Warum schafft er es nicht sich zu trennen?

M
Benutzer217082  (29) Ist noch neu hier
  • #1
Hallo,

vorneweg: es geht hier nicht um mich. In meiner (unserer) Beziehung ist alles schick.
Aber ein Kollege von mir klagt mir immer wieder sen Leid und ich verstehe nicht, warum er keine Konsequenzen zieht.

Er ist etwas über 50, seit 22 Jahren mit seiner (ersten) Frau verheiratet, 3 Kinder (17 - 21).
Er sagt, er lebt seit Jahren nur noch in einer WG. Jeder macht sein Ding, keiner interessiert sich für das was der andere macht.
Er ist Abends in seiner Werkstatt oder hört Musik. Seine Frau sieht fern oder liest. Sex gibt es seit 2 Jahren nicht und der letzte war so "Gnadensex" weil sie Hochzeitstag hatten. Attraktiv und sexuell anziehnd findet es sie seit langem nicht mehr. Das wird auf ihrer Seite genauso sein, da von ihr auch keine Aktionen mehr ausgehen.

Eigentlich will er nur noch weg. Uns sie weiss das wahrscheinlich auch, da es sagt, dass sie schon so Anmerkungen gemacht hat. Ob sie eine Paartherapie machen sollen oder ob es dafür zu spät ist, etc.
Er ist dann bei solchen Sachen wie gelähmt und traut sich wohl nicht, darauf etwas zu erwidern.

Wenn ich ihm sage: "Dann zieh doch nen Schlussstrich und beende das. ISt für beide besser als das Elend.", dann kommt immer wieder "Der Zeitpunkt passt nicht. Kinder machen Abi, im Studium sind Prüfungen, wir haben noch Schulden, ich hab ein schlechtes Gewissen, mag sie nicht mit allem alleine lassen, sie hat bald eine OP, etc, etc, etc."

Ich versteh echt nicht wie er tickt. Sowas geht nicht in mein Hirn rein.

Kann mir jemand das Verhalten erklären?
 
Mirella
Benutzer136760  Beiträge füllen Bücher
  • #2
ich verstehe nicht, warum er keine Konsequenzen zieht.
Viele Menschen verbleiben lieber in der ihnen gewohnten Situation, weil sie bekannt und bequem ist.
Zudem gibt es fürs Klagen auch immer schön Aufmerksamkeit und Zuwendung von anderen. (Sorry, ist hart aber wahr).
 
Zauberschnitte
Benutzer189381  Sehr bekannt hier
  • #3
22 Jahre Ehe und Kinder sind ein Fundament das sehr viel Sicherheit gibt.

Zudem ist es meist eine finanzielle Entscheidung zu bleiben. Denn eine Trennung wäre ein starker Einschnitt.

Im Fall deines Spezis: 3 Kinder 3x Unterhalt solange sie noch studieren/Ausbildung machen.

Die Frau kriegt vielleicht auch noch Trennungsunterhalt. Und vielleicht gibt es auch eine Immobilie.

Keiner kann den anderen auszahlen. Und schon wird's kompliziert.
 
S
Benutzer190912  (49) Verbringt hier viel Zeit
  • #4
Haben sie denn einen echten Leidensdruck? Gibt es konkreten Unfrieden?
Ja, die Hürde ist hoch neu zu starten, eine mögliche Immobiliea aufzulösen und die Mehraufwendungen für zwei getrennte Haushalte auf sich zunehmen
Ein bisschen Jammmerei gehört ja zum Alltag
 
Maifeld
Benutzer155728  Sehr bekannt hier
  • #5
Das ist ja auch oft ein schleichender Prozess, der es erlaubt, dass man sich nach und nach in die von außen absurde Situation eingewöhnt. Solange kein ausreichend großer Leidensdruck vorhanden ist, wird am Status quo einfach festgehalten.
 
lir
Benutzer191873  (27) Öfter im Forum
  • #6
Er trennt sich. Und dann?
Klingeln 30 gut aussehende und sexinteressierte Frauen an seiner Tür?
Wir haben alle unseren realistischen Datingpool.
Das heisst nicht, dass dein Kollege keine Optionen hätte - aber er wird sich das schon durch den Kopf gehen lassen.
 
U
Benutzer177622  Sehr bekannt hier
  • #7
Was hätte er denn davon?
 
