Polyamorie - Do and Don't, Spielregeln, Stolpersteine

Sorceress Apprentice
Benutzer89539  Team-Alumni
  • #1
Hallo ihr alle,

worum es geht steht ja schon im Titel. Die Frage ist sehr allgemein gehalten. Worum es nicht gehen soll ist, ob Polyamorie (also partnerschaftliche Beziehungen mit tieferen Gefühlen zu mehr als einem Menschen) etwas für euch persönlich ist, oder ob ihr das für ein tragfähiges Beziehungskonzept haltet. Meine Frage richtet sich an Menschen, die sich im polyamoren Bereich zuhause fühlen und idealerweise auch schon Erfahrungen (ob positiver oder negativer Art) gemacht haben.

Ich beschäftige mich gerade mit der Frage, welche Absprachen und Spielregeln so nötig sind, bzw. wo es wichtig ist frühzeitig Wünsche und Erwartungen abzugleichen. Was mir bisher so in den Sinn kommt:
  • Sollen es mehrere gleichberechtigte Beziehungen parallel sein, oder eher Hauptbeziehung plus mögliche Nebenbeziehungen? Und wie sehr ist vorgesehen, dass sich diese Einteilung später ändern könnte?
  • Safer Sex, logischerweise.
  • Wie viel erzählt man sich, wie viel fragt man?
  • Wie viel erzählt man anderen?
  • Wie transparent geht man dem Umfeld gegenüber mit dem Beziehungsstatus um?
  • Vor dem Partner mit anderen flirten?
  • Wie viel Mitspracherecht hat man bei der Partnerwahl des Partners?
  • Ist eine Kombination mehrerer Zweierbeziehungen angedacht, oder auch eine Fortentwicklung Richtung Dreierbeziehung möglich?
  • Umgang mit Eifersucht
Natürlich sind das nicht alles Fragen, die sich direkt und abschließend klären lassen. Vieles wird sich auf dem Weg ergeben oder auch ändern. Aber ich denke man sollte sich schon ungefähr auf eine grobe Linie einigen, und von Zeit zu Zeit überprüfen ob man da immer noch harmoniert.

Fehlen wichtige Punkte?

Und auch sonst bin ich für alle konstruktiven Tipps und Erfahrungen offen: Was sollte man unbedingt beachten? Was vermeiden? Wo seht ihr die größten potentiellen Reibungspunkte? Wo sind unerwartet Schwierigkeiten aufgetreten? Gab es irgendwelche Quellen, die euch besonders inspiriert haben? Gemeinsame Rituale oder so, die ihr für wichtig haltet?

Und wenn ihr einfach gerne loswerden wollt, warum ihr Polyamorie toll findet und wie glücklich es euch macht: Das ist jetzt streng genommen nicht die Threadfrage, aber dafür habt ihr den Dispens, nur zu. :rose:

Alle(s) Liebe!
 
Nevery
Benutzer72433  Planet-Liebe ist Startseite
  • #2
Off-Topic:
Fehlen wichtige Punkte?
ich bin ja nur neugierig und habe mit dem thema ansich nichts zu tun - aber so neugierig wie ich bin wüsste ich gerne, wie in solchen beziehungen dieser punkt behandelt wird: welche priorität hat es, wenn es einem partner schlecht geht (stress auf der arbeit, z.b.), er gesellschaft braucht, man selber aber gerne mit dem anderen zeit verbringen / vögeln würde, dazu verabredet war?

eine liebesbeziehung nimmt ja normal einen sehr großen raum ein und hat sehr große priorität, wenn ich jetzt davon ausgehe dass polyamor nicht "aufteilen, für jeden nen bisschen liebe" bedeutet, sondern dass man alle beteiligten wirklich liebt... stelle ich mir eine solche situation echt schwierig vor.

sorry, dass ich so reingrätsche, ist ja nicht für menschen wie mich, dieser thread, aber das hab ich mich schon immer gefragt wenn ein solches beziehungsmodell erwähnt wurde, und dein thread ist jetzt grade nen guter platz, um die frage mal zu stellen :grin:
 
Aquarium
Benutzer133315  (27) Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #3
Sollen es mehrere gleichberechtigte Beziehungen parallel sein, oder eher Hauptbeziehung plus mögliche Nebenbeziehungen? Und wie sehr ist vorgesehen, dass sich diese Einteilung später ändern könnte?
Gleichberechtigte Beziehungen ergeben für mich mehr Sinn wenn man Polyamor ist.
Alles weitere wäre dann ja wie eine F+

Safer Sex, logischerweise.
Es sei denn man plant Nachwuchs :tongue:

Wie viel erzählt man sich, wie viel fragt man?
Das ist total individuell. Bei uns ist es so, dass vom Sex eigentlich niemand groß was wissen will. Was wir schon hatten ist, dass ich neue Dinge für mich entdecken konnte, die die beiden sonst nur machen.
Von dem was man so unternimmt erzählt man sich eigentlich ganz normal. Wie bei Freunden oder so.

Wie viel erzählt man anderen?
Wer fragt kriegt auch seine Antwort. Außer bei meiner Familie mache ich da kein Geheimnis drum.

Wie viel Mitspracherecht hat man bei der Partnerwahl des Partners?
Wenn es dem Partner nicht gut mit der Person gehen würde, kann man das besprechen und ja eventuell aus der Welt schaffen. Sonst ist man da aber eigentlich frei.

Ist eine Kombination mehrerer Zweierbeziehungen angedacht, oder auch eine Fortentwicklung Richtung Dreierbeziehung möglich?
Möglich ja. Ist aber schwer umzusetzen. Zweierbeziehungen sind deutlich einfacher und häufiger.

Umgang mit Eifersucht
Tjaa. Das einzige was da hilft ist ganz viel reden und in manchen Situationen die Zähne zusammenbeißen und durchhalten. Meistens merkt man hinterher, dass es eigentlich gar nicht so schlimm ist.
 
Darwinist
Benutzer152937  (33) Meistens hier zu finden
  • #4
Diesen Thread finde ich richtig super! Deshalb freue ich mich schon über ein paar Erfahrungsberichte. Zwar kann ich mir für mich persönlich eine polyamouröse Beziehung nicht vorstellen (eine offene Beziehung kann ich mir dagegen sehr wohl vorstellen). Aber warum sollte so etwas kein tragfähiges Beziehungskonzept sein? Monogame Gesellschaften machen gerade mal 16 % der unterschiedlichen Partnerschaftsformen aus, klingt also nicht gerade danach als wäre Monogamie bei uns Menschen "Standard".

