren bei mir komplett emotional. Rational waren lediglich die Rahmenbedingungen, wie der passende Zeitpunkt (und daran gekoppelt finanzielle Überlegungen).
Ansonsten wollte ich einfach eine Familie mit meinem Partner gründen. Ich wollte Mutter sein. Mehr nicht. Ich hätte es auch nicht näher begründen können.

Bei Kind 2 hatte es einen rationaleren Hintergrund: Wir bekamen das 2. Kind, damit das erste nicht als Einzelkind aufwachsen muss. Auslöser war der Tod meiner Eltern, insbesondere der meiner Mutter, und dass ich mit allem ganz alleine dastand. Wäre das nicht gewesen, hätten wir vermutlich kein 2. Kind bekommen. Einen überschäumenden Kinderwunsch hatte ich bei Kind 2 nicht, daher wollte ich dann noch warten, bis sich das ändert und ich wenigstens ein bisschen Sehnsucht empfinde. Das kam dann auch. Ich wollte das 2. Kind mit spätestens 35 bekommen, das hat gerade so noch geklappt. Wesentlich länger hätten wir es nicht versucht, da waren wir uns einig.
 
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Schnecke106
Benutzer85763  (42) Beiträge füllen Bücher
  • #11
Ich war sehr lange total Anti-Kinder, die haben mich alle genervt und ich fand Babys nicht besonders niedlich. Ich hatte im Alltag aber auch keinerlei Berührungspunkte mit Kindern.

Dann wurde meine Freundin (ungeplant) schwanger und ich habe das erste Mal so alles rund um Schwangerschaft mit erlebt, Ultraschallbilder bestaunt, einen runden Babybauch angefasst, gemeinsam auf die Geburt hin gefiebert und irgendwann ihren Sohn bestaunt - und ich war fasziniert. Und plötzlich kam dieser Wunsch, ganz von tief drinnen und ohne dass ich es mir erklären konnte.

Wir müssten dann noch etwas warten bis wir nicht mehr verhütet haben und auch lange bis wir zum ersten Mal ein lebendes Baby in unseren Armen halten durften, aber ich könnte es mir überhaupt nicht anders vorstellen. Sie sind wunderbar. Sie sind anstrengend. Es ist faszinierend, was sich aus der Mischung der Gene für Menschen entwickelt haben. Es macht Spaß. Es macht uns dankbar. Es ist anstrengend, zumindest die Erziehung. Ich bin auch nicht liebevoll aufgewachsen und ertappe mich immer wieder dabei so typische Sätze meiner Eltern zu wiederholen. Das zu unterdrücken bedeutet auch sich damit auseinander zu setzen, was ich anders machen möchte und warum.

Ja, es kann sein, dass man als Elternteil zurück stecken muss, wobei es trotzdem sehr viele Beispiele gibt, wo das nicht so ist (auch hier im Forum). Und gemessen an der durchschnittlichen Lebensdauer eines Menschen ist die totale intensive Betreuungszeit für kleine Kinder vergleichsweise kurz, auch wenn es sicher Phasen gibt, wo es sich ewig anfühlt.

Über das Aussehen eines Hauses oder Wohnung hat sich hier noch nie ein Kind oder Elternteil meiner Generation Gedanken gemacht. Bei uns wird gespielt und das sieht man. Aus so manch anderen Eltern sind inzwischen Freunde geworden.

Aber ja, es braucht Absprachen in der Partnerschaft, wer wann welchen Freiraum braucht oder möchte, Sex gibt es vorwiegend, wenn die Kinder schlafen. Man muss sich und den Alltag etwas um die Kinder herum organisieren, aber bekommt neue Dinge dazu. Es ist toll so einem jungen Menschen die Welt zu zeigen und zu erklären.
 
N
Benutzer197010  (46) Öfter im Forum
  • #12
Liebe Eltern, wie seht ihr das? Gibt es keinen Grund? Bekommt man Kinder immer „blauäugig“ (wenn auch überlegt, dass alles passt und man sich gut drum kümmern kann) einfach weil ein wohl grundloser Wunsch da ist, der wohl einfach aus dem nichts kommt? Da ich Realistin und sehr logisch bin, finde ich das irgendwie komisch. Daher bitte ich um Erfahrungen/Meinungen. Woher kam bei euch der Wunsch? Aus welchem Grund ist der Wunsch entstanden?
Ich finde gut nachvollziehbar, was Du schreibst.
Selbst hatte ich nie einen Kinderwunsch. Wir haben ein Kind wegen des Wunsches meiner damaligen Partnerin bekommen. Man kann sich da so oder so entscheiden, ich kenne auch Paare, die haben sich dann dagegen entschieden, und finde das ebenso legitim. Mein Eindruck ist, dass ein Kinderwunsch (und ebenso ein nicht vorhandener) oft nicht so rational ist und der eigenen Entscheidung ein Stück weit entzogen, etwas so wie die sexuelle Orientierung. Ob und wie man ihn umsetzt, das ist die Frage. Vielleicht wäre es sinnvoll, wenn Dein Partner und Du euch zunächst über eure Wünsche austauscht statt über deren (viell. teils nicht vorhandene oder nicht bewusste) Gründe?
Schön an der Beziehung zu einem Kind finde ich selbst, dass sie sorgende und sorgfältige Dimensionen des Handelns entwickelt, die gerade Männern in der Sozialisation oft ein wenig verschlossen bleiben. Aber das kann man gewiss auch mit anderen als eigenen Kindern erleben. Ansonsten ist es ganz individuell.
 
Spiralnudel
Benutzer83901  (39) Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #13
Ich bin übrigens froh, dass ich entstanden bin. 😊 Meine Mutter wollte aber schon immer Kinder, sie hat damals auch mit Kindern gearbeitet und wollte unbedingt eine Familie mit eigenen Kindern. Leider hat sie nur mich bekommen, aber damit war sie trotzdem auch glücklich.
 
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Der_Domme
Benutzer194660  (37) Sorgt für Gesprächsstoff
  • #14
Also erstmal rein Rational betrachtet: (Achtung viel Ironie inside)

Kinder verändern einfach alles in deinem Leben.
Gerade in den ersten Lebensjahren dreht sich einfach alles um Sie. Sie saugen einem die Energie aus. Man schläft weniger, hat weniger Zeit zum erholen, die Gammeltage auf der Couch sind auch erstmal vorbei. Hey heute Abend spontan essen gehen?... Vorbei!
Komm wir fahren einfach mal übers Wochenende weg? ..... Wird jetzt auch schwieriger.
Sie schreien, sie kacken, sie machen Dreck und treiben dich an den Rand eines Nervenzusammenbruchs.
Man hätte allen Grund Sie im Wald auszusetzen!

Aber Nein, man liebt Sie einfach! Man erfreut sich an Ihnen. Man wird selbst wieder Kind. Lass doch die Bude aussehen wie Sau! Hier leben und spielen Kinder!
Eltern sein verändert ganz klar. Man verliert sein bisher unbeschwertes Leben und bekommt aber dafür soviel mehr. Man kann das gar nicht rational gegeneinander aufwiegen. Das was da drinsteckt ist soviel mehr.

