Why I choose the bear

An die Frauen: Welche dieser Situationen durch einen oder mehrere Männer hast du schon erlebt?


  • Anzahl der Umfrageteilnehmer
    125
Ishtar
Benutzer158340  Planet-Liebe ist Startseite
  • #1
Da ich einen anderen Thread nicht sprengen will, ich aber das Thema wichtig finde, möchte ich jetzt doch einen Thread erstellen. Da es ein sensibles Thema ist, hab ich es erstmal in "Missbrauch und Vergewaltigung" erstellt. Wenn die Moderation es hier aber thematisch ganz unpassend findet, möge sie es bitte verschieben.

Der Gedanke hierzu kam mir nach diesem Thread: https://www.planet-liebe.com/threads/flugplatzreservierung-frauen-haben-die-option-plätze-neben-männern-zu-meiden.627614/
In jenem Thread wurde (teilweise gelöscht) mehrfach angezweifelt, wie viele Frauen auch in Deutschland Erfahrung mit sexueller Belästigung gemacht haben und ob das wirklich ein Problem darstellt. Und das hat mich so geärgert, dass ich dazu hier diese Umfrage machen möchte, in der Hoffnung, dass das Problem vielleicht doch vom ein oder anderen als Problem doch noch wenigstens anerkannt wird. Leider geben es die technischen Möglichkeiten nicht her, dass nur Frauen abstimmen können, weshalb ich die Umfrage leider offen halten musste (also man sieht, wer auf was geklickt hat). Ich hoffe, ihr verzeiht mir das, aber mir fällt keine Möglichkeit ein, wie die Umfrage sonst nicht von einigen Herren verzerrt wird. (Wenn ihr deshalb lieber nichts klicken wollt, ich versteh das. Ist ein sehr sensibles Thema.)

So, warum der Titel? Es gab letztes Jahr eine Umfrage mit einem Gedankenexperiment: Wenn du als Frau allein im Wald bist, auf wen würdest du lieber treffen: Auf einen fremden Mann oder auf einen Bären?
Die überwältigende Mehrheit der Frauen wählte den Bären. Warum? Nunja, das hat diese nette Dame gut zusammengefasst:

An die Personen, die hier zweifeln wollen, die sich deshalb angegriffen fühlen, diskriminiert und zu Unrecht in Sippenhaft genommen fühlen oder so tolle Ratschläge wie "wehrt euch" anbringen wollen: Dieser Thread ist NICHT für euch. Es geht nicht um euren Unglauben, niemand muss euch irgendwas beweisen, es geht nicht um eure fragilen Egos, die sich davon angekratzt fühlen, ihr seid hier NICHT willkommen. (Und ich werde die Moderation auch bitten, jeden entsprechenden solchen Beitrag zu löschen)

Diejenigen, die solches Verhalten "nicht so schlimm" finden: Wenn ihr eine Frau seid und euch damit so arrangiert habt, dann will ich euch da diesen Beitrag zu eurer geistigen Gesundheit nicht madig machen, aber akzeptiert, dass es eben vorkommt und dass andere Frauen das sehr wohl schlimm finden. Ich hab die Umfrage auch extra so gestaltet, dass ich nicht frage, wie schlimm man das einzelne Vorkommnis fand.
Wenn du ein Mann bist und es nicht so schlimm findest: Aus dem tiefsten Herzen meiner Seele: Fick dich und bleib hier weg.

Alle anderen, die berichten wollen, was ihnen oder weiblichen Bekannten passiert ist, was sie als Augenzeuge erlebt haben und warum sie "lieber den Bär als den Mann" wählen: Danke für euren Mut und herzlich willkommen.

Sollte ich irgendwas wichtiges in der Umfrage vergessen haben, bitte bescheid geben, damit ich es ergänzen kann.
 
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Ishtar
Benutzer158340  Planet-Liebe ist Startseite
  • Themenstarter
  • #2
Ich will dann auch gleich mal den Anfang machen.

Catcalling zähl ich jetzt nicht alles auf, das wär zu viel und kommt zu oft vor. Auch die „scheinbar zufälligen" Berührungen werd ich jetzt nicht alle aufzählen. Dass da „rein zufällig" dann ein Kerl so im Bus neben mir „stehen musste", dass mir sein Gemächt in die Schulter und halb ins Gesicht drückt oder er „ganz eng" an mir vorbeigehen „musste", obwohl da noch jede Menge Platz war und er sich auch einfach anders herum hätte drehen können im Zweifelsfall, kam so oft vor, dass ich es nichtmal zählen könnte, wenn ich wollte.

Ich fang mal an mit dem Sportlehrer, der für die Sportlehrerin eingesprungen ist, und – natürlich nur bei den hübschen Mädchen – dann am reck „Hilfestellung" geben musste, wofür er sie am Hintern festhalten „musste", obwohl mir Mädels es sowieso gewohnt waren, uns untereinander Hilfestellung im Sportunterricht zu geben und da nie irgendwer den Hintern des anderen anfassen musste. Wir waren 14.

In der Pause beim Anstellen am Schulkiosk unterhalten sich zwei Jungs vor mir über meine Brüste. Ich war 11. Sie waren schätzungsweise 15. Plötzlich kommt einer auf die grandiose Idee, dass er sie mal anfassen will, was er dann auch prompt tut. Ich bin heulend aufs Mädchenklo geflüchtet.

In der Disco als Teenie unterhalte ich mich mit einer Freundin und plötzlich baut sich vor mir ein Kerl auf, der mindestens 2 Köpfe größer ist als ich und schiebt sich zwischen mich und meine Freundinnen, um anzüglich an mir runterschauen zu können, und stützt sich mit einem Arm an der Wand neben mir ab. Mir blieb nur der Fluchtweg unter seinem Arm durch wieder zu seinen Freundinnen Ich war 16.

Bei meinem ersten Freund und mir lief es gegen Ende der Beziehung schlecht. Deshalb hatte ich keine Lust auf Sex mit ihm, aber wir haben trotzdem noch nebeneinander geschlafen. Eines Nachts wache ich auf und spüre, wie er mein Höschen runterzieht und versucht, seinen Penis zwischen meine Pobacken zu schieben. Als ich schreiend und panisch um mich getreten habe, hat er sich tausendfach entschuldigt, das sei nur der Sexentzug gewesen und ich solle doch jetzt vor ihm deshalb keine Angst haben und ihm weiter vertrauen… Ich war 18.

