Tipps von Erwachsenen an Erwachsene: SVV

cocos
Benutzer102673  (41) Beiträge füllen Bücher
  • #1
So jetzt reicht's mir.

Kurz und bündig:

Ich brauche dringend eine praktische Handhabe, um mich davor zu bewahren, mich selbst zu verletzen.
Wie genau und warum usw. spielt keine Rolle. Die Arbeit an Ursachen und die aktive Auseinandersetzung ist auch schon im Gange.
Ich fühle mich subjektiv GUT.

Jedoch füge ich mir recht schmerzhafte Wunden zu. Verbinde ich sie, füge ich sie mir an anderer Stelle zu. Und immer so weiter. Und das nervt. Vielleicht gibt es noch Tipp und Alternativen, die wirklich helfen. Einiges probiere ich schon aus, aber tja wie soll ich sagen: das Symptom verlagert sich.

Ich bin mittlerweile 30. Es sollte eigentlich Schluss sein mit "spätpubertärer Dramatik".

Danke schon mal!
 
In Love And War
Benutzer4590  (40) Planet-Liebe ist Startseite
  • #2
Hast du den Trick mit dem Gummiband schon versucht, also nen Gummi ums Handgelenk machen und bei jedem Drang zur Selbstverletzung fest damit "schnipsen"? Keine Ahnung, ob das eine offiziell anerkannte Maßnahme bei SSV ist, aber ich hab schon ein paar Mal gesehen, dass das als Ersatzhandlung eingesetzt wurde.
 
R
Benutzer12784  (43) Sehr bekannt hier
  • #3
Gummiband und ähnlich Ersatzhandlungen sind maximal ein momentanes Gegensteuern.
Aktive aufarbeiten ist das einzige was auf dauer helfen kann.

Was aber nutzt ist in Situationen in denen man sich selbst verletzen will, sich klar und laut zu sagen, das man eine Wahl hat und selbst die Entscheidung treffen kann.
Süchte sind schwer umzuleiten und loszuwerden. Aber man kann es schaffen.
 
cocos
Benutzer102673  (41) Beiträge füllen Bücher
  • Themenstarter
  • #4
Dankeschön
@InLoveAndWar: Den Gummibandtrick habe ich noch nicht ausprobiert, will es gerne versuchen.

Allerdings muss ich paradoxerweise sagen, dass es mir gar nicht um den Schmerz geht.
Ich will mir überhaupt gar nicht wehtun. Ich merke auch keinen Schmerz. Dann, wenn ich Schmerz merke, höre ich auf. Dann sind aber teilweise schon blutige Wunden bzw. offene Wunden da, die im Nachhinein sehr schmerzen, hässlich aussehen und ich mich ärgere.

Ich habe Angst, dass, wenn ich dieses Bedürfnis unterdrücke, sich dann wieder ein neues Problem auftut, z.B. die Ess-Störung wieder in den Mittelpunkt rückt. In der Hinsicht ist nämlich gerade weitestgehen Ruhe und es klappt prima mit der Ernäherung.

@ Reliant: die Theorie ist Klar :zwinker: und wird auch soweit umgesetzt. Und wahrscheinlich hast Du recht - es ist schwer.
Oftmals merke ich es erst mittendrin. Oft geschieht es auch in vollem Bewusstsein, während man sich im Klaren darüber ist, was man tut, welche Konsquenze es hat - und es ist, als wäre die bewusste Befehlsgewalt des Kopfes getrennt von dem, was der Körper macht.
Ich will auch das mit der klaren Handlungstrennung nochmal versuchen.

Sport ist seit einiger Zeit auch wieder im Gange - um Energie abzubauen. Autogenes Training mache ich auch. Ich bekomme auch viel Liebe und Zuwendung. Ich gehe zur Therapie.
Ich habe Ersatzmaßnahmen: Handschmeichler in jeder Ecke, Kaugummi kauen, sich hübsch-machen, spazieren gehen. Ich bin erfolgreich in meinem Beruf, bin gefordert. Ich vermeide Extreme. Ich setze Grenzen.