Jedenfalls habe ich mich auch schon oft gefragt, wie eine polyamouröse Beziehung wohl wäre. Was man beachten muss und welche Erfahrungen andere mit dieser Beziehungsform gemacht haben. Neugierig macht es mich jedenfalls, auch wenn es für mich dann wahrscheinlich nichts wäre. Aber so ein bisschen über den Tellerrand hinaus gucken, kann ja nicht schaden und ich persönlich finde es jedenfalls toll, dass es unterschiedliche Beziehungsmodelle gibt und wer auf diese Weise glücklich werden kann, der sollte doch heutzutage eigentlich seine Liebe ganz selbstverständlich ausleben dürfen.
 
Aquarium
Benutzer133315  (27) Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #5
welche priorität hat es, wenn es einem partner schlecht geht (stress auf der arbeit, z.b.), er gesellschaft braucht, man selber aber gerne mit dem anderen zeit verbringen / vögeln würde, dazu verabredet war?
Kommt drauf an. Wenns ganz schlimm ist könnte man sich ja noch die Zeit aufteilen. Aber ich wäre schon sehr traurig wenn sie da nicht zu mir stehen würde. Andersherum wäre ich aber auch jederzeit für sie da.

stelle ich mir eine solche situation echt schwierig vor.
Zeitlich ist das ganze teilweise wirklich problematisch. Gerade wenn man Vollzeit arbeitet und ja auch noch Hobbys und Freunde hat...
 
HarleyQuinn
Benutzer121281  (35) Planet-Liebe ist Startseite
  • #6
Meiner Meinung und Erfahrung nach am wichtigsten: möglichst flexibel sein und situativ auf neue Emotionen etc reagieren. Fixe Regelkonstrukte schränken extrem ein und behindern das freie Entfalten von Verliebtheit und Liebe in meinen Augen sehr.

Bei uns wissen alle, dass wir polyamor veranlagt ist. Gab auch neulich wieder n Interview dazu mit uns. Ich sehe keinen Grund für Geheimniskrämerei.

Am schönsten sind für mich Mehreckskonstellationen, bei denen sich zwischen allen amouröse Gefühle entwickeln können. Aktuell gibt es in meinem Leben aber nur eine wirklich als solche definierte Partnerschaft, wobei wir zu 2 weiteren Menschen gegenseitig schon starke Gefühle empfinden und aktuell noch eine weitere Person unser Interesse geweckt hat. Sexkontakte da mal ausgenommen, da gibt es noch viel mehr. :grin:

Ich will auf jeden Fall wissen wie es den Menschen in meinem Herzen geht, was sie bewegt, was sie begeistert. Dafür brauche ich nicht jedes Mal einen Erlebnisbericht nach dem Sex oder Date, aber wenn dabei was wichtiges passiert, wäre eine Info durchaus schön. :smile:
 
Aquarium
Benutzer133315  (27) Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #7
Nevery
Benutzer72433  Planet-Liebe ist Startseite
  • #8
Aber ich wäre schon sehr traurig wenn sie da nicht zu mir stehen würde. Andersherum wäre ich aber auch jederzeit für sie da.
aber spätestens, wenn es beiden schlecht geht, ist man in ner echten zwickmühle, oder? bei "kumpels" und "partner" ist die entscheidung für mich noch leicht, mein partner hat im zweifel die priorität - aber wenn ich zwei menschen liebe und beiden helfen möchte?

Zeitlich ist das ganze teilweise wirklich problematisch. Gerade wenn man Vollzeit arbeitet und ja auch noch Hobbys und Freunde hat...
das wäre ja auch noch so eine frage :grin:
nen normaler mensch mit nem normalen job verbringt inklusive fahrt ja meist so 9 - 10 stunden auf arbeit. dazu kommt der alltag, der bewältigt werden will, ggf. hobbys, freunde. schlafen muss man auch. wie schafft man es da, mehr als einer geliebten person wirklich zeit und aufmerksamkeit zukommen zu lassen? "zeit abknappsen" muss man da zwingend, oder?

uuund... wie ist das dann eigentlich mit dem übernachten? abwechselnd, oder wird da dann doch zwischen den verschiedenen partnern unterschieden, wo man lieber schläft?
 
Aquarium
Benutzer133315  (27) Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #9
aber spätestens, wenn es beiden schlecht geht, ist man in ner echten zwickmühle, oder?
Also das wäre schon nen krasser Zufall. War bis jetzt noch nicht so.

zeit abknappsen" muss man da zwingend, oder?
Jo.
Wir beide wohnen aber zusammen und die beiden sehen sich +/- alle zwei Wochen am We. Wie damals in unserer Fernbeziehung.

uuund... wie ist das dann eigentlich mit dem übernachten? abwechselnd, oder wird da dann doch zwischen den verschiedenen partnern unterschieden, wo man lieber schläft?
Die Frage hat sich bei uns noch nicht gestellt :seenoevil:
 
Nevery
Benutzer72433  Planet-Liebe ist Startseite
  • #10
Die Frage hat sich bei uns noch nicht gestellt :seenoevil:
also ist das schon eher... eine hauptbeziehung + nebenbeziehung(en)? wenn ja: wonach definiert sich "hauptbeziehung", wer zuerst da war, wen man am liebsten mag...?
 
Sun am See
Benutzer138543  (29) Sehr bekannt hier
  • #11
nen normaler mensch mit nem normalen job verbringt inklusive fahrt ja meist so 9 - 10 stunden auf arbeit. dazu kommt der alltag, der bewältigt werden will, ggf. hobbys, freunde. schlafen muss man auch
Ja 2 gleichwertige Beziehungen sind stressig, ich frag mich auch manchmal wie ich das mache. Mein Tag hat auch nur 24 Stunden :grin:
Na ja Schlaf wird teilweise überbewertet, ich arbeite nur 30 Stunden, Freunde gehen vor Zeit für mich aber nach den Beziehungen und ich suche momentan eine Reitbeteiligung für mein Pferd..
 
Aquarium
Benutzer133315  (27) Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #12
also ist das schon eher... eine hauptbeziehung + nebenbeziehung(en)? wenn ja: wonach definiert sich "hauptbeziehung", wer zuerst da war, wen man am liebsten mag...?
Nein. Eine Beziehung ist eine Fernbeziehung. Deswegen hat sich die Frage noch nicht gestellt :zwinker:
 
Sun am See
Benutzer138543  (29) Sehr bekannt hier
  • #13
Ja 2 gleichwertige Beziehungen sind stressig, ich frag mich auch manchmal wie ich das mache. Mein Tag hat auch nur 24 Stunden :grin:
Na ja Schlaf wird teilweise überbewertet, ich arbeite nur 30 Stunden, Freunde gehen vor Zeit für mich aber nach den Beziehungen und ich suche momentan eine Reitbeteiligung für mein Pferd..
Hört sich jetzt so ungesund. Also ich arbeite seit ein paar Wochen daran mir genug Zeit für mich einzuräumen, weil ich gemerkt habe, dass alles zu viel wird :seenoevil:
Ich arbeite dran mal den Wäschekorb stehen zu lassen, mein Pferd ab und an in fremde Hände zu geben und das Treffen mit einer Freundin zu verschieben, wenn ich einen langen Arbeitstag hatte.
Oder ich fahre wie dieses Wochenende mal 3 Stunden später zu meinem Freund (und fahre nach der Arbeit noch zu den Pferden), weil ich dafür einen anderen Tag unter der Woche weniger Stress habe.
 
