Benutzer204601 (27)
Ist noch neu hier
- #1
Hallo zusammen,
ich hoffe, ich habe keinen Vorstellungsthread übersehen. Ich kenne dieses Forum schon lang als stille Leserin und bin nun an dem Punkt, wo ich auch selbst mal Mitteilungsbedürfnis bzw ein Bedürfnis nach neutralem Input von außen habe.
Das wird ein etwas längerer Text wahrscheinlich. Ich hoffe, auf eure Nachsicht und auf vielleicht ein paar Antworten
Ich habe Mitte Februar über Bumble einen Mann kennengelernt. Wir sind beide Mitte 20 (ich im Master und im Anschluss noch die psych. Ausbildung und er in der Lehre). Er war beim ersten Date sehr gefestigt was er möchte (ankommen, Familie, und und und), was mich etwas eingeschüchtert hat. In seinem Profil stand damals auch nichts zu, erst nach unserem Match hat er das hinzugefügt.
Nun gut, ich war damit erstmal etwas überfordert, haben darüber gesprochen und haben eigentlich dann festgestellt, dass wir da relativ viele Überschneidungen in diesen Zukunftsfragen haben. Problem: es kann sein, dass ich nach meinem Studium wegziehen muss. Er hatte mich das gefragt, was meine Pläne sind und ich habe halt ehrlich geantwortet, dass ich nicht sagen kann, dass ich fest in unserer Stadt bleiben kann. Da er aber auch in unserem Wohnort gar nicht so glücklich ist, habe ich da kein Problem gesehen bzw hat er das auch nicht als solches benannt in diesem Moment.
Bis einen Monat später. Da waren wir bei ihm und nach dem Sex fing er ein Gespräch an, wo er so wirkte, dass er gern die Bestätigung hätte, dass für mich das was ernsthaftes/Beziehung/ich habe Gefühle für ihn ist. Ich war da halt noch gar nicht bereit. Ich habe ihm dann gesagt, dass ich den Eindruck habe, dass er gerade ein Bekenntnis haben möchte, was ich ihm nicht geben kann. Dass ich ihn sehr mag, ich mich gern auf alles einlasse, ich aber noch nicht an diesem Punkt des Commitments bin. Auch weil "ich bin bereit für eine Beziehung mit dir" für mich nicht nur leicht dahin gesagt ist sondern dass ist das Commitment für Weitsichtigkeit, Zukunftsperspektive, Arbeit und eben auch wirklich Gefühle, die über verknallt (mehr als das war es damals nicht) hinausgehen. Er meinte daraufhin, dass er persönlich lieber früh als Beziehung labelt, weil Schluss machen kann man ja immer, dass er aber meine Meinung respektiert und mir gern die Zeit lässt, weil ich ihm dafür wichtig genug wäre.
Gut... Mitte Mai gab es dann Knatsch. Ich war in der Phase am merken, dass sich da wirklich tiefergehende Gefühle bei mir gebildet haben und parallel war er aber da irgendwie auf einmal anders... Wir haben beide viel um die Ohren, aber es war immer Freude da. Er war irgendwie distanzierter, ich habe es auf die Arbeit geschoben. Wir hatten uns dann an einem Tag gesehen - beide verkatert - und da hat er was gesagt, dass er so traurig ist, dass das mit uns ja keine Zukunft hat, weil ich wegziehe. Darauf habe ich gesagt, dass das nur eben eine Eventualität ist und für mich ein Wegzug auch nicht das Ende einer potentiellen Beziehung darstellen würde. Er darauf "Lass uns das Thema wechseln..." Im Juni hat er dann von einer Bekannten die Nachricht bekommen, ob das mit mir wirklich vorbei wäre. Dies hatte er mir random geschickt und ich war etwas irritiert. Er meinte daraufhin, dass ihn das auch irritiert hat und es deshalb mir geschickt hätte. Unteranderem weil ich in dieser Phase nach dem verkaterten Gespräch fieberhaft nach einem guten Zeitpunkt gesucht habe, mit ihm über meine Gefühle zu sprechen. Er war entweder krank, er im Urlaub, ich im Urlaub, Familienbesuch bei mir, Geschäftsreisen bei ihm... Ich wollte das aber einfach persönlich machen.
