Verlangt er zu viel von mir?

__lini__
Benutzer152473  Verbringt hier viel Zeit
  • #1
Hallo liebe Community,

ich habe nun nach 2,5 Jahren Single-Leben seit 2 Monaten wieder einen Freund.
Ich muss gestehen, dass ich Anfangs extrem unsicher war, weil das alles wieder total ungewohnt war. Während meines Single-Daseins habe ich das ein oder andere durch gemacht (z.B. hat ein gewisser Herr mit meinen Gefühlen gespielt und mich verarscht). Ich habe ihm schon sehr viel in der Richtung erzählt, für mich ist es nicht leicht mich anderen zu öffnen. Er weiß auch schon sehr viel über das, was ich so erlebt und durchgemacht habe. Ein großes Problem meinerseits ist es, ihm meine Gedanken und Gefühle mitzuteilen - aber das hat sich schon nach 2 Monaten deutlich verbessert im Vergleich zum Anfang. Er ist da ganz anders: Er teilt mir alles mit was er fühlt, gibt mir viele Komplimente (womit ich Anfangs gar nicht umgehen konnte) und die berühmten drei Worte hat er mir bereits nach 4 Wochen gesagt. Ich brauche da jedoch länger, mich überfordert dieses Verhalten teilweise einfach, weil ich es nicht anders kenne.
Nicht dass ihr mich falsch versteht: Es ist schön, jemanden zu haben, der einem das Gefühl gibt wirklich geliebt zu werden.
Nun genau hier ist das Problem:
Er kommt aus einer Familie in dem er immer betüdelt wurde, seine Eltern sind noch glücklich zusammen - er hat von ihnen immer Liebe erfahren und hat so ziemlich alles bekommen was er wollte.
Meine "Familie" hingegen ist eher ein Wrack - meine Eltern trennten sich als ich 7 war und da fing der Krieg zwischen meiner Mutter und meinem Vater erst richtig an. Ich musste seit klein auf immer alleine klar kommen, musste mir eine Mauer aufbauen um nicht völlig unterzugehen. Ich musste einfach enorm viel mit mir selber ausmachen und habe nur selten gehört, dass mich jemand lieb hat.
Nun hatten wir ein langes Gespräch, in dem er meinte, dass er sich von mir nich geliebt fülht (wobei ich so eine Aussage nach 2 Monaten noch nicht treffen würde). Dass ich in bestimmten Situationen kalt sei usw. Dann meinte er, er kenne dass von seiner Ex und er möchte sowas eben nicht nochmal. Er sieht in derartigem Verhalten keine Zukunft für uns. Mich haben diese Worte so enorm getroffen, ich habe mich noch nie jemanden so schnell so geöffnet wie ihm. Ich habe das Gefühl, dass er zu schnell zu viel von mir verlangt. Er weiß was ich alles durchgemacht habe. Und ich kann ihn nicht so enorm betüdeln, das ist nicht meine Art.
Das Gespräch an sich ist gut gelaufen, ich habe auch ein paar Dinge mitgenommen jedoch habe ich jetzt Angst, dass ich dauernd überlege "Oh kommt mit dem was ich sage genug Liebe bei ihm an" oder "Ist das Verhalten richtig so für ihn?" Ja es steht jetzt so ein Druck über mir und das macht mir so unglaublich zu schaffen. Ich konnte kaum schlafen - bin total niedergeschlagen und traurig im Moment.
Hat vielleicht jemand was ähnliches erlebt oder kann mich hier verstehen? Ich weiß einfach nicht was ich denken soll....

Danke für eure Antworten
 
G
Benutzer Gast
  • #2
Sag ihm das
edoch habe ich jetzt Angst, dass ich dauernd überlege "Oh kommt mit dem was ich sage genug Liebe bei ihm an" oder "Ist das Verhalten richtig so für ihn?" Ja es steht jetzt so ein Druck über mir und das macht mir so unglaublich zu schaffen. Ich konnte kaum schlafen - bin total niedergeschlagen und traurig im Moment.
noch mal in aller Deutlichkeit und dass dich seine Erwartungshaltung überfordert.
Sag ihm, dass dein zurückhaltendes Verhalten nichts damit zutun hat, dass du ihn weniger magst, sondern, dass du aufgrund deiner Kindheit/Vergangenheit eben länger für alles brauchst.