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G
Benutzer Gast
  • #50
Dass mehrere Beziehungen immer in allen praktischen Belangen gleichrangig sind, stelle ich mir schwierig vor.

Dabei geht es weniger um "nicht genug lieben", Liebe lässt sich ja eh nur schwer kategorisieren, messen, vergleichen. Man liebt ja doch jede Person anders.
Ich glaube, das ist der eigentliche Kern der Fragestellung.
Ich stand vor ein paar Jahren vor dieser Frage, habe Liebe zu zwei Frauen empfunden, wurde gegengeliebt - und stand dann vor den praktischen Problemen (dabei unerheblich, dass eine Beziehung Jahrzehnte alt war, die andere sehr jung und fast nur virtuell, es ändert das Problem nicht). Ich hab mich gefragt, wie ich das praktisch leben sollte. Dabei war das weit weniger die Frage nach der aktuellen Situation, als vielmehr die nach der Zukunftsperspektive. Nach wem sollte ich meinen persönlichen Lebensplan ausrichten (der mit meiner Frau schon lange unserer und nicht mehr meiner war)? Die grossen Themen sollte man rechtzeitig planen, Altersvorsorge, Familienplanung, Wohn-/Arbeitsort, die Immobilienfrage. Und da wird’s dann schwierig, wenn man sich vorstellt, das mit drei gleichgestellten Partnern zu unterfangen. In meinem, unserem, Alter waren im Grunde all diese Weichen bereits gestellt.

Die Gedanken dazu hatten mir sehr zu schaffen gemacht. Ich betrachte mein Leben in drei Dimensionen, Intellekt, Emotion und Sinnlichkeit. In allen kann ich eine Beziehung eingehen, mit einem mehr oder weniger deutlich ausgeprägten Schwerpunkt, mit grosser oder kleinerer Intensität. Irgendwann hab ich dann für mich realisiert, dass ich eine Beziehung in allen drei Dimensionen gleichermaßen und maximaler Intensität, gleichzeitig mit unbegrenzter Zukunftsausrichtung, nur mit einem Menschen eingehen kann. Ich kann mit weiteren Menschen eine Liebesbeziehung eingehen, kann mit anderen Sexbeziehungen halten, kann intensive intellektuelle und emotionale Freundschaften pflegen, das alles auch über lange Zeiträume. Das alles auch nebeneinander und bunt gemischt. Aber ich kann nur mit einem Menschen eine Lebenspartnerschaft eingehen, mit einem Menschen die Lebenspläne synchronisieren.

Die Liebe zur zweiten Frau ist mittlerweile einer recht einseitigen Freundschaft gewichen, die auf sehr kleiner Flamme brennt. Die Liebe zu meiner Frau wurde durch die Erkenntnis sehr intensiviert und hat zudem den Raum geschaffen, die anderen Beziehungsarten in der OB unlimitiert leben zu können, in allen drei Dimensionen. Mein Leben ist dadurch und dabei sehr viel reicher geworden.
 
Damian
Benutzer6428  Doctor How
  • #53
Gleich zu Anfang ging es schon volles Ballett um genau den Punkt, der mich an der eher "offenen" Definition von Polyamorie stört, weil es schnell dazu veranlasst, die falschen Schlüsse zu ziehen.

Wer Polyamor lebt, muss in der Regel zunächst viele Konzepte, die über die eigene Familie und letztlich die Gesellschaft an ihn herangetragen wurden und ihn geprägt haben, überdenken. Dazu gehört es, dass man kategorisch Kategorien verfeinert, die vorher in 2 Schubladen gepasst haben.

Aus diesem Grund, ohne jemandem auf die Füe treten zu wollen, finde ich eine Einteilung in F+ oder Poly unpassend.
Ich bin absolut damit einverstanden, wenn man 2 Beziehungen (welcher Art auch immer) als gleichWERTIG bezeichnet. Sie werden dennoch niemals gleich sein...oder exakt gleich verlaufen. Das fängt schon damit an, dass man mit einem Partner meistens deutlich mehr Geschichte teilt als mit dem anderen, der eventuell gerade "neu" dazu gekommen ist. Ich rede hier nicht von einem Jahr Unterschied, sondern vielleicht von 10. Gemeinsame Geschichte prägt und schweißt zusammen. Ein weiterer Mensch kann dort durchaus Platz finden..aber eben nicht den gleichen.
Wenn man schon in diese Ecke der Diskussion geht, muss man eigentlich sogar noch tiefer graben. Was heißt denn eigentlich "Wertigkeit" in diesem Zusammenhang? Aus welchen Elementen besteht es? Die Intensität der Gefühlsansammlung "Liebe"? Schwer..ist ja nicht EIN Gefühl, sondern gleich mehrere in unterschiedlicher Zusammensetzung... EIN Element davon? Sowas wie das Wohlfühlgefühl zusammen?
Und wenn wir dann so weit sind...dann muss man zugeben, dass Freundschaft auch "nur" Nähe und Vertrauen und vieles mehr ist, ohne die romantischen, aber eben durchaus mit allen anderen Liebesgefühlen dabei. Ich finde das hat einen großen Wert, wie auch immer der bemessen wird. :tongue:

Ich finde, dass eine Polykül nicht weniger wert ist, wenn es einen "nesting partner" oder eine Art "Hauptpartner" gibt und daneben noch andere. Ich möchte nicht bewerten wie wichtig diese dann sind und welche Rolle die spielen. Hier geht es lediglich darum, dass es Gefühle romantischer Art gibt..Sex ist dabei sogar sekundär und gehört nicht zwangsläufig zur Polyamorie!! Auch wenn da natürlich normalerweise mehr passiert als Händchen halten....geht hier ja um die Definition.

