Wie wird man seinen eigenen Jähzorn los?

sanguina
Benutzer149155  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #1
Liebe PL-Community,

ich frage mich aus gegebenen Anlass, wie ich meinen eigenen Jähzorn loswerden kann. So manch einer kennt mich ja durch Sommercamps und Usertreffs persönlich und würde vielleicht nicht vermuten, dass ich ein jähzorniger Mensch bin, aber dem ist leider so.

Gewisse Dinge bringen mich viel schneller als andere auf die Palme. Dazu zählen Intoleranz, Ungerechtigkeit, Unzuverlässigkeit, Unpünktlichkeit, das Nichteinhalten von Vereinbarungen/Versprechen, wenn ich Leuten ständig hinterherlaufen muss/nicht für voll nehmen kann und Situationen, in denen ich den Eindruck bekomme, dass man sich über mich lustig macht oder - aus welchen Gründen auch immer - mich nicht für voll nimmt.

Bitte versteht mich nicht falsch: Ich kann sehr wohl über meine eigene Blödheit/Unfähigkeit lachen und da ist es mir auch egal, wenn man sich auf meine Kosten einen Scherz erlaubt. Gar nicht.

Ich merke es grundsätzlich selbst, wenn ich jähzornig werde und in der jeweiligen Situation selbst kann ich meinen Jähzorn so gut wie immer unterdrücken und freundlich und zuvorkommend bleiben. Aber irgendwann möchte ich schreien, ein Kissen verhauen und meiner Wut freien Lauf lassen.

Tief in mir drin frage ich mich aber, ob die Personen, die mich zum Jähzorn treiben, es überhaupt immer verdient haben, dass ich die Contenance bewahre. Oder wie viel Geduld ich denn noch für Person X aufbringen soll.
Im Internet ist das ja einfach: Wenn mich hier ein User aufregt, schließe ich den Tab und mache etwas anderes. Nervt mich die Person immer, wenn ich im Forum bin, dann ignoriere ich sie dank der Ignore-Funktion (wobei das hier im Forum erst eine Person tatsächlich geschafft hat).

Wie macht man das im echten Leben? Es handelt sich bei mir oftmals, wenn nicht immer, um Personen, die ich sehr gern mag und auf deren Freundschaft (bzw. Familienzugehörigkeit) ich nicht verzichten möchte. Das liegt wahrscheinlich daran, dass mich fremde Menschen kaum verletzen oder jähzornig machen können: Sie sind mir schlichtweg (neutral) egal. Aber Menschen, die ich sehr mag, die lasse ich natürlich an mich ran, die können mich bitter enttäuschen.

Ich will zukünftig das Gefühl von Jähzorn in mir gar nicht mehr aufkommen lassen, weil es mir langfristig nicht weiterhilft und erhoffe mir daher Tipps, wie ich das vermeiden kann, ohne die betreffenden Personen aus meinem Leben verbannen zu müssen oder zu einer gefühltskalten, verbitterten Frau zu werden. - Denn an und für sich liebe ich mein Leben und meine Lieben und ich möchte mir meinen Frohsinn beibehalten.

Vielleicht noch als Ergänzung: Mein Partner meint, dass mir manchmal mein eigener Perfektionismus im Weg steht. Hat das auch etwas mit meinem Jähzorn zu tun? Ich weiß es nicht.
 
Mrs. Brightside
Benutzer140332  (37) Planet-Liebe ist Startseite
  • #2
Hm, also als jähzornig würde ich das nicht bezeichnen, da du es ja nicht an den Leuten auslässt. Das ist für mich der Inbegriff von Jähzorn, wenn man seine Wut direkt und ungefiltert an dem Gegenüber 'raus lässt.

Ich merke es grundsätzlich selbst, wenn ich jähzornig werde und in der jeweiligen Situation selbst kann ich meinen Jähzorn so gut wie immer unterdrücken und freundlich und zuvorkommend bleiben. Aber irgendwann möchte ich schreien, ein Kissen verhauen und meiner Wut freien Lauf lassen.
Naja, aber es gibt ja einen Mittelwert zwischen Wut und gespielter Freundlichkeit. Man kann seinen Ärger ja schon so vermitteln, dass der Gegenüber merkt, dass das Verhalten oder die Aussage gerade nicht okay war, aber trotzdem denjenigen nicht ungefiltert seine Wut fressen lässt. Nennt sich dann Kritik äußern, bzw. seine Gefühle benennen "Das macht mich gerade echt wütend, was du sagst, ich finde das nicht gerechtfertigt."
Gerade wenn es Menschen sind, die dir was bedeuten, sollten Sie auch Verständnis haben, dass nicht immer alles sunshine and rainbows ist.

Man sollte nur aufpassen, dass man seinen Gefühlen nicht zu sehr nachgibt, aber ich finde es hilfreich, wenn man den Gegenüber spüren lässt, dass man gerade gekränkt ist oder sauer wird. Gerade Menschen die man gern hat und die einen gern haben, wollen ja nicht grundlos verletzen.

Ich war und bin tatsächlich ein jähzorniger Mensch (selten falle ich noch in die alten Muster), gerade als Kind und Teenager und zwar wirklich nach Definition. Verbal wie auch körperlich. Mir hat damals geholfen, dass ich mit Kampfsport angefangen habe. Einmal um meine Energie loszuwerden (heute ist es Sport), aber vor allem um Disziplin und Geduld zu lernen. Ich hab auch früh mit dem Meditieren angefangen.

Ich hatte einen richtigen roten Knopf im Hirn (den habe ich noch heute, nur kann ich jetzt damit anders umgehen), der hat alles vernebelt und ich war nur aggressiv. Das hätte auch böse enden können, wenn ich nicht dagegen gelenkt hätte. Aber dieses Verhalten sehe ich bei dir nicht, so wie ich auch keinen Jähzorn bei dir sehe.

Du hast nur Probleme deine (gefilterte) Wut an den Mann zu bringen. Denn du vermeidest ja deinen Zorn zu zeigen, dass ist ja schon mal eine Bewältigungsstrategie. Jähzornige Menschen können das nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nevery
Benutzer72433  Planet-Liebe ist Startseite
  • #3
zwei ansätze dir mir helfen: 1) baldrian. das reduziert diese hochlodernden flammen aus wut auf ein knisterndes lagerfeuer - aber halt nur, solange ichs regelmäßig nehme. 2) lächeln. stur die mundwinkel hochziehen und lächeln. das scheint irgendwie eine rückkoppelung im hirn zu geben: wenn sie lächelt kanns ja garnicht so schlimm sein - wut? verpufft. klappt aber nur, wenn ichs früh genug mache...
 
Marali
Benutzer170269  (30) Öfter im Forum
  • #4
Ich würde da sagen da sind wir fast gleich, ich erkenne mich in deinem ganzen Text wieder. Bin gespannt auf die Antworten vielleicht können die mir auch helfen :smile:
Im letzten Jahr habe ich viel an mir gearbeitet und auch versucht mich in der Hinsicht zu ändern, das einzige das mir bisher geholfen hat war:
Zu akzeptieren, dass ich die Personen trotzdem sehr gerne mag und ganz einfach nicht verändern kann. Versuchen solche Eigenschaften lieben zu lernen, oder ignorieren zu lernen. Ich räum die Leichen einfach garnicht erst aus dem Keller..

