Workaholic weil Dauersingle weil Workaholic (Teufelskreis)

S
Benutzer115547  Verbringt hier viel Zeit
  • #1
Hallo zusammen

Ich bin da in einem Teufelskreis gefangen, aus welchem ich irgendwie aus eigener Kraft gerade nicht ausbrechen kann. Vielleicht hat ja der/die eine oder andere schon einen ähnlichen Lebenslauf hinter sich und kann mir einige Tipps geben. Ich will versuchen meinen „Krankheitsverlauf“ mal aufzuzeigen:

1.) Ich bin 25, hatte noch nie eine Beziehung (bis auf ein 10tägiges Intermezzo vor etwas mehr als einem Jahr, von dem ich damals hier berichtet habe). Leider belastet mich diese Situation, da ich mich durchaus nach Zweisamkeit, Zuneigung und Liebe sehne. Um mich selbst nicht ständig mit „warum klappt’s nicht?“-Gedanken und depressiven Gemütszuständen zu belasten, flüchte ich mich in:

2.) Arbeit! In der Arbeit kann ich total in der Materie versinken und die grübelnden Gedanken abstellen. So habe ich mich auch letztes Jahr, nach dem Schlussstrich meiner Bekannten (Freundin kann ich das nach 10 Tagen schlecht nennen, nicht wahr? :zwinker: ), in die Arbeit gestürzt und seither kein einziges arbeitsfreies Wochenende (geschweige denn Ferien) mehr gehabt.

3.) Dadurch habe ich meine (zahlenmässig sowieso schon wenigen) Freunde vernachlässigt… oder auch vernachlässigen müssen. Ich bin mit meiner Arbeit ziemlich erfolgreich und habe viele gute Aufträge erhalten. Meine Arbeit bringt es leider mit sich, dass ich stets gegen Deadlines zu kämpfen habe, die sehr eng gesteckt sind. Somit sind 20-Stunden Arbeitstage - 7 Tage die Woche - in Spitzenzeiten keine Seltenheit. Nun ist es leider so, dass sich auch gute Freunde irgendwann nicht mehr bei einem melden, wenn man diese über Wochen oder Monate auf "ein ander Mal" vertrösten musste. Dies wiederum ruft bei mir je länger je mehr ein starkes Gefühl der Einsamkeit hervor. Und die Einsamkeit wiederum verdränge ich mit:

4.) Arbeit. Nun ist es aber so, dass ich innerhalb meiner Arbeit leider meist mit keinen andern Menschen direkt zu tun habe. Während eines Auftrages habe ich eigentlich immer nur eine (meist männliche) Ansprechperson, mit der ich hauptsächlich via Mail und Skype kommuniziere. Somit ist also auch der Job, den ich ausübe, seeeeehr einsam.

Ich hoffe der Kreis, in dem ich mich befinde, ist nun verständlich.

Arbeit war lange Zeit quasi mein Therapiemittel. Doch leider verliert jede Medizin mit der Zeit ihre Wirkung oder die Dosis muss erhöht werden. Erhöhen kann ich da leider nichts mehr, im Gegenteil. Ich muss mir selbst wohl eingestehen, dass ich mich konstant am Abgrund zum Burnout bewege… insbesondere dann, wenn man innerhalb einer Arbeitsphase mit einem Kunden zu tun hat, der nie auch nur ein Wort des Lobes oder Dankes für einen übrig hat (denn das ist es wohl, wonach ich im Beruf suche, nachdem ich im „normalen/privaten“ Leben schon keine Person finde, die mich liebt, lobt, vermisst, zu einem steht, begehrt) sondern lediglich mit Kritik um sich wirft. In solch einem Moment kann man dann schon ganz schön verzweifeln, weil man keine Schulter hat, an die man sich anlehnen kann, man mit niemandem darüber sprechen und somit auch nicht von der Arbeit Abstand nehmen kann, weil es ja gerade die Arbeit selbst ist, die die einzige Säule ist, die einem normalerweise Halt gibt.

Gibt’s noch andere Single-Workaholics hier, deren Arbeitswut vielleicht ähnliche Gründe hat, wie ich es beschrieben habe? Wie geht ihr (oder gingt ihr) damit um?