Unterm Strich denke ich aber, dass fast alle Ratschläge, die man für eine Monogame Beziehung mitgeben würde, auch für Poly bzw. nomono Beziehungskonstrukte gelten:
  • Kommunikation ist das A und O. Hat man nicht nur einen (Gesprächs-)Partner, muss man gleich auch mit mehreren reden, was es natürlich komplizierter macht.
  • Offenheit ist meiner Meinung nach wichtig. Nichts hören nichts sehen, nichts sagen, wird früher oder später scheitern oder zumindest zu unnötig vielen Probleme führen
  • Eifersucht wird immer mal wieder aufkommen und kann nur durch (ihr habt es erraten!) Kommunikation beschwichtigt werden!
  • Es wird nie so laufen, wie man es plant...Gefühle sind Gefühle...
  • Beziehungen erfordern mehr als nur Gefühle
  • noch mehr Kommunikation
  • Mit wem man ausserhalb über Dinge innerhalb seiner Beziehung redet, muss man sich immer gut aussuchen. Manche haben schon sehr didizierte Vorstellungen, wie Sexualverkehr auszusehen hat (und WEHE die Frau hat Spaß dabei!! :grin:).
  • hatte ich "Kommunikation" schon erwähnt?
Ich denke, wenn man auf seine eigenen Gefühle hört, die Vernunft nicht aus dem Fenster wirft und miteinander redet, ist vieles möglich. Wie das im Einzelnen aussieht ist vermutich hoch individuell. Man entkrampfe die Hinterbacken und genieße das Leben. Mit diesen Worten gehe ich mir einen Milchkaffee holen! Ramen!
 
Zuletzt bearbeitet:
Fedora
Benutzer71015  Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #65
  • Sollen es mehrere gleichberechtigte Beziehungen parallel sein, oder eher Hauptbeziehung plus mögliche Nebenbeziehungen? Und wie sehr ist vorgesehen, dass sich diese Einteilung später ändern könnte?
  • Safer Sex, logischerweise.
  • Wie viel erzählt man sich, wie viel fragt man?
  • Wie viel erzählt man anderen?
  • Wie transparent geht man dem Umfeld gegenüber mit dem Beziehungsstatus um?
  • Vor dem Partner mit anderen flirten?
  • Wie viel Mitspracherecht hat man bei der Partnerwahl des Partners?
  • Ist eine Kombination mehrerer Zweierbeziehungen angedacht, oder auch eine Fortentwicklung Richtung Dreierbeziehung möglich?

Bei jedem dieser Punkte kommt es darauf an, welchen Menschen du begegnest und welche Bedürfnisse jeder einzelne hat.
Ich habe meine Vorstellungen, wie es optimal wäre, jeder andere Beteiligte hat seine und wir suchen uns das Beste, was für uns zusammen möglich ist. Ich finde nicht, dass es da ein grundsätzliches Richtig oder Falsch gibt.
- Ich z.B. fände parallele Beziehungen großartig und ich lebe es, soweit wie es mir gerade möglich ist. Ich mache keine emotionalen Unterschiede und bei gemeinsamen Unternehmungen gibt es keine Rangordnung für mich. Trotzdem sind viele Punkte überhaupt nicht parallel - ich lebe z.B. nur mit einem Mann zusammen. Nicht, weil ich es nicht auch anders schön fände oder er nichts anderes akzeptieren würde, sondern weil unsere gesamten Lebensumstände genau das ermöglichen, was wir haben. Damit fühlen wir uns gerade wohl.
- Safer Sex ist immer wichtig, wenn man es an irgend einer Stelle auch anderweitig offene Kontakte gibt, aber auch Poly-Beziehungen können geschlossen(er) sein und da wäre das sicherlich nicht so ein großes Thema.
- Ich finde es wichtig, bei Gesprächen mit- und übereinander, nichts Relevantes zu verheimlichen, aber auch die Privatssphäre des jeweils anderen dabei zu achten. Z.B. würde ich eine: "Habt ihr schonmal..."-Frage immer beantworten, Nachfragen zur Genitaloptik aber z.B. nicht (wenn die denn kämen^^).
- Ich halte mich im Familien- und Arbeitskreis zurück. In ersterem, weil sowas ja "krank" ist -.- und in letzterem, weil es niemanden was angeht. Unter Freunden wird nichts versteckt. Aber das ist keine Regel. Es ist leider eine ziemliche Coming-Out-Frage. Jeder muss selbst entscheiden, wie leidensfähig er/sie da in der einen oder anderen Variante ist.
- Vor dem Partner mit anderen Flirten? Vor welchem? :zwinker: Ich weiß nicht, was die Leute immer mit Flirten haben. Für mich ist das eine der freundlichsten Arten der Kommunikation und ich wüsste nicht, wieso ich nicht freundlich kommunizieren sollte, wenn mein Partner dabei ist. Das war auch in meinen monogamen Beziehungen nicht anders.
- Mitspracherecht klingt so groß... Ein Partner kann nicht mitentscheiden, in wen ich mich verliebe, denn das ist schlichtweg das Gefühl. Er sollte mir das auch nicht vorschreiben wollen. Wenn sich aber etwas anbahnt, kann ich doch die Emotionen der anderen Beteiligten nicht ignorieren. Wenn ich merke, dass es einem Menschen, den ich liebe, mit dieser bestimmten neuen Person richtig schlecht geht, dann könnte ich das doch auch nicht ernsthaft ignorieren wollen. Dann muss man ins Gespräch kommen und im Zweifel stehen mir Menschen, die ich schon lange an meiner Seite habe dann näher, als eine neu kennengelernte Person.
Wenn man davon ausgeht, dass es auch um die Frage des Zusammenlebens ginge, müsste das Mitspracherecht natürlich vorhanden sein. Man kann ja niemanden zwingen, mit irgendwem zusammenzuleben, mit dem man keine gemeinsame Wellenlänge findet.
- Möglich ist alles, was für alle Beteiligten eine Option ist - und ja, manchmal entwickelt sich das.

  • Umgang mit Eifersucht

Ich finde, das ist durchaus ein Kernthema. Ich finde es nämlich sehr normal, dass man sich nicht mit jeder Situation wohl fühlt. Für mich funktioniert das nur, wenn man darüber ins Gespräch kommt (aber dazu habe ich hier schon an anderer Stelle ausführlicher geschrieben, darum kürze ich das hier mal ab). :zwinker:
Was sollte man unbedingt beachten? Was vermeiden? Wo seht ihr die größten potentiellen Reibungspunkte? Wo sind unerwartet Schwierigkeiten aufgetreten? Gab es irgendwelche Quellen, die euch besonders inspiriert haben? Gemeinsame Rituale oder so, die ihr für wichtig haltet?
Das ist wieder so individuell. Du kannst nur deinen/euren Weg finden. Jede Beziehung ist anders, egal wie viele Menschen daran beteiligt sind.
Entsprechend sollte man beachten, nicht alles zwingend so wie andere machen zu wollen und vermeiden, sich in etwas reinreden zu lassen, was sich gut anfühlt.
Als ich feststellte, dass ich meine Gefühle schlecht dauerhaft auf eine einzelne Person fokussieren kann, gab es noch keine Quellen dazu. Irgendwann (später) verlinkte mir ein lieber Mensch den Wikipedia-Artikel zu Polyamorie. Das war sehr befreiend, weil mir da zum ersten Mal klar wurde, dass das ok ist, ich da irgendwie reinpasse und es noch andere Menschen gibt, die so empfinden. Der Artikel war damals noch sehr kurz. Inzwischen stehen da auf jeden Fall auch einige Dinge drin, die für mich nicht passen. Aber er hat damals geholfen, mich zu finden.

