Schlecht erzogenem Pflegehund das Kläffen abgewöhnen

Shiny Flame
Benutzer42813  (41) Beiträge füllen Bücher
  • #1
Wir haben zur Zeit einen Hund für 10 Tage in Pflege, von denen gerade mal drei Tage herum sind...

Es ist ein total liebes Tier. Leider bestätigt es mir wieder und wieder, warum ich Katzen lieber mag. Katzen sind nicht so LAUT! Katzenbesitzer brüllen nicht, bevor man nur die Wohnung betreten hat! Katzen krakeelen nicht die ganze Bude zusammen, nur weil auf der Straße jemand gehustet hat! Und als Katzenbesitzerin kann man in den Keller gehen, um die Wäsche aufzuhängen, ohne das sofort Polen offen ist!

Nun ja.

Der Hund wurde vom Vorbesitzer misshandelt, weswegen er jetzt extrem nähe- und liebebedürftig ist. So hübsch, wie er ist, macht er es mir eigentlich auch nicht schwer :smile:.

Die jetzige Besitzerin hat ihn allerdings furchtbar verzogen. Er bettelt ständig nach Menschenessen, und er reagiert nicht auf "AUS!", wenn er wieder mal anfängt, die Bude zusammenzukläffen. Alles, was dann hilft, sind mindestens fünf Minuten Schmuseeinheiten.

Vorhin habe ich ihn das erste Mal angebrüllt. Ich weiß, das soll man bei einem Tier, das früher misshandelt wurde, nicht machen - eigentlich bei keinem Tier. Aber es war das dritte Mal innerhalb einer halben Stunde - und ich habe mittlerweile einfach keine Lust, alle zehn Minuten meine Arbeit an meinem Projekt für fünf Minuten Trösten und Schmuseeinheiten zu reservieren. Ich habe das eigentliche Frauchen gefragt, wie ich mit dem Hund umgehen soll, wenn er kläfft, da meinte sie einfach, der beruhigt sich von alleine wieder, er braucht einfach viel Liebe. Es ist normal, dass der Hund soviel kläfft und bettelt, so ist er eben, er ist halt ein ganz Lieber...

Für das Frauchen mag das ja in Ordnung sein, sie ist arbeitslos und hat den Hund ständig um sich herum, und für sie ist es vermutlich schön und liebevoll, den Hund dann immer ganz schmusezärtlich zu beruhigen. Sie hat die Zeit dafür. Ich habe die Zeit dafür zwar eigentlich auch, wenn ich dafür meine Schreibprojekte (oder auch nur mein Computerspiel) liegen lasse, aber ich will meine Zeit eigentlich auch für meine Schreibprojekte und Computerspiele nutzen!

Ich komme ja nicht mal mehr dazu, mit meiner Katze zu schmusen, weil die sich schmollend zurück zieht, und immer, wenn ich sie locke oder ein wenig kraule, der Hund laut kläffend dazwischen fährt und alle Aufmerksamkeit für sich alleine will... Dabei gehe ich schon dreimal am Tag mindestens eine halbe Stunde mit ihm raus! Er kriegt schon viel, viel mehr Zeit als meine Katze, er darf in meinem Bett schlafen, ich schmuse viel mit ihm, weil er sein Frauchen vermisst seinetwegen verzichte ich komplett auf SM (wie gesagt, er wurde misshandelt und fürchtet sich beim Geräusch auch schon leichter Klapse).

***

So. Ich habe jetzt echt keine Lust, dass der Hund darunter leiden muss, dass ich mit ihm überfordert bin. Aber so langsam muss ich mir eingestehen, dass ich es bin. Ich hätte mir freiwillig ja auch nie einen Hund angeschafft, sie sind mir einfach zu laut, tapsig und ungeschickt (ich hasse es, wenn er mir nachts auf den Bauch springt und ich davon aufwache, dass ich mich zusammenkrümme!).

Aber der Hund muss wegen eines Krankenhausaufenthaltes noch mindestens eine Woche hier bleiben.

Mein Freund ist mit ihm genauso überfordert wie ich. Er hat den Hund auch schon einmal angebrüllt, und als er dann ganz klein und fiepsig wurde und sich ängstlich zusammenkauerte, tat es ihm genauso leid wie mir und der Hund wurde erst mal ordentlich getröstet.

Wie gesagt, der Hund kann nichts dafür, dass wir mit ihm überfordert sind. Er soll nicht darunter leiden!

***

Wer kann mir helfen, diese Woche besser zu überstehen? Wie kriege ich dem Hund das Kläffen abgewöhnt und kann trotzdem wenigstens mal eine halbe Stunde am Stück schriftstellern?

Das mit dem Betteln ist schon ein bisschen besser geworden, weil er bei uns halt nichts kriegt und ich ihm dann jedes Mal auf die Nase gepustet habe. Und das mit dem "einfach ins Bett springen" werde ich ihm in der kurzen Zeit wohl nicht abgewöhnen können, wenn er das beim Frauchen immer durfte, und eh verunsichert ist, weil sie weg ist. Und das meine Katze sich nicht mehr in meine Nähe traut, weil dann immer der Hund laut und schwanzwedelnd angerannt kommt und sie ablecken will, wird sich wohl für diese Woche nicht ändern lassen.

Aber dieses ständige Kläffen! Es macht mich wahnsinnig! Gibt es irgendwas, wie man dem Hund das abgewöhnen kann, ohne jedes Mal mindestens fünf Minuten schmusen zu müssen, während er weiterkläfft und in mir Mordgedanken wachsen?
 
R
Benutzer Gast
  • #2
Ich will dir deine Hoffnung nicht rauben, aber ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass du da in einer Woche großartig was bewirken kannst.

Kläfft er denn immer? Reicht es ihm nicht, zB unter deinem Tisch auf deinen Füßen zu liegen, während du zockst oder schreibst? Dann hätte er ja auch Körperkontakt zu dir. Wo ist er denn, wenn du dich mit etwas anderem beschäftigen willst?

Ich würde wohl versuchen, die eine Woche einfach so gut es geht mit deinem Freund abwechselnd den Hund zu bespaßen. Hundeerziehung geht nicht so schnell und bei einem misshandleten Tier gleich gar nicht.
 
Shiny Flame
Benutzer42813  (41) Beiträge füllen Bücher
  • Themenstarter
  • #3
Na ja, er kläfft immer, wenn auf der Straße jemand hustet oder so... Und dann geht halt dieses stundenlange "schmusen müssen" wieder los. Wenn es auf der Straße ruhig ist, dann reicht es ihm, hier bei mir zu liegen. Aber es ist halt nicht immer ruhig auf der Straße.
 
krava
Benutzer59943  (43) Verhütungsberaterin mit Herz & Hund
  • #4
Was für ein Hund ist es denn? Groß, klein?
Und wann genau bellt er?
Will er Aufmerksamkeit erregen?