Mein grösster Wunsch wäre es nach wie vor eine liebe Frau kennen zu lernen, für die es auch wieder einmal Sinn machen würde, Freizeit zu haben (die einsamen Spaziergänge, Städteausflüge, Fahrradtouren, Kinobesuche, etc. sind nicht so unterhaltsam und führen einem seine Einsamkeit immer wieder vor Augen, da arbeite ich dann lieber). Leider werde ich durch meine Arbeit eben niemanden kennen lernen. Und aufgrund der Arbeit wiederum kann ich am sozialen Leben nicht richtig teilnehmen… und wenn ich es dann doch einmal einrichten kann, mir ein wenig Zeit für meine Freunde (bei denen es sich um Pärchen oder männliche Kumpels handelt) frei zu schaufeln, dann lerne ich da auch keine potenziellen Beziehungspartnerinnen kennen, womit ich mich komischerweise selbst in Gesellschaft einsam fühle. Daher… Back to work again.
 
H
Benutzer67523  Sehr bekannt hier
  • #2
Ich arbeite schon gerne mal auch zu viel, allerdings unternehme ich immer auch noch was anderes. (Sport, Kultur, "einfach so" Freunde treffen, etc.)

Mein Rat ist vielleicht der hier:
Soziale Dinge sind wie eine Pipeline: wenn Du sechs Monate nichts planst, hast Du irgendwann nichts mehr vor, und keine Leute haben Zeit fuer Dich.
Das braucht etwas Vorlaufzeit (wenn Du heute anfaengst, ist nicht morgen der Kalender voll mit Freunden), und es braucht Zeit, den Freundeskreis ueberhaupt aufzubauen.
Eine Erwartung wie "heute arbeite ich mal nur 18 Stunden, und morgen habe ich dann tolle Anlaesse mit Freunden" ist unrealistisch, Du solltest Dir hier mehr Zeit nehmen und geben.
 
dani_ela
Benutzer120764  (29) Sehr bekannt hier
  • #3
Arbeitest du eigendlich gerne so viel? Ich frage deswegen, weil es für dich vielleicht besser wäre wenn du dir einen Job suchst indem du nicht so viel arbeiten müsstest. So wie es jetzt ist, wird es für dich mit großer warscheinlichkeit unmöglich sein eine Frau kennenzulernen. Auser sie lauft dir irgendwann mal zufällig in der Arbeit entgegen. Darauf zu warten bringt aber auch nichts.

Du weist ja das du etwas ändern musst, also ist es noch nicht zu spät. An deiner Stelle würde ich mir eine Arbeit suchen in der du nicht deine ganze Freizeit investieren musst. Wenn du das geschafft hast, trete einfach mal einen Sportverein oder ähnliches bei. Dort lernt man wieder neue Leute kennen. Nimm Kontakt mit deinen alten Freunden auf. Gehe unter Leute, nur so wirst du jemanden kennenlernen können.

Ich hoffe das ich dir ein wenig weiterhelfen konnte.
 
HarleyQuinn
Benutzer121281  (36) Planet-Liebe ist Startseite
  • #4
Arbeitszeit runterschrauben. Dein Leben besteht ja nur noch aus Arbeit. Du solltest dir mehr Freizeit schaffen, nicht weil es sich für eine Frau lohnt, sondern weil es sich für DICH lohnt. Ich kann Arbeitswillen verstehen. Ich arbeite auch gern. Aber wenn es nur noch aufstehen, essen, arbeiten, essen, schlafen gehen ist - was hat man denn dann vom Leben? Was bringt dir das gescheffelte Geld, wenn es nur auf der Bank liegt, weil du keine freie Minute hast um es auszugeben?
 
Trouserbond
Benutzer95608  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #5
Mein grösster Wunsch wäre es nach wie vor eine liebe Frau kennen zu lernen, für die es auch wieder einmal Sinn machen würde, Freizeit zu haben ...

Wie willst Du diese Frau kennenlernen, wenn Du in Deiner Freizeit arbeitest und das auch noch im stillen Kämmerlein?