Und wenn ihr einfach gerne loswerden wollt, warum ihr Polyamorie toll findet und wie glücklich es euch macht
Ich finde Polyamorie nicht toller als andere Beziehungsformen. Sie passt einfach besser zu mir und ich bin sehr glücklich, dass es Menschen gibt, mit denen ich das teilen kann.
 
Sorceress Apprentice
Benutzer89539  Team-Alumni
  • Themenstarter
  • #166
Ich bin eigentlich ein sehr uneifersüchtiger Mensch. Trotzdem habe ich mit meiner überschaubaren Poly-Erfahrung schon Situationen gehabt, wo ich dieses fremde Gefühl das wohl Eifersucht ist vielleicht nicht sehr stark erlebe, aber ich kriege einen Eindruck davon was es ist. Und vielleicht einen Vorgeschmack auf zukünftige Situationen, denn den Partner oder die Partnerin nicht nur auf sexueller Ebene zu teilen ist halt noch mal eine andere Hausnummer.

Was ich mache: Es nicht so dramatisch zu sehen, ehrlich zu mir selbst sein, ehrlich zu ihr sein. Fragen stellen, mich eben bewusst drauf einlassen dass ich nicht die Einzige in ihrem Leben bin, und gucken wie es mir damit geht. Derzeit ist das relativ leicht, weil ich die klare Priorität eins für sie bin was sowas angeht. Davor, dass vielleicht irgendwann eine "gleichrangige" Partnerin (oder sogar eine die was mit ihr teilt was ich nicht mit ihr teilen kann) hinzutreten könnte habe ich schon ein bisschen Bammel. Aber ich denke, das wird nicht plötzlich geschehen sondern sich gemeinsam entwickeln. Da ist mir eben wichtig über alles reden zu können, und dass ich bei ihr das Gefühl habe dass das auch legitim ist und respektiert wird.

Also, kurz gesagt: Unsere Leitlinie ist: Eifersucht ist normal, und man guckt wie man damit umgeht.

Ich bin aber auch eben fest davon überzeugt, dass "teilen" allein kein Problem ist (warum sollte ich ihr etwas schönes missgönnen?), und es eher eigene Ängste sind die da rein spielen. Ängste die man nicht einfach ignorieren sollte, aber denen man sich auch stellen und sie überwinden kann.

Ein gutes Stück Vertrauen in sich, den Partner, in uns gehört denke ich dazu. Vertrauen Hindernisse gemeinsam anzugehen.
 
Sorceress Apprentice
Benutzer89539  Team-Alumni
  • Themenstarter
  • #170
Worauf willst du eigentlich hinaus? Was für eine Beziehung schwebt dir vor?
Wir sind in einer Beziehung zu zweit, in der es ausdrücklich OK ist, auch andere Menschen zu treffen, kennenzulernen und mit ihnen sexuelle oder romantische Bindungen einzugehen.

Wie intensiv sich die anderen Beziehungen gestalten ist dabei offen - unsere bestehende Beziehung hat da keine festgeschriebene Vorrangstellung. Derzeit ist zwar der Deal, dass nur Sex miteinander ungeschützt ist. Aber das vor allem deshalb, weil wir momentan eh beide niemanden anders haben. Sollte sich das ändern, müssen wir noch mal über unser Safer-Sex-Arrangement reden.

Ich lasse es eher auf mich zu kommen, weiß die Option zu schätzen und halte prinzipiell die Augen nach anderen offen. Ohne aber großen Aufwand zu betreiben, ich könnte mir gut vorstellen eine oder zwei Freundschaften plus "anzubauen", bei denen es völlig OK ist wenn sich Gefühle entwickeln. Und wenn da mehr draus wird, dann wird mehr draus. Sie datet etwas aktiver und sucht glaube ich stärker nach einer weiteren "vollen" Beziehung. Was für mich in Ordnung ist, wobei ich jetzt nicht wollen würde dass das Ausmaß an Zeit und Aufmerksamkeit für mich drastisch zurück geht.

Potenziell kann sich natürlich auch was zu dritt ergeben (von uns beiden aus), wenn es wirklich passt. Aber das halte ich momentan eher für ein ziemlich hypothetisches Vielleicht.
 
Sorceress Apprentice
Benutzer89539  Team-Alumni
  • Themenstarter
  • #172
Freut mich, dass du glücklich mit deiner neuen Beziehung bist!
Ja, das bin ich. :smile: Das bringt natürlich auch Unsicherheit mit rein, wie sich die Dynamik verschieben mag wenn jemand anderes dazu kommt.

Aber ich schätze, die Unsicherheit ist normal. Ich merke jedenfalls, dass sich auf beiden Seiten was intensives entwickelt, und vertraue darauf, dass das nicht plötzlich vergessen oder relativiert sein wird, wenn es jemanden anders gibt. Die ängstliche Stimme fragt, ob zwei Beziehungen mit ähnlicher Intensität nebeneinander her bestehen können.

Aber ich weiß was ich an ihr habe, und ich weiß dass sie genauso glücklich und verliebt ist. "Anbauen" in einer Weise die das was zwischen uns ist kaputt machen würde käme für mich nicht in Frage. Und ich würde nicht andere treffen, um meine Freundin zu ersetzen. Wieso also sollte es ihr da anders gehen?

Natürlich kann es trotzdem schief gehen. Aber das Risiko gehört zur Liebe und zum Leben dazu, egal ob poly oder nicht. Also gestehe ich mir meine innere Angsthäsin zu, sie ist da und darf da sein. Deswegen hat sie aber noch lange nicht das Sagen. :smile:
 
Sorceress Apprentice
Benutzer89539  Team-Alumni
  • Themenstarter
  • #189
Dass ich mit wem anders anbändele gab es bisher noch nicht. Umgekehrt allerdings schon, bzw. ist derzeit der Fall.

Auf emotionaler Ebene reden wir da sehr offen über die Entwicklung, was mir ziemlich wichtig ist. Abgesehen davon dass ich gerne mit ihr fiebere, leide, mich freue, finde ich die Transparenz wichtig für meinen eigenen Umgang damit. Wäre ich im Dunkeln darüber, würde meine Eifersucht wahrscheinlich ziemlich anschlagen. So bin ich im Bilde, kann es einsortieren, und auch wenn sie nicht gänzlich die Klappe hält, kriegt meine Eifersucht nur sehr wenig Futter. Je mehr ich weiß, desto weniger Sorgen mache ich mir.