Wenn du auf das Bellen immer mit Streicheleinheiten reagierst, dann lernt er daraus, dass er nur zu bellen braucht und dann wird gekuschelt. Und das willst du ihm ja nicht beibringen. :zwinker:

Er muss eher lernen, dass es feste Zeiten für ihn gibt. Da gehts raus, es gibt Futter oder es wird gespielt und dazwischen ist dann Ruhe. Da müsst ihr ihn mitunter einfach mal ignorieren und so tun als würdet ihr das Bellen nicht hören. Auch wenns nervt und schwer ist. Aber ich schätze, es wird keine halbe Stunde dauern und dann wirds ihm zu blöd.
Wenn er sonst ausgelastet ist, ihr mit ihm Gassi geht und so weiter, dann ist er zwischendurch normalerweise auch mal müde.

---------- Beitrag hinzugefügt um 17:18 -----------

Na ja, er kläfft immer, wenn auf der Straße jemand hustet oder so... Und dann geht halt dieses stundenlange "schmusen müssen" wieder los. Wenn es auf der Straße ruhig ist, dann reicht es ihm, hier bei mir zu liegen. Aber es ist halt nicht immer ruhig auf der Straße.

Also Kira war anfangs hier in der Wohnung auch total empfindlich, wenn sich irgendwo was gerührt hat. Aber das hat sich nach einer Weile ganz von alleine gelegt und sie hat schnell gemerkt, dass nicht jedes Geräusch "Alarm" bedeutet.
Wenn ihr nicht drauf reagiert, dann merkt der Hund auch schnell, dass es keinen Grund zum Bellen gibt.

Es gibt natürlich eine Reihe möglicher Methoden. Klicker, Discs oder ähnliches. Aber in einer Woche wird das wahrscheinlcih nicht so viel bringen, zumal der Nachbesitzer das dann auch fortführen sollte.
 
R
Benutzer Gast
  • #5
Na ja, er kläfft immer, wenn auf der Straße jemand hustet oder so... Und dann geht halt dieses stundenlange "schmusen müssen" wieder los. Wenn es auf der Straße ruhig ist, dann reicht es ihm, hier bei mir zu liegen. Aber es ist halt nicht immer ruhig auf der Straße.

Okay, dann bleibe ich dabei, dass ihr ihm das nicht innerhalb einer Woche abgewöhnen könnt. :ashamed:

Mein 1. Tipp ist meistens eh: Ignorieren! Das klappt in den meisten Fällen hervorragend, aber ich weiß auch aus eigener Erfahrung, dass das in einer Mitwohnung mit einem Kläffer nicht lange durchzuhalten ist.

Kravas Tipps sind zwar gut, aber die brauchen halt einfach Zeit.
 
Shiny Flame
Benutzer42813  (41) Beiträge füllen Bücher
  • Themenstarter
  • #6
@ Krava: Es ist ein Mischling, mittelgroß, kein Kalb, aber auch kein Dackel, 12 Kilo etwa (das weiß ich, weil wir ihn fürs Gassi gehen immer durchs Treppenhaus tragen müssen, weil wir hier im Haus einen Kater haben, der auf Hunde losgeht ^^).

Ich nehme mal an, dass er bellt, weil er mich bzw. uns darauf aufmerksam machen will, dass da irgendwas ist. Oder auch wenn einer von uns weggeht (einkaufen, oder heute mein Schatz zu Freunden), um klar zu machen, dass was nicht stimmt.

Ich fürchte, das mit den Streicheleinheiten als Reaktion hat er schon gelernt... Lange, bevor er zu uns gekommen ist ^^. Ich wollte es am Anfang auch lassen, aber dann hat er in einer Lautstärke geheult und nicht mehr aufgehört damit, so dass es mir einfach peinlich vor den Nachbarn war... Ganz abgesehen davon, dass die Lautstärke mich auch an den Rand meines Nervenkostüms brachte, als es nach 2 Minuten oder so einfach nicht besser wurde.

Das mit den festen Zeiten machen wir eigentlich ja auch, wie gesagt, dreimal am Tag eine halbe Stunde Gassi (das ist mehr, als es bei Frauchen gab, die wegen Hüftschmerzen nicht so weit und schnell kann). Ich lass ihn draußen aber nicht von der Leine, da es halt doch ein "fremder" Hund ist - aber auch das kennt er vom Frauchen genauso. Aber einmal am Tag fahr ich auch mit dem Rad mit ihm, damit er ein bisschen rennen kann.

***

Na ja, ich werd mal sehen, wie weit ich mit dem ignorieren komme... Aber ich glaube, ich bin am Ende dieser Woche dann ziemlich durch mit den Nerven, so oder so...

Vielleicht gewöhnt er sich ja noch ein bisschen besser ein und kann die Geräusche auf der Straße besser als "Hintergrund" einordnen?

Ich kann ja mal versuchen, dann irgendwie was zu sagen wie "ja, ich habs zur Kenntnis genommen, da ist es laut" und mich dann wieder an meine Arbeit zu machen. Vielleicht hilft es dem Hund ja, wenn er merkt, dass ich es nicht ignoriere und ihn ernst nehme, den Anlass seines Gekläffes aber nicht? Vielleicht hat er dann das Gefühl, dass er genug Alarm geschlagen hat?

Wie gesagt, alle anderen Hunde, die ich kannte, reagierten auf "Aus!" und wurden dann still, dieser hier nicht. Und wenn man es zu nachdrücklich sagt, kriegt er panisches Fiepen und hat zweimal schon auf den Boden gepinkelt - das ist auch keine Lösung. Ich will ja auch kein Tier ängstigen, das eh schon misshandelt wurde und auch noch vom Frauchen getrennt ist...

***

Ach ja: Was sind Klicker und Discs? Ich glaube zwar nicht, dass das eigentliche Frauchen wirklich versuchen wird, ihren Hund zu erziehen (dafür macht es sie viel zu glücklich, dass der Hund sie halt braucht und sie immer bei sich haben will), aber vielleicht ist es einen Versuch wert?
 
M
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  • #7
Meinst du das Klickern fürs Frauchen? Du wirst das ja in den paar Tagen nun nicht mehr einführen können. :zwinker:

Da du erzieherisch in den paar Tagen nichts ausrichten kannst, ignoriere den Hund soviel wie möglich. Er wird schon merken, dass sein Gebelle keinen Erfolg hat, wenn sich niemand um ihn kümmert. Wenn du auf sein Bellen mit Streicheln reagierst, ist es ja klar, dass er weiter bellt.