Maifeld
Benutzer155728  Sehr bekannt hier
  • #8
Er trennt sich. Und dann?
Klingeln 30 gut aussehende und sexinteressierte Frauen an seiner Tür?
Wir haben alle unseren realistischen Datingpool.
Das heisst nicht, dass dein Kollege keine Optionen hätte - aber er wird sich das schon durch den Kopf gehen lassen.
Darum geht es doch gar nicht?! Es geht darum aus einer (psychisch) belastenden Situation zu kommen. Ob es irgendwann einmal zu einer anderen Partnerschaft kommt ist erstmal völlig irrelevant. Er hat doch jetzt auch schon keine mehr.
 
lir
Benutzer191873  (27) Öfter im Forum
  • #9
Jammern hat sehr wenig mit psychischer Belastung zu tun. ;-)
Und wie auch andere geschrieben haben: Er hat sehr wohl eine Partnerschaft.
Ich wünsche dem Kollegen nichts schlechtes, aber wenn er als krasses/übertriebenes Beispiel Prostatakrebs hat, wird mit hoher Sicherheit seine Frau (falls von ihm gewünscht) ihn zu den Behandlungen begleiten.
Auch das ist ein Aspekt von Partnerschaft.
 
C
Benutzer218141  Klickt sich gerne rein
  • #10
Wenn ich ihm sage: "Dann zieh doch nen Schlussstrich und beende das. ISt für beide besser als das Elend.", dann kommt immer wieder "Der Zeitpunkt passt nicht. Kinder machen Abi, im Studium sind Prüfungen, wir haben noch Schulden, ich hab ein schlechtes Gewissen, mag sie nicht mit allem alleine lassen, sie hat bald eine OP, etc, etc, etc."
Tja, dann scheint wohl sein Leidensdruck noch kleiner zu sein als sein Verantwortungsgefühl.

Solange das so ist, wird er bleiben. Wenn sich das Verhältnis umkehrt, wird er gehen.
 
Mirella
Benutzer136760  Beiträge füllen Bücher
  • #11
Darum geht es doch gar nicht?! Es geht darum aus einer (psychisch) belastenden Situation zu kommen. Ob es irgendwann einmal zu einer anderen Partnerschaft kommt ist erstmal völlig irrelevant. Er hat doch jetzt auch schon keine mehr.
Na ja, aber er hat potentiell (ab und zu) Sex, hat eine Haushaltshilfe, die putzt, kocht, ... und muss nicht allein sein. Das ist für viele sehr wichtig.
Kaum einer kann gut mit Alleinsein umgehen, erst recht nicht nach so langer Zeit.
 
Anna1309
Benutzer166007  (40) Meistens hier zu finden
  • #12
Das Verhalten deines Kollegen ist nicht ungewöhnlich. Er scheint einen inneren Konflikt zu haben. Sprich: es hat widersprüchliche Emotionen bezüglich einer Trennung. Und da es in ihm keine klare und eindeutige Tendenz gibt, wird er handlungsunfähig und verbleibt in der Ehe, anstatt sich dafür oder dagegen zu entscheiden.

Also das in der Ehe bleiben ist daher auch keine Entscheidung. Auch wenn das von aussen so aussehen mag.

Er wird sich verantwortlich für sie fühlen und eventuell mit Schuldgefühlen zu kämpfen haben. So dass sie Vorstellung sich zu trennen, in ihm Unbehagen auslöst. Nach 22 Jahren entsteht ja auch sowas wie ein Pflichtgefühl für den anderen. Und selbst wenn die Liebe weg ist, kann das Pflichtgefühl bleiben.

Exenzielle Sorgen und Überlegungen spielen bestimmt auch rein.

Genauso wird er nach all der Zeit auch Angst vor einer Veränderung haben.

Möchtest du ihm helfen da rauszukommen?

Dann würde ich an deiner Stelle drei Dinge tun:

1. Zuhören ohne sein Gesagtes zu bewerten.
2. Offene Fragen stellen - über die er mal länger nachdenken muss und daher in ihm arbeiten - als ihm Ratschläge zu geben, was er tun soll (trenn dich doch...).
3. Ihm Mut hinsichtlich kleiner Veränderungen zu machen. So dass er die Erfahrung machen kann, dass seine Ängste nicht dir Realität widerspiegeln.
 
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