Wobei ich natürlich nicht deren Einzelheiten des Miteinanders wissen muss, es geht eher um das große Ganze. Auch sexuell ist das deren Sache, und da ist mein Informationsbedürfnis geringer. Obwohl es schon zu Situationen kam wie:

"Weißt du, ich will ja nicht auf dein Handy schauen. Aber wenn du direkt neben mir sitzt während du ihre Tittenfotos öffnest, kann ich mir den Hinguck-Reflex nicht immer verkneifen." - "Das ist schon OK für uns beide. Willst du dir das Bild noch mal in Ruhe angucken?" :upsidedown:

Manchmal kriege ich dann auch liebe Grüße ausgerichtet. Das mag ich, auch wenn ich sie nicht persönlich kenne finden wir doch beide was an dem gleichen Menschen, das verbindet, und da kommt dann um so weniger ein Nebenbuhler-Gefühl auf. :smile:
 
Sorceress Apprentice
Benutzer89539  Team-Alumni
  • Themenstarter
  • #251
Bei mir versinkt die Polyamorie derzeit mehr und mehr in der irrelevanten Abstraktion. :grin:

Es dreht sich eigentlich weiter alles um uns zwei. Unsere Beziehung blüht und gedeiht, entwickelt sich weiter, nimmt mich somit auch emotional total ein. Mein Bedürfnis nach anderen Kontakten ist derzeit quasi nur theoretisch vorhanden. Bei ihr... wie genau es zwischen ihr und ihren anderen Freundinnen läuft kann ich natürlich nur sehr bedingt beurteilen, aber aus der Außensicht scheint das auch maximal hindümpeln auf Status Quo zu sein - ihr beziehungstechnischer Kulminationspunkt bin ebenfalls klar ich.

Also, ich glaube gerade schlagen da zu sehr Nestbautriebe und langfristige Bindungswünsche durch, als dass da viel Platz für Polyamorie bleibt. Wodurch ich das ganze derzeit überhaupt nicht einsortieren kann. :grin:

Andererseits höre ich auch mehrfach, das wäre ja ganz normal an dem Punkt unserer Beziehung wo wir gerade sind. Also, bin mal neugierig ob das wieder aufflammt oder weiter ein Schattendasein führt. Fantasie genug dass sich da irgendwann ganz spannende Türen öffnen habe ich - die Türen haben nur derzeit keinerlei Priorität.
 
Sorceress Apprentice
Benutzer89539  Team-Alumni
  • Themenstarter
  • #335
Sie ist mal wieder verknallt. Und ich finde es süß. Ich mag es mich für sie mit zu freuen, ich mag es wenn sie mich um Rat fragt was ich von der Situation zwischen ihr und der anderen halte, ich ziehe sie teilweise auf.

Gleichzeitig merke ich sehr deutlich, dass das ihre Gefühle für mich kein bisschen schmälert, wir sind uns so nah wie sonst auch. Plus halt, dass ich davon profitiere dass sie gut gelaunt ist. Was bekanntlich ansteckend ist.

Es fühlt sich alles ziemlich perfekt an. Bis auf eine Sache - bislang bin ich klar ihr sicherer Hafen, zu dem sie immer zurück kommt. Zumindest de facto bin ich die Primärpartnerin. Und bisher ist noch nichts passiert, was das herausfordert. Die Frage: wie fühle ich mich damit, wenn das passiert?, die macht mich gelegentlich etwas unsicher. Kann natürlich sein, dass es nie passiert. Oder dass ich - womöglich nach einer Phase der Umgewöhnung - feststelle dass ich das vollkommen OK finde (so wie es mir auch mit der Situation jetzt super geht).

Hat jemand Erfahrung damit? Also dass zu einer bestehenden, tiefgehenden Beziehung eine zweite Beziehung mit vergleichbarer Intensität hinzu tritt?
 
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NichtLustig
Benutzer183126  Öfter im Forum
  • #451
Und ich will auch nicht in die Falle tappen bei allem zu denken es gehe um mich.
Ich fürchte, das passiert bei polyamoren Beziehungen immer. Der Part, der gerade die "bessere" Zeit hat, also romantisch wie auch sexuell voll ausgelastet ist, hat automatisch ein schlechtes Gewissen und glaubt, irgendwie handeln zu müssen, etwas für den anderen tun zu müssen. Eben für ihn verantwortlich sein. Man möchte halt nicht, dass der andere sich schlecht fühlt.
Klar, man kann es nicht klein reden. Es ist vollkommen egal, wie polyamor man selbst veranlagt ist, gesellschaftliche Prägung und Erziehung sitzen nun mal in einem drin. Und diese Prägung sieht in der Liebe nur 2 Personen vor. ...Ist auch deutlich übersichtlicher. Alles was darüber geht, ist Verrat und zwar der des Parts, der gerade mehr Eisen im Feuer hat.
Außerdem sind die wenigsten Menschen vollkommen frei von Eifersucht. Man hat eben doch Sorge, der andere könnte abspringen. Egal ob der Partner, der gerade mehrere Beziehungen pflegt- er fürchtet, der andere kommt sich vernachlässigt vor und sucht anderweitig, wo es ihm so gut gefällt, dass er gleich ganz da bleibt.
Oder der Partner, der gerade Flaute hat, befürchtet eben, jetzt nur noch die 2. Geige zu spielen, weil der neue Liebhaber/ die Liebhaberin sich als besser erweist.
Ehrlich gesagt merke ich selbst, dass ich nicht wirklich gut mit polyamor umgehen kann. Es ist so ...komplex! Weil ich irgendwie immer glaube, dass ich alles am Laufen halten muss. Ich bin nun mal der Mittelpunkt der romantischen Beziehung zwischen uns Dreien, also habe ich damit die "stärkere" Position und bin deswegen Hauptverantwortlich für das Wohl und Wehe.

Es fängt ja schon damit an, dass ich den Dreier überhaupt erst vorgeschlagen habe, aus dem sich alles so entwickelt hat, wie es nun ist.
Ganz klar auf meinem Mist gewachsen. Dabei übersehe ich gerne, dass die Jungs mitgemacht haben und das letztendlich auch mit initiiert haben, weil sie neugierig waren.