Und hast du Kauartikel, die ihn längerfristig beschäftigen? Wer kaut, bellt nicht. :tongue:
 
R
Benutzer Gast
  • #8
Ich kann ja mal versuchen, dann irgendwie was zu sagen wie "ja, ich habs zur Kenntnis genommen, da ist es laut" und mich dann wieder an meine Arbeit zu machen. Vielleicht hilft es dem Hund ja, wenn er merkt, dass ich es nicht ignoriere und ihn ernst nehme, den Anlass seines Gekläffes aber nicht? Vielleicht hat er dann das Gefühl, dass er genug Alarm geschlagen hat?
Das würde ich nicht machen. Selbst Angucken ist für einen Hund oft schon Bestätigung genug und da er deine Worte nicht versteht, macht das so keinen Sinn. Entweder konsequent ignorieren oder eben weitermachen wie bisher.
Wie gesagt, alle anderen Hunde, die ich kannte, reagierten auf "Aus!" und wurden dann still, dieser hier nicht.
Weil sie das Kommando gelernt hatten! :zwinker: Kein Hund kennt von Natur aus die Bedeutung von "Aus".
Du sagst ja selber, dass er unerzogen ist, also kennt er das Kommando einfach noch nicht und kann damit nichts anfangen.
 
Shiny Flame
Benutzer42813  (41) Beiträge füllen Bücher
  • Themenstarter
  • #9
- Kauartikel hat er, mag er aber nicht

- okay, auch nicht angucken, komplett ignorieren - ich versuch es mal. In der letzten halben Stunde hat niemand auf der STraße gehustet ^^. Aber natürlich genau in der Zeit, in der ich nicht geschriftstellert habe, sondern nur im Forum geschreibselt. Wenn ich gleich wieder schriftstellere - dann hustet bestimmt wieder jemand, wetten?

Ich glaube, ich schmuse vorher noch mal mit ihm. Wenn es von mir ausgeht, dann muss er danach wenigstens keine Angst haben, dass ich ihn vergesse oder so... Er kann ja wirklich nichts dafür, dass er schlecht erzogen ist.
 
Firebird
Benutzer38570  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #10
In einer Woche ist da nichts zu machen. Abgewöhnen oder beibringen kann man jedem Hund fast alles, aber sowas braucht Wissen und Zeit.

Um die Tage gut zu überstehen, solltest Du auf keinen Fall auf sein Bellen reagieren - weder mit Zuwendung, Futter noch sonst irgendwie. Hund sind keine Demokraten, sie brauchen einen Rudelführer, den sie akzeptieren können und der ihnen in ihrer Sprache vermittelt, was richtig und falsch ist.

Ignoriere sein Bellen und wende Dich ihm nur zu, wenn er NICHT bellt. Du musst ihm den Ablauf vorgeben und nicht er Dir. Im Übrigen bringt anschreien gar nichts. Kommunikation mit Hunden funktioniert am Besten leise und viel über Körpersprache.

Im Übrigen gehört derjenigen, der dieser Hund eigentlich gehört, mal links und rechts was hinter die Ohren. Wenn die den ganzen Tag an dem Hund klebt und ihn derart vermenschlicht, ist das einfach nur egoistisch und nicht artgerecht.
 
krava
Benutzer59943  (43) Verhütungsberaterin mit Herz & Hund
  • #11
Streicheleinheiten gibts jetzt nur noch, wenn er nicht bellt. :zwinker:
Vielleicht funktioniert es so rum. Wenn er kläfft wie wild, dann wird er ignoriert und niemand kümmert sich um ihn.
Das kostet sicherlich Nerven, aber das Bellen ja genauso. Also schlimmer wirds nicht werden.

Hunde sind verdammt intelligent und egal, was ihm vorher widerfahren ist, er kann das lernen - schneller als ihr denkt. :zwinker:
 
Dreizehn
Benutzer20579  (40) Planet-Liebe ist Startseite
  • #12
Ich habe mal gelesen, dass unsichere Hunde dann bellen, wenn sie glauben, dass sie ihren Menschen "verteidigen" oder "warnen" müssen. Am Besten scheint es da zu sein, dem Hund das Gefühl zu geben, dass man sich selbst drum kümmert.

Sprich, wenn man z.B. damit rechnet, dass der Hund einen anderen Hund angreift oder bellt, dann geht der Mensch in so eine defensive Haltung, rechnet damit, dass genau das eintritt, guckt den Hund an, guckt die andere Straßenseite an - und dadurcht denkt der Hund "Oh, mein Mensch ist angespannt, darum muss ich mich kümmern!" und nimmt dann genau das Verhalten hat, was man eigentlich nicht möchte.

Ich kann mir vorstellen, dass es bei euch vielleicht ähnlich ist- vielleicht "wartet" man schon auf eine Reaktion, der Hund wartet auf eure, dann gibts Gebrüll oder Geschmuse - für den Hund womöglich nicht nachvollziehbar, wann was passiert - und dann bellt er eben.

Ich würde von daher den Hund einfach ignorieren, wenn er bellt und ihm Leckerlis und dergleichen dann geben, wenn er ruhig bleibt.

Eventuell kann es auch mit Ablenkung funktionieren, z.B. in dem man bei Geräuschen und drohendem Gekläffe ein Spielzeug holt und das wirft, damit er gar nicht zum Bellen kommt.

Brüllen würde ich mit dem Hund gar nicht, Hunde hören sehr gut und können genauso gut bei flüsternden Befehlen gehorchen. Ob sie das tun, ist eine Frage der übrigen Beziehung und der Beziehung zum Menschen, aber wenn sie es flüsternd nicht tun, ist brüllen auch egal.

Ich bin auch eher Katzenhalter, aber mit den Methoden habe ich auch bei fremden Hunden schon gut gepunktet. Der Hund meiner Oma springt jeden an, der kommt- und dabei fast um - und alle steigen dann voll drauf ein, rufen "Lass das" streicheln ihn, rubbeln ihn - ich drehe mich einfach weg und ignoriere ihn komplett. Sobald er eine Weile Ruhe gibt, begrüße ich ihn normal. Auch unerwünschtes Verhalten erkläre ich ihm in leisem, aber strengen Tonfall, da sind dann immer alle erstaunt, die mit dem Hund täglich rumfluchen und trotzdem keine Erfolge erzielen.

Ich denke, dass das einfach daran liegt, dass derartige Hunde zu viele Leute erlebt haben, die sie herumgezerrt, wömöglich misshandelt und verzogen haben - so ein Hund freut sich riesig, wenn irgendwo eine gerade Linie vorgegeben wird und er quasi auch "entlastet" wird, dass er nicht dauernd aufpassen muss und für euch bellen muss.
 