Trotzdem sollte so eine Entscheidung nicht leichtfertig getroffen werden.
Bei meiner Ex-Partnerin war ganz klar dass ich mit Ihr kein zweites Kind bekomme. Das hätte unsere Beziehung nicht überlebt (wie sich dann später eh herausstellte).
Mit meiner jetzigen Partnerin habe ich noch zwei Kinder.
Und ich liebe jedes von Ihnen.
Auch wenn wir als Paar sehr viel zurückstellen müssen. Der Sex ist sehr viel weniger geworden. Gerade Sie als Mutter fängt ja die meiste Arbeit ab mit den Kids. Und das laugt Sie dann doch sehr aus. Abends ist Sie einfach kraftlos und müde.

Aber egal was wir alle hier schreiben. Diese Entscheidung sollte immer selbst getroffen werden. Druck oder Motivation von außen sollte nicht der Antrieb sein. Auch diese ganzen Insta-Muddis🫣..... Bitte nicht als Maßstab ansehen.
Und auch die Erfahrungen aller User hier sind nur deren Erfahrungen.
Ihr macht eure eigenen!☺️
 
Rory
Benutzer65998  Sehr bekannt hier
  • #15
Aber selbst, als wir uns die Katzen holten (für die ich emotional sehr viel empfinde), war das eine rationale Entscheidung
Aber Haustiere zu sich zu nehmen ist doch das Gegenteil einer rationalen Entscheidung.

Man sollte sich selbst nicht unterschätzen, ich habe mich im Vorfeld auch als sehr rational eingeschätzt, bis mich die emotionale Wucht mit dem ersten Kind überrollte. Ich bin nichts so leidenschaftlich wie Mutter. Anstrengend ist es, aber oft auch einfach nur schön. Als Mutter fühle ich die höchsten Hochs und die tiefste Erschöpfung. Du bist in höchstem Maße und permanent für ein oder mehrere Wesen verantwortlich. Aber es erschließt sich mir seitdem eine Welt, die mir ohne Kinder verborgen geblieben wäre. Geballtes Leben, in allen seinen Ausprägungen. Ich muss sagen, dass ich das einfach erleben wollte und will. Mir persönlich hätte diese zuvor unbekannte Dimension des Lebens wohl zeitlebens gefehlt (ohne natürlich zu wissen, was genau ich da eigentlich verpasse – nur dass es da etwas gibt, was Kinder in einem und für einen aufschließen, was sonst niemand kann, das war mir klar).
 
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Duracellhäschen
Benutzer211462  (43) Öfter im Forum
  • #18
Emotional denk ich, ich möchte auch irgendwie eins, also warum nicht. Rational kommt dann: ist es dem Kind fair gegenüber? Was wenn ich das mit den Gefühlen nicht auf die Reihe bekomme.

Dass diese Entscheidung aber wohl eigentlich rein emotional getroffen wird, ist für mich sehr verwirrend. Das ist für mich absolut unlogisch

Ich muss wohl schauen, dass ich die Rationalität bei der Entscheidung irgendwie über Bord werfe und mich eher daran klammere, dass ich werte weiter geben will. Und dann blind vertrauen, dass alles gut wird, weil wir ja sonst sehr bedacht sind und daher irgendwie jedes Problem meistern können.
Das würde ich in gar keinem Falle tun! Ich kann da nur sehr von abraten!

Ich hoffe du siehst es mir nach dass ich als nicht-Mutter antworte, ich kann in ganz vielem deine Argumentation und Gedanken nachvollziehen. Ich wusste schon mit 20, dass ich keine will und bin sehr glücklich, dass ich auch nie welche bekommen habe. Ich bin auch eher lieblos und mit Schlägen aufgewachsen und habe mich (durch penetrantes Fragen von außen) über einen längeren Zeitraum damit beschäftigt, ob ich Kinder will oder nicht und was jeweils die Gründe sind.

Ich gebe meinen Vorredner:innen recht, dass das ein Wunsch sein muss, der von innen kommt. Aber ich halte es für leichtsinnig bis gefährlich, nur aufgrund dieses Gefühls eine Entscheidung pro Kind zu treffen ohne die Rahmenbedingungen zu beachten.

Ich glaube, dass mehrere Faktoren zusammen kommen müssen, damit man langfristig mit Kindern glücklich wird.
1. Man hat ein inneres Ja dazu, einen inneren Wunsch (den sehe ich bei dir).
2. Man geht nicht blauäugig rein, sondern weiß was einen erwartet und weiß, dass man damit klar kommt. Das sehe ich bei deinem Mann bspw. nicht. Nein, wenn man völlig übernächtigt ist, das Kind getresst und anstrengend ist, womöglich noch alle krank sind, dann macht ein Kinderlachen das nicht alles wieder gut. Ich hab demletzt erst mit der weinenden Mutter meines Patensohnes telefoniert und dann spontan aufgepasst, weil sie (mit dem Kind allein weil Mann im Krankenhaus) nach ein paar Tagen und massivem Schlafmangel einfach völlig durch war.
Wie ist das eigentlich bei deinem Mann, wie stellt er sich die Aufteilung der Care-Arbeit vor? Sollst du dann hauptsächlich für das Kind da sein? Wie soll der mental load verteilt werden? Wie ist die Verteilung jetzt gerade? Viele Familien und gerade die Mütter haben es schwer, weil das nicht gut genug vorher geklärt war. Das würde ich unbedingt vorher mit ihm sehr intensiv besprechen. An deiner Stelle, wenn er da nicht voll committed ist, wie einer der heutigen modernen Väter, würde ich es mir sehr gut überlegen.
3. Man überlegt sich die Vorteile und Nachteile und entscheidet sich trotz aller Nachteile für das Kind, weil für einen persönlich die Vorteile überwiegen. (Wie ist das bei dir?)
4. Die äußeren Randbedingungen passen und man hat alle nötigen Ressourcen, um ein oder mehrere Kinder groß zu ziehen.
5. Mit der wichtigste Punkt: man weiß, dass man dem Kind emotional gewachsen ist und den ganzen Herausforderungen stand halten kann. Da seh ich dich ehrlich gesagt nicht. Und ich glaube, das ist der Punkt, an dem du auch so knabberst. Ich denke du weißt, dass es dich emotional überfordern wird und du hast keine Lösungsstrategien, was du dann tun sollst. Das kann man aber lernen.