Der Übergang vom 3er zu einer Dreierbeziehung. Liegt natürlich auch an mir. Ich bekomme schließlich den Löwenanteil der Aufmerksamkeit. Dabei vergesse ich, dass die Jungs sehr wohl auch was davon haben. Zum einen die romantische Beziehung mit mir, aber eben auch den Kumpel, Arbeitskollege, die Muse und den "Abenteuer" Sex miteinander. Die beiden sind doch gar nicht wirklich "schlechter" dran, als ich. Trotzdem habe ich eine zeitlang wirklich versucht, alle Aufmerksamkeiten den Männern gegenüber vollkommen gerecht aufzuteilen. ...Mit dem Rechenschieber. Das führte tatsächlich schon zu Zwangshandlungen, bzw. Gedanken. Man schenkt Tiger was? Okee, nun suchen wir gefühlt 2 Stunden etwas im Inet für Herrn Jungspund.
Man möchte ein romantisches Wochenende mit Herrn Jungspund? Gut, plane auch gleich einen "Ersatz" für Herrn Tiger.
Wobei sich noch eine weitere Schwierigkeit ergibt. Eigentlich sollte Herr Tiger nur unser gemeinsamer Liebhaber sein, nun ist er aber eben doch festes Mitglied unserer Beziehung worden. Zum einen muss sich Herr Jungspund da erst dran gewöhnen, zum anderen muss Herr Tiger ja auch das Gefühl bekommen, "angekommen" zu sein. ...Muss ich erwähnen, dass ich das Gelingen in meiner Verantwortung sehe?
Dabei hat sich doch auch eine Beziehung zwischen den Jungs entwickelt, eben der Kumpel mit Benefit. Und beide haben die Beziehung zu mir doch auch gewollt! ...Ich spüre Ärger in mir aufsteigen. ...Den ich nicht mal den Jungs in die Schuhe schieben kann, weil ich mir ja den Kopf darüber zerbreche. Die wissen nicht, was mich bewegt und ich weiß nicht, was sie denken.
Memo an mich: während ich hier schreibe, dass wir noch nicht darüber miteinander geredet haben. Eigentlich wollte ich Dir auch den Ratschlag geben, im Gespräch miteinander zu bleiben. Wunderbar NichtLustig, ein weiterer Punkt auf der To Do Liste. Halte ein Gespräch am laufen. Ist natürlich auch allein meine Aufgabe! Mittlerweile spüre ich doch einen Anflug von Ungemach. :annoyed:

Vermutlich muss man nicht nur lernen, miteinander zu reden, sondern auch, loszulassen. Man ist mitverantwortlich für die Beziehung und hat seinen Part zu erfüllen, aber man ist eben nicht allein verantwortlich. Man ist auch nicht hauptverantwortlich! Die anderen Beteiligten haben den gleichen Anteil, die gleichen Interessen (eben die Beziehung) und somit auch die gleiche Arbeit. ...Verflixt noch mal!
Das hat ja auch Vorteile, wenn man Verantwortung trägt, kann man auch mit nach eigenen Wünschen gestalten. Man ist nicht nur Empfänger.
Und wenn einer gerade mehr Liebe und Sexualität hat, als der andere, dann hat man ihn vielleicht gar nicht unbedingt was voraus. Vielleicht liegt der Fokus des anderen gerade auf ganz anderen Dingen, als Liebe und Sex. Möglicherweise hat er den Kopf voll mit anderen Gedanken, die seine volle Aufmerksamkeit benötigen. Dann muss man als Partner Bereitschaft zeigen, für ihn da zu sein, auch wenn das bedeutet, mal das Vergnügen hinten an zustellen. Aber man kann ihm die Last nicht abnehmen. Und man muss auch nicht für Gleichstand in Sachen Liebe sorgen oder drauf hoffen. Man muss auch akzeptieren können, dass der andere gerade ein wichtiges Kapitel in seinem Leben angeht und er deswegen keine Zeit hat, zum High sein.
Und wenn der "alteingesessene" Part gerade mehr Aufmerksamkeit braucht und haben möchte, muss er das sagen. Man kann nicht Gedankenlesen. Und schon gar nicht pausenlos!

Ich frage mich gerade, wieso ich den Zirkus überhaupt veranstalte? Ist ja nicht so, als hätte ich keine anderen Aufgaben im Leben. Streng genommen habe ich genug an der Backe. ...Mir reichts, ich werde den Jungs erklären, dass sie ein Zimmer zu dritt im Wellnesshotel organisieren dürfen. Das habe ich immernoch nicht geschafft. Und ich will auch nicht immer nur Campen. Ich will ein Schokobad! ...Aber nicht in der eigenen Badewanne!
 
kaykay<3
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  • #489
Ein tolles Gefühl, für das Unglück anderer verantwortlich gemacht zu werden :tentakel:
Stark bleiben, kaykay. Stark bleiben :argh:
 
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Zaniah
Benutzer96053  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #490
kaykay<3 kaykay<3 , wie soll das denn möglich sein, dass du so viel Einfluss auf deine Schwester hast, dass du ihr Leben zerstören kannst? Ist sie nicht dazu in der Lage, eigene Entscheidungen zu treffen? Ich steh gerade auf dem Schlauch und mir fällt kein Szenario ein, bei dem du verantwortlich dafür sein könntest, ob jemand anderes ein gutes Leben führt oder nicht.
 
Sorceress Apprentice
Benutzer89539  Team-Alumni
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  • #491
Wtf?!
 
Meli1976
Benutzer189133  (48) Sorgt für Gesprächsstoff
  • #492
Wir haben den Schritt jetzt echt gewagt. Ich bin nun seit 17 Jahren mit meinen Ehemann verheiratet und seit knapp 6 Jahren mit meiner Partnerin in einer Fernbeziehung zusammen. Wir leben in einer Polyamoren Beziehung und ich liebe beide wirklich sehr. Das sind für mich einfach die tollsten Menschen auf der Welt.

Wir planen schon seit längerer Zeit auch einen gemeinsamen Haushalt zu gründen und zu dritt zusammen zu ziehen. Das hatte aus unterschiedlichen Gründen bisher nicht geklappt und die Entfernung von Stade nach Basel war leider auch echt groß, so dass wir uns auch nur 6-8 Wochen im Jahr sehen konnten.

Aktuell planen wir die Rückkehr in die alte Heimat in Deutschland. Dort bauen wir aktuell ein Haus (Katastrophen Projekt mit ewigen Verzögerungen, Problemen mit Unternehmen, Schimmel etc.) und nach dem jetzigen Zeitplan werden wir im Februar 2023 dort entziehen und meine Partnerin kurz danach auch.

Ich freue mich wahnsinnig, mein Herz hüpft vor Freude und ich bin seitdem das feststeht wahnsinnig glücklich und habe wieder die rosarote Brille auf. Jedes Mal, wenn unsere gemeinsame Zeit zu dritt vorbei ging und sie wieder fahren musste, ist eine Welt in mir zusammen gebrochen.

Trotzdem bleibt eine gewisse Angst. Es ist eine komplett neue Situation, es wird sicher anders sein, den Alltag gemeinsam zu bestreiten als sich einige Wochen im Jahr zu sehen und gemeinsam in den Urlaub zu fahren. Es wird sicher auch mal Konflikte geben. Eine gewisse Unsicherheit werde ich einfach nicht los.