Shiny Flame
Benutzer42813  (41) Beiträge füllen Bücher
  • Themenstarter
  • #13
Danke für die Ideen und Tipps! Ich habe jetzt inzwischen drei Mal das Bellen ignoriert (Kopfhörer mit schöner Musik helfen da ungemein ^^) und ihn zwei Mal in einer ruhigen Phase zu mir gerufen, um ihn zu kraulen - damit es eben von mir ausging und nicht von ihm. Beim dritten Mal hat er tatsächlich ein bisschen schneller aufgehört, habe ich mir eingebildet...

Wie gesagt, das ist das erste Mal, das ich die Verantwortung für einen Hund trage. Bei Katzen kenne ich inzwischen viele Erziehungstricks, und unsere verhält sich auch gut (Protestpinkeln abgewöhnt, Möbelkratzen abgewöhnt, Protest-Dinge-Runterschmeißen abgewöhnt, Futter-duch-die-wohnung-verteilen abgewöhnt, Zehenbeißen abgewöhnt...). Aber Hunde haben halt ne komplett andere "Sprache", die ich jenseits der Grundlagen bisher nie lernen musste. Ich kannte bislang nur Nase pusten bei Betteln und Leine kurz nehmen, wenn er beim Spazierengehen zerrt, bzw. hinsetzen lassen und dann wieder weitergehen. Da hat er sich inzwischen auch an mich gewöhnt und zerrt kaum noch, ich glaube aber, das hat er beim Frauchen auch schon so gelernt.

Und natürlich möchte ich ihn nicht anschreien! Ich möchte niemals ein Tier anschreien, auch kein Kind und überhaupt niemand Schwächeren. (Den Rest auch nicht, aber gleichstarke und Stärkere können sich wehren). Schreien ist ein Zeichen von Hilflosigkeit. Deswegen wollt ich ja was gegen die Hilflosigkeit machen, damit genau das eben nicht mehr passiert.
 
krava
Benutzer59943  (43) Verhütungsberaterin mit Herz & Hund
  • #14
Nein anschreien ist völlig unnötig. Es scheitert ja nicht daran, dass dein Hund schlecht hört. :zwinker:
Er hört dich, wenn du ganz normal redest.

Man muss auch bedenken, dass es für den Hund sehr großen Stress bedeutet, wenn er plötzlich in einer neuen Umgebung, bei neuen Leuten, neuen Gerüchen, neuen Gewohnheiten usw. ist. Erstaunlich ohnehin, dass er da nicht noch viel extremer reagiert. Wie wäre es für einen Menschen, wenn er plötzlich von allem weg gerissen wäre, woran er gewöhnt war?

Also gebt euch einfach noch ein bisschen Zeit. Es wird sich alles einspielen. Nur leider musst du den Kleinen dann ja schon wieder abgeben...
 
Trouserbond
Benutzer95608  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #15
Das wichtigste, was ich über Hundeerziehung weiß, wurde schon geschrieben.
Unerwünschte Verhaltensweisen IGNORIEREN - verstärken kannst Du dies, indem Du Dich von dem Hund entfernst - ihn also beispielsweise alleine im Raum lässt.

Ein Hund will seinem Rudel "gefallen" - im Gegensatz zu einer Katze, der das im Grunde vollkommen schnurz ist.

Aus den Reaktionen seines Rudels lernt er, welches Verhalten gut ankommt und welches unerwünscht ist.

Ob das allerdings in einer Woche von ihm kapiert wurde? In Ansätzen wahrscheinlich - aber sein richtiges "Rudel" sollte sich das zu Herzen nehmen - denn es ist so einfach und logisch, dass eigentlich unbegreiflich ist, dass so viele Hundebesitzer ihrem "besten Freund" nicht die richtigen Signale geben können.
 
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Shiny Flame
Benutzer42813  (41) Beiträge füllen Bücher
  • Themenstarter
  • #17
Ich habe das mit dem Ignorieren gestern konsequent angewendet und immer demonstrativ was anderes gemacht, wenn er kläffte - habe mir dann extra ne Flasche Wasser an den Schreibtisch geholt und bei jedem Alarm demonstrativ aufgemacht und was getrunken.

Das hatte zunächst schon mal die positive Wirkung, dass ich mich nicht mehr so hilflos fühlte.

Und irgendwann war es tatsächlich nur noch ein laut geheultes Wuuuwuuuwuff! - Pause - Wuff? Wuff?, und dann war Schluss.

***

Heute morgen hatte ich mit meinem Freund richtigen Streit. Als er gestern abend wieder kam, erzählte ich ihm von den Tipps hier und bat ihn, mit mir an einem Strang zu ziehen. Er war muffig und meinte, ins Bad darf ich den Hund auf keinen Fall sperren, wenn er kläfft, und das mit dem Ignorieren könne wir ja machen...

Heute morgen wieder mordsmäßiges Gekläffe, als wir noch im Bett lagen. Mein Freund ruft drei Mal AUS, dann ruft er den Namen des Hundes, klopft aufs Bett - der Hund kommt und es ist gut.

"Hattest du nicht gesagt, dass du mit dem ignorieren einverstanden bist, damit er sich das abgewöhnt?"

"Das mit dem Ignorieren kann man machen, wenn er vor Freude bellt, aber nicht, wenn er anschlägt."

Weiterschlafen, und später beim Frühstück meckert er, weil ich den armen Hund im Schlaff immer weg vom Bett geschoben hätte, wenn der sich einfach nur ganz lieb anschmusen wollte.

Diskussion, Diskussion, Diskussion... Ich war drauf und dran, meinen Rucksack und meine Schreibunterlagen zu packen und für vier Tage auf Wanderschaft zu gehen, bis hier im Haus wieder Ruhe ist. Hund laut, Freund laut... Das ist zu viel Lärm für mich.

Habe dann eine rhetorische Schleife gezogen und gesagt, dass er mich doch bitte nicht dafür verantwortlich machen soll, was für Zeug ich tue oder blubbere, wenn ich schlafe. Dass ich den Hund ja lieb habe. Aber dass er das gestern nicht mitgekriegt hat, dass ich wirklich vor lauter Hilflosigkeit kurz davor war, ihn am Hals zu packen und zu schütteln, weil ich wegen dem Kläffen und dem Nachbarkater nicht mal mit dem Laptop in die Sonne zum arbeiten gehen konnte - und dass es ja wohl nicht sein kann, dass ich so was bei so einem so schmusigen Hund machen möchte, oder? Aber dass man an diesem Verhalten von mir im Schlaf sieht, dass ich unbewusst langsam richtig sauer auf den Hund bin und dass wir da gegensteuern müssen, wenn wir diese Woche noch gut hinter uns bringen wollen.

