
Benutzer60100 (37)
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- #1
Hallo ihr Lieben,
ich hoffe, dass ich damit im richtigen Unterforum gelandet bin. Falls nicht - bitte verschieben.
Ich würde diesen Thread gerne nutzen um mich mit Angehörigen von Suizidopfern auszutauschen. Mir fällt es sehr schwer darüber mit Freunden oder meiner Familie zu sprechen, daher hoffe ich, dass ich mir hier eventuell ein wenig von der Seele "reden" kann und es vielleicht Gleichgesinnte gibt, die mir sagen können wie sie mit dieser Situation umgegangen sind.
Kurz zu meiner Situation:
Meine Oma (69) hat sich am 20.10.2016 mit Hilfe von Schlaftabletten, diversen anderen Medikamenten und Alkohol das Leben genommen. Seitdem ich denken kann, war sie für mich da, sie war wie meine Mutter, ich habe meine halbe Kindheit bei ihr verbracht und habe sie, bis zum Tag des Todes, mehr gesehen als meine Eltern. Sie war für mich und meinen Sohn die wichtigste Bezugsperson. Jeden Sonntag waren wir da, haben Spiele gespielt, gebacken, Ausflüge gemacht oder einfach nur gequatscht. Sie war noch topfit und hat auch noch gearbeitet. Nach Außen hin war sie stets die coole, selbstbewusste, spontane und humorvolle Frau.
Wie es in ihrem Inneren aussieht, wusste ich natürlich. Das was sie nach außen ausgestrahlt hat, sah im Inneren ganz anders aus. Depressionen haben sie mehr als ihr halbes Leben begleitet. Die Ursache dafür war bekannt, aber eine Hilfe unmöglich. Es gab Zeiten, da war es besonders schlimm und selbst ich kam nicht mehr an sie ran. Das letzte halbe Jahr, hat sie sich aber wieder einigermaßen gefangen gehabt und sie war wieder lebensfroh und verhältnismäßig "glücklich". Bis zum 19.10.2016. Sie rief mich am frühen Abend total verheult an, da ihr Vermieter Eigenbedarf angemeldet hat. Für sie ein Weltuntergang. Sie liebte diese Wohnung abgöttisch und sagte immer, dass sie nur noch einmal umzieht und das ist zum Waldfriedhof. Für sie natürlich ein totaler Schicksalsschlag. Ich machte mich sofort auf den Weg zu ihr. Da ich einen Schlüssel für die Wohnung hatte bin ich sofort zu ihr rein, sie war komplett aufgelöst und kaum zu beruhigen. Ich habe an dem Abend schon gemerkt, was sie vor hat. Es gab viele Hinweise dafür, also spach ich sie drauf an. Es war nicht das erste mal, daher hatte ich sowieso schon feine Fühler was das Thema Suizid angeht. Ich habe sie angefleht, dass sie es nicht tut, ihr gesagt, dass wir das schaffen und eine ähnliche Wohnung finden werden. Natürlich wollte sie das nicht hören. Nachdem ich aber selber irgendwann komplett aufgelöst war, wurde sie schlagartig ruhig und gefasst und hat mir versprochen, dass sie sich nichts an tut, mir und meinem Kind zuliebe. Sie sei nun erschöpft und müde und wolle nur noch ins Bett um abzuschalten. Sie hat mir versprochen, dass sie sich morgen früh sofort bei mir meldet, damit ich weiss, dass alles gut ist...
Ich habe sie in den Arm genommen, sie fest gedrückt.. schon mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass es das letzte mal gewesen sein kann. Ich hatte dort natürlich schon das Gefühl, dass sie vieles nur sagte um mich zu beruhigen und um ihre Ruhe zu haben. Es kam für mich allerdings nicht in Frage die Polizei oder den Arzt zu rufen, ich habe es ihr versprochen. Und hätte sie es an diesem Tag nicht getan, dann sicher an einem anderen. Ich muss dazu sagen, dass ich sie schon mal hab einweisen lassen. Das wollte ich ihr nicht nochmal antun.