Was ich dann auch getan habe am ersten Juli-Wochenende. Seine Antwort: Er freut sich unfassbar, weil er nicht damit gerechnet hätte, dass ich das zu ihm sagen würde und er gerade etwas überfordert ist, weil er spontan gar nicht so sortiert ist, dass er genauso vieles und schönes zurück sagen könnte und er sich dafür gern ein paar Gedanken machen würde. Wir haben dann das ganze Wochenende miteinander verbracht und alles war wunderschön. Auf seine Antwort warten war für mich auch okay... Aber nach 4 Wochen ohne Antwort, dafür mit vielen Zusammenbrüchen seinerseits wegen Telefonaten mit seiner Familie, Ausflüchten, Andeutungen, sehr viel Zerstreutheit seinerseits war ich dann doch irgendwann an dem Punkt, dass ich gern eine Antwort hätte. Nachdem er ein Treffen mit mir verbummelt hat, gabs Streit. Es kam raus, dass er wohl am Tag des Treffens beim Psychiater war weil ADHS nimmt überhand und er nicht mehr klar kommt und jetzt auch Medikamente verschrieben bekommen hat. Treffen mit mir stressen ihn, weil er sich vor mir schämt, weil ich nicht der bin, den ich verdiene und er nicht will, dass ich ihn so zerstreut, so unzuverlässig kennenlerne. Er aber an sich arbeite, weil ich ihm Hoffnung gebe und er für mich funktionieren will (das hatte er mir auch in der Vergangenheit schon öfters gesagt). Er merken würde, dass ich Antworten brauche und er die Dinge zu lang herausgezögert hat und es jetzt am eskalieren ist. Er mir aber noch was sagen muss und wenn ich ihn dann trotz allem noch möchte, wäre er unfassbar froh. Ich war mit den ganzen Infos erstmal ziemlich überfordert, weil er nie einen Ton gesagt hat, wie schlecht es ihm geht und mir das unfassbar leid tat... Habe ihm dann gesagt, dass wir nach seinem Urlaub nochmal sprechen. Ich war aber ehrlich an dem Punkt, dass ich beim nächsten Treffen Antworten verlangt hätte, sonst hätte ich das beendet.
Am Tag drauf saß dann eine Freundin von mir hier. Sie hat mir erzählt, dass er wohl seit Mitte Mai was mit einer locker am laufen hätte und die auf sie zugekommen ist, weil sie glaubt, dass ich nicht von ihr weiß. Wusste ich auch nicht. Es folgte ein sehr dramatisches Gespräch am Telefon mit ihm.
Seine Version: Er hatte kaum Hoffnung, dass das wirklich was mit uns wird und kam gleichzeitig gar nicht von mir los. Bzw hatten wir dann ein wirklich schönen Tag zusammen und er kam emotional gar nicht mehr klar, weil er so Angst hatte, wieder von einem Mensch zurückgelassen zu werden, der ihm so viel bedeutet, dass er Panik bekommen hat. Dann war sie da und er dachte, wenn er was mit einer anderen anfängt, dann muss er ja Nein sagen zu mir, weil sowas kann er mir nicht antun. Immer wenn er es mir dann sagen wollte, hat er es aber nicht über das Herz gebracht. (Man muss dazusagen: Er ist mit mir händchenhaltend durch die Stadt gelaufen, kuschelnd im Kino oder Restaurant gesessen, ich habe ihn auf Partys und Geburtstage begleitet, er mich auch... ich bin daher von "wir sind safe" ausgegangen, er hat aber gedacht, dass ich ihn einfach nur als eine Situationship bzw nichts tiefergehendes sehe). Als ich ihm dann noch gesagt habe, wie ich ihm gegenüber fühle, hat er komplett Panik bekommen. Er hat ab da wohl mit der anderen nicht mehr geschlafen, aber noch bei ihr übernachtet, weil Arbeitskollegin, er konnte sich ihr Fahrrad ausleihen (das Fahrrad killt mich etwas) und er dachte er lässt das ausschleichen für möglichst wenig Drama. Er weiß auch, wie bescheuert das alles ist, weil er ja immer sagt, wie wichtig Kommunikation ist und er das auch wirklich so sieht, aber er war so im Tunnel, dass einfach gar nichts mehr ging bei dem Thema Label.Innerhalb des Telefonats ist er dann noch zu der anderen und hat das mit ihr beendet. Er hatte mich gefragt, ob mir das helfen würde, wenn ich da auf Lautsprecher bin. Ich habe ihm gesagt, dass ich dadurch natürlich mehr sicher weiß, aber das halt definitiv nur mit ihrem Einverständnis geht. Er hat sie aber gar nicht nach ihrem Einverständnis gefragt... Und was er dann zu ihr gesagt hat, war echt einfach nur kalt.