Ich hab mit Kindern über viele Jahre auch nichts angefangen und war im Umgang total überfordert. Dann bin ich auf das gewünschteste Wunschkind gestoßen und plötzlich wurde Erziehung logisch. Ich hab den Podcast und Blog monatelang intensiv konsumiert und höre bis heute diverse Podcasts, die sich mit Familien und Kindererziehung beschäftigen. Ich finde das Thema total spannend, weil es mir einen Rückblick auf meine eigene Kindheit gibt, warum ich so bin wie ich bin und was man hätte besser und anders machen können.
Alles was ich aus diesem Input lerne, probiere ich an den zahlreichen Kindern in meinem Umfeld aus, mit großem Erfolg. Ich kann Kleinkinder mittlerweile beruhigen und werde normalerweise von allen sehr geliebt.
Für mich war das ganze Thema aber wie Chinesisch zu lernen: eine völlig fremde Welt, die ich mir in mühevoller Kleinarbeit erschließen musste. Ich hab da auch nach wie vor keinen intuitiven Zugang dazu.
Für mich weiß ich mittlerweile, dass ich ein Kind großziehen könnte, ohne dass es allzu traumatisiert da raus käme. Ich weiß aber auch, dass ich nicht die Energie und den Willen dazu habe, ich würde unterwegs auf der Strecke bleiben.

Und ein letzter Punkt: du hast angesprochen, dass du mit Depressionen zu kämpfen hast/ hattest. Nach allem was ich lese und sehe sind Kinder die absolut perfekten Schwächenfinder. Geht mir auch selber so. Ich hab ein Thema mit Grenzen setzen und das ist jedes Mal ein Problem, wenn ich Zeit mit einem Kind verbringe. Hast du mal Therapie gemacht? Traumatherapie/ Verhaltenstherapie etc.? Kinder legen wirklich den Finger in die Wunde, und zwar feste und so lange, bis man sich selber da reflektiert und geändert hat. Wenn man das nicht macht, bleibt das nach meiner Erfahrung ein dauerhafter Streitpunkt. Je gefestigter man selber ist, desto leichter fällt mir der Umgang mit Kindern.

Noch ein allerletzter Punkt: mal angenommen dein Partner stirbt oder verlässt dich auf Nimmerwiedersehn wenn das Kleine zwei ist - würdest du das Kind immer noch wollen? Das ist eine Entscheidung die du für dich alleine treffen musst, keinesfalls zuliebe deines Partners.

Ich wünsche dir jedenfalls viel Glück für dein Leben.
 
Aridane
Benutzer216224  (34) Klickt sich gerne rein
  • Themenstarter
  • #26
Viele Wünsche die man sich erfüllt sind ehrlich und rational betrachtet nicht sinnvoll zu begründen.

Ich würde es tatsächlich davon abhängig machen ob du dich aus deinem Herzen heraus bereit fühlst Mama zu sein. Alles weitere kann man lernen und die kleinen wissen schon wie sie dich manipulieren damit du sie lieb hast.

Deine pro und contra Rechnung zeigt, dass es noch kein Herzenswunsch ist und ich würde Dir empfehlen noch zu warten ob sich die Situation ändert. Das kann von einen auf den anderen Tag passieren...
Ich erlaube mir keine Herzenswünsche, da ich eben so rational bin. Ich hatte früher einen „dämlichen“ Plan, bei dem es das Ziel war bis 24 Jahre verheiratet zu sein und mit 25-27 kann dann das Kind kommen. Allerdings haben nie alle Parameter gepasst. Daher hab ich mir diesen Wunsch (für den ich ja eh keine rationale Begründung fand) verboten, um nichts hinterher zu trauern, was einfach nicht möglich ist. Jetzt ist es seit 5 Jahren aber möglich. Verantwortungsvoller Partner, der gerne Papa wäre und sogar 3 Jahre Elternzeit nehmen würde, wenn es mir zu viel wäre (mal davon ab, dass wir uns 3 Jahre vermutlich nicht leisten könnten). Beide können wir dem Kind viele unterschiedliche Dinge beibringen und könnten es fördern. Würden uns den arsch aufreisen, wenn es wissbegierig ist (ich war das, hab leider immer nur gehört „weiß ich nicht“. Er war es ebenfalls und wurde gefördert - er hatte/hat eine „Bilderbuch-Familie“). ….. ich kann nur die Rationalität schwer abschalten und dachte immer, dass ja alles rationale Gründe haben muss, da es sonst einfach naiv wäre. Also der eigene Wunsch, den ich bisher begraben hab, bäumt ziemlich auf, da ich ja nicht grad jünger werde. Ich hab ja nur das Beispiel meiner Familie. Die Eltern meines Partners waren trotzdem noch eigenständige Menschen. Mann und Frau. Doch ist es schwer, zu denken, dass man das auch haben kann, wenn man es nur anders kennen gelernt hat. Mein Partner will zwar dann besonders darauf achten, weil er meine Ängste/Bedenken kennt und ja selbst seinen eigenen Interessen (zeitlich angepasst) weiter ausleben möchte. …
Also würde ich nur nach dem Herzenswunsch gehen und danach, dass alles sichergestellt ist, würde nichts dagegen sprechen. Denn wie ich hier sehe, scheint es einfach keinen rationalen Punkt zu geben. Es ist immer (im besten Fall eine vernünftige!) Emotions-Entscheidung und keine rationale. Ich muss hier also für mich mit einer völlig neuen Denkweise ran gehen.
Für mich hat es einfach was von „Russisch Roulette“. Denn klar, es kann alles gut gehen. Aber selbst wenn man emotional die stärkste Person ist, kann man vorher nicht sagen, dass man das nicht berechenbare meistern kann. Es gibt keinen Probelauf. Solange man nicht der Erziehungsberechtigte ist und das Kind immer wieder zurückgeben kann (z.B. von Freunden oder Neffe und Nichte) ist es nicht verwertbar, wie es laufen wird. Da der Kopf einfach weiß, das Kind „geb ich zurück“.
Wenn wir irgendwo sind, wo Kinder sind, kleben diese an uns, da wir generell sehr achtsam sind und uns gut reinversetzen können und Menschen (egal ob Kind oder Erwachsener) gut zum Lachen bringen, trösten können, offene Ohren haben, uns gern zum Affen machen, viel Fantasie haben und automatisch immer überall aufpassen (z.B. bei kleinen Kindern Tischkannten und andere Gefahrenquellen). Aber: diese Kinder hat man nicht mindestens 18 Jahre (oder länger - aber dann sind sie meist ja selbstständig genug) „rund um die Uhr“. Daher ist das nicht aussagekräftig. Wäre es das, müsste ich mir bei uns absolut keine Gedanken machen 😅 daher muss ich wohl lernen, umzudenken. Rationalität, nicht aber die Vernunft (das sind zwei paar Schuhe), etwas über Board zu werfen.

- ich werde jetzt nicht vorschnell ein Kind bekommen, „nur“ weil die Zeit abläuft. Aber ich denke, ich darf mir diesen Wunsch wohl erlauben, wie ich hier rauslese. Da es völlig normal ist, dass dieser Wunsch irrational ist. Somit weiß ich jetzt, dass ich an meiner Wahrnehmung von Wünschen arbeiten muss und mein Partner mir gar keinen rationalen Grund nennen kann. Weil der Wunsch einfach „nur“ existiert (hab mich heute auch direkt bei ihm entschuldigt, nachdem ich gestern meinte, er solle mir einen rationalen Grund suchen. Denn er hätte tatsächlich sonst immer wieder überlegt. Allerdings war das von mir eine unrealisierbare Aufgabe).
 