Eine Freundin von mir ist immer unpünktlich ich hab mich darüber so oft und so heftig aufgeregt, bis ich sie einfach nur noch aufzog damit. Mittlerweile komme ich selbst schon garnicht mehr pünktlich zum vereinbarten Termin, weil es mir bei ihr einfach egal ist und tue das ganze mit einem Lächeln weg - irgendwie finde ich es mittlerweile fast niedlich, dass sie das einfach nicht hinbekommt mit der Pünktlichkeit.
Eine andere Freundin macht Dinge die für mich moralisch absolut nicht in Ordnung sind. Mein Gott wieviele Nerven habe ich für Gespräche mit ihr verschwendet. Wir sprechen darüber jetzt einfach nicht mehr. Und wenn sie es doch anspricht bekommt sie nur noch kalte Antworten und ich gehe ihr dann so gut es geht aus dem Weg..

Das stresst mich jetzt weniger weil ich mich einfach nicht damit befasse und es auch nicht an mich ranlasse..
 
sanguina
Benutzer149155  Planet-Liebe Berühmtheit
  • Themenstarter
  • #5
Naja, aber es gibt ja einen Mittelwert zwischen Wut und gespielter Freundlichkeit. Man kann seinen Ärger ja schon so vermitteln, dass der Gegenüber merkt, dass das Verhalten oder die Aussage gerade nicht okay war, aber trotzdem denjenigen nicht ungefiltert seine Wut fressen lässt. Nennt sich dann Kritik äußern, bzw. seine Gefühle benennen "Das macht mich gerade echt wütend, was du sagst, ich finde das nicht gerechtfertigt."

Das kann und mache ich auch. Ein Punkt ist halt auch, dass die Situation dann trotzdem oft eskaliert, weil mein Gegenüber damit nicht umgehen kann.

Kleines Beispiel:

Meine Großmutter (die aus dem Auskotz-Thread) mischt sich permanent in Dinge ein, die sie nichts angehen. Als wir im Mai ein zweites Auto gekauft haben, wollte sie wissen, wie es finanziert wurde - weil ICH ja eigentlich schon ein Auto habe und das neue (gebrauchte) nun primär das meines Partners ist. Und ich habe zu ihr gesagt: "Oma, das ist etwas, was ich mit dir nicht besprechen möchte." - Darauf kam ein "Warum nicht?" - und meine Reaktion "Weil dich das ganz einfach nicht betrifft. Wir haben keine finanziellen Schwierigkeiten und mehr will ich dazu nicht sagen." hat für wüste Beschimpfungen ihrerseits gesorgt.
Ich habe nicht gesagt: "Das geht dich nix an!" und bin auch nicht unfair geworden. Aber ich durfte mir, weil ich nicht alles preisgebe, schlimme Worte anhören. Bei ihr schalte ich da gedanklich schon auf Durchzug, weil es ohnehin immer gleich endet, wenn man nicht wie ein offenes Buch für sie ist, in dem man nur blättern muss.
Diese Person zum Beispiel kann es einfach nicht verstehen, dass es Dinge gibt, die ich mit ihr nicht besprechen will. Gleichzeitig will sie aber auch nicht, dass ich weiß, wie hoch bspw. ihre Rente ist (mich interessiert es aber auch gar nicht - mir ist nur wichtig, dass sie davon leben kann, und das tut sie).

Und auch, wenn sie mir wieder mal eine Schwangerschaft andichtet, verletzt mich das. Sie weiß aber nichts von meiner hochgradigen Endometriose, der OP vergangenes Jahr und meiner möglicherweise verminderten Fruchtbarkeit. Dann würde es nur noch mehr Nachfragen geben und Getratsche auf dem Kirchenparkplatz. Sie kann nämlich auch nicht ihren Rand halten - ein Grund mehr, warum ich vieles ihr nicht erzähle.

In meiner Familie sind ziemlich viele sehr intolerant und akzeptieren Grenzen nicht. Da bringt es auch nichts, wenn ich in Ich-Botschaften kommuniziere. "Mich stört es, wenn du nicht anklopfst, ich möchte meine Privatsphäre haben" --> Reaktion "Ich hatte auch nie Privatsphäre!", da ist die bessere Strategie einfach, den Rand zu halten. Auch wenn ich innerlich koche. Wenn ich in solchen Situationen kommuniziere, was mich stört, wird nur darauf rumgeritten, dass ich so ein Sensibelchen oder ein Stadtmensch (bei uns zuhause ein Schimpfwort) bin und es werden weitere Unzulänglichkeiten, die mit der Situation gar nichts zu tun haben, angeführt.

Du hast nur Probleme deine (gefilterte) Wut an den Mann zu bringen. Denn du vermeidest ja deinen Zorn zu zeigen, dass ist ja schon mal eine Bewältigungsstrategie. Jähzornige Menschen können das nicht.

Ja, aber was bin ich dann, wenn nicht jähzornig? Auch wenn ich meine Wut meine Gesprächspartner nicht spüren lasse, abends schäume ich manchmal dennoch. Innerlich. Oder ich rede mit meinem Partner darüber und erzähle ihm, was mich so stört oder belastet. Ihn stört es auch nicht, wenn ich mit ihm darüber rede. Das darüber reden beruhigt mich ja auch irgendwo wieder und bringt mich wieder auf den Boden zurück. Aber ich möchte gar nicht erst (innerlich) überkochen. Ich will quasi durchgehend entspannt und ausgeglichen sein. - Da lässt wohl mein Perfektionismus grüßen. :grin:

zwei ansätze dir mir helfen: 1) baldrian.

Da könnte ich sogar Glück haben. Vielleicht zahlt das sogar meine Krankenversicherung. Ich wollte gerade anrufen, aber mit 17:00 Uhr ist Ende. Ich frage morgen mal nach. Danke für den Tipp :zwinker: Und ansonsten ist es auch auf eigene Kosten einen Versuch wert.

Versuchen solche Eigenschaften lieben zu lernen, oder ignorieren zu lernen.

Ja, in gewissen Bereichen mache ich das auch schon. Klappt aber nicht immer.