Geendet hat das Telefonat damit, dass wir nochmal nach meinen Klausuren sprechen und ich bis dahin von ihm nichts sehen und hören möchte.
Meine Probleme:
Mich juckt es nicht, dass er was mit einer anderen hatte. Wir waren nicht zusammen und es bestand keine Exklusivitätsabsprache. Er hat seitdem auch nicht mit mir geschlafen (ich dachte, es liegt daran, dass er Kondome scheiße findet und wir bis zum kostenlosen Test warten... Das habe ich aber so interpretiert, gesagt hat er das nicht so direkt, er wollte aber wohl für mich absolut kein gesundheitliches Risiko entstehen lassen wegen der anderen...), von daher fühle ich mich auch gesundheitlich sicher und körperlich bin ich einfach nicht eifersüchtig. Und wie er das mit der anderen beendet hat (hatte auch noch Kontakt zu ihr) lässt mich auch glauben, dass das wirklich nur was Lockeres war bzw sie ihm eigentlich scheißegal ist... Ich kann auch irgendwo verstehen, dass er sich da eine lockere Geschichte gesucht hat aus einer Perspektive.
In den 4 Wochen seit meines Gefühlsgeständnis gabs aber ein paar Aktionen seinerseits, die mir sauer aufstoßen.
Er hatte mir von ihr erzählt. Er meinte auf der Arbeit wäre eine, die wohl Interesse an ihm hat und alle würden glauben, dass da was läuft. Das wäre aber nicht der Fall und er will, dass ich davon weiß, damit mich das nicht verunsichert falls Tratsch bei mir ankommt. Das hat halt so manipulative Züge, die ich sehr schwierig finde.
Und eben den Punkt, dass er mit der anderen keinen expliziten Cut gemacht hat. Bzw: er ihr immer nur gesagt hat, er plant das zu beenden und die Art des Cuts halt auch ein Dick-Move war (er hat ihr dann noch gesagt, dass sie ja von mir erfahren kann, wie der Stand zwischen ihm und mir ist... er hatte wohl Angst, dass er nach meiner Ansage am Telefon was falsches sagen könnte und ich dann noch saurer bin). Sie hat mir erzählt, dass er ihr von Anfang an gesagt hat, dass er das plant mit ihr zu beenden, es aber noch nicht den richtigen Zeitpunkt gegeben hat.
Ich sehe, dass wir beide wohl leider öfters aneinander vorbeikommuniziert haben. Wir haben beide wirklich beschissene Erfahrungen gemacht (Meine erste Beziehung war übergriffig, er ist mehrfach betrogen worden und hat eine ganz schwierige Familiensituation). D.h. wir sind beides Menschen, die eigentlich Angst mit sich rumschleppen und die Angst unterschiedlich getriggert wird. Ich habe 2 Jahre Therapie hinter mir und kenne meine Ängste und kann da auch gut gegensteuern. Das ist aber nicht immer einfach und manchmal gelingt mir das auch nur so halbgut. Ich habe immer versucht das ihm gegenüber zu erklären, aber manchmal hatte ich den Eindruck, dass er das nicht hört... Bzw nicht mehr hören kann. Mir ist auch absolut klar, dass seine ganze Selbstsabotage und Kurzschlussreaktionen maximal Bindungsangst bzw Verlustangst schreien.
