Ich (22M) stehe irgendwie auf Freund (25M)

T
Benutzer212065  (23) Ist noch neu hier
  • #1
Ich glaube nicht, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass es für mein Problem eine zufriedenstellende Lösung gibt. Ich versuche es trotzdem mal.

Ich (22M) dachte bis vor knapp zwei Monaten, ich wäre hetero. Ich habe einen Freund (25M), der pansexuell ist. Wir kennen uns seit ungefähr drei Jahren und waren nie sehr eng befreundet, ich fand ihn aber immer menschlich sehr interessant. Er ist so der Typ hochintelligenter und charismatischer Künstler. Der Typ Mensch, den man sich als Protagonist in einem Film über die Beat Generation vorstellen kann. Die Art Mensch, die andere mit einem Blick genau einschätzen kann und genau die richtigen Worte findet, um dich um den Finger zu wickeln. Nicht auf die manipulative Art, sondern viel mehr in dem Sinn, dass er ein Gefühl dafür hat, wie andere Leute ticken. Ihm war klar, dass ich nicht hetero bin, lange bevor mir das klar war. Ich dachte, meine Erkenntnis wäre Zufall gewesen, ausgelöst durch einen zufällig gut getimten Annäherungsversuch von ihm. Nach ein paar Gesprächen mit ihm ist mir klar, dass es kein Zufall war, sondern dass er genau wusste, welche Knöpfe er zu drücken hat, um mich zu dieser Erkenntnis zu bringen.

Wir haben uns nur ein paar Mal gesehen in den letzten Wochen, aber ich merke einfach, wie ich immer mehr von ihm angezogen werde. Es lief jetzt auch jedes Mal was mit ihm.
Wahrscheinlich bin ich jetzt irgendwie bisexuell, aber Fakt ist, ich stehe nicht grundsätzlich auf Männer, sondern ganz konkret auf ihn. Auf seinen Geist, auf seinen Körper, alles an ihm macht mich an. Wenn er mir schreibt, werde ich nervös. Inzwischen habe ich Angst, dass ich dabei bin, mich in ihn zu verlieben. Was insofern ein Problem wäre, als dass ich mich nicht vor anderen outen will, und noch mehr die Tatsache, dass ich bei ihm keine Chance hätte.

Ich möchte weiter Kontakt zu ihm haben, aber eben unkompliziert und ohne die Gefahr, dass sich bei mir unerwünschte Gefühle entwickeln. Wie kann ich das erreichen?
 
Spongella
Benutzer187907  (34) Meistens hier zu finden
  • #2
Gar nicht, du bist halt keine Maschine, die man programmieren kann wie es einem passt. Sich anbahnende Gefühle kann man nicht einfach ausknipsen.
 
Art_emis
Benutzer174233  (36) Sehr bekannt hier
  • #3
In der Tat etwas kompliziert, da du ja bereits die Befürchtung hast dich zu verlieben. Ob du das künftig gezielt steuern kannst, lässt sich nicht so einfach sagen. Gefühle kommen ja oft unverhofft und unkontrolliert auf. Die wenigsten Menschen können das auf Knopfdruck an- und abschalten.
Wenn du also die Gefahr siehst, dass deine Gefühle stärker werden könnten und du das absolut nicht möchtest, wird es schwer ohne "Kontaktsperre".
Aber wie sicher bist du dir denn damit, dass das von seiner Seite aus vergeblich wäre?
Also völlig unabhängig von der sexuellen Gesinnung und einem "Outing" solltest du dich selbst mit der Frage auseinandersetzen, ob weiterer Kontakt für dich machbar ist oder es für dich mit unterdrückten Gefühlen oder gar Herzschmerz enden könnte.
Als Optionen bleiben wohl nur Risiko oder auf Nummer sicher zu gehen, sprich Kontakt beibehalten oder beenden. Die Entscheidung kann dir aber keiner abnehmen, leider.
 
T
Benutzer212065  (23) Ist noch neu hier
  • Themenstarter
  • #4
Ich bin, um es ganz einfach zu sagen, im Moment sehr verwirrt.
Ich bin männlich und werde demnächst 23 und habe bis vor zwei Monaten in der Überzeugung gelebt, ich wäre hetero. Ich muss dazu sagen, dass ich Sex (mit Frauen) in der Theorie irgendwie immer geiler fand als in der Praxis. Wenn ich Sex hatte, fand ich das gut, ich kam aber auch immer gut mit nur Masturbation und Pornos zurecht.
Es ist außerdem so, dass ich einen recht diversen Freundeskreis habe und wahrscheinlich mehr als die Hälfte meiner Freunde bi, pan oder sonst was ist. Ich bekomme also viel mit von LGBT-Themen, war selbst auch schon beim CSD usw. Ich habe mich auch schon bewusst mit der Frage auseinandergesetzt, ob ich mir vorstellen können, sexuelles oder romantisches Interesse an einer nicht weiblichen Person zu haben. Und nein, ich konnte es mir nicht vorstellen.
Das hätte ich bis vor zwei Monaten auch noch genau so gesagt.