Eine Freundin von mir ist immer unpünktlich

Witzig, eine meiner besten Freundinnen ist auch chronisch unpünktlich. Und gerade Unpünktlichkeit hat bei mir etwas mit mangelndem Respekt zu tun. Da wird meine Zeit einfach nicht wertgeschätzt, wenn jemand ständig zu spät kommt und sich nicht an Abmachungen hält. Ich fühle mich da manchmal tatsächlich persönlich beleidigt, auch wenns doof klingt. :grin: Bei ihr nämlich das nicht mehr persönlich, die ist einfach chronische zu spät-Kommerin. Und wie du bin ich da meistens auch nicht mehr so penibel, selbst auf die Minute pünktlich zu sein. Die Mühe mache ich mir nicht mehr, und bei ihr tangiert mich Unpünktlichkeit nicht mehr.
 
girl_next_door
Benutzer96776  Beiträge füllen Bücher
  • #6
Marali Marali
Ich finde deine Ansätze schon ganz gut, aber gerade wenn man ein Mensch ist, dessen Emotionen schnell hochkochen, ist es um ein gutes Stück schwieriger, die Dinge, die einen gerade so zur Weißglut bringen, zu ignorieren.
Mir gelingt das in den seltensten Fällen, ich habe dann das Gefühl, dass ich platzen muss :grin:
Erst recht dann, wenn ich das Gefühl kriege, ich werde noch extra zusätzlich provoziert, obwohl ich sowieso schon eine sehr kurze Zündschnur habe. :teufel:

Und es kommt auch immer ganz schwer darauf an, um welche "Macken" es sich konkret handelt beim Gegenüber.
Wenn das zB Dinge sind, die dir selbst über kurz oder lang auch schaden (könnten), dann ist es wohl keine Lösung, die Dinge zu ignorieren. Oder wenn es sich um moralisch verwerfliche Charakterzüge handelt, die sich in nahezu allen Bereichen des täglichen Lebens auswirken, kann man diese Themen auch schwer aussparen. zB bei notorischen Lügnern, intriganten Menschen, o.ä.
Da ist es halt schon verdammt schwer, die Contenance zu bewahren, und sich nicht von der Person abzuwenden, auch im eigenen Interesse :hmm: Aber ich kann es nur zu gut verstehen, dass man es einfach nicht übers Herz bringt, wenn einem eigentlich verdammt viel an diesem Menschen gelegen ist.
 
Mrs. Brightside
Benutzer140332  (37) Planet-Liebe ist Startseite
  • #7
In meiner Familie sind ziemlich viele sehr intolerant und akzeptieren Grenzen nicht. Da bringt es auch nichts, wenn ich in Ich-Botschaften kommuniziere
Dann mach es konsequent und gehe. Wer mir nicht den nötigen Respekt entgegen bringt, nach dem ich schon direkt gesagt habe, dass ich sauer/verletzt/ enttäuscht bin, dem entziehe ich meine Anwesenheit und gehe.

"So lasse ich nicht mit mir umgehen." und gehen. Das mache ich auch am Telefon, wenn es eskaliert. "Ich höre mir das nicht weiter an, wir kommen hier nicht weiter. Schönen Abend/Tag noch." auflegen.

Mir tanzen die Menschen nicht auf der Nase rum, weil ich eben konsequent die Reißleine ziehe. Mir fehlt da auch das nett sein, wer mich scheiße behandelt, sich im Ton verfehlt oder mich anderweitig zum inneren flippen bringt, der verdient meine Anwesenheit nicht.

Ich kann auch das typische "Auf Durchzug" schalten, Augen rollen und innerlich überlege ich mir diverse Tötungsszenarien (meistens aber bei Themen, die mir nicht so wichtig sind)- aber dann bin ich später nicht mehr sauer. Dann tobe ich mich gedanklich aus und ignoriere. Dann kompensiere ich so meine Wut.

Ansonsten landet sie aber genau da, wo sie hin soll, beim Gegenüber. Gefiltert und noch höflich, wird das ignoriert, gehe ich, ausnahmslos. Ich habe schon Familienfeiern verlassen, auch schon als Teenager. Mir war auch egal, als was sie mich betitelten, hauptsache ich musste sie nicht mehr ertragen.
Ja, aber was bin ich dann, wenn nicht jähzornig?
Wütend, sauer, enttäuscht. Eben ganz normale Emotionen.

Jähzorn ist viel schlimmer und hat viel größere Auswirkungen auf dich und Andere. Mit jähzornigen Menschen möchte man auch keinen (dauerhaften) Umgang pflegen.
Ich will quasi durchgehend entspannt und ausgeglichen sein.
Ach Quatsch, dass schafft doch keiner. Außer man heißt Ghandi. Aber selbst der wird bestimmt auch mal sauer oder zumindest verstimmt.

Das ist ein Ziel, was du nie erreichen kannst und auch nicht solltest. Unsere negativen Gefühle gehören doch genau so zu uns, wie die positiven und machen uns zu dem Menschen, der wir sind. :smile:
 
sanguina
Benutzer149155  Planet-Liebe Berühmtheit
  • Themenstarter
  • #8
Ich kann auch das typische "Auf Durchzug" schalten, Augen rollen und innerlich überlege ich mir diverse Tötungsszenarien - aber dann bin ich später nicht mehr sauer. Dann tobe ich mich gedanklich aus und ignoriere. Dann kompensiere ich so meine Wut.

Das mach ich auch manchmal, besonders bei meiner Oma kann ich das sehr gut. :grin:

Das mache ich auch am Telefon, wenn es eskaliert. "Ich höre mir das nicht weiter an, wir kommen hier nicht weiter. Schönen Abend/Tag noch." auflegen.

Das hab ich auch gemacht, als zum Beispiel meine Ex-Kollegin mich so schlimm beschimpft hat, kam ein "Nachdem gerade ein konstruktives Gespräch nicht möglich ist, werde ich jetzt auflegen.". Gedanklich hatte ich da schon ganz anderes auf dem Schirm.

Wütend, sauer, enttäuscht. Eben ganz normale Emotionen.

Ach Quatsch, dass schafft doch keiner. Außer man heißt Ghandi. Aber selbst der wird bestimmt auch mal sauer oder zumindest verstimmt.

Das ist ein Ziel, was du nie erreichen kannst und auch nicht solltest. Unsere negativen Gefühle gehören doch genau so zu uns, wie die positiven und machen uns zu dem Menschen, der wir sind. :smile:

Das heißt wohl, ich sollte meinen ewigen Perfektionismus auch in diesem Bereich langsam ablegen lernen und steh mal wieder mir selbst im Weg. Richtig?
 
ugga
Benutzer172492  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #9
sanguina sanguina das sind für mich nun aber alles Beispiele, bei denen ich Wut für vollkommen gerechtfertigt und sogar gesund halte. Schließlich wird sich da auf eine unfeine Weise über dich und deine Bedürfnisse lustig gemacht. Ich finde das respektlos und nicht in Ordnung.

Ich würde da ehrlich gesagt gar nicht drüberstehen wollen, sondern mich mit Ankündigung (vorübergehend) distanzieren. "Ich habe keine Lust, mit dir Zeit zu verbringen, wenn du mich nicht ernst nimmst.", dann die unvermeidlichen Ausbrüche und Demütigungen anhören und entgegnen " Das magst du so sehen. Aber wenn du das nicht respektierst, sehen wir uns halt weniger.". Dann mal einen Monat zurückziehen und sie Konsequenzen ihres Handelns spüren lassen.
Meistens hilft sowas ganz gut. Rationalen Argumenten sind solche Sturköpfe nicht zugänglich.
 