Und trotzdem.
Über weitere Ideen wäre ich dankbar. Vielleicht erweist sich die ein oder andere Akutmaßnahme als hilfreich. Über den eigenen Tellerrand schauen kann einen nur weiterbringen.
:smile:
 
B
Benutzer128548  (43) Verbringt hier viel Zeit
  • #5
Hast Du schon mal von dem Kampf-Flucht-Muster gehört? Psychische natürliche Reaktion, wenn wir in einer Stress Situation weder vor dem Urzeit-Tiger weglaufen oder ihn schlagen können. Geht einfach schlecht, z.B. mit dem Chef im Büro. Du bist da mit Deiner Reaktion durchaus normal!
Tips, die ich mal vom Profi erhalten habe: Folge Deinen Ur-Instinkten, indem Du sie in slow-motion durchgehst. Also sobald Du's merkst aufstehen, LANGSAM ein paar Schritte gehen oder LANGSAM eine Box-Bewegung durchführen.

Man kennt das Prinzip auch China von Tai-Chi, auch eine Variante davon. Oder von Comics, in denen die Figuren ständig im Kreis laufen, wenn sie nachdenken.
 
V
Benutzer97853  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #6
http://www.praxis-hoffeld.de/Liste.pdf
Hier ist noch eine Liste mit angenehmen Tätigkeiten.

Ansonsten:
Sport sorgt bei mir für psychischen Ausgleich.
Oft habe ich diesen "Druck" zum Beispiel auch nur kurze Zeit. Ich versuche mir immer bewusst zu machen, dass ich nur versuchen muss, die kommende halbe Stunde/Stunde mich abzulenken, ruhig zu bleiben - oft geht es mir danach schon besser.

Manchen hilft es, eine Freundin, die von deinem Problem weiß, anzurufen.

Bist du denn in Therapie? Vielleicht hat dein Therapeut noch eine Liste an Skills, mit denen du gegen den Druck ankämpfen kannst.
 
Theoderich
Benutzer107327  (39) Planet-Liebe Berühmtheit
  • #7
Ich brauche dringend eine praktische Handhabe, um mich davor zu bewahren, mich selbst zu verletzen.
Verhaltenstherapie.

Ein paar Tricks wie das mit dem Gummiband, Stressbald, Chilischote (man beißt direkt rein statt sich zu verletzen), Eiswürfel auf dei Haut sind in der VT meist enthalten. Halt intensive sensorische Empfindungen, damit man sich verletzt um sich "zu spüren" oder so.

Oder Spannungsabbau z.B. durch Sport.
 
cocos
Benutzer102673  (41) Beiträge füllen Bücher
  • Themenstarter
  • #8
Vielen Dank für die Ideen.

Stressbälle sind en masse vorhanden und werden auch vielfältigst genutzt. Was den Sport betrifft: Ausdauersport ist natürlich schon im Gange, ich spiele seit längerem mit dem Gedanken, mir einen Boxsack zuzulegen. In den Momenten jedoch, in denen ich riesige Lust habe, irgendwelche Dinge kurz und klein zu schlagen habe ich NULL Bedürfnis, mich irgendwie zu verletzen.

Der Witz ist eben, dass ich mich subjektiv ruhig und entspannt fühle, es auch konkret keine Stresssituationen sind, die in mir dieses Bedürfnis provozieren. Es sind immer Momente und Phasen, in denen ich mich - jaja, subjektiv - gut fühle und ich im Grund gar nicht das Bedürfnis habe, irgendwo irgendwelchen Druck herauszulassen. Ich bin nicht traurig, ich bin wütend, ich bin nicht voller Selbstzweifel.

Wie o.g. mache ich seit längerer Zeit eine Therapie - die empfundene Bedrohung (danke für den Hinweis, Blume1) wird dann wohl irgendwo unterschwellig in mir herumspuken. Ich habe gerade in diesen Tagen tatsächlich entsprechende Träume von Personen, die in meinem direkten Alltag momentan keine Rolle spielen - mich aber wohl irgendwo zu beschäftigen scheinen.

Innehalten, sensorische Empfindungen, Energie rauslassen. Wird verstärkt ausprobiert werden.

Vielen Dank!
 