Spiralnudel
Benutzer83901  (39) Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #47
"aber dann bist du allein im Alter" Mythos
Das ist aber tatsächlich ein Gedanke, der bei mir irgendwann mal aufkam. Also nicht direkt, dass ich allein wäre (das Risiko besteht ja immer!), aber dass ich im Alter schon gerne auf meine Familie blicken können möchte.

Ich habe das bei meiner Oma erlebt, die nach dem Tod meines Opas sehr verbittert war, und dann plötzlich anfing, wieder etwas zu strahlen, als ich Kinder bekam. Wir hatten regelmäßige Videocalls und meine Oma liebte es, die Kleinen zu sehen. Sie war auch die erste Person, die positiv auf meine dritte Schwangerschaft reagiert hat und mir immer gut zusprach. 😊 Sie hat wirklich viel Freude an ihren Urenkeln gehabt und das wiederum macht mich froh. Und manchmal denke ich, dass das einfach der Sinn von Familie ist und dass ich froh bin, dass dieser plötzliche Kinderwunsch aufgekommen ist.

Ich finde es auch irre zu sehen, mit wie viel Liebe meine Eltern meine Kinder überschütten. Ich werde nie vergessen, wie meine Eltern 2019 in unserem Garten auf mich zukamen, als sie uns nach der Geburt der Leichtmatrosin besuchten. Ich stand da im Garten, mit einer 4 Wochen alten Leichtmatrosin im Arm, und meine Eltern hatten Tränen in den Augen und sahen mich an, als ob sie mich zum ersten Mal sehen würden. Da war so viel Staunen, Freude und Liebe, das war schon echt krass.

Meine Eltern haben sich immer Enkelkinder gewünscht, aber natürlich meine Entscheidungen respektiert. Sie waren noch zwei Jahre zuvor überzeugt gewesen, dass ich keine Kinder bekommen würde, und plötzlich stand ich vor ihnen, mit meiner winzigen Tochter im Arm, und ja, ich war verdammt stolz, ihnen ihr Enkelkind zeigen zu können. 😄

Und jetzt höre ich meinen Kindern zu, wie sie voller Liebe von Oma und Opa sprechen, und verdammt, ja, auch DAS macht mich glücklich.
 
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LULU1234
Benutzer107106  Planet-Liebe ist Startseite
Redakteur
  • #54
Ich habe Kinder, weil ich sie beide wollte. Mehr Grund kann ich da nicht beisteuern.
Ich finde allerdings die Kritik an der "Familienzentrierung" interessant. Wenn jemand einen neuen Hund bekommt, dann sehe ich da auch eine extreme "Hundezentrierung": da wird dann nur noch über den Hund, die Lernfortschritte, das Barfen, die Hundeschule und die Tierarztversicherung geredet. Menschen mit sehr intensiven Hobbys, egal ob Mittelalter LARP oder Fußballverein, wo man selber spielt und gleichzeitig eine Mannschaft trainiert ist es doch genauso: Gruppenplanung hier, Training dort, Wettkampf da, Trainingslager/Festival, neue Trikots/Kostüme, durchwachte Nächte weil man noch auf einer Sitzung sein musste und als Freund:in wird man davon zugetextet.
Andere konzentrieren sich sehr auf die Karriere, bis sie sich ins Burnout treiben. Da geht es in jedem Gespräch nur noch um den Job, den Chef, die Kollegen, die doofe Aufgabe, die neuen Regeln , die schlechte Kantine, die Messe und das neue Werbekonzept.
Ein Freund von mir ist Musiker, da geht's viel um seien Projektgruppen, seine teuren Instrumente, Fahrten zu Konzerten und Festivals...
Was ich damit sagen will: Was einen interessiert, das bestimmt das Leben. Im Kleinkindalter ist es das Kleinkind (versprochen, das nimmt auch wieder ab, meine Kids sind beide aus dem Kita-Alter raus, da hat man auch wieder mental (!) Platz für andere Themen. Gestern war ich bis 1 Uhr nachts noch unterwegs, weil ich auf einem Konzert war, mit Babysitter geht das. Nächste Woche geht's zum Bundesligisten - das mache ich mit dem Kind zusammen. Man bleibt nicht auf ewig so eingesperrt und eingespannt wie die ersten Lebensjahren, die von Stress und Schlafmangel geprägt sind.) Bei anderen ist es eben der Hund, das Aquarium, das Mittelaltersfestival oder der TUS Hinterbüttels.
 
LULU1234
Benutzer107106  Planet-Liebe ist Startseite
Redakteur
  • #57
Ich kenne da einige Leute, die halt wirklich ganz in irgendeinem Thema aufgehen, dass total Lebensbestimmend ist und man als Außenstehender nur denkt, warum man sich das antut:
-Triathlon/Marathon/Radsport
- Hunde (stehen glaube ich auf Platz 1. Ein Mitarbeiter meines Mannes hat sogar gekündigt, um mehr Zeit für seinen Hund zu haben.)
- Mittelalter/LARP
- Reitsport, auch gaaaanz weit oben auf der Liste: Jeden Tag zum Stall und am Wochenende zum Turnier
- Fußball (aktiv: selber spielen und trainieren)
- Fußball (passiv: Bundesliga, WM, EM, Champions League - da werden alle Urlaube so gelegt, dass man ja kein Spiel verpasst und jeder Euro in Auswärtsspiele gesteckt)
- Religion
- Dauercamper/ Schrebergarten (im Sommer ist man jedes Wochenende, teils auch am Abend dort)
- (Hobby-)Musiker: Ständig Abends und am WE auf Auftritten und man hofft auf den großen Durchbruch
- THW/DRK/Malteser/Freiwillige Feuerwehr: Raubt einem quasi jedes Wochenende
- Partei/"Weltverbesserer"/Greenpeace, etc

Mir fällt sicherlich noch mehr ein.
 
Zaniah
Benutzer96053  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #61
Was ich damit sagen will: Was einen interessiert, das bestimmt das Leben.
Das stimmt wohl so.
Ich glaube, für viele ist der Unterschied, dass Kinder kriegen sich von außen (und oft auch mal von innen) wie Selbstaufgabe anfühlt, während Hobbys und Job eher als Selbstverwirklichung angesehen werden.
Ich wirke bei mir selbst dagegen, indem ich mir oft bewusst mache, was mir die Familie und vor allem die Kinder auch alles geben. Sprache formt auch die Wirklichkeit, wenn ich ausschließlich darüber spreche, welche Sorgen ich habe, was mich alles nervt und was alles schwierig läuft (mit Kindern), dann macht man den Eindruck, unglücklich zu sein und ist es vermutlich auch. Dabei kann so gut wie jede Mutter und so gut wie jeder Vater auch davon berichten, wie wundervoll es mit Kindern ist, wie witzig und faszinierend sie sind, was sie tolles machen und können... und darum erzähle ich in meiner Bubble eben auch davon. Natürlich rede ich nicht ausschließlich über meine Kinder, aber wenn, dann eben nicht nur als Energiefresser, sondern auch davon, wie toll sie sind. Damit mach ich es mir auch selbst leichter, aber ich glaube und hoffe, ich werde auch nicht als Mutter wahrgenommen, die sich selbst opfert.
 