Nevery
Benutzer72433  Planet-Liebe ist Startseite
  • #10
Und ansonsten ist es auch auf eigene Kosten einen Versuch wert.
jup - ich nehm die hier: Mivolis Beruhigungs-Dragees Baldrian & Hopfen, 120 St dauerhaft günstig online kaufen | dm.de - so teuer ist der spaß nicht.

Und gerade Unpünktlichkeit hat bei mir etwas mit mangelndem Respekt zu tun.
für mich auch. ich musste aber auch einsehen, dass das bei anderen menschen... anders ist.da sind menschen einfach verschieden, und es funktioniert nicht, wenn ich meine wertigkeit an sie anlege. so wenig wie es funktioniert, wenn andere menschen ihre wertungen an mich anlegen.

ganz doofes beispiel: kein bock auf sex haben. wenn männe kein bock auf sex mit mir hätte, dann wäre ich in seinen augen wohl gestorben und aus seinem leben gestrichen. wenn ich kein bock auf sex mit ihm habe... dann ist es genau das: kein bock auf sex. das hat nichts mit ihm zu tun, sondern nur mit mir.

wenn ich nun unpünktlich wäre und ihn warten ließe, dann wäre das ein ausdruck von "du gehst mir am arsch vorbei" - weil ich ein sehr pünktlicher mensch bin und normal die zeit im blick habe (ausnahmen bestätigen die regel). wenn er unpünktlich ist und mich warten lässt, dann hat das nichts mit respekt zu tun, sondern er ist einfach so. er ist ein notorisch unpünktlicher mensch, nicht aus boshaftigkeit oder gleichgültigkeit, sondern einfach nur weil er ein anderer typ mensch ist als ich.
wenn er irgendwo unbedingt ganz dringend pünktlich sein muss (z.b. als er mich zu meiner abschlussprüfung gefahren hat), dann ist das für ihn ein stressfaktor ohnegleichen, etwas, wo ich verstehe, dass er sich das im alltag nicht antun möchte... kann, nicht könnte, ohne durchzudrehen. so, wie ich nicht ständig den kasper spielen kann, ohne durchzudrehen: so bin ich einfach nicht, ich bin eher der stille typ mensch.

klar nervts mich trotzdem, aber wenn man im kopf behält dass menschen einfach verschieden sind (und daran wenig ändern können), dass sie die gleiche handlung aus völlig unterschiedlichen beweggründen vornehmen, dann... lässt sichs leichter mit umgehen, dann verringert sich der verletzende effekt.

in der theorie ist dir das mit sicherheit auch absolut klar, aber es auch praktisch ins hirn und in die eigenen reaktionen aufzunehmen, das ist oft nochmal schwerer. ich hatte da, als ich mich sehr mit dem thema beschäftigt habe (beschäftigen musste, um ihm nicht den kopf abzureissen) ein lieblingsbeispiel für mich selber: ein kind fällt auf die straße. eine person bringt sich selber in lebensgefahr, um es zu retten.
1) wenn es die mutter ist, dann wird sie das tun, weil sie garnicht anders kann: ihre instinkte befehlen ihr, ihr kind zu schützen, zu retten.
2) wenn ich das tue, dann tue ich es, weil ich es für richtig halte: kinder gehören geschützt, das ist keine frage, das ist mir wichtiger als meine unversehrtheit, wenn ich akut eingreifen kann. eine mischung aus instinkt und überlegter handlung.
3) eine andere person würde es vielleicht noch aus einem ganz anderen grund tun: weil er lob und unglaublich viel dankbarkeit dafür bekommt, und das dieser person das risiko wert wäre. eine rein überlegte handlung.

alle drei personen würden in einer situation identisch handeln, aber die beweggründe wären völlig verschieden. würde man jetzt die maßstäbe einer person an die handlung von einer der anderen personen anlegen, dann wäre das falsch. würde man der mutter oder mir unterstellen, aus reiner berechnung gehandelt zu haben, um lob und anerkennung zu bekommen, dann wäre das absolut falsch.

man kann nicht immer verstehen, was andere menschen zu einer bestimmten handlung oder nichthandlung bewegt, aber man sollte es definitiv nicht immer so bewerten, wie man das gleiche bei sich selber bewerten würde. das im kopf zu behalten, das lässt mich jedenfalls doch so einiges gelassener sehen... wenn ich nicht grade schon auf 180 bin :grin:

irgendwie finde ich es mittlerweile fast niedlich, dass sie das einfach nicht hinbekommt mit der Pünktlichkeit.
...das finde ich allerdings ehrlich gesagt... naja... es ist eine art damit umzugehen ohne dass es zu streit kommt, klar. ich finds aber ehrlich gesagt auch ziemlich arrogant, denn jeder mensch hat schwächen und stärken. eine ihrer schwächen ist die pünktlichkeit, ok - aber hat sie nicht auch stärken, wo du schwach bist? nen bisschen weniger wertung in sowas zu bringen finde ich oft wesentlich besser :smile:
 
sanguina
Benutzer149155  Planet-Liebe Berühmtheit
  • Themenstarter
  • #11
ugga ugga und Mrs. Brightside Mrs. Brightside das Problem ist auch, dass ich meiner Oma nur dann aus dem Weg gehen kann, wenn ich a) nicht mehr den sehr preiswerten Haarschnitt meiner Bekannten in Anspruch nehme und b) gleichzeitig auch meine Eltern, meinen Bruder und meinen Opa nicht mehr sehe. Sie wohnen alle im selben Haus und der "Hausdrache" ist fast immer zuhause. Und meine Eltern, meinen Bruder und meinen Opa treffe ich sehr, sehr gerne.

Ich kann sie dann auch nicht einfach wegschicken, ohne, dass eine andere Person darunter leidet. Wenn ich zu meiner Oma sage, ich möchte mit meiner Mama alleine sprechen oder sie solle den Raum verlassen, bekommt meine Mutter später Beschimpfungen, weil sie mich so schlecht erzogen hat.
 
ugga
Benutzer172492  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #12
Ohje, das verkompliziert die Situation natürlich. Aber für einen Monat könntest du deine übrige Familie durchaus auch außerhalb des Hauses treffen, außer deinen Opa vielleicht. Von der Monatsfrist sollte der Hausdrachen natürlich nichts wissen. Noch besser wäre, dass der Rest der Familie hinter dir steht und ihr sagt "Ja, du hast es halt auch übertrieben."

Zusätzlich könnte es dir vielleicht helfen, deine Perspektive auf deine Großmutter zu verändern. Denn eigentlich ist sie ein ziemlich armes Würstchen (verzeih die Wortwahl), wenn sie diese Demütigungen nötig hat, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Und einen glänzenden Charakter hat sie mit ihren Vorwürfen und Manipulationen auch nicht. Sie als das zu betrachten, was sie ist, und innerlich zu belächeln könnte dir vllt helfen. So nach dem Motto "Jaja, red du nur".

Ich weiß aber nicht, wie einfach das für dich ist. Mich würde es jedenfalls auch ziemlich ärgern.
 