L
Benutzer Gast
  • #9
Finde ich etwas erschreckend, dass du in Therapie bist, und dir hier einen Rat holen musst. Nicht falsch verstehen, aber was sagt dein Therapeut/ deine Therapeutin dazu?
 
cocos
Benutzer102673  (41) Beiträge füllen Bücher
  • Themenstarter
  • #10
Er hat ähnliche, jedoch weniger symptombezogene Ansätze. Aber ein Therapeut ist nun mal kein Klempner, der eine "kaputte Seele" reparieren kann. Er kann auch nicht im mich hineinschauen. Den Großteil des Änderungsprozesses muss schon der Patient selbst umsetzen.

Ich bin erst spät in Therapie gegangen. Einen Großteil des langwierigen Wegs der Besserung habe ich selbst bestritten. Ohne Therapeut. Er kann mich anleiten - mehr aber auch nicht.

Mehr Köpfe - mehr Ideen. Rat holen müssen tue ich nicht. Ich habe mich nur selbstständig dazu entschieden.
 
catwild
Benutzer73842  (37) Meistens hier zu finden
  • #11
Ich würde in deiner nächsten Therapiesitzung nochmal gezielt auf das Thema eingehen
und es dort nochmal ansprechen, weil es dich ja akut beschäftigt.

Was mir damals vor Jahren geholfen hat, "Tage ohne SVV" zu zählen, mit jedem Tag mehr fällt es dir schwerer, in das alte Schema zurückzufallen, weil du deine Bestleistung nicht brechen möchtest und man das Gefühl hat dass es das einzige ist was man vielleicht gerade schafft. Es half mir, erst hatte ich es 1 Woche ausgehalten, am Ende waren es über 130 Tage, dann wurde ich nur noch einmal rückfällig und dann habe ich ganz aufgehört.

Es gibt auch viele Foren im Internet, die dazu Ihre Hilfe anbieten denn ich glaube nicht dass hier genug
Gleichgesinnte für einen Thread sind, um sich z.b. gegenseitig anzuspornen. (was auch nochmal eine Hilfe sein kann)

Viel Erfolg! :smile:

______________

Schau mal, durchs googlen findet man auch viele Seiten mit Tipps und Alternativen:

Alternativen zu SVV

sich körperlich auspowern
intensives Weinen zulassen
wenn es möglich ist, raus aus der zur Zeit bedrückenden Umgebung und spazieren gehen,
joggen oder rennen; dabei schreien, wenn einem danach ist
gegen Punchingball, Matratze oder Kissen boxen
Sport jeglicher Art betreiben
versuchen ein Telefonbuch zu zerreißen

sich aktiv ablenken
mit Beschäftigungen, die Aufmerksamkeit und Konzentration erfordern
Schularbeiten machen
Hausarbeiten verrichten: aufräumen, putzen, sortieren…
versuchen etwas Neues zu erlernen: Musikinstrument, Handarbeiten (Stricken, Patchwork) etc.
Beschäftigung mit dem Haustier, sofern vorhanden
laut Musik hören - direkt oder per Discman – und auf den Songtext achten
Zufallsobjekt aussuchen und möglichst viele Verwendungszwecke dafür aufschreiben
sich auf das Essen, Atmen etc. in seinen Einzelschritten konzentrieren

seine Gefühle kreativ ausdrücken
malen oder zeichnen
Gedichte, Kurzgeschichten schreiben
Tagebuch schreiben

direkten Kontakt zu vertrauten Leuten suchen
sich mit Freunden treffen zum Reden, Spazieren gehen, Einkaufen, Kochen, Film gucken
mit Freunden telefonieren
im Internet über Messengersysteme (ICQ ua.) mit vertrauten Menschen kommunizieren
Briefe schreiben
den Therapeuten oder die Telefonseelsorge anrufen
möglichst das allein-sein vermeiden; der direkte Kontakt zu einem vertrauten Menschen ist in dieser Situation wesentlich günstiger als beispielsweise ein anonymes Forum oder ein Chat im Internet!

sich etwas Gutes tun
sich pflegen - baden, duschen, eincremen
sich etwas Leckeres zu Essen gönnen
sich ein Video/DVD ausleihen und angucken
eine Zeitung oder ein Buch lesen