Spiralnudel
Benutzer83901  (39) Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #62
Off-Topic:

nicht in irgend ein Heim abgeschoben haben.
Ich will dazu dringend etwas schreiben, weil mir diese Formulierung so dermaßen auf den Sack geht. Meine Eltern haben fast 500 Kilometer von meiner Oma entfernt gelebt, beide voll berufstätig. Wir alle haben meine Oma fast zehn Jahre lang damit belagert, dass sie bitte ihr Haus aufgeben und in die Nähe meiner Eltern ziehen möge. Das wurde abgelehnt. Sie hatte dann einen Pflegedienst und in den letzten zwei Jahren sind meine Eltern oder meine Mutter allein so oft wie möglich an den Wochenenden 1.000 Kilometer gefahren, um da zu sein und zu helfen.

Erholung für meine Eltern? Nein.
Verständnis von meiner Oma? Haha, nee. Gemeckert wurde. Über den Pflegedienst. Die Einsamkeit. Alle ihre Freundinnen (bis auf eine) waren verstorben. Schiete, ja, aber was sollten meine Eltern denn machen?

Vor anderthalb Jahren ging es dann gesundheitlich bergab. Nach dem x-ten Aufenthalt im Krankenhaus konnte meine Mutter meine Oma dazu bewegen, in ein Pflegeheim zu gehen. Und guess what? Meine Oma bekam einen Platz im Heim im Ort meiner Eltern, keine 5 Gehminuten von meinem Elternhaus entfernt! Besser als jeder Lottogewinn! 🙌 Die Einsamkeit würde endlich ein Ende haben und meine Mutter ihre Mutter häufiger sehen können (und meine Oma mich und die Kinder über Videocalls…).

Doch dann die niederschmetternde Diagnose, Krebs im Entstadium, meine Oma konnte nicht mehr so weit transportiert werden. Meine Mutter konnte meiner Oma kurzfristig einen Heimplatz im ans Krankenhaus, in dem meine Oma lag, angegliederte Pflegeheim organisieren.

Dort zog meine Oma kurz darauf ein, wieder ein Wochenende harte Arbeit für meine Eltern, aber dann war der Umzug geregelt und meine bittere, einsame Oma wurde plötzlich ein anderer Mensch. Sie freundete sich binnen weniger Tage (!) mit zwei Frauen und einem Mann an (die meiner Mutter nach dem Tod meiner Oma noch einen kleinen Brief übergaben, in der sie sich für die viel zu kurze, aber so schöne Zeit mit meiner Oma bedankten :cry:).

Meiner Oma, die mittlerweile durch den Krebs im Rollstuhl saß, ging es dort sehr gut. Aber nach nur drei Monaten im Heim (mit gelegentlichen „Besuchen“ im Krankenhaus) wurde sie so krank, dass sie auf die Pallativstation verlegt wurde. Meine Mutter war gerade in Rente gegangen und fuhr zu ihr und blieb, bis sie friedlich verstarb. ❤️

Meine Mutter hielt damals die Hand ihres Vaters auf der Intensivstation, als dieser nach einem plötzlichen Herzstillstand verstarb. Und zehn Jahre später saß sie auf einer Palliativstation und wartete auf den Tod ihrer Mutter.

Meine Oma sagte ein paar Wochen vor ihrem Tod zu mir, dass sie sich manchmal wünschte, sie wäre früher in ein Heim gegangen, dann wäre sie nicht so allein und verbittert gewesen.

Manchmal ist der Umzug in ein Heim der größte Liebesdienst, den man erbringen kann.

Und ich hoffe, dass meine Kinder später ähnlich handeln und sich nicht mit meiner Betreuung belasten. Sie sollen ihr Leben leben. Ich wünsche mir nur, dass sie mich mal besuchen und mich regelmäßig anrufen und mich an ihrem Leben teilhaben lassen – so wie ich das auch mit meiner Oma gemacht habe und mit meinen Eltern machen werde.

Liebe ist nicht Selbstaufgabe.
 
Mirella
Benutzer136760  Beiträge füllen Bücher
  • #63
Off-Topic:


Liebe ist nicht Selbstaufgabe.
Das war ja keinesfalls auf andere gemünzt sondern eben auf meine Familie.
Und mein Opa war sehr pflegeleicht, er hat sich bis zum Schluss selbst versorgen können (in Bezug auf Hygiene) und hat nur von uns Essen gebracht bekommen, den Haushalt haben wir gemacht und natürlich Gesellschaft geleistet.
Bei Menschen, die wirklich aktiv Pflege brauchen, bettlägrig sind usw. ist das natürlich eine ganz andere Sache und da würde ich auch keinem einen Vorwurf machen.
Mir ging es ja nur darum, dass man alleinstehend auch das (vergleichsweise) Bisschen an Betreuung hätte irgendwie extern selbst organisieren müssen und dazu ist nicht jeder in der Lage (mental, kognitiv, körperlich). Mein Großvater wäre dazu sicher nicht in der Lage gewesen, auch wenn es bis zum letzten Tag zurechnungsfähig usw. war.
 
Duracellhäschen
Benutzer211462  (43) Öfter im Forum
  • #64
Na ja, ein Mythos ist das ja nicht.
Wenn ich mir überlege, wie viel höher die Wahrscheinlichkeit dann ist, allein zu sterben und erst Wochen später entdeckt zu werden, weil einem keine Kinder vermissen und die sonstigen Bezugspersonen entweder selbst zu alt oder schon tot sind, ist das definitiv nicht unrealistisch.
Die Eltern von meinem Ex sind ein super Beispiel. Haben sich schon vor langem getrennt und sind auch keine neuen langfristigen Beziehungen eingegangen.
Sie ist mittlerweile eine lebensfrohe lustige zugängliche Frau mit einem so großen Freundeskreis, dass sie bei Renovierungsarbeiten einteilen muss, wer wann zum Helfen kommen darf (kein Witz). Sie hat viele Interessen, ist sehr begeisterungsfähig und lacht oft und gerne.

Er ist der Prototyp eines grumpy alten Mannes mit zwar dem Herz am richtigen Fleck, aber einem fiesen "Humor", der tonnenweise Zynismus über einem ausschüttet. Sein einziges Gesprächsthema sind die Probleme der Welt und seine beste und einzige Freundin ist so depressiv, dass sie teilweise nicht aus dem Haus kommt.
Mein Ex verbringt die Zeit mit ihm aus Pflichtgefühl.