Mrs. Brightside
Benutzer140332  (37) Planet-Liebe ist Startseite
  • #13
Das heißt wohl, ich sollte meinen ewigen Perfektionismus auch in diesem Bereich langsam ablegen lernen und steh mal wieder mir selbst im Weg. Richtig?
Kurz: Ja. Du solltest lernen dich so anzunehmen, wie du bist. Das "zornige" gehört halt auch zu dir.

Für mich war das auch ein langer Weg, um diese fiese Emotionen wenigstens in normale Bahnen zu lenken. Das war wirklich so ein Berserker-Modus ohne Rücksicht auf Verluste. Diese Aggressivität gehört halt zu mir, ich muss sie annehmen, um mit mir selbst Frieden zu schließen. Ich kann sie nicht auslöschen, sie gehört immer zu meinem Charakter. Aber ich kann sie eben in sozial kompatible Bahnen lenken. Leicht war dieser Weg nicht und eigentlich ist er wohl auch nie zu Ende, gerade bei Dingen, die einen stark triggern. :geknickt:

“There is nothing to fear except the power you give to your own demons.” ― Sally Gardner
[doublepost=1564675990,1564675716][/doublepost]Bei deiner Oma würde ich dann tatsächlich die Ignorieren Karte ziehen, wenn es dir nicht möglich ist, ihr aus dem Weg zu gehen.

Man kann ja leider nicht die Menschen um sich herum ändern, nur die eigene Sicht auf die Dinge. Es gibt halt einfach Arschlochmenschen (auch in meiner Familie zu Genüge), da kann man jegliches Verhalten zeigen und trotzdem bleiben sie scheiße. Da hilft nur annehmen und auf Durchzug schalten, wenn man sie nicht meiden kann.

Seine Familie sucht man sich ja leider nicht aus. Ich hätte auch eine andere gewählt.:geknickt:
 
Nevery
Benutzer72433  Planet-Liebe ist Startseite
  • #14
Sie als das zu betrachten, was sie ist, und innerlich zu belächeln könnte dir vllt helfen. So nach dem Motto "Jaja, red du nur".
*kopfkratz* also klar, manchmal gehts nicht mehr anders. aber wenn man vorhat, noch irgendwie miteinander auszukommen, friedlich, dann ist es tendenziell besser es mit einem "wir sind halt verschieden" zu sehen, als mit einem "du bist doch eh einfach nur dumm und unfähig und scheisse". allein schon, weil man die eignen handlungen (die gedanken folgen) ja auch selber, vor sich, vertreten können muss.
 
Edelweiss
Benutzer161456  Sehr bekannt hier
  • #15
Kurz: Ja. Du solltest lernen dich so anzunehmen, wie du bist. Das "zornige" gehört halt auch zu dir.

Ich glaub hier ist der Schlüssel.
Die Beispiele die du nanntest sind Wutreaktionen auf respektloses Verhalten, ggf. auch vermeintliche kleine Machtspielchen der Oma. Glaub nicht dass du ein besonderes Problem mit Wut hast, vielleicht
wärst du gerne etwas souveräner in dem Moment. Aber hey, wer wünscht sich das nicht?

Mir meine Strategie bei unangenehmen Zeitgenossen ist zu versuchen einen "höheren", überblickenden Standpunkt einzunehmen oder zu finden.
Von diesem Standpunkt aus kann ich leichter viel nachsichtiger und verständnisvoller sein.
Weisst du was ich meine?

Beispiel.
Ich versuche altbekannte Muster beim Gegenüber zu erkennen und zu entlarven.
Wenn man zB. weiss warum jemand so oder so reagiert, dann steht man ggf. besser drüber oder kann es auch mal weglachen.

Oder aber einen Gegenstoss auf Augenhöhezu wagen, von wegen, na, haste wieder Kopfschmerzen, oder na, heute wieder ein Langer Tag gewesen?
Den Spiess quasi umdrehen

Eine andere Taktik ist Reaktionen des anderen nicht immer als persönlichen Angriff zu werten sondern sich zu überlegen welche (positiven) Gründe hinter der Unflätigkeit verstecken könnte.
Nicht jede Unpünktlichkeit ist aktiv unhöflich gemeint. Und dann muss man sich auch nicht unbedingt drüber ärgern.
... oder aber alternativ welche persönliche Schwäche/Unkenntnis/Defizit konnten denn gerade zu dieser verunglückten Frage/Formulierung/Reaktion geführt haben.

Mach dir klar, alle kochen nur mit Wasser, tun oft nur souverän.
Man kann sich auch sagen, der ist halt so, der kann nicht anders. So geht der auch mit andern oft um. Hilft auch.
Klappt natürlich nicht immer, und am besten dann, wenn man selber gut drauf und ausgeschlafen ist.
Trotzdem kann ich damit meist auch schon besser leben.

Und verkneife dir nicht Reaktionen, die dir wichtig sind. Auch die wollen raus. Auch Wut.
Und wenn jemand mal einen Wutausbruch verdient haben sollte, dann darf er das auch spüren.
Wichtig ist, dass auch eine Tür zur Versöhnung offen bleibt und dass man auch wieder vergessen kann.
 
Zuletzt bearbeitet:
axis mundi
Benutzer172636  Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #16
Kampfsport ist wirklich ein gutes Mittel, um seine Emotionen kontrollieren zu lernen. Gegebenenfalls auch eine gute Sache, um sie gezielt einzusetzen und sich nutzbar zu machen. Wut und Aggressivität setzen sehr viel Kraft frei, wenn du es schaffst, diese in Bahnen zu lenken, die dir nicht schaden, dann kann das durchaus hilfreich sein und zu einem Zug werden, den du an dir schätzt.

Zu deiner Oma: Sie versucht, Macht auszuüben (wahrscheinlich weil sie es sonst nicht kann oder etwas kompensiert). Sie weiß, dass du kommst und sie weiß auch sehr genau, dass sie selbst Grenzen setzt, die sie bei dir überschreitet und sie macht das auch bei anderen.
Ich halte es für völlig richtig, dass du wütend wirst, letztendlich wird eine Grenze überschritten und du weißt, dass anderen durchs deine Großmutter (!) ein Schaden entstehen kann, wenn du dich wehrst. Deine Wut und dein Zorn sind aus meiner Sicht ein Resultat der gefühlten Ohnmacht.
Letztendlich ist konsequentes aus dem Weg gehen und Vermeiden wohl die einzige nicht-konfrontative Herangehensweise. Alternativ könntest du versuchen, dich mit deiner Mutter abzusprechen und sie mit ins Boot zu holen, gerade auch wenn sie von deiner Mutter ebenfalls tyrannisiert wird.
Das könnte möglicherweise so aussehen, dass du deiner Oma Grenzen aufzeigst („ich möchte nicht darüber reden, du sprichst darüber auch nicht mit mir“) und wenn sie dann auf deine Mutter geht, das auch sie sich das nicht bieten lässt. Alternativ könntest du das Thema wechseln, indem du ihre Aussagen und Fragen so lange ignorierst, bis sie auf deine eingeht.