Auch ich hab in Deinem Alter sehr viel gearbeitet, wie viele meiner Kollegen (in der Werbebranche ein Muss) - aber Ausgleich in Form von ausgehen, sporteln, Party, Veranstaltungen usw. muss sein, nicht nur um andere Menschen näher kennenzulernen, sondern auch den Blick für die schönen Seiten des Lebens nicht zu verlieren - und die liegen ganz sicher nicht nur in einem erfüllenden Job.

Ach ja ... Kunden und Arbeitgeber saugen Dich nur aus, wenn Du es zulässt ... kenne genug ausgebrannte Leuts, die außer ihrer Arbeit nix hatten und sich auch optisch immer mehr vernachlässigten - nicht selten endet so mancher Workaholic total weltfremd als ungepflegter Bleichling - nur noch im Schlabberlook anzutreffen. Aber, Du erkennst ja selbst, dass es so nicht weitergeht - Du musst raus in die Welt, nicht nur um eine Frau kennenzulernen, sondern Dir selbst zu liebe.

Also, auch mal nein sagen und Feierabend machen, Wochenendarbeit sein lassen, mal in Urlaub fahren ... Was Du mit Deiner freien Zeit anfängst, tja, da musst Du wohl mal in Dich gehen und überlegen, was Dir Spaß machen könnte. Bewegung ist immer gut ... also Sportclub, Wanderverein, Fitnessstudio, Kampfsport, Tanzkurse - da tummeln sich immer Menschen mit denen sich dann auch andere Freizeitaktivitäten ergeben können - und wenns nur das regelmäßige gemeinsame Bierchen in irgendeiner Kneipe ist. Musst halt auch ein bisschen auf die Leute zugehen, sympathisch rüberkommen, Vorschläge machen. Von selbst ergibt sich nix, musst schon dahinterbleiben und auch mal das ein oder andere ausprobieren - Dich quasi durchtesten.

Irgendwann kommt eine Aktivität zur anderen, man kennt Leute, lernt neue kennen und schwups ergeben sich auch Chancen einer Partnerin zu begegnen ... und die wenigsten Frauen mögen Männer, die nix kennen, außer ihrer Arbeit.
 
BigDigger
Benutzer76250  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #6
Arbeit war lange Zeit quasi mein

Nein, es war kein Therapiemittel. Es ist Deine Ersatzdroge. Du hast es selbst beschrieben:

Um mich selbst nicht ständig mit „warum klappt’s nicht?“-Gedanken und depressiven Gemütszuständen zu belasten, flüchte ich mich in:

2.) Arbeit! In der Arbeit kann ich total in der Materie versinken und die grübelnden Gedanken abstellen.


Genau darum heißt es auch Workaholic: Wo die einen sich in Promillebäder voller Alkohol oder in den Rausch der bunten Farben stürzen, um nichts zu fühlen und nichts zu denken, stürzt Du Dich in die Arbeit. Aber glaube ja nicht, dass das weniger zerstörerisch ist als Alkohol! Wenn Du den jetzigen Zustand noch drei Jahre durchhältst, ohne zusammenzuklappen, bin ich tief beeindruckt...

weil es ja gerade die Arbeit selbst ist, die die einzige Säule ist, die einem normalerweise Halt gibt.

Die Arbeit gibt Dir aber keinen Halt. Sie laugt Dich aus. Sie nimmt Dir Dein soziales Netz, und außer etwas Geld - das Du aus Zeitmangel nicht mal ausgeben kannst, außer vielleicht für die nächste Lieferung vom Bringdienst, vermute ich mal, was ja unheimlich gesund ist und attraktiv für die Frauenwelt macht - gibt Dir die Mehrarbeit nichts zurück.

(die einsamen Spaziergänge, Städteausflüge, Fahrradtouren, Kinobesuche, etc. sind nicht so unterhaltsam und führen einem seine Einsamkeit immer wieder vor Augen, da arbeite ich dann lieber). Leider werde ich durch meine Arbeit eben niemanden kennen lernen. Und aufgrund der Arbeit wiederum kann ich am sozialen Leben nicht richtig teilnehmen…
Na, das hast Du ja schon mal richtig erkannt. Aber selbst wenn Du durch die Arbeit jemanden kennenlernen würdest, was glaubst Du, wie Du auf sie wirken würdest? Ein Mann, der nichts anderes tut als arbeiten, völlig unentspannt, unausgeglichen, vom Beruf getrieben - und der gar keine Zeit für eine Frau hat... Glaubst Du, eine Frau tut sich einen Mann an, der sich vielleicht gar keine Zeit für sie nimmt - außer vielleicht 5 Minuten am Tag zum Ficken, wenn er es gerade mal zwischen den Pflichten erübrigen kann? (Das ist jetzt aus der Sicht der Frau beschrieben.)