Ich hatte mir einen Bänderriss zugezogen und musste deshalb mit der Tram fahren, um zur Kontrolle und wieder heim zu kommen. In der Ubahn ist schon ein Typ, der mir Komplimente macht. Ich sag ihm, ich hab kein Interesse, ich bin verheiratet. Er „Macht doch nix" und läd mich weiter explizit zu Sex ein. Ich sag mehrfach laut nein.
An meiner Station steig ich aus und bemerke nicht, dass der Kerl auch ausgestiegen ist. Wegen kaputtem Fuß nehm ich die Rolltreppe nach oben und spür plötzlich, wie sich der Kerl von hinten an mich randrückt und mir ein „Ich bin so geil" ins Ohr stöhnt. Ich war 31. Die Rolltreppe war voll und ich konnte erstmal nicht weg, und obwohl ich ihn angefaucht habe, hat mir natürlich niemand geholfen.

Das sind jetzt so meine schlimmsten Highlights. Wahrscheinlich würden mir noch mehr einfallen, aber die haben bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen.
 
M
Benutzer181426  (43) Verbringt hier viel Zeit
  • #3
Rückblickend finde ich seltsamerweise nicht mal das Joy-Date am schlimmsten, bei dem dieser Typ offenkundig zu dämlich war, Kondome in seiner Größe mitzubringen und trotz meiner klaren Ablehnung einfach mal probierte, ob ich nicht doch zulassen würde, dass er mich ohne eines fickt. Vielleicht war es gefühlt nicht so schlimm, weil ich schlussendlich gut aus der Situation raus kam, auch wenn ich ihn wahrscheinlich hätte anzeigen können.

Am scheußlichsten finde ich rückblickend die allererste Erfahrung dieser Art, weil ich mich dort wohl am hilflosesten fühlte. Geburtstagsfeier meiner Tante mit Familie und Freunden, ich war elf (!!!). Der Typ dürfte wohl um die 50 gewesen sein, und stellte nicht etwa fest, wie groß ich geworden war, sondern " Die kriegt ja schon Brüste!", wovon er sich offenbar auch direkt durch anfassen überzeugen musste. Ich wusste gar nicht, wohin mit mir. Nicht nur, dass ich es nicht wagte, etwas zu sagen, so weit ich mich erinnere, wies ihn auch sonst niemand in seine Schranken.
 
Mirella
Benutzer136760  Beiträge füllen Bücher
  • #4
Off-Topic:
Die Abstimmung sollte anonym sein.
 
Nevery
Benutzer72433  Planet-Liebe ist Startseite
  • #5
Puh, alles aufzuzählen würde auch bei mir den Rahmen sprengen - und an manches möchte ich auch garnicht so genau denken. Nen paar Highlights...

Mit 13 oder 14, umzingelt von ner Gruppe Jungs, die mir "zeigen wollten, wie ein BH funktioniert" - ich hatte grade die ersten zarten Ansätze von Brüsten und kein BH der Welt hätte mir gepasst, sie hatten nen riesigen BH und versuchten mir Pullover und Shirt hochzuziehen. Davongekommen mit blauen Flecken und Schrammen, aber ohne die (vollzogene) Demütigung - hab halt auch hemmungslos ausgeteilt.

Mit 15, mein erster Freund. Er hat mich trotz aller Gegenwehr, trotz "NEIN" und "hör auf" und heulen vor Schmerz, anal vergewaltigt. Ich lag auf dem Bauch, er auf mir, ich hatte körperlich keine Chance.

Mit 20, ausgegangen mit dem damaligen Freund, er holte uns grade was zu trinken, ich war auf der Tanzfläche geblieben. Hält mich auf einmal von hinten nen Typ fest, reibt seine Erektion an meinem Hintern und lässt trotz aller Gegenwehr nicht los. Als mein Freund zurück kam ist er stiften gegangen.

Mit Anfang 20, angestellt bei Macces, Abends am putzen, unter nem Tisch, auf den Knien. Haut mir ein Typ von hinten auf den Arsch. Unter dem Tisch rausgekrochen, ihm erklärt dass er sich jetzt von mir entfernt oder ich den Schichtleiter hole, sein Kumpel stand dabei und fand das wohl sehr amüsant, er hat sich nicht beeindrucken lassen. Als ich laut geworden bin drohte er mir, sie warten draussen auf mich, ficken mich erst zusammen und stechen mich dann ab. Standen auch tatsächlich noch lange im Auto auf dem Parkplatz, Schichtleiter sagte, er kann da nichts machen, ist nicht verboten. Hab ne zweite Schicht angehängt und habe mich morgens von der folgenden Schichtleiterin die dann ebenfalls Feierabend hatte zum Bus begleiten lassen. Die nächsten Spät- und Nachtschichten hatte ich ziemliche Angst.

Mit Mitte 20 nachts nach der Weihnachtsfeier, leicht angetrunken, mir wurde vom Bus fahren übel, bin an einer Haltestelle raus um nicht drinnen zu kotzen. Ein Mann griff mich am Arm, zog mich weg, dachte erst noch er will mich zur Sitzbank bringen oder so, als er mich in eine Seitenstraße zog hab ich angefangen mich zu wehren, "lass mich los", er zog mich weiter mit "ich fick dich jetzt". Panik, augenblicklich stocknüchtern, aber leider körperlich absolut unterlegen. Laut angefaucht, die Irritation genutzt um mit der freien Hand hart mit der Kante gegen den Hals zu schlagen, losreissen können und gerannt. Die Haltestelle kann ich seitdem nicht mehr nutzen, habs nen paar Mal versucht, weil es echt super unpraktisch ist wenn die nicht mehr in Frage kommt, aber Herzrasen, Zittern, Panik... geht nicht.

Der Rest läuft unter "will ich wirklich nicht dran denken oder drüber schreiben" oder "Alltag halt, was soll ichs das xte Mal erzählen".
 
Ishtar
Benutzer158340  Planet-Liebe ist Startseite
  • Themenstarter
  • #6
Off-Topic:

Die Abstimmung sollte anonym sein.
Ich weiß, wollte ich eigentlich auch. Aber ich hab Sorge, dass einige bestimmte Herren das dann verzerren würden (und nein, ich vertraue ihnen da nicht). Hab ich deshalb im ersten Post geschrieben, dass ich verstehe, wenn deshalb jemand nicht mitmachen möchte. Sollte ich vielleicht noch fett machen, damit sich niemand verklickt und dann bloßgestellt fühlt.
 
Greeny
Benutzer150857  (37) Sehr bekannt hier
  • #7
Schnalzen, Pfeifen, anzügliche Sprüche, anstarren und über die Lippen lecken usw., alles seit der Jugend zigfach erlebt. Das ekelt mich an, aber nach ein paar Stunden ist das tatsächlich vergessen.