Unser Gespräch steht noch aus und ich bin hin- und hergerissen. Ich habe nach meinem übergriffigen Ex damals selbst ein ziemliches Vertrauens-Angst-Problem gehab und habe ähnlich wie er gehandelt. Gerade auch diese Ausflüchte in diese "Person X ist mir scheißegal, gibt mir aber Anerkennung, aber am liebsten hätte man nach dem Sex kein Kuscheln, weil so sehr mag man den Mensch nicht... und am Ende flüchtet man sich davor es wirklich zu beenden, weil dann bekommt man Arschloch zu hören und das schmerzt den eh schon niedrigen Selbstwert." Ich kenne die massive Angst, die das mit einem macht und deshalb verstehe ich auch vieles. Ich glaube ihm auch, dass ihm was an mir liegt bzw er ja laut eigener Aussage auch Gefühle hat. Er hat geheult wie ein Schlosshund, hat massiv gegen die eigene Panik gekämpft... Es gibt auch niemand, der ihm nicht glaubt, dass ich ihm wichtig bin. Nur über sein Verhalten schütteln halt sowohl seine als auch meine Freunde bzw gemeinsame Freunde nur den Kopf. Er und ich konnten auch abseits des Labels-Thema auch immer sehr gut kommunizieren... Ich habe halt das Gefühl, dass ich zu lang mich und mein Sicherheitsbedürfnis im Blick hatte und seine emotionale Lage zu spät gesehen habe... Ich habe sie nämlich gesehen ab einem gewissen Punkt nur haben wir uns ab genau da halt wegen äußeren Umständen echt keinen ruhigen Moment gesehen.
Aber ich weiß halt wirklich nicht, ob da noch was zu retten ist. Selbst mit viel Gesprächen, Zeit, langsamen herantasten an Körperlichkeit. Für uns beide ist Beziehung miteinander gerade ausgeschlossen, weil uns beiden klar ist, dass das maximal ungesund wäre. Ich weiß auch nicht, ob ich zu viel Verständnis für ihn habe... Ich weiß, dass ich noch ein Gespräch brauche und je nach Gespräch jeglicher weiterer Kontakt ausgeschlossen wäre. Aber ich sitze halt echt mit Gefühlen da, die ich so noch nie hatte... Noch nie habe ich so sehr ein gemeinsames Leben mit jemand realistisch sehen können. Nicht romantisch verzerrt, sondern ich war mir voll bewusst, dass das Arbeit sein wird, er mir das aber wert ist. Als ich ihm gesagt habe, was ich fühle und dass ich mir das als was Langfristiges vorstellen kann, habe ich das im vollen Bewusstsein gesagt, dass das zwischen ihm und mir irgendwann knallen könnte. Ich kenne mich, ich kenne Ihn und seine Ängste. Ich wusste, dass das nicht einfach mit uns wird. Mir war halt nur nicht klar, dass es so bald knallen würde. Und ich weiß eben auch durch meine Vergangenheit: ich kann ihn nicht retten oder therapieren... Das kann nur er selbst. Das Umfeld kann nur Verständnis zeigen, da sein und den Rücken freihalten.
Und jetzt sitze ich da und hoffe auf Impulse, die helfen mein Gefühlschaos und Gedankenchaos etwas ordnen...
Liebe Grüße und Danke euch
Lucinia
ich hoffe, ich habe keinen Vorstellungsthread übersehen. Ich kenne dieses Forum schon lang als stille Leserin und bin nun an dem Punkt, wo ich auch selbst mal Mitteilungsbedürfnis bzw ein Bedürfnis nach neutralem Input von außen habe.
Das wird ein etwas längerer Text wahrscheinlich. Ich hoffe, auf eure Nachsicht und auf vielleicht ein paar Antworten
Ich habe Mitte Februar über Bumble einen Mann kennengelernt. Wir sind beide Mitte 20 (ich im Master und im Anschluss noch die psych. Ausbildung und er in der Lehre). Er war beim ersten Date sehr gefestigt was er möchte (ankommen, Familie, und und und), was mich etwas eingeschüchtert hat. In seinem Profil stand damals auch nichts zu, erst nach unserem Match hat er das hinzugefügt.