Und dann haben wir noch mal über das gelesen, was hier im Thread rausgekommen ist, dass der Tenor von allen Seiten eben ganz klar in richtung "unerwünschtes Verhalten ignorieren" geht.

Bin mal gespannt, was dabei rauskommen wird... Hab jetzt schon Angst davor, wenn irgendwann Kindererziehung auf dem Programm steht :zwinker:. Die kann man dann ja nicht einfach nach einer Woche abgeben...
 
Shiny Flame
Benutzer42813  (41) Beiträge füllen Bücher
  • Themenstarter
  • #22
Wie gesagt, ich habe den Hund jetzt immer mal zwischendurch, wenn er leise war, geholt, mit ihm geschmust und ihm die ohren gekrault - das liebt er sehr. Er hat sogar schon raus, auf eine bestimmte Handbewegung von mir Sitz zu machen - jedenfalls in zwei von drei Fällen. Ist das nicht super? Ich glaube, der ist wirklich ziemlcih intelligent. Und er hat es auch schon raus, dass er sich beim dritten oder vierten Versuch tatsächlcih ruhig hinsetzt und sitzen bleibt, wenn ich ihm die Leine anmachen will, statt fröhliches Jagen und Fangen zu spielen... Einfach nur mit ein bisschen ignorieren, aufrecht hinstellen und in eine komplett andere Richtung gucken.

Bei mir, wie gesagt. Mein Freund hat von Berufs wegen nicht ganz so wie ich auf die harte Tour lernen müssen, konsequent zu bleiben, weil man sonst untergeht...

Natürlich klappt nicht alles 100%, aber ich erwarte ja auch keine Wunder. Immerhin habe ich jetzt nicht mehr das Gefühl, dass der Hund mir auf der Nase rumtanzt, macht, was er will und komplett meinen Tagesablauf dirigiert. Auf diese Weise werden wir die Woche schon noch schaffen. Immerhin fühle ich mich jetzt nicht mehr so hilflos, dass ich Angst davor haben muss, ihn anzuschreien!

Das war nämlich das wirklich schlimme daran. Man schreit doch kein Tier an! Erst recht keines, das schon mal misshandelt wurde, aber auch sonst nicht.

Manche Sachen gehen trotzdem nicht. Wir müssen komplett auf SM verzichten, weil bereits das Geräusch leiser Klappse ihn wirklich in Panik versetzt. Das ist dann auch kein Anschlagen mehr, sonden Winseln, Jaulen, einpinkeln, sonst was... Und das muss ich ihm nicht antun. Auch, wenn es mich auch irgendwie ankotzt, in meinem Urlaub auf einen so großen Teil meiner Sexualität verzichten zu müssen. Ein paar Nachwirkungen der Misshandlungen von früher hat er da definitiv noch.

Aber genau wie bei Kindern ist so was ja kein Grund, jemanden zu verziehen.

Wenn er permanent zu uns käme, dann würde ich definitiv mit ihm irgendwo Hundetraining machen, damit er richtig lernt und ich auch...
 
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Shiny Flame
Benutzer42813  (41) Beiträge füllen Bücher
  • Themenstarter
  • #24
Wie gesagt, ein paar Kompromisse geh ich ja auch gerne ein, ich fand nur diese komplette Fremdbestimmung der letzten Tage so furchtbar... Selbst wenn er heute angeschlagen hat, was durchaus häufig vorkam, fühlte ich mich dabei nicht mehr so hilflos und in die Pflicht genommen.

Dass er auf Schlag-Geräusche reagiert, werdet ihr ihm aber sicher nicht abtrainieren können...da müsst ihr jetzt wohl durch. Immerhin ist es ja nur eine Woche! :zwinker:

Nein. Das gehört halt zu den Kompromissen. Die kann ich dann ja auch eingehen.
 
R
Benutzer Gast
  • #25
Ist ja auch kein Wunder, dass man sich erstmal überfordert fühlt, wenn man plötzlich die volle Verantwortung für einen Hund hat, obwohl man eher der Katzentyp ist. :zwinker:
Aber man lernt total schnell, finde ich, und das siehst du ja grade auch an dir selber. Je souveräner du dann bist, desto besser klappt es auch, der Hund spürt das ja auch.
 
Loomis
Benutzer37188  Meistens hier zu finden
  • #26
Also das klingt doch alles großartig! :smile: Nach nur einem Tag schon solche Erfolge - ich hab doch gesagt, er wird schnell den Bogen raus haben, bei wem er sich wie verhalten kann. :zwinker: Wenn dein Freund jetzt noch mit am Strang zieht, kriegt ihr die Woche locker rum.
 
Shiny Flame
Benutzer42813  (41) Beiträge füllen Bücher
  • Themenstarter
  • #27
Da ich damals ein paar gute Tipps bekommen habe: Ich habe ein neues PRoblem. Der Hund ist wieder bei uns in Pflege, seit inzwischen über einem Monat. Das nervenzerfetzende Heulen und Jammern hat er sich abgewöhnt, inzwischen "beschränkt" er sich auf ein bisschen Anschlagen und Hochspringen, wenn wir heimkommen oder wenn jemand durchs Treppenhaus geht. Das hört nach spätestens fünf Sekunden wieder auf, damit lässt sich leben.

Was mir im Moment aber große Sorgen bereitet: Wenn ich da bin, folgt er mir auf Schritt und Tritt.

Ich kann nicht mehr aufräumen, weil ich beim gewohnten Gang durch die Wohnung, eben hier etwas einsammeln, da etwas einsammeln, normalerweise nicht jeden Schritt einzeln bedenke, sondern eben einfach flotten Schrittes durch die Wohnung gehe und es einfach tue. Genauso beim Wäschezusammensuchen. Oder beim Kcohen in der Küche - auch da muss es manchmal schnell gehen und ich gehe von hier nach da und zurück und habe das alles so internalisiert, dass ich es einfach nicht schaffe, bei jedem Schritt auf den Boden zu schauen, ob da wieder ein Hund ist.

Als Ergebnis bin ich mit der wäsche deutlich hinterher, habe vor mehr als einer Woche zum letzten Mal "richtig" abgewaschen und alles stapelt sich, und hier und da sammeln sich immer mehr Dinge an, die ich einfach nicht "eben mal schnell" aufräumen kann, weil ich dabei jedes Mal zwei oder drei Mal auf den Hund trete, über ihn stolpere oder ihn schubse oder so. Meine Augen sind nicht die allerbesten, und ich kriege es irgendwie nicht hin, beim Gehen jedes Mal auf den Boden zu schauen und dem Hund aus dem Weg zu gehen - dabei kann ich dnan ja gar nicht mehr auf die Dinge achten, die ich eigentlich tun will.