Andere Erlebnisse kommen dann schon eher immer mal wieder hoch, zum Beispiel als ich mit ca. 12 auf einer Veranstaltung von einer Kinderserie (Schloss Einstein) war. Zwei Darsteller wurden interviewt und ich stand mit meiner Freundin im Publikum (meine Eltern waren draußen). Hinter mir stand ein Mann, der immer näher kam. Ich rückte immer weiter vor, weil mir der Körperkontakt natürlich unangenehm war. Aber er rückte nach und irgendwann rieb er durch die Hose seinen Schwanz an meinem Hintern. Bin dann immer wieder etwas weggerutscht, dann hat er es kurz gelassen, kam wieder nach, dazu ein absolut widerliches Atmen und Seufzen. Irgendwann ist er gekommen. Aber ich war wie versteinert, ich hab mich nicht mal getraut wegzugehen, weil ich meiner Freundin davon nicht erzählen wollte. Ich hatte sogar einen Fleck auf der Hose am Po.
Keine Ahnung, es ist mir unbegreiflich, warum ich nicht weggegangen bin, aber es ging nicht.

Naja und natürlich noch einige Arschgrabscher in Discos. Männer, die auf einmal angetanzt kamen und gleich die Hände an meine Hüften legten. Männer, die im Bus neben mir saßen, und mich anstarrten und dabei stöhnten und laut atmeten. Es gibt wenig, was ich derart widerlich finde.

Als Kind bin ich von einem Mann auf dem Schulweg bis nach Hause verfolgt worden. Meine Nachbarin hat mich vermutlich vor Schlimmerem gerettet.
 
Ishtar
Benutzer158340  Planet-Liebe ist Startseite
  • Themenstarter
  • #9
LULU1234
Benutzer107106  Planet-Liebe ist Startseite
Redakteur
  • #11
Pfeifen und Sprüche kenne ich auch.
Grabscher an den Arsch in Discos oder innerhalb der Schwiegerfamilie (seltsam, dass ich da nicht mehr hingehe). Berührungen von Arbeitskollegen (streicheln am Arm, am Knie), erzwungene Umarmungen, Männer die im Bus bei gespreizten Beinen den Oberschenkel gegen meinen drücken, im Bus das Reiben mit dem Unterkörper am Hintern.

Ach und ganz vergessen: entblößen des Penis mitten am Bochumer Hauptbahnhof bei Tag und das Grabbeln im der Hose bei Augenkontakt. Jammi.
 
LULU1234
Benutzer107106  Planet-Liebe ist Startseite
Redakteur
  • #12
Mit Blick auf die Bären-Situation und weil meine Freundin aus Gründen nicht selbst abstimmen kann: Femizid im Freundeskreis (+ Kinder).
 
Eule
Benutzer68009  (35) Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #13
Meine Begründung, warum ich das nicht-anonym gemacht hab, hast du aber schon gelesen, oder?
Mea Culpa, da war ich zu schnell am Abzug, Tschuldigung.

Man kann es leider nicht mehr zurücksetzen, nachdem man es einmal anonymisiert hat.

Tut mir wirklich leid. :X3:
 
Ishtar
Benutzer158340  Planet-Liebe ist Startseite
  • Themenstarter
  • #14
Brml. Naja, machen wir das beste daraus und ich hoffe einfach mal, dass alle Personen in PL genug Anstand haben, bei so einem wichtigen und sensiblen Thema nicht aufgrund von verletztem Stolz oder sonstiger Ressentiments falsche Stimmen abzugeben
 
LouisKL
Benutzer10752  Beiträge füllen Bücher
  • #15
Ich halte es auch für sinnvoll, dass es nicht anonym ist.

Und ich halte eine solche Statistik für sehr sinnvoll. Ich gestehe, dass auch ich erst vor einigen Jahren durch #metoo erst so richtig und eindrücklich verstanden habe, wie verbreitet bestimmte Dinge gegenüber Frauen sind und wie komplett verrückt (und beschämend) es eigentlich ist, dass wir uns als Gesellschaft daran gewöhnt haben. Sämtliche Menschen, die immer wieder betonen, dass wir angeblich ja längst völlige Gleichberechtigung erreicht haben, sollten täglich mit solchen Ergebnissen überschüttet werden (oder vermutlich einfach mal einen Tag als Frau durch die Welt laufen).

Nebenbei bemerkt fände ich es durchaus aufschlussreich, eine ähnliche Umfrage für Männer mal aufzusetzen, aber ich habe das Gefühl, man müsste da etwas mehr Gedanken reinstecken, welche Auswahlmöglichkeiten man gibt. Meine Vermutung wäre, dass bestimmte Vorfälle nämlich durchaus auch von Männern gegenüber Männern vorkommen. Zum Beispiel unerwünschte und unangenehme Berührungen, Gewalterfahrungen, etc., die in ähnlicher Weise von der Gesellschaft teilweise als normal hingenommen werden ("Männer raufen halt gerne untereinander"). Und andere Dinge eben wieder nicht. Könnte auch nochmal verdeutlichen, dass Frauen bestimmten Erfahrungen exklusiv ausgesetzt sind. Aber ich glaube, um hier aussagekräftig zu sein, bräuchte es eine professionelleres Setup, als eine Foren-Umfrage leisten kann. Zum Beispiel auch die Frage, ob das "einmal im Leben" passiert ist oder häufig. Meine Vermutung wäre nämlich auch, dass bestimmte Dinge durchaus gelegentlich Männern unterlaufen, aber eben nicht in der Häufigkeit, wie sie Frauen erleiden müssen.
 
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J
Benutzer199726  (42) Sehr bekannt hier
  • #55
J janewayne wenn du damit mich meinst, das tue ich nicht.
Nein, dich meinte ich nicht. Es gab neulich das Thema im Dating Thread als Caelyn Caelyn nicht wirklich geglaubt wurde und darüber philosophiert wurde ob Frauen mit bestimmten Körperformen (große Brüste) eher betroffen sind. Das hat mir weh getan. Denn es kommt ja immer wieder ein unterschwelliges "was hast du getragen, wie hast du dich verhalten, wo hast du dich rumgetrieben, warum passiert dir das ständig und anderen nicht". Ich nenne das mal Slut Shaming. Und das tut mir weh. Punkt. Ob mein Gefühl gerechtfertigt ist oder nicht. Es tut weh und ich kann für keine der Sachen, die mir passiert sind etwas.