Lass dich nicht unterkriegen, du bist (so wie ich dich erlebt habe) ein toller und einfühlsamer Mensch und allein dass du siehst, dass deine offen gezeigte Wut Konsequenzen für andere haben könnte und dass du ihr deswegen nicht nachgehst, spricht für dich :knuddel:
 
H
Benutzer67523  Sehr bekannt hier
  • #17
Ich bin zwar nicht jähzornig, doch ich kann Ärger gut begegnen, wenn ich mir sage, dass deswegen die Welt nicht gleich untergeht.
Zudem finde ich, dass eine gewisse Distanz oder schon fast Arroganz helfen kann. Der Grossmutter könntest Du zum Beispiel etwas sagen wie "erkläre mir erst, weshalb Du das unbedingt wissen musst."
 
Marali
Benutzer170269  (30) Öfter im Forum
  • #18
Marali Marali
Ich finde deine Ansätze schon ganz gut, aber gerade wenn man ein Mensch ist, dessen Emotionen schnell hochkochen, ist es um ein gutes Stück schwieriger, die Dinge, die einen gerade so zur Weißglut bringen, zu ignorieren.
Mir gelingt das in den seltensten Fällen, ich habe dann das Gefühl, dass ich platzen muss :grin:
Erst recht dann, wenn ich das Gefühl kriege, ich werde noch extra zusätzlich provoziert, obwohl ich sowieso schon eine sehr kurze Zündschnur habe. :teufel:

Und es kommt auch immer ganz schwer darauf an, um welche "Macken" es sich konkret handelt beim Gegenüber.
Wenn das zB Dinge sind, die dir selbst über kurz oder lang auch schaden (könnten), dann ist es wohl keine Lösung, die Dinge zu ignorieren. Oder wenn es sich um moralisch verwerfliche Charakterzüge handelt, die sich in nahezu allen Bereichen des täglichen Lebens auswirken, kann man diese Themen auch schwer aussparen. zB bei notorischen Lügnern, intriganten Menschen, o.ä.
Da ist es halt schon verdammt schwer, die Contenance zu bewahren, und sich nicht von der Person abzuwenden, auch im eigenen Interesse :hmm: Aber ich kann es nur zu gut verstehen, dass man es einfach nicht übers Herz bringt, wenn einem eigentlich verdammt viel an diesem Menschen gelegen ist.
Da gebe ich dir absolut recht es ist echt schwierig und ich habe auch eine kurze Zündschnur. Nur lag mir das schon so auf den Nerven mich ständig so aufzuregen über Dinge die mich quasi garnicht direkt betreffen, dass ich teilweise auch gesundheitliche Schwierigkeiten hatte. Musste wirklich an mir arbeiten und heute gelingt mir das schon besser! :smile:

...das finde ich allerdings ehrlich gesagt... naja... es ist eine art damit umzugehen ohne dass es zu streit kommt, klar. ich finds aber ehrlich gesagt auch ziemlich arrogant, denn jeder mensch hat schwächen und stärken. eine ihrer schwächen ist die pünktlichkeit, ok - aber hat sie nicht auch stärken, wo du schwach bist? nen bisschen weniger wertung in sowas zu bringen finde ich oft wesentlich besser :smile:
Also mit Arroganz hat das nichts zu tun, mag sein dass du das falsch verstanden hast. Natürlich hat sie stärken die ich sehr bewundere und ihr auch immer wieder mitteile und ich habe auch einige Schwächen und stehe auch dazu. Ich bin ein sehr pünktlicher Mensch und empfand es auch als respektlos, vorallem da besagte Freundin bei anderen Personen pünktlicher sein konnte aber da wir ja so gute Freundinnen sind hat sie’s hald nicht so genau genommen was mich erst recht aufgeregt hat. Wir hatten hier oft Diskussionen . Ich mag sie als Freundin aber so gerne und habe dann für mich gelernt damit unzugehen und es lockerer zu nehmen. Und das niedlich war ganz und garnicht herablassend gemeint. Sondern ehrlich. Sie ist ja auch so ein süßer Typ und ich nimms hald jetzt als süße Schwäche von ihr hin und habe das lieben gelernt..:zwinker:
 
banane0815
Benutzer44981  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #19
Hm... ich weiß nicht, ob das jetzt wirklich hilfreich für dich ist, aber ich schreibe es einfach trotzdem mal:
Als Kind war ich ziemlich jähzornig und bin wegen jeder Kleinigkeit tatsächlich wie das HB-Männchen in die Luft gegangen. Damals habe ich dann aber auch die negativen Formen dieser Verhaltensweisen erlebt, da andere Kinder und Jugendliche schon sher gemein sein konnten und diese Wutausbrüche zu ihrer Unterhaltung provoziert haben.
Durch den dadurch steigenden Leidensdruck habe ich mich dann angestrengt, die Wutausbrüche so gut wie möglich zu unterdrücken. Als Ventil, um die Wut später rauszulassen, habe ich mich beim Sport so richtig ausgepowert. - Und im Laufe der Zeit wurde ich dann auch nicht mehr so leicht wütend.
Es gibt nach wie vor einige Themen, auf die ich ziemlich empfindlich reagiere und aktuell merke ich auch, dass ich im Arbietsleben, das mich zunehmend ankotzt, relativ leicht reizbar bin, öfter mal den Ärger unterdrücken muss und gelegentlich auch mal gereizt, leicht säuerlich oder ziemlich zynisch reagiere. Das konnte ich in den letzten Jahren irgendwie entspannter ertragen. Aber ingesant bin ich viel, viel ruhiger, entspannter und besonnener, als in meiner Kindheit und frühen Jugend.
Ein weiterer Vorteil für mich ist sicherlich, dass Erwachsene untereinander oft deutlich zivilisierter verhalten, als es unter Kindern und Jugendlichen teilweise der Fall ist.

Deine Großmutter, sanguina sanguina scheitn aber auch eine ganz besondere Person zu sein. Alles, was du so über sie schreibst, würde mich auch tierisch auf die Palme bringen und die einzig mögliche Lösung wäre wohl, den Kontakt abzubrechen, oder auf ein unumgängliches Minimum zu reduzieren, das sich dann irgendwie durch Zähneknirschen, Wut unterdrücken und später beim Sport rauslassen, ertragen lässt.
Und auch der Rest deiner Familie scheint ziemlich seltsam zu sein. Ich glaube, da hilft nur möglichst viel Abstand.