Wie bringt man einem Hund bei, dass er mal fünf Minuten oder eine halbe Stunde auf einem Platz liegen bleibt, selbst wenn ich dabei durch die Wohnung gehe? Denn wir müssen den Hund jetzt wohl noch ne Weile behalten, und wenn es so weitergeht, versifft die Wohnung immer mehr, weil ich langsam auch keine Lust mehr auf ständiges Stolpern und Aufjaulen habe, wenn ich eben mal schnell die Müllsäcke rausholen und neue in den Eimer machen will oder schnell durch Bad, Küche und Wohnzimmer gehe, um nach weiterer Wäsche zu suchen und noch mal schnell auf der Seite meines Freundes nach Socken zu suchen... Wenn all diese einfachen Tätigkeiten durch den Hund so kompliziert werden, schaffe ich sie neben meiner Arbeit irgendwie einfach nicht mehr.

Aber wenn ich ihn (wie ich das mit dem Kater bei vergleichsweiser Nerverei tun würde) mal für 10 Minuten alleine in ein Zimmer sperre, um schnell etwas zu erledigen, dann weint der Hund wieder so schlimm, dass ich merke, dass er wirklich leidet und ich ihm das nicht antun kann.

Durch die wachsende Unordnung werde ich dem Tier gegenüber aber immer gereizter, und das kann es auch nicht sein...
 
krava
Benutzer59943  (43) Verhütungsberaterin mit Herz & Hund
  • #28
Hat der Hund feste Zeiten? Also einen festen Tagesrhythmus? Weiß er, wann er Gassi darf? Wann es Futter gibt?
Ist er nach dem Gassigehen gar nicht müde und ausgelastet?

Kira hat ihre festen Zeiten. Sie weiß genau: morgens ist sie dran, es geht nach dem Frühstück Gassi. :smile: Danach geh ich einkaufen, sie wartet im Auto. Dann zuhause ist Mittagsschlaf, sie legt sich freiwillig und gerne hin, ist auch sichtlich k.o. und dann pennt sie erstmal zwei Stunden. :grin:
In der Zeit kann ich durchaus auch Hausarbeit erledigen, wenn ich auch ein bisschen darauf achte, dass ich nicht zu viel hin und her wirble, sonst schreckt sie schon auf. Aber Wäsche aufhängen, bügeln, spülen usw., das geht problemlos.
Genauso nach dem Fressen... Da weiß sie auch - Pause.
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Feste Zeiten sind für Mensch und Hund wichtig. So weiß jeder wann er dran ist.
 
Shiny Flame
Benutzer42813  (41) Beiträge füllen Bücher
  • Themenstarter
  • #29
Ich räume am Wochenende auf, Krava, unter der Woche komme ich zu unterschiedlichen Zeiten nach Hause und mache dann je nachdem, wie viel Kraft ich noch habe, unterschiedlich viel. Feste Tagesabläufe als Ideal leuchten mir ein und sollten es für den Hund leichter machen - aber das geht bei mir leider nicht. Und ich will am Wochenende einfach nicht um halb sechs aufstehen und mit ihm rausgehen wie unter der Woche. Da muss er dann auch mal bis neun oder halb zehn warten. Sonst schaffe ich das nicht mehr.

Nach dem Gassigehen kommt er trotzdem immer wieder in meine Nähe - zumal ich dann auch immer erst mal eine kleine Pause brauche ^^. Er erträgt es nur sehr schwer, alleine zu sein - und es ist für ihn auch sehr schwer, dass wir halt auch immer wieder so viel weg sind und dann auch noch zu unterschiedlichen Zeiten. Die ersten Wochen konnte ich das auch nachvollziehen - sein eigenes Frauchen ist halt immer da und hat keinen anderen Tagesinhalt, als um sich um den Hund zu kümmern. Da will er halt immer bei uns sein, weil er ständig Angst hat, dass wir wieder weggehen, wenn er nicht aufpasst.

Kann ich ja alles nachvollziehen... Wir gehen ja wirklich immer zu unterschiedlichen Zeiten aus dem Haus und dann ist der Hund mit dem Kater alleine und mag das nicht. Aber es lässt sich leider nicht ändern - wir hätten uns bei diesem Lebensstil auch niemals selber einen Hund angeschafft, weil man ihm so auf Dauer natürlich nicht wirklich gerecht wird. Aber wenn das Frauchen halt längere Zeit ins Krankenhaus muss, kann man sich das nicht immer aussuchen...

Ich merke leider, dass ich zunehmend gereizter werde, wenn er mir vor die Füße läuft, so dass ich dann lieber schon gar nicht mehr durch die Wohnung gehe - und dass tut mir dann immer wieder so leid, weil der Hund sich ja eigentlich nur seiner Natur und Sozialisation entsprechend verhält. Aber ich schaffe am Wochenende auch keinen Marathon "Hundegassi und direkt danach meine zwei Stunden Haushalt am Stück, so lange er sich ausruht". Mein Job ist psychisch im Moment mal wieder sehr kaputtmachend und ich bin am Wochenende erschöpft. Wenn ich da mit ihm draußen war, muss ich mich auch erst mal ausruhen, bevor ich an die Hausarbeit gehen kann. Und meinem Freund geht es nicht besser.

---------- Beitrag hinzugefügt um 17:48 -----------

Genauer erklärt: Der Hund braucht immer einen Maximalabstand von gefühlten 50 Zentimetern zu uns, am besten direkten Körperkontakt. Damit wird sogar so was wie Bügeln schwer, weil man dabei ja doch mal einen oder zwei Schritte zum Wäschekorb und dann zurück zum Bügeleisen machen will - oder mal vom einen Ende zum anderen Ende des Bügelbrettes geht, um eine Hose eben der Länge lang zu bügeln.
 
kickingass
Benutzer91572  Beiträge füllen Bücher
  • #30
Ist der Hund eigentlich untertags alleine, wenn du und dein Freund arbeiten seid? Wie geht er damit um?