Ich darf große Brüste haben, ich darf sexy sein. Ich darf alleine reisen, ich darf alleine clubben, ich darf mich rum treiben, ich darf mit enger Leggins Sport machen. Ich darf flirten, ich darf sexpositive sein.
Punkt.

Und nochmal: es ist KEIN Kompliment. Schönes Aussehen begünstigt es nicht und unschönes Aussehen verhindert es nicht. Und es gibt auch keine Frauen, die geborene Opfer sind. Manche haben einfach ein Scheiß Pech. Die meisten Übergriffe finden im Familien und Freundeskreis statt.
 
T
Benutzer177597  Meistens hier zu finden
  • #102
Ich solle bitte einfühlsam und geduldig sein, sie sei im Volksschulalter vom Großvater sexuell missbraucht worden. Wir waren beide 16. Ich hatte nen Stein im Magen.
Mit 19, andere Frau, selbes Schicksal. Der Onkel beim Babysitten. Als sie 5 war. Der Ex: Anal gegen ihren Willen. Es hat über ein Jahr gedauert, bis sie mir vertrauen konnte. Wir sind bis heute befreundet und es brennt bis jetzt in mir, wenn ich daran denke.

Anfang 20: Eine meiner besten Freundinnen erzählt mir, dass sie bereits mit 12 von Typen auf ihrem Schulweg belästigt und teilweise zum Einsteigen in Autos gedrängt wurde. Auch vom Ex, der sie als Schlampe, dumme Sau und Nutte beschimpfen musste, wenn sie mit anderen Kerlen sprach. Als wir 17/18 waren. In der Schule.
Mitte 20: Eine andere Freundin und ich sind auf einer Veranstaltung und tanzen. Nach einer Weile bittet sie mich (ich hab's eh gesehen) so zu tun, als sei ich ihr Kerl. Sie hätte genug davon, dass ständig irgend ein Arschloch meint, seinen Schwanz an ihrem Becken reiben zu müssen.

Mitte bis Ende 20: Nette Menschen und ich mieten einen Raum, veranstalten Lesungen, Konzerte, Partys und auch Workshops zum Thema sexualisierte Gewalt. Wir überlegen, tun, handeln, sensibilisieren - es hilft alles nichts, selbst in diesem Kontext kommt es zu Übergriffen. Nach nicht einmal einem Jahr wird ein Tag in der Woche nur für Frauen geschaffen. Es ist notwendig.

Meine Freundin erzähl mir von sexuellen Übergriffen ihres Ex-Schwiegervaters. Wir sind keine 30.
Ein paar Jahre später. Eine Frau mit der ich intim bin, schildert mir ihre Vergewaltigungsfantasien und ihre Verzweiflung darüber, ob diese nicht doch mit der Vergewaltigung zu tun hätten, die sie mit 15 erleben musste. Bewusstlos auf einer Party, ohne aktiver Erinnerung daran. Der Täter wurde in flagranti erwischt. Deshalb wisse sie das überhaupt.

Ein Freund geht ins Gefängnis. Er hatte einen Typen fast tot geschlagen, als dieser auf einem Festival versucht hatte die Freundin meines Freundes zu vergewaltigen. Er war nur kurz Getränke holen, sie alleine im Zelt. Der Vergewaltiger wird nicht verurteilt. Keine Beweise. Ihre Aussage zählt nicht, könnte ja nur eine Schutzbehauptung sein. Wir sind Mitte 30.

Eine Affäre erzählt mir, wie ihr Vater einen Typen von ihr runterzerren musste, weil dieser ihr Nein nicht akzeptieren wollte. Der Typ war ihr Ex. Sie fast 30 und mit ihm nur zu Besuch bei ihren Eltern. Sie weinte so laut, dass der Vater wach wurde und nachschauen ging. Da war ich 36.

37. Ich lerne meine heutige Partnerin kennen. Ihr Ex stalkt sie. Schreibt ihr übergriffige Nachrichten. Sie kommt alleine klar. Nach ein paar Monaten muss ich dennoch einschreiten. Erst dann hört es auf.
Sie lernt einen Kerl kennen, den sie platonisch sympathisch findet. Beim ersten Treffen zum Kaffee, erzählt er von seinem Schwanz. Es folgen Nachrichten, Anrufe, Belästigung am Arbeitsplatz. Der Arsch ist ein Freund ihrer Chefin. Diese meint nur: Ah, nimm ihn nicht so ernst. Männer sind halt so.
Sie lernt einen netten Kerl kennen. Nach dem dritten Date, erklärt er ihr, SEINE Frauen hätten nicht alleine in Bars/Clubs zu sein. Sie hatte ihm nur von einer Party erzählt. Er wisse von mir (nona) und sie sei sowieso eine Schlampe. Irgendwie hat sie keine Lust mehr auf offene Beziehung. Komisch.

Ich bin 40. Eine langjährige Freundin ist nach dem Sport alleine in der Umkleide. Sie wird von einem Teenager attackiert. Er versucht, sie zu vergewaltigen. Als sie sich wehrt, schlägt er sie zusammen, zieht ein Messer, sticht sie nieder und geht, als er glaubt, sie sei tot. Sie kann sich auf den Gang schleppen und wird gefunden. Überlebt knapp. Folgeschäden und Traumatherapie. Bis heute.

Vor zwei Monaten: Meine Partnerin wird im vollbesetzten Bus von einem Typen verbal attackiert, beleidigt, angeschrien, bedroht. Grund: Sie hatte keine Lust, eine Unterhaltung zu führen. Niemand hilft.

Diese Fälle sind aus Personenschutzgründen verzerrt dargestellt, jedoch real.

Wieso die Altersangaben? Weil ich demnächst 44 werde und aus jedem einzelnen verdammten Lebensjahr - seit ich 15 war - solche Storys erzählen könnte. Grabschen, Catcalling, bedrängen am Arbeitsplatz, in der Uni, im Supermarkt, etc. - Dafür würde dieser Thread nicht ausreichen.

Es passiert. Ständig. Um jeden von uns herum.

Und mir geht das Geimpfte auf, wenn ich Typen darüber philosophieren höre, wie ungerecht es doch sei, wenn Frauen sich Schutzzonen wünschen und dabei NULL praktische Erfahrungen mit diesem Thema haben.

Oder irgend etwas von - Aber mir hat noch nie eine Frau sowas erzählt - daherbrabbeln. Ja, Typ. Lies einfach Mal deine eigenen Beiträge. Keine Frau, die bei Verstand ist, würde ausgerechnet DIR etwas anvertrauen.