Ersatzhandlungen für SVV
Gummiband um Handgelenk legen und schnalzen lassen
Eiswürfel auf die Haut drücken bis die Kälte schmerzt
kalt duschen
in eine Chillischote beißen oder etwas Tabascosoße in den Mund nehmen
LM-Farbe in heißem Wasser auflösen und damit oder mit Henna oder einem wasserlöslichen Filzschreiber Verletzungen auf die Haut malen

SVV vermeiden und aufschieben
bewusst die Gedankengänge und Situationen vermeiden, die runterziehen
Orte meiden, die mit SVV zu tun haben (Aufbewahrung von Klingen z.B.)
versuchen SVV zu verschieben, weil man es später immer noch tun kann „the fifteen-minute game“

kein Ersatz für Selbstverletzungen
sind Alkohol, Drogen, Tabletten
Surfen auf SVV- oder Suizidseiten!

Die Sammlung an SVV-Alternativen geht im Wesentlichen auf die amerikanische Seite „Secret Shame“ zurück und wurde durch persönliche Erfahrungen von Betroffenen ergänzt.

Quelle: http://www.rotelinien.de/alternativen.html
 
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Eswareinmal
Benutzer123446  (42) Beiträge füllen Bücher
  • #13
Ich finde diese "Alternativen"-Geschichte ganz schön schwierig...
Gut, langfristig hilft eben nur aufarbeiten, aber das machst du ja.

Ich persönlich finde kognitivere Verfahren gut, Gedankenstopps setzen lernen zum Beispiel oder auch eine Art "Mantra" für sich selbst schreiben.
Was ich auch sinnvoll finde: "Ich mache jetzt erst bla und bla, dann werde ich bla. Wenn ich mich im Anschluss daran noch immer verletzen will, dann kann ich das schon machen."
Hat auch was mit den Gedankenstopps zu tun. Also versuchen, über das Verhalten auf einem sehr rationalen Weg Kontrolle zu erlangen.

Ich glaube, vieles davon ist Typsache. Ich kann diesen Skills (Gummiband etc.) eben überhaupt nichts abgewinnen, ich weiß aber, dass sie anderen Leuten helfen.

Was schon auch helfen kann sind kreative Ansätze: malen oder schreiben zum Beispiel, also den Empfindungen - welchen auch immer - einen Kanal zu verschaffen.

Im Übrigen: wenn du das Bedürfnis hast, Dinge kurz und klein zu schlagen hilft ein nahegelegenes Waldstück Wunder. Du kannst rennen und die kaputten Äste sind nicht böse, wenn du auf ihnen rumspringst als wärst du ein Troll.
Ein Boxsack wäre die erwachsenere, aber teurere Variante :zwinker:
 
cocos
Benutzer102673  (41) Beiträge füllen Bücher
  • Themenstarter
  • #14
Vielen Dank für die vielen Tipps und Anregungen. Einige Dinge sind dabei, die mir nicht helfen werden. Das hilft mir aber momentan, das ganze nochmal zu umreißen.
Das soll mir Gedankenanstoß genug sein, um dieses Verhalten für mich nochmal neu einzuordnen.

Ich bin mir noch nicht sicher, inwieweit diese Selbsthilfeseiten mir helfen. Ich wehre mich dagegen, mich mit den Dingen zu identifizieren. Sie treffen den Kern nicht, sie sind nur eine Übersetzung der seelischen Vorgänge.

Ich muss es vielleicht auch erstmal akzeptieren, dass aller Logik zum Trotz dieses Verhalten gerade wieder auftritt und mich stattdessen fragen, was genau Auslöser war und noch genauer in mich hineinhorchen.
Es scheint, dass ich diesen gar nicht richtig wahrnehme sondern nur sein Echo.

Danke für die Anregungen!
 
SchokoLädchen
Benutzer127523  Verbringt hier viel Zeit
  • #15
ich mach das mit kaugummi mit viel mint (also möglichst scharf.) kurz kauen, und dann die zungenspitze reindrücken. tut höllisch weh. hilft meistens.
 
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