Sie wird immer Freundinnen haben die nach ihr schauen, bis zu ihrem Tod, da bin ich überzeugt. Er ist im Prinzip jetzt schon einsam, trotz Familie.

Es hängt einfach super viel davon ab, wie man selber drauf ist. Ich hab jetzt schon von der dritten Freundin unabhängig voneinander das Angebot gekriegt, im Alter gemeinsam eine Alters-WG aufzumachen, und das werd ich sicherlich auch tun wenn die Zeit gekommen ist.

Ich wage mal die steile These, dass gesellige zugängliche Menschen auch im Alter noch Menschen um sich rum haben. Und dass weniger zugängliche Menschen das weniger haben. Und dass das teilweise unabhängig ist vom Familienstand.
 
Duracellhäschen
Benutzer211462  (43) Öfter im Forum
  • #65
Mir ging es ja nur darum, dass man alleinstehend auch das (vergleichsweise) Bisschen an Betreuung hätte irgendwie extern selbst organisieren müssen und dazu ist nicht jeder in der Lage (mental, kognitiv, körperlich).
Fürs Alter sollte man nicht nur finanziell vorsorgen, das zeigt dieses Beispiel gut. Eine von vielen Möglichkeiten sind Wohnungen, in denen man die Option auf Betreuung hat.
 
Mirella
Benutzer136760  Beiträge füllen Bücher
  • #66
Ich wage mal die steile These, dass gesellige zugängliche Menschen auch im Alter noch Menschen um sich rum haben. Und dass weniger zugängliche Menschen das weniger haben. Und dass das teilweise unabhängig ist vom Familienstand.
Das wünsche ich natürlich keinem, aber wie gesagt: wenn man keine Kraft mehr hat für großartige Interaktion, ist es egal, wie man früher mal war (mein Opa war auch keinesfalls ein Mann mit mieser Laune oder wenigen Kontakten). Aber durch ständige Erschöpfung verändert sich halt auch der Charakter und Kontakte leben logischerweise auch nicht ewig.
Zumal man sich auch eher um sich selbst kümmert, wenn man alt (und ggf. krank ist) und nicht mehr die Energie hat, noch nach anderen zu schauen.
 
Spiralnudel
Benutzer83901  (39) Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #67
Wohnungen, in denen man die Option auf Betreuung hat.
Betreutes Wohnen heißt das bei meinen Eltern. Und es gibt nur eine begrenzte Anzahl Wohnungen beim Träger. Die Wartelisten sind lang. Meine Eltern stehen auf der Liste. Entweder das, Heim, oder sie ziehen in meine Nähe. Letzteres wollen sie nicht, glaube ich. Ist ihnen zu kalt. 😉

Kinder zu bekommen, damit sich im Alter bloß jemand um einen kümmert, halte ich jedenfalls für ziemlich falsch. 😬
 
caotica
Benutzer68775  (40) Planet-Liebe Berühmtheit
  • #68
Na ja, ein Mythos ist das ja nicht.
Ja jeder in seiner Erfahrungswelt - um mich rum sind sehr viel mehr, die trotz Familie einfach allein waren im Alter, entweder weil die Kinder kein Interesse hatten, oder eben vor ihnen gestorben sind.
Dafür kenne ich gar nicht so wenige, die im Alter auf enge Freunde (deren Kontakte sie halt 70 Jahre lang gepflegt hatten zum Teil) sehr viel mehr Verlass und Vertrauen hatten, als auf die Familie.

Familie HABEN ist halt einfach kein Garant dafür "im Alter nicht allein zu sein" weil sonst wäre einfach keiner allein, der mal Kinder gekriegt hat.

Off-Topic:
Da ich ehrlich und wirklich gern allein bin, schreckt es mich aber auch einfach nicht, schätze ich
 
montagfreitag
Benutzer135188  (26) Meistens hier zu finden
  • #69
Off-Topic:


Ich will dazu dringend etwas schreiben, weil mir diese Formulierung so dermaßen auf den Sack geht. Meine Eltern haben fast 500 Kilometer von meiner Oma entfernt gelebt, beide voll berufstätig. Wir alle haben meine Oma fast zehn Jahre lang damit belagert, dass sie bitte ihr Haus aufgeben und in die Nähe meiner Eltern ziehen möge. Das wurde abgelehnt. Sie hatte dann einen Pflegedienst und in den letzten zwei Jahren sind meine Eltern oder meine Mutter allein so oft wie möglich an den Wochenenden 1.000 Kilometer gefahren, um da zu sein und zu helfen.

Erholung für meine Eltern? Nein.
Verständnis von meiner Oma? Haha, nee. Gemeckert wurde. Über den Pflegedienst. Die Einsamkeit. Alle ihre Freundinnen (bis auf eine) waren verstorben. Schiete, ja, aber was sollten meine Eltern denn machen?

Vor anderthalb Jahren ging es dann gesundheitlich bergab. Nach dem x-ten Aufenthalt im Krankenhaus konnte meine Mutter meine Oma dazu bewegen, in ein Pflegeheim zu gehen. Und guess what? Meine Oma bekam einen Platz im Heim im Ort meiner Eltern, keine 5 Gehminuten von meinem Elternhaus entfernt! Besser als jeder Lottogewinn! 🙌 Die Einsamkeit würde endlich ein Ende haben und meine Mutter ihre Mutter häufiger sehen können (und meine Oma mich und die Kinder über Videocalls…).

Doch dann die niederschmetternde Diagnose, Krebs im Entstadium, meine Oma konnte nicht mehr so weit transportiert werden. Meine Mutter konnte meiner Oma kurzfristig einen Heimplatz im ans Krankenhaus, in dem meine Oma lag, angegliederte Pflegeheim organisieren.

Dort zog meine Oma kurz darauf ein, wieder ein Wochenende harte Arbeit für meine Eltern, aber dann war der Umzug geregelt und meine bittere, einsame Oma wurde plötzlich ein anderer Mensch. Sie freundete sich binnen weniger Tage (!) mit zwei Frauen und einem Mann an (die meiner Mutter nach dem Tod meiner Oma noch einen kleinen Brief übergaben, in der sie sich für die viel zu kurze, aber so schöne Zeit mit meiner Oma bedankten :cry:).

Meiner Oma, die mittlerweile durch den Krebs im Rollstuhl saß, ging es dort sehr gut. Aber nach nur drei Monaten im Heim (mit gelegentlichen „Besuchen“ im Krankenhaus) wurde sie so krank, dass sie auf die Pallativstation verlegt wurde. Meine Mutter war gerade in Rente gegangen und fuhr zu ihr und blieb, bis sie friedlich verstarb. ❤️

Meine Mutter hielt damals die Hand ihres Vaters auf der Intensivstation, als dieser nach einem plötzlichen Herzstillstand verstarb. Und zehn Jahre später saß sie auf einer Palliativstation und wartete auf den Tod ihrer Mutter.