Daher… Back to work again.
Und das genau ist Dein Kardinalfehler. Wie willst Du denn eine Frau kennenlernen, wenn Du keinerlei Interessen hast, die Du mit einer potenziellen Partnerin teilen kannst? Manche lernen ihre künftige Gattin beim Sport kennen, beim Tennis, Badminton, Joggen. Es sollen auch schon Paare im Fußballstadion entstanden sein. Oder im Museum. Auf Konzerten. Bei Stammtischen. Beim Segeln mit Freunden.
Aber noch nie haben sich Paare kennengelernt, indem sie beide 20 Stunden am Tag vor dem eigenen Rechner zuhause gearbeitet haben...

Deine einzige Möglichkeit, Deine ganze Situation zu ändern und irgendwann eine Frau kennenzulernen: Beende Dein Suchtverhalten! Der Schlüssel dazu liegt allein in Dir. Du musst derjenige sein, der "Nein" sagt. Der seine Zeit so einteilt, dass in seinem Leben auch Raum für andere Aktivitäten bleiben. Es spricht bei wichtigen Projekten nichts dagegen, in überschaubarem Zeitraum mehr zu arbeiten (das kenne ich als Softwareentwickler selbst), aber dann muss auch wieder Zeit sein, um das auszugleichen. (Beispiel: Ich hab mal mittags einen panischen Anruf von einem Kunden gekriegt und musste da hin - 190 Kilometer über die A7 und A2. Die erste Stunde der Hinfahrt bin ich wegen Stau vor dem Elbtunnel durch Hamburg gegurkt. Ich war zuhause morgens um Viertel nach 7 aufgestanden, um halb zehn im Büro, um 15:30 Uhr beim Kunden - und da abgehauen bin ich um 0:30 Uhr. Zuhause war ich wieder um halb 3. Und am nächsten Tag hatte ich deshalb frei.)

Dass Du von Kunden keine Anerkennung zu erwarten hast, ist klar. Die wissen nicht, wie viel Du arbeitest und welche Aufgaben Du noch hast - die sehen nur ihren eigenen Arbeitsaufwand, und wenn Du durch Mehrarbeit schnell fertig bist, sehen die nur, dass Deine Aufgaben offenbar so einfach sind, dass sie in 8 oder 9 Stunden täglicher Arbeit zu schaffen sind - und dann erwarten sie das immer. Und meckern, motzen und quengeln, wenn Du mal nicht so schnell bist, wie sie es gewohnt sind. Das hab ich alles schon durchgemacht...

Du wirst Dich entscheiden müssen, was Du willst: Ein normaler Mensch mit normalem Arbeitspensum und normalem Leben - oder mit 30 das erste Mal ausgebrannt und mit 50 vor der Erkenntnis stehend, dass Du Dein Leben mit unnützer Arbeit verschwendet und gar keine Lebensinhalte hast.
Es gibt für Workaholics professionelle Hilfe. Aber diese Hilfe musst Du Dir suchen, und dazu musst Du schon mal Dein Flucht- und Suchtverhalten durchbrechen. Die Initiative kann nur von Dir ausgehen. Dazu musst Du begreifen, dass Deine Arbeit Dein Hauptproblem darstellt und keine "Medizin" ist (so wenig wie Kokain). Du bist der einzige, der diesen Kreislauf durchbrechen kann.
 