Ich schreibe das übrigens auch, weil ich der Meinung bin, dass auch ein Mann sagen muss: Ja, ich weiß, dass das so ist, dass es passiert, ihr seid nicht alleine. Mag ev. auch etwas egoistisch auf meine Psychohygiene wirken. Ist mir scheißegal.
 
Zuletzt bearbeitet:
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Ishtar
Benutzer158340  Planet-Liebe ist Startseite
  • Themenstarter
  • #143
Off-Topic:
Puh, wenn man einmal ausschläft, passiert so viel.


Erstmal danke Kokiri Kokiri fürs Eingreifen, denn ja, diese Art von Diskussion will ich hier wirklich nicht.

Bevor aber eine andere Diskussion losgeht, möchte ich kurz auch einen anderen Punkt aus meinem Eingangsposting aufgreifen:
Diejenigen, die solches Verhalten "nicht so schlimm" finden: Wenn ihr eine Frau seid und euch damit so arrangiert habt, dann will ich euch da diesen Beitrag zu eurer geistigen Gesundheit nicht madig machen, aber akzeptiert, dass es eben vorkommt und dass andere Frauen das sehr wohl schlimm finden. Ich hab die Umfrage auch extra so gestaltet, dass ich nicht frage, wie schlimm man das einzelne Vorkommnis fand.

Ich weiß, dass das ganze Thema an der Stelle schwierig ist, eben weil sehr viele Frauen ihre Erlebnisse schlimm bis extrem schlimm finden und es bei der Bewertung, ob das Verhalten des Mannes übergriffig war, auch gar nicht darauf ankommen sollte, wie schlimm die Frau das fand, sondern es in jedem Fall einfach übergriffig ist.
Aber ich bin auch ehrlich dankbar für diejenigen, die hier ihre Erlebnisse schildern, wenn sie sie nicht so schlimm fanden. Auch das erfordert Mut, das aufzuschreiben. Und auch das ist etwas, das passiert ist. Auch wenn man deshalb nicht "den Bär wählt", (oder auch trotzdem lieber den Mann wählt) ,sondern sich damit schon arrangiert hat, ist das eine Art, mit der Situation umzugehen. Und wenn das für die einzelne Frau funktioniert, um nicht bekloppt zu werden durch den ganzen Scheiß, der Frauen so immer wieder passiert, dann will ich ihr diese Möglichkeit da gar nicht madig reden. Auch wenn für mich die Vorkommnisse schlimmer wären als für sie. Aber auch diese frau sollte sich dafür nicht rechtfertigen müssen.

(Ich hoffe, das kam jetzt so nett und ausgleichend rüber, wie es gedacht war.)

Und dann nochmal ein ganz großes und dickes DANKESCHÖN für jeden einzelnen Bericht hier. Ich finde es echt so mutig und leider so hilfreich und nötig
 
reed
Benutzer116134  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #178
Als Mutter frage ich mich, wie/ob man sein Kind davor schützen/bewahren kann.
Ich persönlich fand diese “Mein Körper gehört mir”-Aktionen, die es an der Grundschule vor allem gab, schon ziemlich hilfreich. In meiner Erinnerung sind das vor allem Theaterstücke mit verschiedenen Situationen gewesen plus Regeln/Fragen. “Habe ich ein gutes Bauchgefühl dabei? Weiß jemand wo ich bin?”
Mir hat sich vor allem eingebrannt, dass ich auf mein Bauchgefühl hören darf. Dass ich mich unhöflich und komisch verhalten darf, wenn mein Bauchgefühl mir das sagt. Als Kind hört man ja eher ständig, sich zu benehmen. Das war eine wichtige Klarstellung und ich habe das auch einige Male gemacht - wer weiß, wovor mich das bewahrt hat.
 
jeko2007
Benutzer186762  (53) Verbringt hier viel Zeit
  • #203
Wir hatten einen Chemielehrer, so um die 60, der holte mal eine schlanke Mitschülerin an die Tafel. Während sie an der Tafel den "Endgegner" auflösen musste, wendete er sich "verbrüdernd" an die Klasse und machte sich über ihre kleinen Brüste lustig.

Ein SoWi-Lehrer eröffnete die Unterrichtsstunde mal damit, dass er gehört habe, dass ich eine neue Freundin habe und ob sie gut sei. Das war in der Oberstufe. Aber es war wirklich nach Beginn der Unterrichtsstunde, alle hatten sich gesetzt, die Tür war geschlossen und die Begrüßungsformeln waren gesprochen.

Das zweite Erlebnis war mir natürlich peinlich, aber ich bin da nicht das Opfer. Ich erzähle das, weil diese Geschichten alle auf den Tisch müssen, damit mal klar wird, WIE TIEF VERWURZELT DAS IST. Wir sind alle so aufgewachsen.
 