Wenn er es dann immer noch nicht verstanden hat, ist er entweder nicht einfühlsam genug oder nicht der richtige Partner.
 
dani_ela
Benutzer120764  (29) Sehr bekannt hier
  • #3
Ich nehme an du hast ihm gesagt warum du eher zurückhaltender bist und das dieses Verhalten nichts im geringsten mit ihm zu tun hat oder?
Wenn ja, dann liegt es an ihm das zu akzeptieren. Klar, du kannst an dir arbeiten doch das funktioniert nicht von heute auf morgen. Zudem musst du dich mit dem Tempo in der Beziehung auch wohlfühlen ansonsten klappt das ohnehin nicht auf Dauer. Du kannst nicht auf Dauer versuchen ihm alles mit deinen Worten und Gestiken recht zu machen nur damit er den Beweis für sich hat das du ihn auch liebst, wenn es sich für dich aber (noch) nicht richtig anfühlt. Dieser Druck frisst dich dann früher oder später auf.

Rede noch mal klipp und klar mit ihm. Und wenn er es nicht versteht oder akzeptiert, musst du dir überlegen ob er wirklich der richtige Partner ist.
 
ferdl
Benutzer171790  Meistens hier zu finden
  • #4
Ähnliche Schicksale hatten zwei Mädchen erlitten, die in mein familiäres Umfeld ein heirateten. Die haben rasch das intakte Familienleben schätzen gelernt und fühlen sich in der Schwiegerfamilie - keine Scheidungen - pudelwohl.
Es ist eine ungewohnte Lebenssituation und Erfahrung für dich, aber wie soll man Liebe zeigen, wenn man die selbst noch nie erfahren hat?
Du hast ihn schon sehr viel über deinen bisherigen nicht besonders schönen Lebensverlauf teilhaben lassen. Versuche mit deinen Worten ihm deine Gefühle und Empfindungen und Erwartungen für und an ihn zu beschreiben (rede dabei einfach wie dir der Schnabel gewachsen ist).
Dein Freund ist natürlich auch gefordert, Verständnis aufzubringen und dir die nötige Zeit zu geben, damit du dich selbst finden und neu orientieren kannst.
 
Fantasy.
Benutzer172046  Beiträge füllen Bücher
  • #5
Du musst niemandem etwas beweisen. Du änderst dich nur, weil du es willst. Du möchtest nicht, dass er sich ungeliebt fühlt, und möchtest daher daran arbeiten, dich so auszudrücken, dass er das versteht.
Aber ihr werdet sicher noch öfter an Punkte kommen an denen ihr feststellt, dass ihr komplett unterschiedliche Erfahrungen gemacht und eigene Erwartungen an den anderen habt.
Und damit müsst ihr beide leben können. Und ihr müsst gemeinsam einen Weg finden, das anzugehen. Und akzeptieren können, dass ihr eben bei bestimmten Dingen anders gepolt seid.

Fühlst du dich von ihm verstanden und ernst genommen? Hat er bisher mit Verständnis auf deine Vergangenheit reagiert?
Das kann ich aus deinem Text jetzt nicht so ganz herauslesen. Und Verständnis von seiner Seite aus ist einfach super wichtig.

Lass' dich da nicht von ihm unter Druck setzen, du versuchst das, weil du es möchtest, nicht, weil er es verlangt. Mehr geben als du geben kannst, kannst du nicht, da kann er 100x mehr verlangen. Und das ist okay so. Wenn er das anders sieht, passt es einfach nicht, und dann tut ihr euch auf Dauer wahrscheinlich auch nicht so gut.

Ich würde dir wirklich nochmal raten, ihn um Verständnis zu bitten.
Dann meinte er, er kenne dass von seiner Ex und er möchte sowas eben nicht nochmal.
In dem Punkt scheint er schlechte Erfahrungen gemacht zu haben und vielleicht auch ein bisschen daran zu zweifeln, dass sich das bei dir überhaupt noch ändern kann - seine Ex hat es schließlich auch nicht geändert (ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass es dir nicht darum geht, dass er damit leben lernt, dass du einfach "kalt" zu ihm bist, sondern dass du dieses "kalte" Verhalten ändern und dich ihm gegenüber aus seiner Sicht "liebevoller" verhalten lernen möchtest, so klingt es nämlich für mich; bitte korrigiere mich, wenn ich falsch liege).

Und ich kann ihn nicht so enorm betüdeln, das ist nicht meine Art.
Sofern das hier nicht bedeutet, dass er dir schon klare Ansagen gemacht hat, die du nicht erfüllen kannst oder möchtest. Dann muss er entweder seine Anforderungen herunterschrauben oder du gehst, denn dich entgegen deiner Art zu verhalten tut niemandem gut.