Am nächsten Morgen schaute ich sofort auf mein Handy - keine Nahricht, kein Anruf. Ich fuhr zur Arbeit und schrieb ihr bei WhatsApp. Die Nachricht ging nicht durch (nur ein Haken). Ich wusste was passiert ist. Ich habe auch nicht mehr versucht anzurufen. Ich saß noch 3 Stunden auf Arbeit um mich darauf vorzubereiten, was mich erwartet, wenn ich zu ihr fahre. Sowas geht natürlich nicht. Ich fuhr zu ihr, klingelte mehrmals, es machte niemand auf. Ich schloss die Tür auf, ging in alle Zimmer (außer dem Schlafzimmer, da ich es geahnt habe).. ich sah schon den Brief auf den Tisch. Spätestens jetzt wurde es real. Ich machte die Schlafzimmertür auf - und da lag sie. Friedlich. Ich schrie sie 3x an ehe ich raus rannte um den Notarzt zu rufen. Ab da an sind sämtliche Erinnerungen wie weg gepustet. Ich bin zusammen gebrochen und sah irgendwann nur noch den Arzt, die Kripo und die Polizei vor mir stehen.
Seit diesem Tag ist nichts mehr wie es war. Ich wache jede Nacht zwischen halb drei und drei auf, bin Schweiß gebadet, kann nicht mehr einschlafen. Kann mich nicht mehr konzentrieren, bin müde, schlaflos und lustlos. Ich vermisse sie so sehr. Ich kann es noch nicht begreifen und weiß nicht wie ich damit umgehen soll. Ich mag momentan niemanden um mich herum haben. Und das obwohl ich normalerweise ein unternehmungslustiger und offener Mensch bin. Ich habe das Gefühl in meiner Trauer zu ersticken. Ich weine nicht mal viel, ich fühl mich einfach nur so leer. Ich kann mit dieser Art des Todes und dem Verlust nicht umgehen. Ich hoffe, es ist nicht ganz zu wirr, aber ich bin noch ein bisschen durcheinander. Es tat aber gut, dies einfach mal von der Seele zu schreiben.
Vielleicht gibt es jemanden hier, dem das ganze auch bzw. so ähnlich widerfahren ist. Ich würde gerne wissen wie ihr gelernt habt damit umzugehen und in euer "altes" Leben zurück gefunden habt? Und wie man die Art des Todes akzeptieren kann? Dies fällt mir sehr schwer, ohne mir Vorwürfe zu machen.
ich hoffe, dass ich damit im richtigen Unterforum gelandet bin. Falls nicht - bitte verschieben.
Ich würde diesen Thread gerne nutzen um mich mit Angehörigen von Suizidopfern auszutauschen. Mir fällt es sehr schwer darüber mit Freunden oder meiner Familie zu sprechen, daher hoffe ich, dass ich mir hier eventuell ein wenig von der Seele "reden" kann und es vielleicht Gleichgesinnte gibt, die mir sagen können wie sie mit dieser Situation umgegangen sind.
Kurz zu meiner Situation:
Meine Oma (69) hat sich am 20.10.2016 mit Hilfe von Schlaftabletten, diversen anderen Medikamenten und Alkohol das Leben genommen. Seitdem ich denken kann, war sie für mich da, sie war wie meine Mutter, ich habe meine halbe Kindheit bei ihr verbracht und habe sie, bis zum Tag des Todes, mehr gesehen als meine Eltern. Sie war für mich und meinen Sohn die wichtigste Bezugsperson. Jeden Sonntag waren wir da, haben Spiele gespielt, gebacken, Ausflüge gemacht oder einfach nur gequatscht. Sie war noch topfit und hat auch noch gearbeitet. Nach Außen hin war sie stets die coole, selbstbewusste, spontane und humorvolle Frau.