axis mundi
Benutzer172636  Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #221
Off-Topic:
Ich bringe dieses Thema im Umfeld mit neuen Bekannten irgendwann immer mal wieder auf den Tisch. Gestern mit einem guten Bekannten in meiner Lieblingsbar und weil ich mich vorher mit unserer Themenkraft unterhalten hatte. Für mich ist die Bar ein Safe Space. Für sie war das ein „abseits gelegentlicher Objektifizierung, manchen sexistischen Sprüchen und Angeboten, die sie mehrfach ablehnen müsse“ wäre es hier ok. Und ich sagte dann: „also ist es verhältnismäßig gut?“ und sie: „im Alltag ist es schlimmer“. Mein Bekannter war geschockt, wir haben ihm Situationen geschildert und mehrfach beteuert, dass es nur einzelne Männer sind — er hat trotzdem zunächst erstmal das auch auf sich bezogen und versucht, das Eskalationsverhalten der Männer zu erklären. Allein das aufzulösen, dass es nicht um „normales“ Flirtverhalten geht, hat etwa zehn Minuten gedauert. Er sagte, er hätte das noch nie erlebt und auch nicht gehört. Habe ihm den Vorschlag gemacht, vielleicht mal eine Flasche Wein zu schnappen und mit den Frauen in seinem Freundeskreis ein offenes Gespräch zu suchen, denn ich halte ihn für jemandem, dem man diese Sachen auch erzählt. Habe ihn dann noch gewarnt, dass wahrscheinlich auch irgendwann Tränen, Wut, Schmerz oder auch absolute Neutralität kommen können. Die Barfrau nickte nur. Auch sie hatte Tränen in den Augen. Es ist schlimm, dass das so vielen einfach so als Teil des Alltags widerfährt. Noch schlimmer ist aber, dass es scheinbar für so einen großen Teil der Bevölkerung unsichtbar ist, weshalb einem selbst nicht geglaubt wird.
Ich finde es gut (!), dass es für viele Männer so ein „absurdes“ Thema ist. Auch wenn Sensibilisierung bei dieser Gruppe wichtig ist, denn auch bei Männern und Jungen gibt es Übergriffe (und wenn ich die Statistiken richtig im Kopf habe, auch hier primär durch Männer). Dennoch: Nur weil man es selbst nicht erfährt, es selbst nicht denkt, bedeutet es nicht, dass nicht eine große andere Menge an Menschen das so erfährt und es gibt leider auch heute noch genug Gründe, warum Frauen weder darüber sprechen, noch sich dagegen wehren (und manchmal kann man sich auch einfach nicht dagegen wehren, weil das Gehirn abschaltet, um schlimmeres zu vermeiden oder weil man selbst zu schockiert ist ob dem, was einem dort angetan wird oder um die sozialen Folgen nicht noch zu verschlimmern).
Letztlich ist es ein Thema, das die Stimmung sehr direkt absinken lässt. Es ist unangenehm, darüber zu sprechen. Es ist schmerzhaft, das zu erleben. Es sollte nicht noch schlimmer gemacht werden, indem man Sachen wie: „Aber nicht alle Männer sind so (nein, sind sie nicht. Die meisten Betroffenen wissen das auch) oder: „das hast du bestimmt falsch verstanden“ (die meisten Betroffenen, die ich kenne, warten eher sehr lang, bis sie es als das benennen, was es eigentlich ist — auch um sich nicht aufzuspielen oder jemanden zu unrecht zu beschuldigen), oder viele weitere Sprüche, die wir hier auch schon gelesen haben, um die Ohren geknallt bekommt. Vor allem dann nicht, wenn man sich öffnet und davon erzählt oder noch schlimmer: Hilfe in dem Moment braucht und so abgebügelt wird.

 
LULU1234
Benutzer107106  Planet-Liebe ist Startseite
Redakteur
  • #229
Ich muss, wie einige Männer hier, auch sagen, dass mit dieses Ausmaß an Übergriffen in alltäglichen Situationen schockiert und betroffen macht. Ich merke richtig, wie da eine Wut in mir aufsteigt. Leider muss ich sagen, dass mir Momente, in denen ich Grenzüberschreitungen feststellen konnten, nicht sehr präsent sind. Und da rede ich eben "nur" von Nichtbeachtung von Grenzen.

Zur Zeit der EM habe ich im beruflichen Kontext einen Übergriff erlebt, der mit in Erinnerung geblieben ist. Wir als Ordnungsamt waren immer recht zahlreich im Innenstadtbereich präsent. Eines Abends nahmen wir ein lautes Wortgefecht zwischen einem Paar war. Die Frau wollte absolut nichts von dem Mann in dem in dem Moment wissen und wurde durch diesen massiv bedrängt. Eine Kollegin von uns versuchte in bestimmenden Tonfall die Situation zu eskalieren. Nun handelte es sich um zwei Personen mit Migrationshintergrund, weshalb diese mit Sicherheit ihre berechtigten Ressentiments gegenüber Exekutivkräften haben. Mag ein Grund sein, dass die Frau keine Hilfe haben wollte und spielte die Situation herunter, wonach sie sich lediglich wie normale Paare streifen würden. Wie der Streit zuhause weiterging will ich mir nicht ausmalen.
Viele diese Sachen passieren ja auch im "privaten Raum" beziehungsweise alleine, siehe die Arztsituationen oder Gespräche mit dem Vorgesetzten. Oder sie passieren ganz schnell, das Grabschen in der Disco, das Vorbeidrängen, schön mit dem (steifen) Schwanz am Arsch entlang.
Erinnert ihr euch an den Hausmeisterfall in Italien? Der wurde nicht verknackt, weil das Angrabschen der Schülerin unter 10 Sekunden (!) gewesen ist. Das heißt, es ist gesellschaftlich nicht mal erwähnenswert, wenn etwas nur kurz (und zehn Sekunden können sehr lang sein) passiert. "war doch nicht so gemeint" oder "war doch nicht so schlimm."
 
H
Benutzer98820  Sehr bekannt hier
  • #236
Ich habe vor ein paar Jahren mal eine Freundin angesprochen auf das Thema und bekam als Antwort aus einem ausdruckslosem Gesicht: Ja klar, Belästigung sei ganz normal. Beispielsweise hat sie mal als Schülerin gekellnert und wurde dabei regelmäßig von Typen angegrabscht (alle Altersstufen, Aussehen auch vielfältig... kein Muster zu erkennen). Sie ist irgendwann mal zu ihrer Chefin gegangen, die ihr dann einfach erklärt hat, das sei halt so, und wenn sie da feindselig auftritt, bleiben solche Gäste ja eventuell weg. :ratlos:

Ach scheiße, ich mein, was hier berichtet wird ist echt alles richtig übel, aber diese Arztgeschichten sind echt next Level scheiße! Das sollte doch ein Bereich sein, in dem man besonders geschützt ist, weil man eh schon vulnerabler als sonst ist.
Verwundbarkeit ist dabei gar nicht sooo entscheidend. Damals, in meiner glorreichen Karriere im Zivildienst, war eine der am eindringlichsten und immer wieder vermittelten Lektionen diese: Ganz egal, was du mit einem Bewohner, Patienten oder auch nur Besucher machst, du sagst vorher und währenddessen, was du machst. Damit sich hier niemand als Objekt "in der Gegend herumgeschubst" oder "stehengelassen" fühlt. Erst weitermachen, wenn irgendein Zeichen des Verstehens oder der Zustimmung kommt. Kommt das nicht: Nachfragen.
Selbst wenn es mal einen längeren Kontakt gibt (Patient ist mehrere Wochen dort, ...), immer wachsam sein, daß man nicht aus falsch eingeschliffenen Routinen etwas macht, was man halt seit Wochen schon so macht, aber genau jetzt nicht geht. Aber bei einem Patienten, den ich zum ersten Mal vor mir habe?!?
Daher dachte ich tatsächlich, daß das für Profis in solchen Berufen selbstverständlich wäre. Erst recht, wenn es darum geht, in den Körper einzudringen (seien es Öffnungen oder auch z.B. das Setzen von Spritzen etc.). :what:
 
wortevollerliebe
Benutzer171344  (29) Verbringt hier viel Zeit
  • #244
Ich habe vor einiger Zeit dieses Buch gelesen und habe mich sehr gesehen gefühlt. Ein Zitat daraus:

"Manchmal ist es schlimmer zu sagen, ich bin vergewaltigt worden, als tatsächlich vergewaltigt worden zu sein. Als würde man eine Todesnachricht überbringen. Man muss dabei zusehen, wie andere mit Abscheu reagieren. Für sie ist die Abscheu ein kurzes, inneres Gefühl, das sie ablegen können. Aber in mir hat sie einen festen Platz, wie ein inneres Organ."