Folgendes kannst du vielleicht noch versuchen (das sind erstmal wilde Vermutungen, aus deinem ersten Post lässt sich diesbezüglich wenig herauslesen):
  • Wenn du ihm also einen Grund nennen kannst, den er verstehen kann (vielleicht fällt dir eine bestimmte Situation ein, wo deine Eltern dich falsch behandelt haben, um ihm an einem Beispiel zu zeigen, wie du Beziehungen erlernt hast), oder ihn vielleicht auch auf Fortschritte hinweisen kannst (vor 2 Monaten hätte ich dir das und das nie erzählt und jetzt spreche ich mit dir darüber) hilft ihm das vielleicht auch, dich weniger unter Druck zu setzen. Wenn er dich wirklich gern hat, möchte er das nämlich auch nicht. Also vielleicht reicht dann ein kleiner Hinweis darauf, dass er sich etwas zurücknimmt für dich.
  • Vielleicht hilft es dir auch, wenn er dir konkrete Beispiele geben kann, wann er etwas von dir gerne möchte? Du kannst dann ja immernoch entscheiden ob du das willst oder nicht, du darfst da ruhig deinen eigenen Stil finden, aber vielleicht könnte er dir konkret sagen, was er in einer bestimmten Situation gerne hören, sehen oder fühlen möchte von dir.
    Kein "Du warst da schon wieder so kalt" sondern ein "Du hättest dich so und so etwas liebevoller verhalten können". Das nimmt dir vielleicht auch das Gefühl, ein Spiel mit unbekannten Regeln zu spielen.
  • Und vielleicht magst du ihm auch einfach sagen, wenn dir etwas zu viel wird? Das braucht zwar auch viel Vertrauen darin, dass er dann nicht sauer wird, aber darüber kannst du ja auch mit ihm reden. Dass du offen für Ratschläge bist und ihm entgegenkommen möchtest, aber auch möchtest, dass du Stopp sagen kannst, wenn du erstmal wieder genug hast. Eine Beziehung ist keine Einbahnstraße. Macht einander klar, dass ihr miteinander am selben Strang zieht.
Das sollte eigentlich kein Problem sein, das du nachts alleine wälzen musst, schließlich ist er derjenige, der sich daran stört, und dir einfach so "das stört mich" vor die Füße zu werfen, falls er das so getan hat, wäre nach meinem Empfinden etwas zu wenig von seiner Seite aus. Es geht nicht um dich, es geht um euch beide und eure Beziehung; du solltest da nicht alleine dran arbeiten müssen.
 
Zuletzt bearbeitet:
B
Benutzer174589  (36) Sehr bekannt hier
  • #6
Du bist nicht seine Therapeutin, genauso wie er nicht dein Therapeut ist.

Vergangenheit kann Scheiße sein, vorangegangene Erfahrungen können Scheiße sein. Ich bin mir ziemlich sicher, dass grade die Dinge, die dir in der Kindheit widerfahren sind, nicht einfach so verschwinden und repariert sind. Aber nochmal, er ist nicht dein Therapeut.

Am Anfang einer Beziehung solche Dinge abzuladen, frei nach dem Motto "leb damit, ich bin halt so" halte ich nicht für sinnvoll. Die Aufarbeitung sollte im Idealfall mit Hilfe von außen (außerhalb der Beziehung) passieren. Ob mit professioneller Hilfe oder einfach nur Gesprächen mit Freunden oder viel Selbstreflexion ist da auch erstmal völlig Banane, du weißt am besten, wie groß dein Problem ist.

Das schließt natürlich eine Beziehung nicht aus. Der Partner kann Verständnis zeigen und helfen und unterstützen, aber er kann nicht alleine heile machen, was da vielleicht schon alles bei dir kaputt gegangen ist.
Aber er muss es nicht. Und wenn jetzt oben drauf kommt, dass auch er schlechte Erfahrungen hat, von denen er sich nicht trennen kann und die seinem Selbstwertgefühl geschadet haben,dann ist er vielleicht gar nicht in der Lage, die Hilfe zu sein, die du brauchst.

Erkenne deine Baustellen, überlege dir Strategien und rede dann offen mit ihm. Bereitschaft an deinen Problemen zu arbeiten, ist sicher eine gute Grundvoraussetzung.