Meine Oma sagte ein paar Wochen vor ihrem Tod zu mir, dass sie sich manchmal wünschte, sie wäre früher in ein Heim gegangen, dann wäre sie nicht so allein und verbittert gewesen.

Manchmal ist der Umzug in ein Heim der größte Liebesdienst, den man erbringen kann.

Und ich hoffe, dass meine Kinder später ähnlich handeln und sich nicht mit meiner Betreuung belasten. Sie sollen ihr Leben leben. Ich wünsche mir nur, dass sie mich mal besuchen und mich regelmäßig anrufen und mich an ihrem Leben teilhaben lassen – so wie ich das auch mit meiner Oma gemacht habe und mit meinen Eltern machen werde.

Liebe ist nicht Selbstaufgabe.
Off-Topic:
Das kann ich so für meine Oma übernehmen. Die ist in einer großen Familie aufgewachsen, wo immer viel los war. In ihrer Generation war es eben auch noch normal (sowas wie Pflegeheime gab es nicht), dass man die Eltern pflegt. Deshalb hat sie u.a. auch ihren Job aufgegeben, um ihre Mutter zu pflegen.

Als meine Oma dann selber pflegebedürftig wurde (gar nicht mal so sehr körperlich, vor allem mental), hat sie auch erst erwartet, dass das meine Mutter macht. Die hat sich aber schwer getan, weil sie auch noch Vollzeit gearbeitet hat und so eine Pflege, auch wenn sie vielleicht nicht körperlich anstrengend ist, doch mental schlaucht. Gerade, wenn meine Oma z.B. nachts augewacht ist und dachte, es wäre Zeit zum aufstehen o.ä. und dann meine Mutter geweckt hat.

Außerdem hat sie sich immer über die Einsamkeit beklagt. Mit Freundinnen hatte sie nur noch telefonisch Kontakt, weil viele körperlich auch nicht mehr zu Besuchen in der Lage waren. Ich habe mich, wenn ich dann zu Besuch war, häufig zu ihr gesetzt. Auch da hat sie mir häufig gesagt, dass sie die große Familie von früher vermisst.

Irgendwann hat meine Mutter, auch nach Intervention von meinem Vater, entschieden, dass es so nicht mehr weitergeht. Meine Oma war dann probeweise auch schon in einem Pflegeheim (nach viel Überzeugungsarbeit) und dort hat es ihr so gut gefallen, dass sie dann später direkt dorthin gezogen ist.

Da hat sie ziemlich schnell Anschluss gefunden, geht zur Beschäftigung,
auf Ausflüge und hat jetzt vor Kurzem sogar eine alte Freundin wiedergetroffen, die auch dorthin gezogen ist. Wir besuchen sie natürlich auch regelmäßig und sie hat auch schon gesagt, dass ihre Befürchtungen eigentlich unbegründet waren. Leider schreitet in letzter Zeit ihre Krankheit weiter voran und sie ist nicht mehr so viel in die Aktivitäten dort eingebunden, aber gut, sie ist jetzt auch schon knapp 92.

Meine Eltern haben dann auch gesagt, sie wollen uns nicht mit ihrer Betreuung belasten. Wie das dann konkret aussieht, wird die Zukunft zeigen. Ich würde auch keine Kinder in die Welt setzen unter dem Gesichtspunkt, dass sie sich später um mich kümmern sollen.
 
ImmerGanzLieb
Benutzer173996  (47) Meistens hier zu finden
  • #70
Kinder zu bekommen, damit sich im Alter bloß jemand um einen kümmert, halte ich jedenfalls für ziemlich falsch. 😬
Das war bei uns auch nie ein Thema. In der heutigen Zeit kann niemand vorhersagen, wo man irgendwann einmal wohnen wird.

Andererseits werden die wenigsten im Alter als Selbstversorger ihr eigenes Gemüse ernten und ihre Kleidung selbst nähen. Darum muss es schon rein zur "Arterhaltung" eine ausreichende Anzahl an Kindern geben.

Und weil wir uns nicht darauf verlassen wollten, dass alle anderen ihre Kinder vernünftig erziehen werden, haben wir uns lieber selbst darum gekümmert.
 
Spiralnudel
Benutzer83901  (39) Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #71
Darum muss es schon rein zur "Arterhaltung" eine ausreichende Anzahl an Kindern geben.
Das ja sowieso. Unsere Gesellschaften brauchen Kinder, weil bei uns die Geburtenraten zu niedrig sind und die Bevölkerung im Durchschnitt zu alt. 😏

Aber letztlich ist es ja doch oft ein Gefühl, ein irrationaler Wunsch, der zur Zeugung von Nachwuchs führt – und nicht etwa die Lektüre aktueller demographischer Entwicklungen.

Wobei ich damit ja in der dritten Schwangerschaft gescherzt habe: „Die Bevölkerung in unserer Region besteht bereits zu über 50 Prozent aus Rentnern. Wir brauchen neue Steuerzahler. 🤓 Und hier kommt noch einer.“
 
LULU1234
Benutzer107106  Planet-Liebe ist Startseite
Redakteur
  • #72
Ich finde übrigens, dass es beim Thema Alter auch gar nicht nur um Pflege und Bespaßung geht, sondern auch ums Organisieren. Als mein Vater schwer krank war, war er zwingend darauf angewiesen, dass die Familie sich um Dinge kümmert: Meine Mutter und ich haben regelmäßig mit der Oberärztin telefoniert, haben Pflegestufe und Grad der Behinderung, später eine Reha und Umbauten im Haus organisiert. Das kann ein alter und Schwerkranker nicht und das kann auch der Sozialarbeit des Krankenhauses nicht in der Tiefe. In Pflegeheime sitzen Menschen ohne Pantoffeln und mit löchrigen Socken, weil sich niemand um diese profanen Dinge kümmert. Natürlich sollte das kein Grund sein Kinder zu bekommen, aber zu behaupten, dass man heute im Alter Familie nicht mehr braucht stimmt meiner Erfahrung nach überhaupt nicht.
 
Spiralnudel
Benutzer83901  (39) Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #73
dass man heute im Alter Familie nicht mehr braucht stimmt meiner Erfahrung nach überhaupt nicht.
Da bin ich bei dir.
Das Problem ist nur, dass man sich nicht darauf verlassen kann.

Das habe ich auch meinen Eltern klipp und klar gesagt: Es ist okay, wenn ihr im Alter in Deutschland bleibt. Aber dann kann ich mich nicht kümmern, weil ich zu weit weg bin und selbst eine Familie zu versorgen habe.
 
Anna1309
Benutzer166007  Sehr bekannt hier
  • #74
Woher kam bei euch der Wunsch?
Durch die Liebe. Ich wollte nie eigene Kinder haben, obwohl ich Kinder immer schon liebte. Aber sich so einschränken? Die ganze Verantwortung 24/7? Ne danke...

Meine Oma hat meine Einstellung immer belächelt und meinte: ja ja, warte ab, bis du mal richtig verliebt bist.

Sie sollte Recht behalten - so war es dann auch. Ich wollte etwas von ihm "haben".