Nun gut, ich war damit erstmal etwas überfordert, haben darüber gesprochen und haben eigentlich dann festgestellt, dass wir da relativ viele Überschneidungen in diesen Zukunftsfragen haben. Problem: es kann sein, dass ich nach meinem Studium wegziehen muss. Er hatte mich das gefragt, was meine Pläne sind und ich habe halt ehrlich geantwortet, dass ich nicht sagen kann, dass ich fest in unserer Stadt bleiben kann. Da er aber auch in unserem Wohnort gar nicht so glücklich ist, habe ich da kein Problem gesehen bzw hat er das auch nicht als solches benannt in diesem Moment.
Bis einen Monat später. Da waren wir bei ihm und nach dem Sex fing er ein Gespräch an, wo er so wirkte, dass er gern die Bestätigung hätte, dass für mich das was ernsthaftes/Beziehung/ich habe Gefühle für ihn ist. Ich war da halt noch gar nicht bereit. Ich habe ihm dann gesagt, dass ich den Eindruck habe, dass er gerade ein Bekenntnis haben möchte, was ich ihm nicht geben kann. Dass ich ihn sehr mag, ich mich gern auf alles einlasse, ich aber noch nicht an diesem Punkt des Commitments bin. Auch weil "ich bin bereit für eine Beziehung mit dir" für mich nicht nur leicht dahin gesagt ist sondern dass ist das Commitment für Weitsichtigkeit, Zukunftsperspektive, Arbeit und eben auch wirklich Gefühle, die über verknallt (mehr als das war es damals nicht) hinausgehen. Er meinte daraufhin, dass er persönlich lieber früh als Beziehung labelt, weil Schluss machen kann man ja immer, dass er aber meine Meinung respektiert und mir gern die Zeit lässt, weil ich ihm dafür wichtig genug wäre.
Gut... Mitte Mai gab es dann Knatsch. Ich war in der Phase am merken, dass sich da wirklich tiefergehende Gefühle bei mir gebildet haben und parallel war er aber da irgendwie auf einmal anders... Wir haben beide viel um die Ohren, aber es war immer Freude da. Er war irgendwie distanzierter, ich habe es auf die Arbeit geschoben. Wir hatten uns dann an einem Tag gesehen - beide verkatert - und da hat er was gesagt, dass er so traurig ist, dass das mit uns ja keine Zukunft hat, weil ich wegziehe. Darauf habe ich gesagt, dass das nur eben eine Eventualität ist und für mich ein Wegzug auch nicht das Ende einer potentiellen Beziehung darstellen würde. Er darauf "Lass uns das Thema wechseln..." Im Juni hat er dann von einer Bekannten die Nachricht bekommen, ob das mit mir wirklich vorbei wäre. Dies hatte er mir random geschickt und ich war etwas irritiert. Er meinte daraufhin, dass ihn das auch irritiert hat und es deshalb mir geschickt hätte. Unteranderem weil ich in dieser Phase nach dem verkaterten Gespräch fieberhaft nach einem guten Zeitpunkt gesucht habe, mit ihm über meine Gefühle zu sprechen. Er war entweder krank, er im Urlaub, ich im Urlaub, Familienbesuch bei mir, Geschäftsreisen bei ihm... Ich wollte das aber einfach persönlich machen.
Was ich dann auch getan habe am ersten Juli-Wochenende. Seine Antwort: Er freut sich unfassbar, weil er nicht damit gerechnet hätte, dass ich das zu ihm sagen würde und er gerade etwas überfordert ist, weil er spontan gar nicht so sortiert ist, dass er genauso vieles und schönes zurück sagen könnte und er sich dafür gern ein paar Gedanken machen würde. Wir haben dann das ganze Wochenende miteinander verbracht und alles war wunderschön. Auf seine Antwort warten war für mich auch okay... Aber nach 4 Wochen ohne Antwort, dafür mit vielen Zusammenbrüchen seinerseits wegen Telefonaten mit seiner Familie, Ausflüchten, Andeutungen, sehr viel Zerstreutheit seinerseits war ich dann doch irgendwann an dem Punkt, dass ich gern eine Antwort hätte. Nachdem er ein Treffen mit mir verbummelt hat, gabs Streit. Es kam raus, dass er wohl am Tag des Treffens beim Psychiater war weil ADHS nimmt überhand und er nicht mehr klar kommt und jetzt auch Medikamente verschrieben bekommen hat. Treffen mit mir stressen ihn, weil er sich vor mir schämt, weil ich nicht der bin, den ich verdiene und er nicht will, dass ich ihn so zerstreut, so unzuverlässig kennenlerne. Er aber an sich arbeite, weil ich ihm Hoffnung gebe und er für mich funktionieren will (das hatte er mir auch in der Vergangenheit schon öfters gesagt). Er merken würde, dass ich Antworten brauche und er die Dinge zu lang herausgezögert hat und es jetzt am eskalieren ist. Er mir aber noch was sagen muss und wenn ich ihn dann trotz allem noch möchte, wäre er unfassbar froh. Ich war mit den ganzen Infos erstmal ziemlich überfordert, weil er nie einen Ton gesagt hat, wie schlecht es ihm geht und mir das unfassbar leid tat... Habe ihm dann gesagt, dass wir nach seinem Urlaub nochmal sprechen. Ich war aber ehrlich an dem Punkt, dass ich beim nächsten Treffen Antworten verlangt hätte, sonst hätte ich das beendet.