Ich habe mich oft gefragt. Muss ich verzeihen? Kann ich verzeihen? Einige sagen: Ja, es ist besser, für deinen Seelenfrieden. Andere sagen: Er muss für immer mit dem leben, was er dir angetan hat. Ich finde, Hass ist ein starkes Wort, aber ich denke passend. Ich habe ihn sehr geliebt, aber gleichzeitig hasse ich ihn dafür, dass er mir den Teil von mir genommen hat, der ich vorher war.
 
ugga
Benutzer172492  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #246
wortevollerliebe wortevollerliebe weil du es aufbringst, aber nicht auf Dich bezogen: Ich finde diese Verzeihen-Debatte so müßig, auch aus meiner missbräuchlichen Kindheit heraus.
Verzeihen gibt es für mich nur für die, die Reue zeigen und um Entschuldigung bitten. Warum soll ich jemandem verzeihen, der/die das in dem Bewusstsein getan oder unterlassen hat, mir zu schaden?

Warum soll ich gutheißen, dass mir jemand Gewalt angetan hat? Nein. Meine Wut darüber war das, was mich am Leben gehalten hat, was mir Kraft gegeben hat. Meine Wut sagt „hier ist meine Grenze, das war nicht okay“. Ich finde es sehr gut, dass ich bis heute darüber Wut empfinden und für mich da sein kann.

Einen Umgang damit finden, mich nach einer Phase der Trauer (um das, was mir genommen wurde) und Verarbeitung nicht mehr ständig darum drehen, ja. Für mich, für mein Leben. Um nach vorne blicken zu können, so gut es geht.

Verzeihen fühlt sich für mich aber nach etwas an, was den Täter:innen quasi die Absolution gibt. Und das haben sie nicht verdient.
 
jeko2007
Benutzer186762  (53) Verbringt hier viel Zeit
  • #378
Meiner persönlichen Meinung nach ist das Strafmaß für Vergewaltigung ohnehin tendenziell ziemlich niedrig angesetzt. Hab mal aus Neugier ein paar Länder verglichen:

So herum gesehen, immerhin gibts hier ne Mindeststrafe... auch wenn die lächerlich gering ist.

§ 177 Sexueller Übergriff; sexuelle Nötigung; Vergewaltigung
(1) Wer gegen den erkennbaren Willen einer anderen Person ...
...
(5) Auf Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr ist zu erkennen, wenn der Täter
1. gegenüber dem Opfer Gewalt anwendet,
...
(6) In besonders schweren Fällen ist auf Freiheitsstrafe nicht unter zwei Jahren zu erkennen. Ein besonders schwerer Fall liegt in der Regel vor, wenn
1. der Täter mit dem Opfer den Beischlaf vollzieht ...
...
(8) Auf Freiheitsstrafe nicht unter fünf Jahren ist zu erkennen, wenn der Täter
1. bei der Tat eine Waffe oder ein anderes gefährliches Werkzeug verwendet oder
...

Nicht unter X Jahren heißt X bis 15 Jahre.


Die Vergewaltigung mit Penetration hat als Strafmaß 2-15 Jahre. Hat der Täter in der Tasche ein Messer sind es 3-15 Jahre. Und wenn er das Messer benutzt sind es 5-15 Jahre.,
 
sanguina
Benutzer149155  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #379
Ganz ehrlich, Berufung oder nicht, dass bei einem Gericht, noch dazu innerhalb der EU, überhaupt so ein Urteil rauskommt, ist schlimm genug.

Es ist eine Handlung, die mit Absicht durchgeführt wird. Man rutscht nicht aus Versehen mit seinem Schwanz in die Vulva einer betrunkenen Studentin hinein und macht nicht aus Reflex bis zum Schluss weiter. Das ist kein tragischer Autounfall. So gesehen fände ich lebenslänglich in gewissen Fällen durchaus angebracht.
 
wortevollerliebe
Benutzer171344  (29) Verbringt hier viel Zeit
  • #380
UND aus diesem Grund, aus genau diesem Grund hat man so einen Schiss, das anzuzeigen. Weil man Angst hat, dass genau so etwas dabei rauskommt. Es ruiniert die "Karriere des Mannes" bla bla. Schonmal darüber nachgedacht, was für die Frauen alles ruiniert wird?
Ich könnte schreien vor Wut für die junge Frau, der das widerfahren ist. Welch ein Schlag ins Gesicht für alle Opfer.

Bei solchen Artikeln bekomme ich Angst und überlege mir dreimal, ob ich den Schritt gehen möchte.
 
D
Benutzer186911  (45) Sorgt für Gesprächsstoff
  • #381
Mir erschließt sich allgemein dieses Konzept nicht, wie man in einem Gerichtsverfahren eine Schuld bzw. wie hier ein Verbrechen feststellt, aber dennoch kein Strafmaß verhängt.

Und die "Begründung", er sei "talentiert", ist ja der blanke Hohn. Was sendet das für ein Signal? Man kann sich nur schämen...
 
housedrache
Benutzer192233  (50) Öfter im Forum
  • #382
Ich war gestern mit meiner Schwester in der Stadt unterwegs & wir hatten beide nicht auf dem Schirm, dass die Hannover Messe gestern noch lief - es war richtig ätzend, die Stadt war voller Ü - 40 Männer, die „von der Leine gelassen“ waren und offensichtlich noch einen Messe - F….. gesucht haben, bevor es retour in die Heimat zu Frau und Kindern ging. Wir wollten uns eigentlich ein schönes spätes Mittagessen beim Edel - Italiener draußen in der City gönnen, aber nachdem wir 3 x so richtig dämlich - plump und aufdringlich angequatscht worden waren, sind wir zwei Stationen Bahn gefahren und hatten dann im Studentenviertel unsere Ruhe vor wildgewordenen Anzugträgern🤮Ich frage mich immer, was in diesen Typen vorgeht, sich so zu benehmen. Vielleicht lag‘s ja am schönen Wetter, mein Gockel dreht auch durch im Moment, aber dessen Hirn ist ja auch gerade mal erbsengroß…….
 