Aber ich habe auch überhaupt nicht den Anspruch an mich, permanent entspannt und ausgeglichen zu sein. Das würde mich ehrlich gesagt eher erschrecken, weil ich dazu ja auch extrem abgestumpft und gleichgültig sein müsste.
Mal ein Extrembeispiel: Es ist mir viel lieber, beim Gedanken an die Erzeuger der Pflegekinder meiner Bekannten innerlich zu kochen und nur mit großer Anstrengung nach außen hin einigermaßen die Contenance zu bewahren, als emotionslos hinzunehmen, was diese Menschen ihren Kindern angetan haben. Dass ich diesen Leuten am liebsten mit dem nackten Arsch voraus ins Gesicht springen würde, zeigt mir, dass ich so was, wie empathie und ein funktionierendes Gefühl für einen angemessenen Umgang unter Menschen und gegenüber den eigenen Kindern habe.
Dafür ist es natürlich angenehm, mehr oder weniger unausweichliche Dinge, wie den normalen Arbeits-Wahnsinn entspannt ertragen und weglächeln zu können. - Und dementsprechend sehe ich es durchaus als Warnsignal, dass mir das inzwischen kaum noch gelingt.
 
sanguina
Benutzer149155  Planet-Liebe Berühmtheit
  • Themenstarter
  • #20
Ohje, das verkompliziert die Situation natürlich. Aber für einen Monat könntest du deine übrige Familie durchaus auch außerhalb des Hauses treffen, außer deinen Opa vielleicht.

Theoretisch ja, praktisch ist das schon etwas schwieriger.

Zusätzlich könnte es dir vielleicht helfen, deine Perspektive auf deine Großmutter zu verändern. Denn eigentlich ist sie ein ziemlich armes Würstchen (verzeih die Wortwahl), wenn sie diese Demütigungen nötig hat, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen.

Mir ist bewusst, dass sie ein armes Würstchen ist. Sie geifert bei jeder Gelegenheit um Aufmerksamkeit. Sie weiß, dass sie von mir kein Mitleid mehr für ihre Lage bekommt (Tochter seit 9 Jahren im Wachkoma) und darum versucht sie auf andere Weise, meine Aufmerksamkeit zu bekommen. Sie versucht auch, ihre Enkel mit Geld zu kaufen. Mal 100 Euro hier, mal 1000 da, und dafür soll man im Nachhinein buckeln und ihr sagen, dass sie die Lieblingsoma ist. Sie konkurriert gewaltig mit den jeweils anderen Großmüttern/Großeltern. Sie will der Liebling von allen sein und tut aber alles dafür, es nicht zu sein. Ihre anderen drei Enkel sind da genauso wie ich eingestellt. Okay, der eine Cousin (17) will das ganze Geld einkassieren und zieht eine Schleimspur hinter sich nach und lügt, dass sich die Balken biegen, um der Liebling zu sein - außerdem hat er wie meine Cousine den Mitleidsbonus wegen Wachkoma-Mama - aber im Grunde kann er sie auch nicht leiden.

Seine Familie sucht man sich ja leider nicht aus. Ich hätte auch eine andere gewählt.:geknickt:

Also ich kann ehrlich sagen, dass mich heute (!) bis auf meine Großmutter zuhause niemand mehr großartig aufregt. Sie haben alle ihre positiven wie negativen Seiten und vor 20 Jahren war es in meinem Dunstkreis leider noch üblich, für jede Kleinigkeit das Kind zu schlagen, aber das nehme ich ihnen heute nicht mehr wirklich krumm. Was ich ihnen schon krumm nehme, ist, dass es kein Einsehen gab, dass dieses Verhalten falsch war. Ich erwarte von ihnen aber nichts mehr in diese Richtung.

Glaub nicht dass du ein besonderes Problem mit Wut hast, vielleicht wärst du gerne etwas souveräner in dem Moment. Aber hey, wer wünscht sich das nicht?

Allerdings, ich wäre gerne souveräner.

Ich versuche altbekannte Muster beim Gegenüber zu erkennen und zu entlarven.
Wenn man zB. weiss warum jemand so oder so reagiert, dann steht man ggf. besser drüber oder kann es auch mal weglachen.

Das mache ich auch schon. Ich habe einmal meiner Oma ins Gesicht gesagt "Von mir bekommst du kein Mitleid mehr und Aufmerksamkeit nur, wenn du sie meiner Meinung nach verdient hast". Hat darin gemündet, dass sie mich angeschrieen hat, was ich mir erlaube, so respektlos mit ihr umzugehen. Sie verwechselt Respekt sehr gerne mit Unterwürfigkeit älteren Menschen gegenüber.

Deine Wut und dein Zorn sind aus meiner Sicht ein Resultat der gefühlten Ohnmacht.

Absolut richtig. Ich habe das Gefühl, ich kann keinen Ausgang aus solchen Situationen finden, der für alle gut ist.

Lass dich nicht unterkriegen, du bist (so wie ich dich erlebt habe) ein toller und einfühlsamer Mensch und allein dass du siehst, dass deine offen gezeigte Wut Konsequenzen für andere haben könnte und dass du ihr deswegen nicht nachgehst, spricht für dich :knuddel:

Dankeschön, das ist sehr lieb von dir. :knuddel: Mein Problem ist halt auch oft, dass ich auf alle anderen Rücksicht nehme und dabei ich selbst gerne mal zu kurz komme, eben weil ich so einfühlsam bin und schnell anderen gegenüber ein schlechtes Gewissen bekomme.

Der Grossmutter könntest Du zum Beispiel etwas sagen wie "erkläre mir erst, weshalb Du das unbedingt wissen musst."

Verdammt guter Spruch, den merke ich mir! :thumbsup:

Und auch der Rest deiner Familie scheint ziemlich seltsam zu sein. Ich glaube, da hilft nur möglichst viel Abstand.

Dazu nochmal: Ja, die haben alle ihre Eigenheiten und ja, es ist früher viel Scheiße passiert. Aber seit ich ausgezogen bin, hat sich sehr, sehr vieles zum Positiven verändert.

Mal ein Extrembeispiel: Es ist mir viel lieber, beim Gedanken an die Erzeuger der Pflegekinder meiner Bekannten innerlich zu kochen und nur mit großer Anstrengung nach außen hin einigermaßen die Contenance zu bewahren, als emotionslos hinzunehmen, was diese Menschen ihren Kindern angetan haben. Dass ich diesen Leuten am liebsten mit dem nackten Arsch voraus ins Gesicht springen würde, zeigt mir, dass ich so was, wie empathie und ein funktionierendes Gefühl für einen angemessenen Umgang unter Menschen und gegenüber den eigenen Kindern habe.

Da hast du vollkommen Recht. Vielleicht sollte ich versuchen, es mehr aus dieser Perspektive zu sehen: Immerhin bin ich zu Gefühlen fähig, auch wenn da mal negative bei rumkommen.
 
Schweinebacke
Benutzer78484  Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #21
Ich glaube, es hilft oft, wenn man seine eigenen Gedanken mit der inneren Stimme da so ein bisschen ins lächerliche zieht/nicht so ernst nimmt und sich davon etwas distanziert, ihnen aber trotzdem ihren Lauf läßt. Dann vergeht die Wut meist auch relativ schnell wieder. Oder einfach zehnmal tief einatmen und sich nur auf den Atem konzentrieren und die Wut dahinrauschen lassen.
Off-Topic:
Man kann auch einfach ein Bier trinken oder ein Snickers essen :tentakel:
 
Nevery
Benutzer72433  Planet-Liebe ist Startseite
  • #22
Off-Topic:
Man kann auch einfach ein Bier trinken oder ein Snickers essen :tentakel:
also alkohol ist definitiv kontraproduktiv bei der frage - und snickers ist einfach eklig :zwinker:
fyi: das zählt nicht zu homöopathie, sondern zu naturheilkunde.
 