Kurz gesagt, ohne viele Details: vor knapp zwei Monaten kam es dazu, dass ein (pansexueller) Freund mir einen runtergeholt hat. Ich wäre von selbst nie auf diese Idee gekommen, habe es dann aber spontan zugelassen. Weil ich neugierig war oder warum auch immer.
Danach ging es dann los, dass ich ständig an dieses Erlebnis denken musste und mir irgendwann eingestehen musste, dass ich es gut fand und ich mich plötzlich sexuell zu diesem Freund hingezogen fühlte.
Als wir uns vier Wochen später wiedersahen, trank ich mir Mut an und küsste ihn und dann haben wir uns gegenseitig einen runtergeholt und ich habe ihn auch in den Mund genommen.
Wir haben uns die Woche darauf dann nochmal getroffen und er hat mir einen geblasen.
Und jetzt am Wochenende war ich bei ihm und da sind wir dann nochmal weitergegangen.

Jetzt könnte man sagen: "Du bist halt bi, who cares". Aber bei mir war es jetzt eben so, dass ich nie auf Männer stand und es auch eigentlich jetzt nicht tue, aber ganz konkret an IHM Interesse habe, NACHDEM etwas zwischen uns lief. Das ist es, was für mich keinen Sinn ergibt. Wenn ich nach und nach gemerkt hätte, dass ich auf Männer stehe: ok. Oder sagen wir, ich hätte mich in ihn verliebt und aus diesen romantischen Gefühlen wäre dann sexuelles Interesse entstanden. Beides ergibt für mich irgendwie Sinn.
Aber wie ergibt es Sinn, dass ich NIE an Männern interessiert war und dann versuche ich was mit einem und plötzlich fühle ich mich danach zu dem extrem hingezogen? Und das innerhalb so kurzer Zeit?
Ist sowas schon mal jemandem passiert? Das ist doch irgendwie komisch.
 
C
Benutzer209539  (62) Klickt sich gerne rein
  • #6
Off-Topic:
Ich bin ein alter weisser CIS-Mann, Boomer... und hab daher weder Erfahrungen noch Ambitionen ausserhalb des CIS Spektrums, das nur vorab...


Ist doch schön, was dir passiert ist. Unverhofft kommt oft.
Beides ergibt für mich irgendwie Sinn.
Liebe und sexuelle Anziehung ergeben nie Sinn. Sie kommen und gehen wie Kobolde, Feen und feuchte Träume. Frag nicht nach dem warum und wie es weitergeht. Lass es laufen und geniess es.
 
M
Benutzer193947  (33) Öfter im Forum
  • #7
Kennst du die Kinsey-Skala? Wenn du viel mit der LGBT-Szene zu tun hast, solltest du doch wissen, dass es nicht nur schwarz, weiß und grau gibt, sondern unendlich viele Abstufungen. Und Sexualität kann sich verändern, sie ist fließend.
Ist doch eigentlich völlig egal, in welche Schublade du dich steckst, genieß einfach das Gefühl, wenn du dich mit ihm gut fühlst!

PS: Ich war auch hetero, bis ich es nicht mehr war :grin:
 
U
Benutzer183259  (53) Verbringt hier viel Zeit
  • #8
NACHDEM etwas zwischen uns lief. Das ist es, was für mich keinen Sinn ergibt.
Ich finde sehr wohl, dass das zusammenpasst.
Denn wie will man denn VORHER wissen, ob man etwas toll findet, obwohl man es noch nie gemacht hat?
 
Zauberschnitte
Benutzer189381  Sehr bekannt hier
  • #9
Du fühlst dich zu einem Menschen hingezogen, so einfach ist das.

Bisher waren es zufällig immer Frauen und diesmal ist es halt ein Mann.

Lass die Schubladen homo/Hetero/bi einfach weg.
 