Das ist eben keine rationale Entscheidung. Denn rein logisch betrachtet, ergeben sich aus eigenen Kindern mehr Nachteile als Vorteile.
 
caotica
Benutzer68775  (40) Planet-Liebe Berühmtheit
  • #75
Das Problem ist nur, dass man sich nicht darauf verlassen kann.
Genau das ist mein Punkt.
Klar ist es netter, wenn man sie hat - wenn man sie nicht hat, muss Geld das für einen erledigen, was sonst Familie täte.

Aber nur weil man sie GRÜNDET, gibt es halt keinen Verlass darauf, dass man sie auch so behält, bis man alt ist und sie bräuchte. Dass viele im Alter JEMANDEN oder ETWAS brauchen, ist ja gar keine Frage.
Aber Familie zu haben garantiert nicht, dass das dann auch wirklich gekümmert ist. Ich würde auch gar nicht wollen, dass meine hypothetischen Kinder ihr Leben hinten an stellen, nur weil ich alt werde. So lange ich kann, kümmere ich mich selbst, und dann hoffe ich immer noch in einer mindestens so geordneten Welt wie heute zu leben, so dass Geld das kümmern für mich übernehmen kann.

Und da man eh nie weiß was kommt, bin ich tiefenentspannt.
 
sanguina
Benutzer149155  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #76
Das was LULU1234 LULU1234 schreibt ist auch meine Wahrnehmung.

Kleiner Einblick, was da so der ganz normale Wahnsinn mit vier Menschen ü80 mit verschiedensten Pflegestufen ist:

Meine Mutter hat jetzt knapp zwei Jahre lang vier, mittlerweile nur noch drei Pflegefälle, um die sie sich zu 90 % rein organisatorisch kümmert. Und das ist viel. Sie sagt, es ginge mit einem normalen Vollzeitjob nicht. Dabei sind ihre Kinder erwachsen und alle Pflegefälle wohnen entweder im selben Haus bzw. 10 Autominuten entfernt. Es wurde ein Badezimmer umgebaut, es brauchte Pflegebetten für zuhause, die Pflegekräfte von der Agentur brauchen auch ein Zimmer, in dem sie wohnen können, die müssen Internet/WLAN haben usw. usf. Einmal hat meine verstorbene Oma einer Pflegerin eine reingehauen samt Kratzern am Hals, die kam dann verständlicherweise nicht mehr (und hat dankenswerterweise ihren aktuellen Turnus noch fertig gemacht). Eine andere hat auch mal aufgehört, weil damals meine Mutter körperliche Probleme hatte und ihr nicht so helfen konnte, wie sie es wollte und eine hat meine Mutter rausgeworfen, weil sie so verschwenderisch mit den Ressourcen auf allen Gebieten umgegangen ist (egal ob Creme für das offene Bein, Lebensmittel, Hygieneprodukte... es war wirklich extrem). Dann muss natürlich wieder einer neuen jede Besonderheit gezeigt werden, es gibt eine intensivere Einarbeitungszeit mit noch mehr Aufwand...

Und dann geht es weiter: Vom Gemeindeamt der einen Gemeinde kann man kostenlos extra Müllsäcke für das erhöhte Restmüllaufkommen durch die Erwachsenenwindeln erhalten. Man muss nur vorbeikommen, die Bestätigung vom Hausarzt samt Pflegestufe vorweisen und bekommt die Müllsäcke. Mein einer Großvater kann ohne Probleme mit dem Auto zum Supermarkt und zur Bank, die neben dem Gemeindeamt liegt, fahren, aber er kann "leider nicht" diese extra Müllsäcke holen oder die Bestätigung vom Hausarzt. Denn dafür schämt er sich, also muss es meine Mutter tun. Jedes Quartal. Mein anderer Opa kann gar nicht mehr fahren, also fährt sie dafür zu zwei verschiedenen Gemeindeämtern mit natürlich unterschiedlichen Öffnungszeiten. Beim einen gratis, beim anderen im Preis reduziert.

Mehrmals die Woche zur Apotheke (die nächstgelegene liegt zwischen den beiden Häusern, öffentlich kann man das vergessen, man muss sich jedes Mal ins Auto setzen), Rezepte von den Hausärzten abholen - natürlich haben die Großeltern mütterlicher- und väterlicherseits nicht dieselben Hausärzte, sondern wieder zwei verschiedene Praxen mit unterschiedlichen Öffnungszeiten. Der eine Opa hat Parkinsondemenz und muss darüber hinaus regelmäßig zur medikamentösen Einstellung zum Neurologen; der andere hat Prostatakrebs mit ordentlich Schmerzen und Metastasen und muss einerseits zum zum Onkologen und andererseits zu einem spezialisierten Schmerzarzt (habe den Fachbegriff vergessen), weil der Onkologe schmerztechnisch nicht mehr weiter weiß. Die verbliebene Oma ist a) massiv schwerhörig, b) verweigert sie die vorhandenen Hörgeräte und c) ein Sturkopf vor dem Herrn. Da sie wirklich kaum noch etwas hört, muss auch sie zu jedem Arzttermin begleitet werden und gleichzeitig wird laufend gestritten, weil sie einen falsch oder gar nicht versteht, man eh schon alles aufschreibt und gleichzeitig ist sie sehr feindselig geworden in den letzten 10 Jahren. Darüber hinaus will sie ständig "Medikamente sparen", sowohl bei sich selbst als auch beim krebskranken Ehemann, obwohl sie aufgrund der niedrigen Rente (sie haben zu zweit nur eine kleine Rente) von der Rezeptgebühr befreit sind, fast jedes Medikament für die beiden ohnehin rezeptpflichtig und damit für sie gratis ist und meine Eltern jederzeit finanziell zuschießen können und auch tun, wenn nötig. Das ist auch der Grund, warum meine Mutter mittlerweile einen Medikamentenplan von jedem ihrer "Patienten" im Büro hängen hat, samt Packungsgröße des jeweiligen Produkts und "Nachkaufintervall", weil es ansonsten nicht klappt: Der unkomplizierteste kann wie gesagt nicht mehr fahren und die anderen "sparen Medikamente", nur um 10 Tage später richtig Probleme zu bekommen.

Und das ist nur ein klitzekleiner Ausflug in den alltäglichen Wahnsinn, wenn man eben NICHT bzw. kaum pflegerisch ist, sondern "nur" organisatorisch. Meine Mutter wurde von einer Apothekerin gefragt, wie lange es noch dauert, bis sie komplett zusammenklappt. Weil das bei diesem mentalen und tatsächlichem Workload leider eher die Regel als die Ausnahme ist. Im Grunde hat mein Bruder ihren Job im Betrieb übernommen und meine Mutter ist zu 80 % Hausfrau und Pflegekoordinatorin. Es war "gutes Timing", dass er das Abitur gerade ein paar Monate in der Tasche hatte, als es mit der Pflegebedürftigkeit bei unseren Großeltern so richtig los ging.
 
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