Ich hatte das Problem auch bei einem Pflegehund und habe zwei Tipps erhalten:

Ruhig und konsequent auf den Platz schicken. Aufstehen und wenn der Hund dann auch aufsteht, einfach wieder hinsetzen. Das halt mehrmals, damit er kapiert, dass aufstehen nicht heißt das gleich was spannendes passiert und er mir am besten folgen sollte.
Das ganze ist aber nur effektiv, wenn man dabei ruhig bleibt und nicht ungeduldig und grantig wird.

und

Keine Rücksicht nehmen. Er hat zwei Augen im Kopf und sieht das du ständig in Bewegung bist, wenn du dann mal anrempelst - Pech. Seins nämlich. Er muss schauen das er nicht im Weg steht. In der freien Wildbahn ist das Rudel ja auch der Hauptpunkt, dennoch stehen sich die dennoch stehen sich die Hunde nicht gegenseitig im Weg.
 
krava
Benutzer59943  (43) Verhütungsberaterin mit Herz & Hund
  • #31
Und eine andere Unterbringungsmöglichkeit gibt es für den Hund nicht?
Sein Frauchen kann nicht, das leuchtet im Krankenhaus ein. Aber bei euch scheint der Hund ja auch eher unwillkommen zu sein, aus ebenfalls nachvollziehbaren Gründen. Also für keinen der Beteiligten optimal. Und ich würde meinen Hund definitiv in guten Händen wissen wollen, sollte ich mal ins KH müssen.
Also gibts Alternativen für den Hund?
Andere Pflegestellen? Über entsprechende Vereine gibts da ja durchaus Kontaktmöglichkeiten. Da werden Pflegestellen ja auch entsprechend ausgesucht. Vielleicht ließe sich eine mit Zweithund finden, dann hätte er mehr Anschluss, auch wenn die Menschen mal nicht da sind.

Dass ein Hund eine gewisse Eingewöhnungszeit braucht, ist normal. Und wenn der Hund häufiger den "Standort" wechseln muss, dann wirds natürlich schwierig.

Unter der Woche gehst du also um halb 6 raus und am WE später, das ist ja normal. Heißt das, dass euch der Hund jetzt am WE auch um halb 6 nervt oder warum genau ist die andere Zeit da ein Problem?
Ich meinte das mit den festen Rhythmen weniger auf die Uhrzeit bezogen, sondern auf den Tagesablauf.
Ich geh auch nicht jeden Tag um die gleiche Uhrzeit mit Kira raus. Da gibts Schwankungen von 1-2 Stunden, im Sommer noch mehr, weil ich da bis 8 spätestens wieder daheim sein muss wegen der Hitze. Aber das ist nicht entscheidend. Entscheidend ist, dass der Hund eben weiß, dass er morgens zuerst dran ist. Oder eben als zweites, drittes usw. je nachdem.
Also aufstehen, anziehen, Kaninchen füttern, frühstücken, Gassi gehen :smile: Das ist die Reihenfolge bei uns. :grin:
Das kann um 7 Uhr sein oder um 10, aber die Reihenfolge ist gleich.
 
Shiny Flame
Benutzer42813  (41) Beiträge füllen Bücher
  • Themenstarter
  • #32
Ach so, das mit der Reihenfolge haben wir auch so. Morgens: Erst Kater Futter, dann Hund Futter, währenddessen Menschenfrühstück, dann Gassi. Usw. Ich hatte dich mit den festen Abläufen so verstanden, dass damit auch die Uhrzeiten so sein sollen - also so, als ob der Hund insgesamt ausgeglichener wäre, wenn ich am Wochenende extra für ihn auch früh aufstehe. Er nervt nämlich in der Frühe noch gar nicht, sondern ist eigentlich völlig glücklich, wenn er dann bei uns auf dem Bett bei uns liegen kann (und wenn wir schmusen wollen, will er begeistert mitschmusen und unser Sexualleben stirbt ^^).

Wenn wir morgens aus dem Haus gehen, "weint" der Hund immer ein bisschen. Wir haben ihn immer noch mal kurz gestreichelt vorher - und er hat tagsüber halt unseren Kater zur Gesellschaft. Mein Freund kommt normal um 2 zurück, ich zwischen eins und sechs.

Ursprünglich war geplant, dass der Hund für vier Wochen zu uns kommt - und da wir uns beim letzten Mal nach den Anfangsschwierigkeiten ganz gut aneinander gewöhnt hatten, haben wir gesagt, dass wir es dieses Mal wieder machen können. Letztes Mal war halt leichter, da waren es Ferien. Und am Anfang war das mit dem "nicht-aufräumen-können" noch nicht ganz so "nervig" - man nimmt halt auch immer ein bisschen Rücksicht aufeinander, wir haben auch viel mit dem Hund geschmust, das kennt er so und das ist eigentlich ja auch schön.

Aber jetzt sind es halt schon mehr als fünf Wochen, und auf einmal wird aus dem einmonatigen Besuch ein längerer Zustand - und da muss man irgendwie noch mal neu gucken. Hund einsperren in ein anderes Zimmer geht nicht, das löst bei ihm Angst aus und er "weint" dann wieder...
 
kickingass
Benutzer91572  Beiträge füllen Bücher
  • #33
Wir haben ihn immer noch mal kurz gestreichelt vorher

Das würde ich lassen. Das wird für ihn ja genau so zum Ritual, dass heißt "Gleich verlassen dich deine Menschen" und das Streicheln bedeutet "Ja, du hast recht, das ist etwas fürchterliches, darum streichel ich dich, weil ich dir recht gebe".

Am besten nach dem Spaziergang in der Früh gleich etwas knuddeln, Ruhe einkehren lassen und dann einfach gehen, als wärs das Normalste der Welt und keine große Sache. Wenn ihr keine große Sache daraus macht, fällt es dem Hund wohl auch leichter. Das Problem ist ja nicht nur, dass er ein bisschen weint, sondern das es ihm vermutlich dabei einfach nicht gut geht und er nur auf eure Rückkehr wartet.

Ansonsten ist mir gestern noch eingefallen, was mir die Hundetrainerin gesagt hat: Hunde sind sehr höflich und respektvoll. Eine der wichtigsten Höflichkeitsformen ist "sich Raum lassen". Auf der Straße, egal wie eng der weg ist, werden Hunde niemals direkt aneinander vorbei gehen, sondern versuchen einen Bogen umeinander zu machen, da Berührungen einfach unhöflich sind.

Weiters meinte sie damals zu mir, hatte eben auch einige Herausforderungen mit dem Pflegehund, das "im Weg rumstehen" auch eine Dominanz-Geste sein kann. Hunde kommunizieren sehr stark über die Körpersprache und nur wenig über Geräusche. Ein Hund der absichtlich im Weg steht, könnte dadurch meinen "Ja, geh du mal schön um mich herum, ich bin hier der Ranghöhere". Natürlich war das für mich sehr wunderlich, immerhin war mein Pflegehund anfangs ja nur ein Häufchen Elend und alles andere als dominant. Jedoch habe ich den Fehler "Mitleid haben" gemacht und der Hund hat sich halt, aus seinen natürlichen Instinkten heraus, einfach als der Anführer gesehen, weil ich in seinen Augen geschwächelt habe.