Art_emis
Benutzer174233  (36) Sehr bekannt hier
  • #10
mehr als die Hälfte meiner Freunde bi, pan oder sonst was ist. Ich bekomme also viel mit von LGBT-Themen
Wenn du da so tiefe Einblicke und Erfahrungswerte direkt vor der Nase hast, solltest du doch eigentlich gar nicht so sehr verwirrt sein.
Aber hier mal ein mMn recht gut formulierter Artikel:

Versuch dich doch gar nicht erst selbst in eine Schublade stecken zu wollen, das erspart vermutlich einiges an Verwirrung.
Du bist was du bist und du fühlst was du fühlst, das reicht doch.
 
Duracellhäschen
Benutzer211462  (44) Sorgt für Gesprächsstoff
  • #11
Aber wie ergibt es Sinn, dass ich NIE an Männern interessiert war und dann versuche ich was mit einem und plötzlich fühle ich mich danach zu dem extrem hingezogen? Und das innerhalb so kurzer Zeit?
Auf den Geschmack gekommen? (No pun intended.)
Bei anderen Sachen hatte ich das auch schon mal, dass ich dachte: joa, da hab ich jetzt gerade ne gute Gelegenheit was auszuprobieren, ich bin neugierig, gut, mach ich mal mit. Und dann, wenn man die erste Erfahrung hat, denkt man: wow, krass, mega, großartig, da will ich mehr von.

Denn wie will man denn VORHER wissen, ob man etwas toll findet, obwohl man es noch nie gemacht hat?
Das trifft es ganz gut. Manchmal ist man überrascht, wie gut einem was gefällt. Gefühle, die wir haben, lassen sich selten präzise vorhersagen. Manchmal überraschen sie uns. Eigentlich kann das eine richtig tolle Erfahrung sein, zumindest, wenn man sich drauf einlassen kann. Aber vielleicht scheitert es bei dir auch genau da dran?

Ihm war klar, dass ich nicht hetero bin, lange bevor mir das klar war.
dass ich mich nicht vor anderen outen will
Dinge, die andere Menschen über uns wissen, die uns selbst aber nicht bewusst sind, nennt man blinde Flecke. Für andere liegt es auf der Hand, aber wenn es uns selber klar wird, ist es für uns total überraschend.
In deinem Fall könnte es bedeuten, dass du nicht jetzt plötzlich ein Interesse an diesem Mann (oder Männern generell?) entwickelt hast, sondern dass es schon länger da war. Du wusstest selber nur nichts davon.

Manchmal verbergen wir Dinge vor uns selber, die wir unterbewusst eigentlich wissen. Du schreibst, du möchtest dich nicht outen. Outen wäre unangenehm für dich, oder mit Nachteilen verbunden? (Nicht, dass das nicht voll verständlich wäre...) Hat dein Widerstand gegen das outen was damit zu tun, dass dich diese Gefühle so überraschen?

Nur der Vollständigkeit halber: wie du mit deiner Sexualität umgehst und wem du was erzählst geht ausschließlich dich was an. Auch ob du dich outen, dem Ganzen überhaupt einen Namen gibst oder nicht geht nur dich was an.
Ich versuche gerade Gründe für deine Überraschung zu finden.
Er ist so der Typ hochintelligenter und charismatischer Künstler.
So wie du ihn beschreibst klingt er nach einem sehr anziehenden interessanten Menschen. Manchmal ist es einfach der Mensch, weniger das Geschlecht. Ich würde mich als hetero bezeichnen, aber auch mir sind schon Frauen begegnet, mit denen ich mir mehr hätte vorstellen können, einfach weil es so tolle Charaktere waren.

Viel Erfolg beim Gefühle sortieren, ich wünsch dir viele schöne Erfahrungen und schöne Momente mit sympathischen Menschen.
 
T
Benutzer212065  (23) Ist noch neu hier
  • Themenstarter
  • #12
Danke für eure Rückmeldungen.
Ich bin einfach von der Intensität meines derzeitigen Erlebens überfordert. Wenn ich an einer Frau interessiert war, lief das bisher immer komplett anders ab. Eher so, dass ich sie hübsch und net und anziehend fand und Zeit mit ihr verbringen und nette, romantische Dinge für sie tun wollte. Das Bedürfnis, sie zu küssen oder zu umarmen, war bei mir immer deutlich stärker ausgeprägt als das Bedürfnis nach Sex.
Bei ihm ist mein Interesse hauptsächlich sexueller Natur, aber auf diese richtig intensive Art und Weise, die ich so bisher nicht kannte. Deshalb fühle ich mich, als wäre ich in einer Abhängigkeitsposition. Das ist ungewohnt und stresst mich.
 
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