Er ist nicht dein Ex und deshalb auch nicht die Person, die dein Vertrauen zurückgewinnen muss. Er ist nicht deine Eltern und die Person, die dir beibringen muss, deine Liebe zu zeigen und so zu formulieren, dass es auch ehrlich und offen rüber kommt. Dich zu öffnen und Eigenschaften anzunehmen, die man gemeinhin als liebevoll und zugewandt erkennen würde.

Er kann dich unterstützen wenn er das möchte, aber er kann nicht alles an dir "reparieren".

Und manchmal passt es auch einfach nicht. Wenn das, was für dich "schnell" ist, für ihn noch nichtmal als Bewegung in irgendeine Richtung erkennbar ist, dann muss weder er langsamer werden, noch musst du noch schneller werden.
Das sind Optionen mit dickem KANN davor. Erzwingen oder gar erwarten kann man da nichts.
 
__lini__
Benutzer152473  Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #7
Fühlst du dich von ihm verstanden und ernst genommen? Hat er bisher mit Verständnis auf deine Vergangenheit reagiert?
Bisher habe ich mich bei unseren Gesprächen schon verstanden gefühlt, allerdings hatte ich das Gefühl, dass er das völlig vergessen hatte, als er oben erwähntes Thema ansprach.
Die Tipps sind allerdings wirklich gut und ich versuche diese mal so umzusetzen.

Die Aufarbeitung sollte im Idealfall mit Hilfe von außen (außerhalb der Beziehung) passieren. Ob mit professioneller Hilfe oder einfach nur Gesprächen mit Freunden oder viel Selbstreflexion ist da auch erstmal völlig Banane, du weißt am besten, wie groß dein Problem ist.
Ich hatte bereits Hilfe von einer professionellen Person, das hat mir auch sehr geholfen wieder ein Selbstbewusstsein zu entwickeln und generell mit Dingen wie Offenheit und Gefühlen umgehen zu können, mein Verhalten und meine Denkweise kann und konnte dadurch allerdings nich komplett verändert werden (war damals auch nicht das Ziel).
 
B
Benutzer174589  (36) Sehr bekannt hier
  • #8
mein Verhalten und meine Denkweise kann und konnte dadurch allerdings nich komplett verändert werden (war damals auch nicht das Ziel).

Das sollte auch niemals das Ziel sein, du bist ja schließlich du, mit allem was dazu gehört.

Die Frage ist halt kannst und möchtest du die Erwartungen deines Freundes erfüllen oder fühlst du dich überfordert? Erwartungen klingt blöd, aber jeder hat ja eine eigene Idee, was er will und braucht und wie er sich eine Beziehung vorstellt.

Wie groß ist die Lücke zwischen euch und meinst du, er kann die Geduld aufbringen?
 
__lini__
Benutzer152473  Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #9
Die Frage ist halt kannst und möchtest du die Erwartungen deines Freundes erfüllen oder fühlst du dich überfordert?
Ich denke schon, dass ich das kann aber dafür brauche ich nunmal Zeit, wo ich hoffe dass er sie mir auch gibt. Das wird sich jetzt zeigen mit der Zeit
 
B
Benutzer174589  (36) Sehr bekannt hier
  • #10
Ich denke schon, dass ich das kann aber dafür brauche ich nunmal Zeit, wo ich hoffe dass er sie mir auch gibt. Das wird sich jetzt zeigen mit der Zeit

Und möchtest du das?

Versteh mich nicht falsch, aber sowas kann, wie du ja jetzt schon merkst, großes Konfliktpotential mit sich bringen.
Im Streit kann es immer wieder passieren, dass er sich auf seine "ich hab schlechte Erfahrungen weil..." und du dich auf deine Version der Dinge zurückziehst.

Vergangenheit ist da. Aber man kann nicht den Koffer auf die Erde schmeißen und dann erstmal anfangen alles lustig in die Regale zu räumen. Manche Dinge muss man auch einfach weg werfen und gar nicht erst wieder rausholen.

Dazu gehört sicher, bei euch beiden, dass schlechte Gefühl, was vorangegangene Beziehungen hinterlassen haben. Ihr habt gelernt und euch weiterentwickelt. Man kann vorsichtig sein, okay, aber man muss auch fair sein und ihr seid zwei völlig andere Personen.

An der Stelle ist es vielleicht auch interessant zu hinterfragen, ob du schon wieder für eine Beziehung bereit bist.
Liebe sollte doch etwas unbefangenes sein und nichts, wo der andere schon am Anfang, in einer der intensivsten Phasen, schon unter Generalverdacht und Beobachtung steht.
 
__lini__
Benutzer152473  Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #11
Naja war wohl nicht der richtige - ist jetzt Schluss.
 
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