Am Tag drauf saß dann eine Freundin von mir hier. Sie hat mir erzählt, dass er wohl seit Mitte Mai was mit einer locker am laufen hätte und die auf sie zugekommen ist, weil sie glaubt, dass ich nicht von ihr weiß. Wusste ich auch nicht. Es folgte ein sehr dramatisches Gespräch am Telefon mit ihm.
Seine Version: Er hatte kaum Hoffnung, dass das wirklich was mit uns wird und kam gleichzeitig gar nicht von mir los. Bzw hatten wir dann ein wirklich schönen Tag zusammen und er kam emotional gar nicht mehr klar, weil er so Angst hatte, wieder von einem Mensch zurückgelassen zu werden, der ihm so viel bedeutet, dass er Panik bekommen hat. Dann war sie da und er dachte, wenn er was mit einer anderen anfängt, dann muss er ja Nein sagen zu mir, weil sowas kann er mir nicht antun. Immer wenn er es mir dann sagen wollte, hat er es aber nicht über das Herz gebracht. (Man muss dazusagen: Er ist mit mir händchenhaltend durch die Stadt gelaufen, kuschelnd im Kino oder Restaurant gesessen, ich habe ihn auf Partys und Geburtstage begleitet, er mich auch... ich bin daher von "wir sind safe" ausgegangen, er hat aber gedacht, dass ich ihn einfach nur als eine Situationship bzw nichts tiefergehendes sehe). Als ich ihm dann noch gesagt habe, wie ich ihm gegenüber fühle, hat er komplett Panik bekommen. Er hat ab da wohl mit der anderen nicht mehr geschlafen, aber noch bei ihr übernachtet, weil Arbeitskollegin, er konnte sich ihr Fahrrad ausleihen (das Fahrrad killt mich etwas) und er dachte er lässt das ausschleichen für möglichst wenig Drama. Er weiß auch, wie bescheuert das alles ist, weil er ja immer sagt, wie wichtig Kommunikation ist und er das auch wirklich so sieht, aber er war so im Tunnel, dass einfach gar nichts mehr ging bei dem Thema Label.Innerhalb des Telefonats ist er dann noch zu der anderen und hat das mit ihr beendet. Er hatte mich gefragt, ob mir das helfen würde, wenn ich da auf Lautsprecher bin. Ich habe ihm gesagt, dass ich dadurch natürlich mehr sicher weiß, aber das halt definitiv nur mit ihrem Einverständnis geht. Er hat sie aber gar nicht nach ihrem Einverständnis gefragt... Und was er dann zu ihr gesagt hat, war echt einfach nur kalt.
Geendet hat das Telefonat damit, dass wir nochmal nach meinen Klausuren sprechen und ich bis dahin von ihm nichts sehen und hören möchte.