S
Benutzer115547  Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #7
Vielen Dank allerseits für die Kommentare! Alles was geschrieben wurde, kann ich voll und ganz unterschreiben. Und gleichzeitg liegt wohl genau da der Hund begraben. Ich erkenne die Situation, möchte zwar gerne etwas ändern (habe auch schon Kurse an der Volkshochschule rausgesucht, um mal wieder auf neue Leute zu treffen) aber den entscheidenden Schritt, sich irgendwo anzumelden, kriege ich dann irgendwie nicht auf die Reihe. Da gibt’s in mir selbst eine Barrikade, die ich (noch) nicht zu durchbrechen schaffe. Das frustet mich dann irgendwie auch und um den Frust zu vergessen, arbeite ich bis 4 Uhr nachts, bis ich total erschöpft bin und ins Bett gehen und sofort einschlafen kann (ohne Einschlafprobleme zu haben, weil mich wieder selbstzweifelnde Gedanken einholen)

Ich habe für mich selbst erkannt, dass ich nicht workaholisch bin, weil ich unbedingt arbeiten will (was ja eigentlich schon mal schön ist), sondern um mich abzulenken. Wenn ich in eine Frau verliebt bin, dann setze ich alle Hebel in Bewegung, um so viel Zeit wie möglich mit ihr verbringen zu können (dabei vernachlässige ich meine Arbeit dann fast schon grob fahrlässig und hab‘ dann später den Stress, dass ich das wieder irgendwie aufarbeiten muss).
So habe ich auch vor einem Jahr alles gegeben, was ich nur konnte, als ich mit dieser Frau zusammen war (und wir haben uns da mehr oder weniger täglich gesehen, obwohl ich gerade am Ende meines Studiums und mitten in den Master-Prüfungen war). Als sie mich dann vom einen auf den andern Tag plötzlich fallen liess, da rettete ich mich in die Arbeit. Wo ich vorhin viel Energie in die angepeilte Beziehung steckte, lagerte ich daraufhin die Energie auf die Arbeit um und gebe seitdem arbeitstechnisch 100% (oder mehr).

Soziale Dinge sind wie eine Pipeline: wenn Du sechs Monate nichts planst, hast Du irgendwann nichts mehr vor, und keine Leute haben Zeit fuer Dich.

Das stimmt. Das ist es aber auch, worauf ich in letzter Zeit überhaupt keine Lust mehr hatte. Freunde organisieren zu müssen. Ich jage beruflich einem Terminplan nach dem andern nach. Da kotzt es mich an auch noch in der Freizeit „Termine“ mit Freunden zu vereinbaren und sich zu überlegen, was man denn wann unternehmen könnte.
Ich bin in der Hinsicht vielleicht ein hoffnungsloser Romantiker, der die Realität nicht kennt, aber wenn ich mir eine Beziehung wünsche, dann sehne ich mich danach, dass es da eine Person gibt, die man (auch mal zu späterer Stunde oder über Mittag) einfach so treffen kann, ohne einen Plan zu haben.

Arbeitest du eigendlich gerne so viel? Ich frage deswegen, weil es für dich vielleicht besser wäre wenn du dir einen Job suchst indem du nicht so viel arbeiten müsstest.

Ich arbeite nicht gerne so viel, aber ich mache beruflich genau das, was ich immer machen wollte. Ich könnte mir nichts anderes vorstellen. (Und ich arbeite auch nicht des Geldes wegen. Es ist zwar schön, dass ich von dem, was ich mache, leben kann. Aber ich habe noch nie einen Auftrag angenommen, weil ich ans Geld gedacht habe). Da ich selbstständig bin, liegt es auch an mir, welchen Projekten ich zusage. Wenn ich dann aber mal zugesagt habe, dann muss ich natürlich für alles gerade stehen. Da wird eben so lange gearbeitet, bis der Job getan ist. Ich bin nicht zu einem Monats- oder Stundenlohn angestellt, der mir vertraglich erlaubt das Büro nach 8 Stunden zu verlassen.
 
BigDigger
Benutzer76250  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #8
Ich habe für mich selbst erkannt, dass ich nicht workaholisch bin, weil ich unbedingt arbeiten will (was ja eigentlich schon mal schön ist), sondern um mich abzulenken.

Ersatzdroge. Wie ich sagte.