Wie es in ihrem Inneren aussieht, wusste ich natürlich. Das was sie nach außen ausgestrahlt hat, sah im Inneren ganz anders aus. Depressionen haben sie mehr als ihr halbes Leben begleitet. Die Ursache dafür war bekannt, aber eine Hilfe unmöglich. Es gab Zeiten, da war es besonders schlimm und selbst ich kam nicht mehr an sie ran. Das letzte halbe Jahr, hat sie sich aber wieder einigermaßen gefangen gehabt und sie war wieder lebensfroh und verhältnismäßig "glücklich". Bis zum 19.10.2016. Sie rief mich am frühen Abend total verheult an, da ihr Vermieter Eigenbedarf angemeldet hat. Für sie ein Weltuntergang. Sie liebte diese Wohnung abgöttisch und sagte immer, dass sie nur noch einmal umzieht und das ist zum Waldfriedhof. Für sie natürlich ein totaler Schicksalsschlag. Ich machte mich sofort auf den Weg zu ihr. Da ich einen Schlüssel für die Wohnung hatte bin ich sofort zu ihr rein, sie war komplett aufgelöst und kaum zu beruhigen. Ich habe an dem Abend schon gemerkt, was sie vor hat. Es gab viele Hinweise dafür, also spach ich sie drauf an. Es war nicht das erste mal, daher hatte ich sowieso schon feine Fühler was das Thema Suizid angeht. Ich habe sie angefleht, dass sie es nicht tut, ihr gesagt, dass wir das schaffen und eine ähnliche Wohnung finden werden. Natürlich wollte sie das nicht hören. Nachdem ich aber selber irgendwann komplett aufgelöst war, wurde sie schlagartig ruhig und gefasst und hat mir versprochen, dass sie sich nichts an tut, mir und meinem Kind zuliebe. Sie sei nun erschöpft und müde und wolle nur noch ins Bett um abzuschalten. Sie hat mir versprochen, dass sie sich morgen früh sofort bei mir meldet, damit ich weiss, dass alles gut ist...
Ich habe sie in den Arm genommen, sie fest gedrückt.. schon mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass es das letzte mal gewesen sein kann. Ich hatte dort natürlich schon das Gefühl, dass sie vieles nur sagte um mich zu beruhigen und um ihre Ruhe zu haben. Es kam für mich allerdings nicht in Frage die Polizei oder den Arzt zu rufen, ich habe es ihr versprochen. Und hätte sie es an diesem Tag nicht getan, dann sicher an einem anderen. Ich muss dazu sagen, dass ich sie schon mal hab einweisen lassen. Das wollte ich ihr nicht nochmal antun.
Am nächsten Morgen schaute ich sofort auf mein Handy - keine Nahricht, kein Anruf. Ich fuhr zur Arbeit und schrieb ihr bei WhatsApp. Die Nachricht ging nicht durch (nur ein Haken). Ich wusste was passiert ist. Ich habe auch nicht mehr versucht anzurufen. Ich saß noch 3 Stunden auf Arbeit um mich darauf vorzubereiten, was mich erwartet, wenn ich zu ihr fahre. Sowas geht natürlich nicht. Ich fuhr zu ihr, klingelte mehrmals, es machte niemand auf. Ich schloss die Tür auf, ging in alle Zimmer (außer dem Schlafzimmer, da ich es geahnt habe).. ich sah schon den Brief auf den Tisch. Spätestens jetzt wurde es real. Ich machte die Schlafzimmertür auf - und da lag sie. Friedlich. Ich schrie sie 3x an ehe ich raus rannte um den Notarzt zu rufen. Ab da an sind sämtliche Erinnerungen wie weg gepustet. Ich bin zusammen gebrochen und sah irgendwann nur noch den Arzt, die Kripo und die Polizei vor mir stehen.
Seit diesem Tag ist nichts mehr wie es war. Ich wache jede Nacht zwischen halb drei und drei auf, bin Schweiß gebadet, kann nicht mehr einschlafen. Kann mich nicht mehr konzentrieren, bin müde, schlaflos und lustlos. Ich vermisse sie so sehr. Ich kann es noch nicht begreifen und weiß nicht wie ich damit umgehen soll. Ich mag momentan niemanden um mich herum haben. Und das obwohl ich normalerweise ein unternehmungslustiger und offener Mensch bin. Ich habe das Gefühl in meiner Trauer zu ersticken. Ich weine nicht mal viel, ich fühl mich einfach nur so leer. Ich kann mit dieser Art des Todes und dem Verlust nicht umgehen. Ich hoffe, es ist nicht ganz zu wirr, aber ich bin noch ein bisschen durcheinander. Es tat aber gut, dies einfach mal von der Seele zu schreiben.
Vielleicht gibt es jemanden hier, dem das ganze auch bzw. so ähnlich widerfahren ist. Ich würde gerne wissen wie ihr gelernt habt damit umzugehen und in euer "altes" Leben zurück gefunden habt? Und wie man die Art des Todes akzeptieren kann? Dies fällt mir sehr schwer, ohne mir Vorwürfe zu machen.
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