Dominanz bei Hunden kann man nicht mit Dominanz bei Menschen vergleichen.

Jetzt ist halt die Frage wieso der Pflegehund bei euch "unhöflich" ist und dir den Raum nimmt. Wird er selbstsicherer und versucht eben heraus zu finden, wer der Chef ist. Oder hat er wirklich einfach ganz furchtbare Angst, dass ihr ihn verlasst, wenn er nicht dauernd in eurer direkten Nähe ist? Bei seiner Vorgeschichte wäre das ja auch möglich.
Hat er viel Kontakt mit anderen Hunden? Vielleicht hat er auch einfach das hündische Verhalten verlernt oder nie gelernt bekommen. Hunde bringen sich das ja flott untereinander bei, wenn er da einem anderen einfach den Platz nimmt, wird schneller nach ihm geschnappt, als er schauen kann.

Wenn der Hund noch länger bei euch bleibt, kann ich euch auch nur einen guten Hundetrainer ans Herz legen. Das erleichtert sicher vieles, auch wenns teuer ist.
 
M
Benutzer18889  Beiträge füllen Bücher
  • #34
Mein Hund wollte mir anfangs in der Wohnung auch hinterher laufen, aber das habe ich ihm schnell abgewöhnt.

Einfach ganz oft und schnell die Zimmer wechseln und die Tür hinter sich schließen. Das wird dem Tier irgendwann zu doof.

Außerdem kannst du den Hund an einen festen Platz gewöhnen, indem du ihn fürs Bleiben belohnst. Wenn er aufsteht, bringst du ihn wortlos zurück. Aufmerksamkeit gibt's nur fürs Bleiben, nicht fürs Aufstehen.
 
Shiny Flame
Benutzer42813  (41) Beiträge füllen Bücher
  • Themenstarter
  • #35
Weiters meinte sie damals zu mir, hatte eben auch einige Herausforderungen mit dem Pflegehund, das "im Weg rumstehen" auch eine Dominanz-Geste sein kann. Hunde kommunizieren sehr stark über die Körpersprache und nur wenig über Geräusche. Ein Hund der absichtlich im Weg steht, könnte dadurch meinen "Ja, geh du mal schön um mich herum, ich bin hier der Ranghöhere". Natürlich war das für mich sehr wunderlich, immerhin war mein Pflegehund anfangs ja nur ein Häufchen Elend und alles andere als dominant. Jedoch habe ich den Fehler "Mitleid haben" gemacht und der Hund hat sich halt, aus seinen natürlichen Instinkten heraus, einfach als der Anführer gesehen, weil ich in seinen Augen geschwächelt habe.

Das könnte auch dazu passen, dass er im Moment schlechter kommt, wenn ich ihn rufe... Am Anfang habe ich sehr mit ihm trainiert, dass er eben immer direkt auf Signal von mir Sitz macht, kommt oder bei Fuß geht (an der Leine), damit er mich als Boss anerkennt und ich ihn draußen auf der Wiese auch laufen lassen kann - und seit einer Woche kommt er nicht mehr sofort, wenn ich rufe. Weswegen ich ihn jetzt seltener von der Leine lasse und wir häufiger mal wieder Kräftemessen an der Leine haben...

Vielleicht müssen wir diesen Dominanzkram wirklich einfach noch mal "neu auskämpfen", jetzt, wo er die Eingewöhnungsphase hier hinter sich hat?

Das kann ich mir zumindest vorstellen - und dann habe ich einen Ansatzpunkt. Am Anfang haben wir oft Blickduell gemacht, wo ich dann immer so lange gestarrt habe, bis er wegguckte. Vielleicht mach ich das jetzt einfach noch mal wieder ein paar Mal, wenn er sich mir in den Weg legt.

Dann fühl ich mich zumindest nicht mehr so hilflos ^^.

Über den Hintergrund ist nicht so viel bekannt - er kommt aus einem polnischen Tierheim und wurde früher misshandelt und hat Angst vor Gewalt. Außerdem durfte das Frauchen, als es noch mit dem Ehemann zusammen war, nie die Wohnung verlassen und der Hund durfte für sein Geschäft nur schnell in den Garten. In dieser Zeit hatte er definitiv gar keinen Kontakt zu anderen Hunden.
 
R
Benutzer12784  (43) Sehr bekannt hier
  • #36
Doch, du kannst es ihm durchaus abgewöhnen soetwas bei dir zu machen. Auch in einer Woche.
Aber wenn du ihn fürs Kläffen mit Schmussen belohnst gibst ihm nicht wirklich einen Grund damit aufzuhören oder?
 
Shiny Flame
Benutzer42813  (41) Beiträge füllen Bücher
  • Themenstarter
  • #37
Das Kläffen hat er sich inzwischen abgewöhnt (bis auf kurzes Anschlagen, wenn jemand durchs Treppenhaus geht).

Das Problem war inzwischen wohl mehr, dass für den Hund nach drei Wochen nicht mehr ganz klar war, wer hier im Rudel eigentlich Alpha ist, und dass er sich mir immer in den Weg legte. Ich hatte das interpretiert als "Angst vorm Alleine sein", aber seit ich es stattdessen als Alpha-Verhalten interpretiere und stattdessen darauf reagiere, habe ich eine entspanntere Haltung dazu. Heute habe ich bei zwei Anwandlungen hausfraulichen Tatendranges jeweils einmal Blickduell mit ihm gemacht, bis er wegguckte, ihm dann einen Platz angewiesen, und dann bin ich einfach durch die Wohnung gewuselt, wie es mir richtig erschien. Ich hatte auf die Pfennigabsätze verzichtet, die ich sonst beim Putzen so gerne trage, und habe ihn dann einfach immer sanft mit dem Fuß aus dem Weg geschoben/geschubst und ansonsten ignoriert.

Beim zweiten Mal klappte es schon besser. Vermutlich war diese aus Sicht des Hundes ungeklärte Alpha-Frage das, was mich so belastet hat - und was in mir das frustrierende Gefühl auslöste, in meiner eigenen Wohnung nicht mehr Herrin im Haus zu sein.

Seit wir das zwischen uns geklärt haben, komme ich emotional wieder besser mit dem Hund klar ^^.
 
kickingass
Benutzer91572  Beiträge füllen Bücher
  • #38
Vielleicht müssen wir diesen Dominanzkram wirklich einfach noch mal "neu auskämpfen", jetzt, wo er die Eingewöhnungsphase hier hinter sich hat?

Das kann gut sein, außerdem wird man ja selbst dann auch schleissiger :zwinker:

Aber schön, wenn du schon entspannter bist im Umgang.
 
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