Marali
Benutzer170269  (30) Öfter im Forum
  • #23
Off-Topic:
Snickers - eklig??? Ich bin schockiert!! :oooh::hilfe::nope:
 
R
Benutzer167777  (38) Verbringt hier viel Zeit
  • #24
Bevor ich meine Mutter so akzeptieren konnte, wie sie ist. Also als Summe ihrer eigenen Erlebnisse, Erfahrungen, Erziehung und Lebensumfeld, hat sie mich auch regelmäßig dermaßen auf die Palme gebracht.

In Situationen, in denen ich mich ihr nicht entziehen konnte, hat mir sehr geholfen, ihr ironisch zu begegnen, wenn sie wissentlich mal wieder Grenzen übertreten hat. Bei der Frage nach der Autofinanzierung hätte ich wohl strahlend gesagt "wir haben natürlich das Haus verkauft Oma!" und weitergegangen.

Meiner Mutter war das irgendwann so blöd, dass sie mich gefragt hat, ob ich sie für blöd halte oder weshalb ich immer so mit ihr sprechen würde. Meine Rückfrage war "eigentlich nicht, aber dann weißt Du ja jetzt, wie ich mich fühle wenn du so und so mit mir sprichst. Also hältst du mich für blöd?"
 
Edelweiss
Benutzer161456  Sehr bekannt hier
  • #25
Das mache ich auch schon. Ich habe einmal meiner Oma ins Gesicht gesagt "Von mir bekommst du kein Mitleid mehr und Aufmerksamkeit nur, wenn du sie meiner Meinung nach verdient hast". Hat darin gemündet, dass sie mich angeschrieen hat, was ich mir erlaube, so respektlos mit ihr umzugehen. Sie verwechselt Respekt sehr gerne mit Unterwürfigkeit älteren Menschen gegenüber.

Ja, die Reaktionen der so geschnittenen können heftig ausfallen.
Aber logo. Sie meinen ja, sie müssen ihre Dosis Gift nur weiter Erhöhen um dich in die Knie zu zwingen.
Du musst hier den längeren Atem haben.

Und ja, diese Taktik ist nicht immer leicht durchzuhalten, manchmal ist man einfach nur platt ob der Unverschämtheit der anderen.
 
Zuletzt bearbeitet:
sanguina
Benutzer149155  Planet-Liebe Berühmtheit
  • Themenstarter
  • #26
"wir haben natürlich das Haus verkauft Oma!"

Naja, ich besitze kein Haus :grin: Aber ich weiß, worauf du hinauswillst. Bei mir wäre wohl eher ein "Ich bin ein paar Wochen anschaffen gegangen" passender gewesen, weil sie sich ohnehin immer darüber aufregt, dass meine Ausschnitte zu tief wären. :upsidedown:
 
R
Benutzer167777  (38) Verbringt hier viel Zeit
  • #27
Ich habe auch kein Haus. Aber es ist umso passender je höher die Dosis der Absurdität :grin:
 
Edelweiss
Benutzer161456  Sehr bekannt hier
  • #28
Naja, ich besitze kein Haus :grin: Aber ich weiß, worauf du hinauswillst. Bei mir wäre wohl eher ein "Ich bin ein paar Wochen anschaffen gegangen" passender gewesen, weil sie sich ohnehin immer darüber aufregt, dass meine Ausschnitte zu tief wären. :upsidedown:
... Oder aber was lustig-ausweichendes:
"Oma, alle finanziellen Anfagen bitte immer nur schriftlich und mit Durchschlag an meinen Steuerberater..."
 
banane0815
Benutzer44981  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #29
Absolut richtig. Ich habe das Gefühl, ich kann keinen Ausgang aus solchen Situationen finden, der für alle gut ist.
Man kann es eben nicht Allen recht machen. - Auch wenn das manchmal eine ziemlich nunschöne Erkenntnis ist.
Mal ein Beispiel aus meinem Leben in einer längst nicht so seltsamen Familie:
Ich würde z.B. auch gerne mal meine Verwandtschaft zu einer entspannten Geburtstagsfeier einladen. Aber leider geht das nicht, da eine Frau in der Verwandtschaft durch ihre unerträgliche Art immer wieder für Ärger und dicke Luft sorgt. Aber wenn ich nur sie nicht einlade, ist auch ihr Mann eingeschnappt und kommet ebenfalls nicht - und das gefällt dann wiederum meiner Oma nicht, die versucht, ihre Illusion vom Friede-Freude-Eierkuchen-Familienleben aufrecht zu erhalten. - Und so verzichte ich eben auf eine Geburtstagsfeier mit der Verwandtschaft, um mir den ganzen damit verbundenen Ärger zu ersparen.
Und dafür ertrage ich eben zähneknirschend ein paar Stunden mit dieser "tollen" Frau, wenn meine Oma ihren Geburtstag feiert und Alle einlädt, da ich meine Oma nicht für das Verhalten dieser Frau "bestrafen" und sie durch meine Abwesenheit enttäuschen will.

Da hast du vollkommen Recht. Vielleicht sollte ich versuchen, es mehr aus dieser Perspektive zu sehen: Immerhin bin ich zu Gefühlen fähig, auch wenn da mal negative bei rumkommen.
Ganz genau!
Ich glaube, man müsste emotional komplett abgestumpft sein, um sich über nichts mehr aufzuregen - und das wäre ja auch nicht sinnvoll.

Meiner Meinung nach ist es der beste Weg, sein Leben so zu gestalten, dass es möglichst wenige Situationen gibt, die einen auf die Palme bringen: Den Kontakt mit unerträglichen Menschen auf ein Minimum reduzieren, sich einen überwiegend erträglichen Job suchen, usw.

Off-Topic:
also alkohol ist definitiv kontraproduktiv bei der frage - und snickers ist einfach eklig :zwinker:
Das sehe ich nicht so. Wenn ich mit einem Kumpel auf dem Balkon sitze, ein gutes Steak auf den Grill werfe und dazu eine Hopfen-Kaltschale konsumiere, löst sich das eine oder andere Ärgernis schon mal (zumindest temporär) in Luft auf. :bier:
 
Nevery
Benutzer72433  Planet-Liebe ist Startseite
  • #30
Off-Topic:
Das sehe ich nicht so. Wenn ich mit einem Kumpel auf dem Balkon sitze, ein gutes Steak auf den Grill werfe und dazu eine Hopfen-Kaltschale konsumiere, löst sich das eine oder andere Ärgernis schon mal (zumindest temporär) in Luft auf. :bier:
ja, ärgernisse. es geht aber um diese hochschlagenden flammen in einem drin, die in den griff zu kriegen, und das funktioniert mit alk leider noch viel weniger :zwinker: - alkohol enthemmt eben, und ist damit nicht hilfreich dabei, etwas zu beherrschen.
 
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