Die Freude überwiegt aber deutlich und wir wollen uns allen Herausforderungen stellen, die da auf uns zu kommen. Wir waren gerade 2 Wochen zu dritt in der Toskana und haben alle Details geklärt und auch vieles schriftlich festgehalten. Irgendwie fühlt es sich surreal an, dass es jetzt wirklich passiert. Ich hatte seit 5 Jahren davon geträumt und es schien lange unmöglich zu sein. In mir ist gerade ein Chaos der Gefühle und eine unglaublich Euphorie 🥰
 
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kaykay<3
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  • #493
.
 
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Sorceress Apprentice
Benutzer89539  Team-Alumni
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  • #494
Da spielt dann ja auch noch eine konservative Einstellung hinein, bei der der Ruf der Familie über dem Wohl der Einzelnen steht... :X3::knuddel:
 
fluffypenguin1
Benutzer178050  (23) Öfter im Forum
  • #495
[Zitat enfernt]

Bitte nicht zitieren.
Wohnt ihr denn in einem Dorf oder einer sehr kleinen Stadt? Ich finde bei den meisten Städten, die paar mehr Einwohner haben, dürfte der Ruf von jemandem kein bzw kaum ein Problem sein.
 
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ugga
Benutzer172492  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #496
Und im mitteleuropäischen Kulturkreis (den kenne ich, sicher ist das auch anderweitig so) gibt's ja so weit ich weiß nicht mehr die Sippenhaft aus dem 18. Jahrhundert. Zumal die auch ziemlich mysogonistisch ist.

Jane Austen hat das in Stolz und Vorurteil sehr eindrücklich beschrieben 😅
 
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kaykay<3
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  • #497
Wohnt ihr denn in einem Dorf oder einer sehr kleinen Stadt? Ich finde bei den meisten Städten, die paar mehr Einwohner haben, dürfte der Ruf von jemandem kein bzw kaum ein Problem sein.
Meine Eltern und meine Schwester wohnen in der Großstadt, von daher... :zwinker:

Magst du das Zitat bitte entfernen? :smile:
 
Sorceress Apprentice
Benutzer89539  Team-Alumni
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  • #498
Ist ja letztlich immer das gleiche, egal ob jemand polyamor, lesbischwul, trans oder was auch immer ist: wenn jemand von der Norm abweicht, stellt sich für das Umfeld die Frage, wie man damit umgeht.

Wie schwerwiegend (oder vielleicht auch völlig harmlos) die sozialen Konsequenzen sind, kommt natürlich immer auf das soziokulturelle Umfeld an. Aber dennoch ist es ja nicht die Person selbst, die da "böse" ist, sondern das Umfeld. Und von der Familie kann man durchaus erwarten dass sie sich schützend vor einen geliebten Menschen stellt, anstatt die Vorurteile anderer einfach ungefiltert wirken zu lassen.

Ich denke es ist auch kein Zufall, dass Polyamorie außerhalb von klassisch cis-heteronormativen Settings blüht. Hast du den Konflikt einmal durch, dich gegen die Erwartungen aufzulehnen, wird es meist bei anderen Themen leichter.
 
kaykay<3
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  • #499
Update: Das erwähnte Wochenende hat letztens stattgefunden.
 
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ugga
Benutzer172492  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #500
Ich finde, du bist doch ganz toll damit umgegangen! Es ist nunmal nichts Leichtes, sich auf einer Familienfeier aufzuhalten, wo eine Person dich bewusst meidet. Das ist einfach ein extremes Verhalten ihrerseits.

Und dann hängt da natürlich noch der Bruder deines Partners mit dran. Ich würde auch nicht wollen, dass mein Freund ein schlechteres Verhältnis mit seinem Geschwister hat und das würde mich beschäftigen.

Solche Menschen finden immer irgendwas, woraus sie ein Drama kreieren können. Es geht nicht um dich.
Die Reaktion seiner Mutter zeigt schon, dass diese Person nicht nur euch gegenüber schwierig ist. Ich wette, da gibt es noch einige mehr. Keine Ahnung wie es dir damit geht, aber mir hilft es bei solchen Personen zu wissen, dass ich nicht allein bin.

Ansonsten war das jetzt die erste Konfrontation und damit das schlimmste Mal. Die nächsten Male werden sicher leichter werden. Sollte sie nochmal extra Drama machen wollen, weißt du aber jetzt schon, dass du mindestens eine Verbündete hast.
 
kaykay<3
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  • #501
Seit heute weiß ich, dass sogar der Partner bzw. der Bruder meines Freundes nicht in Ordnung findet, wie sie mit der Situation umgegangen ist. Immerhin wird das zukünftig kein Problem zwischen den Brüdern sein, das haben die Jungs schon besprochen. Das erleichtert mich.

Die Trulla hat tatsächlich vor meinem Freund das Opfer gespielt, nach dem Motto, sie hätte sich ja soooo sehr drum bemüht, mit mir ins Gespräch zu kommen. 😂 Na Gott sei Dank wissen alle Beteiligten, dass das schlichtweg gelogen ist. Am meisten kotzt mich einfach an, dass ich immer wieder mal Gesprächsthema bin, mir werden fälschlicherweise Sachen vorgeworfen, und ich hab nicht mal die Möglichkeit, meinen Senf dazu zu geben. Argh.

Egal, die Schnepfe ist jetzt weg und ich muss sie zum Glück mindestens für ein paar Jahre nicht mehr sehen.
 
Zuletzt bearbeitet:
ugga
Benutzer172492  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #502
Ich muss das jetzt mal irgendwie loswerden 😅

Bei uns im Kollegium gibts einen sehr netten, herzlichen und lustigen Menschen, den ich schon längst angebaggert hätte, wenn nicht andere Dinge in unserer Beziehung vereinbart wären (und er nicht ein Kollege wäre). Ehrenamtlich engagiert für eine gute Sache, schlau, lieb, ein Strich in der Landschaft – ganz nach uggas Geschmack 😂
Keine Ahnung, ob er mich ansatzweise attraktiv findet, ist ja alles hypothetisch. Aber jedes Mal, wenn wir in einem Gruppensetting miteinander zu tun haben und uns länger unterhalten, finde ich ihn ein bisschen toller 😉
Wir verstehen uns halt gut.

Dasselbe mit einer anderen Kollegin, die ich auch immer wieder ein klein wenig anhimmle. Sie ist eine Powerfrau mit Puppengesicht, sexpositiv und kommt auf Parties gern auf wilde Ideen. Und dann noch dieser bezaubernde Akzent.

Hachja. Ich lasse es mal da, bei Menschen die mich vielleicht verstehen 😉

Meinem Partner erzähle ich nicht wirklich davon, auch um ihn nicht zu verunsichern (was schnell passiert).
 
Sorceress Apprentice
Benutzer89539  Team-Alumni
  • Themenstarter
  • #503
Ach ugga ugga . Andere Rahmenbedingungen, aber Schwärmerei die immer nur Schwärmerei sein kann, ich fühle mit. :grin:
 
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