B
Benutzer153657 (32)
Verbringt hier viel Zeit
- #1
Hallo Zusammen 
Ich melde mich hier auch mal zu Wort, nachdem ich lange Zeit nur stille Mitleserin war. Und zwar geht es um meinen Freund. Dazu muss ich ein wenig ausholen:
Ich (23) und mein Freund (26) studieren beide das Gleiche und haben uns auch darüber kennen gelernt. Wir sind seit fast einem dreiviertel Jahr zusammen und in unserer Beziehung läuft alles echt super. Das war nicht immer so, mein Freund leidet immer mal wieder unter Depressionen und ist auch schon lange in Behandlung (welche allerdings so gut wie abgeschlossen ist). Durch die Therapie hat er gelernt, wie er mit den Depressionen umgehen kann und auch wieder da raus findet. Er war von Anfang an offen zu mir und hat mir erklärt was dann genau in ihm vorgeht. Dadurch habe ich die Krankheit ein bisschen mehr verstanden und kann ihm (so gut es geht) helfen, die depressiven Phasen zu überstehen. Natürlich hat mich das auch immer selbst runtergezogen, dass er so leiden muss und man selbst kaum was machen kann, damit es ihm besser geht. Die letzte Phase ist jetzt ca. 3 Monate her. So weit so gut.
"Mein" Problem zur Zeit ist allerdings, dass er sehr selbstmitleidig (gibt es das Wort eigentlich?) ist.
Als Beispiel: da wir Studenten sind, haben wir natürlich nicht das meiste Geld zur Verfügung. Er hätte aber gerne ein neues Handy, würde gerne mal in den Urlaub fliegen, Motorradführerschein machen etc. Also auf seiner Wunschliste stehen viele sehr teure Dinge, die er sich nicht leisten kann. Das zieht ihn ziemlich runter und ich darf mir mehrmals am Tag anhören, wie unfair das ist (andere Leute in unserem Alter können sich sowas schon leisten). Dazu muss gesagt sein, dass er dieses "Leben" schon kannte, da er vor dem Studium eine Ausbildung gemacht hat und dann ein halbes Jahr in dem Beruf gearbeitet hat und auch gutes Geld verdient hat. Ich versuch ihm dann immer die positiven Seiten des Lebens zu zeigen (von wegen Geld ist nicht alles, freu dich über die kleinen Dinge oder nach dem Studium wird alles besser, dann verdienen wir viel Geld usw.). Oder ich erkläre ihm, dass, wenn er mehr arbeiten würde, auch mehr Geld dabei rauskommt. Er hat zwar einen Job, allerdings ist das mehr ein "Arbeiten auf Abruf" bei geringem Stundenlohn. Darüber beschwert er sich auch, doch um sich einen anderen Job zu suchen ist er schlichtweg zu faul und auch zu "verwöhnt". Verwöhnt, weil er kaum einen Job machen möchte (keine körperliche Arbeit, keine Flyer verteilen, nicht kellnern, keine administrativen Aufgaben). Das schränkt die Suche natürlich extremst ein. Ich suche ihm dann Jobangebote raus, doch wie gesagt, bei den eingeschränkten Kriterien gibt es nicht allzu viel.
Nächster Punkt ist das Studium. Wie schon erwähnt ist er ziemlich faul, weswegen sich jetzt ziemlich viele Klausuren angehäuft haben, die er in vorigen Semestern geschoben hat. Er ist wirklich nicht dumm, nur total faul! An dem Berg von Klausuren verzweifelt er. Redet sich ein, dass er dumm ist und das alles eh nicht packt; dass er das Studium dann auch gleich knicken kann. Ich rede ihm diese negativen Gedanken immer so gut es geht aus und zeig ihm, was er schon alles erreicht hat. Ich unterstütze ihn im Studium wo ich kann (besuche Vorlesungen mit ihm, obwohl ich die jeweilige Klausur nicht mehr schreiben muss, damit er nicht alleine da sitzt; ich lerne mit ihm; schreib ihm einen Wochenplan, mit fest eingeteilten Lernzeiten usw.).
Das alles ist für mich auf die Dauer sehr anstrengend. Ich kann ihn nicht immer motivieren oder ihm die negativen Gedanken ausreden, mir fehlt da einfach die Kraft (und auch die Nerven) für.
Das einzige wo er voll und ganz hinter steht und sich auch super selbst bei motivieren kann, ist sein Sport (Fitnessstudio). Er hat da sogar mich überzeugt, mich auch dort anzumelden. Ist also, was diesen Punkt betrifft, verkehrte Welt.