Dreizehn
Benutzer20579  (40) Planet-Liebe ist Startseite
  • #383
Zu den Urteilen fehlen mir die Worte, das dürfte in meinen Augen auch klar rechtswidrig sein. Belgien ist ja auch EU, das kann so nicht bleiben. Immerhin muss der deutsche Beamte erneut vor Gericht, die Staatsanwaltschaft hat Berufung eingelegt. Feuerwehrmann vergewaltigte Frau nach Party: Beamter muss nach milder Strafe erneut vor Gericht immerhin
Vergewaltigung ist nunmal ein Verbrechen und hat eine Mindeststrafe von einem Jahr, damit eignet man sich für so einige Berufsgruppen eben nicht. Und Gynäkologe und Feuerwehrmann sind eben auch Berufsgruppen, bei denen man eine 'weiße Weste' erwarten muss, das ist für mich eindeutig. Dreckssäcke, aber dann kriegen die auch noch vom Rechtssystem Deckung. :sick:

Als Richter/in hätte ich jedenfalls Bedenken, solche Urteile zu sprechen, Rechtsbeugung und Amtshaftung finde ich für meine Karriere nun auch eher unschön. Eigentlich müsste man auch solche Leute suspendieren, sie sind ja offensichtlich nicht geeignet, solche Taten zu verhandeln. Können ja Parkrempler und einfache Diebstähle behandeln, wenn für Sexualdelikte das Verständnis fehlt.

housedrache housedrache Ja, ist im Frühjahr oft so, wir haben schon mit 16 gesagt 'Jetzt merken die wieder, dass da was baumelt' und meine Mutter meinte immer 'denen fallen die Pimmel schon aus den Augen' :ninja: Ist dann so eine ganz komische Atmosphäre draußen, man möchte dann nach Hause.
 
E
Benutzer203678  (52) Öfter im Forum
  • #384
der nächste solche Fall...

In Facharztausbildung für Gynäkologie und Geburtshilfe, übrigens.
Mir wird schlecht... :kotz:
Und ich weiß wieder, warum ich niemals zu einem männlichen Gynäkologen gehen würde, ohne jetzt alle Männer dieser Berufsgruppe vorverurteilen zu wollen.
Ich bevorzuge aus Gründen weibliche Gyns.
Manchmal hat man aber leider nicht die Wahl. Z.B. wenn die halbwegs erreichbaren Spezialisten alle männlich sind.
Oder im KH. Bei einer meiner Gyn-OPs mit Vollnarkose war fast das gesamte OP-Team (Gyns, Anästhesie, selbst eine OP-"Schwester") männlich - es war (außer mir) nur eine weibliche Person im OP. War definitiv kein Wohlfühlfaktor. :schuettel:
 
Cathy1234
Benutzer200296  (44) Verbringt hier viel Zeit
  • #385
Auch wenn ich jetzt vielleicht wieder was vom Zaun breche, aber ohne Sch***...., solche Richter, die Vergewaltiger so davonkommen lassen, sind für mich eindeutig Mittäter.

Nachdem ich nun 5 Jahre nicht mehr beim Frauenarzt war, hab ich grade den ersten Termin bei einem neuen gemacht. Wieder ein Mann und er war super empathisch, ich hab mich wohlgefühlt und bin froh wie es gelaufen ist, weil ich echt Angst vor dem Termin hatte. Es gibt Gute🙏🙏🙏🙏.
 
Rosoideae Fragaria
Benutzer147358  (31) Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #386
Feuerwehrmann sind eben auch Berufsgruppen, bei denen man eine 'weiße Weste' erwarten muss
Ist natürlich kommunale Angelegenheit und deshalb in jeder Kommune theoretisch anders geregelt, aber ich kenne keine die kein Führungszeugnis von Feuerwehrleuten verlangt. Aus Gründen. Hauptamtliche müssen in den meisten Städten z.b. auch Rettungsdienst fahren.
Ist aber natürlich nutzlos, wenn das nicht drin steht, weil die Strafe >1 Jahr ist.
 
D
Benutzer189883  (49) Verbringt hier viel Zeit
  • #387
Ist natürlich kommunale Angelegenheit und deshalb in jeder Kommune theoretisch anders geregelt, aber ich kenne keine die kein Führungszeugnis von Feuerwehrleuten verlangt. Aus Gründen.
Off-Topic:
Aber auch nur bei der Berufsfeuerwehr, da die Beamten sind. Bei der Freiwilligen Feuerwehr wurde keins verlangt, zumindest hier in der Region nicht.
 
P
Benutzer201603  Öfter im Forum
  • #388
Rosoideae Fragaria
Benutzer147358  (31) Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #389
Bei der Freiwilligen Feuerwehr wurde keins verlangt, zumindest hier in der Region nicht.
Off-Topic:

Interessant. Hatte ich aber tatsächlich schon vermutet, weil da jeder Ort sein eigenes Süppchen kocht. Ich war in zwei Feuerwehren, in zwei verschiedenen Bundesländern und man kennt ja auch ein paar Wehren drum rum. Da brauchte man immer ein Führungszeugnis.
 
Diania
Benutzer186405  (53) Beiträge füllen Bücher
  • #390
Gerade gelesen:
Also es gibt schon auch härtere Strafen die Gerichte zurecht verhängen.
Zu berücksichtigen, dass es hier natürlich auch eine Tateinheit/Tatmehrheit gibt:
"Das Landgericht Zwickau hat einen Mann wegen besonders schwerer Vergewaltigung, schwerem Raub und gefährlicher Körperverletzung"
So hoch finde ich die Strafe dann insgesamt nicht.
 
Theoderich
Benutzer107327  (40) Planet-Liebe Berühmtheit
  • #391
Vergewaltigung ist nunmal ein Verbrechen und hat eine Mindeststrafe von einem Jahr.
Sicher, dass das in dem betreffenden Land auch so ist?
Dass das Urteil ein schlechter Witz ist, der Rechtsmitteln natürlich nicht Stand halten dürfte - aber dennoch total unnötig und ein Hohn der Betroffenen gegenüber - ist natürlich klar.
 
Dreizehn
Benutzer20579  (40) Planet-Liebe ist Startseite
  • #392
Sicher, dass das in dem betreffenden Land auch so ist?
Das belgische Sexualstrafrecht ist strenger als unseres. Kurzes googeln verrät, ab 5 Jahre.

Ich bezog mich aber auf den bayrischen Fall, bei dem 11 Monate angesetzt wurden. Und da hätte ich Bedenken, wäre ich verantwortlich.
 
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