Ich bin in der Hinsicht vielleicht ein hoffnungsloser Romantiker, der die Realität nicht kennt, aber wenn ich mir eine Beziehung wünsche, dann sehne ich mich danach, dass es da eine Person gibt, die man (auch mal zu späterer Stunde oder über Mittag) einfach so treffen kann, ohne einen Plan zu haben.
Bin gespannt, wann Du den Fehler bemerkst... dass Du ja immer einen Plan hast und daher gar nicht die Möglichkeit besitzt, sie einfach so zu treffen...
Abgesehen davon, dass Du offenbar nicht in der Lage bist, einen Ausgleich zu schaffen zwischen Arbeit und Beziehung - eines vernachlässigst Du immer. Aber dass Du mal zur Ruhe kommst, lese ich nirgends - und glaube nicht, dass eine Beziehung nicht darunter leidet, wenn man immer irgendwie unter Strom steht.

Da ich selbstständig bin, liegt es auch an mir, welchen Projekten ich zusage. Wenn ich dann aber mal zugesagt habe, dann muss ich natürlich für alles gerade stehen. Da wird eben so lange gearbeitet, bis der Job getan ist. Ich bin nicht zu einem Monats- oder Stundenlohn angestellt, der mir vertraglich erlaubt das Büro nach 8 Stunden zu verlassen.
Du bist selbständig. Das heißt, dass Du auch in der Position bist, Deine Zeit frei einzuteilen - und die Projekte so zu legen oder gar auch mal abzulehnen, dass dass Du eben nicht 20 Stunden am Tag arbeiten musst, sondern mal einen Tag ein, zwei, vielleicht auch drei Stunden länger und dafür anderntags ein, zwei Stunden kürzer. Was spricht denn dagegen?

Und wenn Du darauf jetzt mit "Geld" antwortest, dann solltest Du Dir überlegen, ob Selbständigkeit für Dich ein passendes Konzept ist, wenn Du mit Arbeit in normalem Rahmen nicht genug verdienst, um damit über die Runden zu kommen...
 
banane0815
Benutzer44981  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #9
Betrachten wir deinen Teufelskreis doch mal ganz nüchtern und sachlich:
Solange du vor lauter Arbeit keierlei Freizeit hast, ist es für dich einfach unmöglich, Freundschaften zu führen, eine Partnerin zu finden und eine Beziehung zu führen.
Aber nur weil du Single bist und wenige Freunde hast, heißt das noch lange nicht, dass du deshalb dein ganzes Leben der Arbeit widmen musst.

Somit gibt es schlicht und einfach nur einen einzigen Punkt, an dem du ansetzen kannst, um den Teufelskreis zu durchbrechen: Reduziere dein Arbeitspensum!

Deine Partnerlosigkeit und deinen Mangel an Freundschaften kenne ich aus eigener Erfahrung nur zu gut. - Aber trotzdem versuche ich, es tunlichst zu vermeiden, mich so sehr in die Arbeit zu vertiefen, dass mir die Zeit fehlt, um etwas an meinem unbefriedigenden Single-Leben und meinem ähnlich unbefriedigenden Mangel an Freundschaften ändern zu können. - Selbst wenn mir derzeit die Ideen fehlen, wie ich etwas an diesen unbefriedigenden Dingen ändern könnte.
 
S
Benutzer115547  Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #10
Du bist selbständig. Das heißt, dass Du auch in der Position bist, Deine Zeit frei einzuteilen - und die Projekte so zu legen oder gar auch mal abzulehnen, dass dass Du eben nicht 20 Stunden am Tag arbeiten musst, sondern mal einen Tag ein, zwei, vielleicht auch drei Stunden länger und dafür anderntags ein, zwei Stunden kürzer. Was spricht denn dagegen?

Ich gebe auf diese Frage nicht die Antwort "Geld", nein. Denn wegen dem Geld habe ich wie gesagt nie gearbeitet. (Ich übe einen künstlerischen Beruf aus, das war von Anfang an klar, dass ich damit nicht Millionär werde, und Geld hat mich auch noch nie interessiert :zwinker:. Ich komme ohne Sorgen über die Runden, auch wenn ich weniger arbeiten würde).