Nochmal kurz eine Zusammenfassung:
Er sieht immer das negative in allem, die Welt ist generell gegen ihn --> ich versuch ihn aufzumuntern, das positive zu zeigen
Er ist faul --> ich versuch ihn zu motivieren
Er hat Probleme im Studium --> ich unterstütz ihn wo ich kann
Ihn nervt sein Job --> ich such für ihn neue Jobangebote
Ich hoffe ihr habt mein Problem verstanden (war ja doch ein ziemlich langer Text) und vielleicht hat der ein oder andere einen Tipp, wie ich es ihm (und mir) leichter machen kann. Und bitte versteht mich nicht falsch, er ist wirklich der tollste Mensch, den ich kenne (auch wenn er hier ziemlich schlecht wegkommt)! Er sieht ja auch selber ein, dass sich das ändern muss, aber er verfällt viel zu schnell wieder in alte Muster
Vielen Dank und liebe Grüße,
BlueFlower
Ich melde mich hier auch mal zu Wort, nachdem ich lange Zeit nur stille Mitleserin war. Und zwar geht es um meinen Freund. Dazu muss ich ein wenig ausholen:
Ich (23) und mein Freund (26) studieren beide das Gleiche und haben uns auch darüber kennen gelernt. Wir sind seit fast einem dreiviertel Jahr zusammen und in unserer Beziehung läuft alles echt super. Das war nicht immer so, mein Freund leidet immer mal wieder unter Depressionen und ist auch schon lange in Behandlung (welche allerdings so gut wie abgeschlossen ist). Durch die Therapie hat er gelernt, wie er mit den Depressionen umgehen kann und auch wieder da raus findet. Er war von Anfang an offen zu mir und hat mir erklärt was dann genau in ihm vorgeht. Dadurch habe ich die Krankheit ein bisschen mehr verstanden und kann ihm (so gut es geht) helfen, die depressiven Phasen zu überstehen. Natürlich hat mich das auch immer selbst runtergezogen, dass er so leiden muss und man selbst kaum was machen kann, damit es ihm besser geht. Die letzte Phase ist jetzt ca. 3 Monate her. So weit so gut.
"Mein" Problem zur Zeit ist allerdings, dass er sehr selbstmitleidig (gibt es das Wort eigentlich?) ist.
Als Beispiel: da wir Studenten sind, haben wir natürlich nicht das meiste Geld zur Verfügung. Er hätte aber gerne ein neues Handy, würde gerne mal in den Urlaub fliegen, Motorradführerschein machen etc. Also auf seiner Wunschliste stehen viele sehr teure Dinge, die er sich nicht leisten kann. Das zieht ihn ziemlich runter und ich darf mir mehrmals am Tag anhören, wie unfair das ist (andere Leute in unserem Alter können sich sowas schon leisten). Dazu muss gesagt sein, dass er dieses "Leben" schon kannte, da er vor dem Studium eine Ausbildung gemacht hat und dann ein halbes Jahr in dem Beruf gearbeitet hat und auch gutes Geld verdient hat. Ich versuch ihm dann immer die positiven Seiten des Lebens zu zeigen (von wegen Geld ist nicht alles, freu dich über die kleinen Dinge oder nach dem Studium wird alles besser, dann verdienen wir viel Geld usw.). Oder ich erkläre ihm, dass, wenn er mehr arbeiten würde, auch mehr Geld dabei rauskommt. Er hat zwar einen Job, allerdings ist das mehr ein "Arbeiten auf Abruf" bei geringem Stundenlohn. Darüber beschwert er sich auch, doch um sich einen anderen Job zu suchen ist er schlichtweg zu faul und auch zu "verwöhnt". Verwöhnt, weil er kaum einen Job machen möchte (keine körperliche Arbeit, keine Flyer verteilen, nicht kellnern, keine administrativen Aufgaben). Das schränkt die Suche natürlich extremst ein. Ich suche ihm dann Jobangebote raus, doch wie gesagt, bei den eingeschränkten Kriterien gibt es nicht allzu viel.
Nächster Punkt ist das Studium. Wie schon erwähnt ist er ziemlich faul, weswegen sich jetzt ziemlich viele Klausuren angehäuft haben, die er in vorigen Semestern geschoben hat. Er ist wirklich nicht dumm, nur total faul! An dem Berg von Klausuren verzweifelt er. Redet sich ein, dass er dumm ist und das alles eh nicht packt; dass er das Studium dann auch gleich knicken kann. Ich rede ihm diese negativen Gedanken immer so gut es geht aus und zeig ihm, was er schon alles erreicht hat. Ich unterstütze ihn im Studium wo ich kann (besuche Vorlesungen mit ihm, obwohl ich die jeweilige Klausur nicht mehr schreiben muss, damit er nicht alleine da sitzt; ich lerne mit ihm; schreib ihm einen Wochenplan, mit fest eingeteilten Lernzeiten usw.).
Das alles ist für mich auf die Dauer sehr anstrengend. Ich kann ihn nicht immer motivieren oder ihm die negativen Gedanken ausreden, mir fehlt da einfach die Kraft (und auch die Nerven) für.
Das einzige wo er voll und ganz hinter steht und sich auch super selbst bei motivieren kann, ist sein Sport (Fitnessstudio). Er hat da sogar mich überzeugt, mich auch dort anzumelden. Ist also, was diesen Punkt betrifft, verkehrte Welt.
Nochmal kurz eine Zusammenfassung:
Er sieht immer das negative in allem, die Welt ist generell gegen ihn --> ich versuch ihn aufzumuntern, das positive zu zeigen
Er ist faul --> ich versuch ihn zu motivieren
Er hat Probleme im Studium --> ich unterstütz ihn wo ich kann
Ihn nervt sein Job --> ich such für ihn neue Jobangebote
Ich hoffe ihr habt mein Problem verstanden (war ja doch ein ziemlich langer Text) und vielleicht hat der ein oder andere einen Tipp, wie ich es ihm (und mir) leichter machen kann. Und bitte versteht mich nicht falsch, er ist wirklich der tollste Mensch, den ich kenne (auch wenn er hier ziemlich schlecht wegkommt)! Er sieht ja auch selber ein, dass sich das ändern muss, aber er verfällt viel zu schnell wieder in alte Muster
Vielen Dank und liebe Grüße,
BlueFlower