Es ist tatsächlich ein anderer Punkt, den Du sehr treffend angesprochen hast:

Abgesehen davon, dass Du offenbar nicht in der Lage bist, einen Ausgleich zu schaffen zwischen Arbeit und Beziehung - eines vernachlässigst Du immer. Aber dass Du mal zur Ruhe kommst, lese ich nirgends

Ich habe inzwischen eine stetige Unruhe in mir. Krass ausgedrückt ist der Tag erst dann perfekt verlaufen, wenn ich total erschöpft bin und die dreifache Menge erarbeitet habe, die man normalerweise an einem Tag abarbeiten sollte. Der Gedanke daran, dass ich in 4 Monaten mal kein Projekt haben könnte, macht mich wahnsinnig. Nicht, weil in dieser Zeit dann kein Geld rein kommt, sondern weil ich dann wieder mit mir selbst konfrontiert bin. Ich komme mir dann unnütz vor und weiss gar nicht, was ich mit der Zeit anfangen soll. Ich weiss selbst, dass das eigentlich der ideale Zeitpunkt wäre, um eine neue Sportart auszuprobieren, auf Reisen zu gehen, etc. Aber es liegt wohl in der Natur eines Workaholics, dass er sich über seine Arbeit definiert und den Tag halt auch danach richtet (so wie ein Junkie nur von der einen Spritze zur nächsten lebt). Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und somit ist es extrem schwer, seine bekannten Verhaltensmuster zu durchbrechen, auch wenn man sich selbst darüber im Klaren ist, dass diese nicht ideal sind.

Dadurch, dass die Arbeit einen so hohen Stellenwert eingenommen hat, sind sämtliche Hobbies irgendwann auf der Strecke geblieben. Ich frage mich immer wieder, was ich denn neben meiner Arbeit sonst für Interessen habe und muss mir eingestehen, dass es da irgendwie nichts gibt... Sport ist seit meiner Jugend nicht mehr mein Ding (ok, wandern mag ich... aber da wo ich wohne, kann man nur Spaziergänge machen). Lesen tu ich gerne, aber das ist ja auch eine einsame Sache. Was bleibt da noch?
 
Zuletzt bearbeitet:
BigDigger
Benutzer76250  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #11
Was bleibt da noch?
Wie wär's, wenn Du klein anfängst? Schnapp Dir Dein Mobiltelefon, nutze die Weckfunktion, stell Dir 3 Mal am Tag den Wecker (zum Beispiel um 12 Uhr, um 16 Uhr und um 20 Uhr). Dann hörst Du konsequent auf mit dem, was Du machst, ganz egal, was Du dann gerade machst oder meinst, fertigstellen zu müssen. Du stehst auf, gehst ins Schlafzimmer, ziehst die Vorhänge, Jalousien oder Rollos runter, schließt die Tür, stellst Dir den Handywecker auf 20 Minuten weiter, legst Dich aufs Bett in Deine Lieblingsposition, machst die Augen zu. Und bis der Wecker wieder klingelt, machst Du nicht die Augen auf, bewegst Dich keinen Millimeter, konzentrierst Dich einfach nur darauf, ruhig ein- und auszuatmen. Wenn Du zappelig wirst, dann halt das aus! Wirst Du unruhig im Kopf, konzentriere Dich wieder aufs Atmen und halt das aus, bis der Wecker klingelt. Wenn Du willst: Lächle dabei!
Und nachdem der Wecker geklingelt hast, stehst Du auf, gehst ans Fenster, öffnest es und bleibst genau 5 Minuten lang am geöffneten Fenster stehen, einfach nur ein- und ausatmend. Nach 5 Minuten machst Du das Fenster wieder zu, und dann darfst Du wieder an die Arbeit gehen.

Das Ganze machst Du diszipliniert eine Woche lang.
In der 2. Woche verlängerst Du die Ruhezeit auf 30 Minuten, 3x am Tag.
In der 3. Woche nimmst Du Dir 45 Minuten Ruhezeit, aber nur noch 2x am Tag.
In der 4. Woche zweimal pro Tag eine Stunde.
Danach verrate ich Dir, wie es weitergeht. :zwinker:
 
S
Benutzer115547  Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #12
Das ist grandios, BigDigger :smile: Danke! Das werde ich morgen gleich mal in die Tat umzusetzen versuchen.
 
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