Meine Probleme:
Mich juckt es nicht, dass er was mit einer anderen hatte. Wir waren nicht zusammen und es bestand keine Exklusivitätsabsprache. Er hat seitdem auch nicht mit mir geschlafen (ich dachte, es liegt daran, dass er Kondome scheiße findet und wir bis zum kostenlosen Test warten... Das habe ich aber so interpretiert, gesagt hat er das nicht so direkt, er wollte aber wohl für mich absolut kein gesundheitliches Risiko entstehen lassen wegen der anderen...), von daher fühle ich mich auch gesundheitlich sicher und körperlich bin ich einfach nicht eifersüchtig. Und wie er das mit der anderen beendet hat (hatte auch noch Kontakt zu ihr) lässt mich auch glauben, dass das wirklich nur was Lockeres war bzw sie ihm eigentlich scheißegal ist... Ich kann auch irgendwo verstehen, dass er sich da eine lockere Geschichte gesucht hat aus einer Perspektive.
In den 4 Wochen seit meines Gefühlsgeständnis gabs aber ein paar Aktionen seinerseits, die mir sauer aufstoßen.
Er hatte mir von ihr erzählt. Er meinte auf der Arbeit wäre eine, die wohl Interesse an ihm hat und alle würden glauben, dass da was läuft. Das wäre aber nicht der Fall und er will, dass ich davon weiß, damit mich das nicht verunsichert falls Tratsch bei mir ankommt. Das hat halt so manipulative Züge, die ich sehr schwierig finde.
Und eben den Punkt, dass er mit der anderen keinen expliziten Cut gemacht hat. Bzw: er ihr immer nur gesagt hat, er plant das zu beenden und die Art des Cuts halt auch ein Dick-Move war (er hat ihr dann noch gesagt, dass sie ja von mir erfahren kann, wie der Stand zwischen ihm und mir ist... er hatte wohl Angst, dass er nach meiner Ansage am Telefon was falsches sagen könnte und ich dann noch saurer bin). Sie hat mir erzählt, dass er ihr von Anfang an gesagt hat, dass er das plant mit ihr zu beenden, es aber noch nicht den richtigen Zeitpunkt gegeben hat.
Ich sehe, dass wir beide wohl leider öfters aneinander vorbeikommuniziert haben. Wir haben beide wirklich beschissene Erfahrungen gemacht (Meine erste Beziehung war übergriffig, er ist mehrfach betrogen worden und hat eine ganz schwierige Familiensituation). D.h. wir sind beides Menschen, die eigentlich Angst mit sich rumschleppen und die Angst unterschiedlich getriggert wird. Ich habe 2 Jahre Therapie hinter mir und kenne meine Ängste und kann da auch gut gegensteuern. Das ist aber nicht immer einfach und manchmal gelingt mir das auch nur so halbgut. Ich habe immer versucht das ihm gegenüber zu erklären, aber manchmal hatte ich den Eindruck, dass er das nicht hört... Bzw nicht mehr hören kann. Mir ist auch absolut klar, dass seine ganze Selbstsabotage und Kurzschlussreaktionen maximal Bindungsangst bzw Verlustangst schreien.
Unser Gespräch steht noch aus und ich bin hin- und hergerissen. Ich habe nach meinem übergriffigen Ex damals selbst ein ziemliches Vertrauens-Angst-Problem gehab und habe ähnlich wie er gehandelt. Gerade auch diese Ausflüchte in diese "Person X ist mir scheißegal, gibt mir aber Anerkennung, aber am liebsten hätte man nach dem Sex kein Kuscheln, weil so sehr mag man den Mensch nicht... und am Ende flüchtet man sich davor es wirklich zu beenden, weil dann bekommt man Arschloch zu hören und das schmerzt den eh schon niedrigen Selbstwert." Ich kenne die massive Angst, die das mit einem macht und deshalb verstehe ich auch vieles. Ich glaube ihm auch, dass ihm was an mir liegt bzw er ja laut eigener Aussage auch Gefühle hat. Er hat geheult wie ein Schlosshund, hat massiv gegen die eigene Panik gekämpft... Es gibt auch niemand, der ihm nicht glaubt, dass ich ihm wichtig bin. Nur über sein Verhalten schütteln halt sowohl seine als auch meine Freunde bzw gemeinsame Freunde nur den Kopf. Er und ich konnten auch abseits des Labels-Thema auch immer sehr gut kommunizieren... Ich habe halt das Gefühl, dass ich zu lang mich und mein Sicherheitsbedürfnis im Blick hatte und seine emotionale Lage zu spät gesehen habe... Ich habe sie nämlich gesehen ab einem gewissen Punkt nur haben wir uns ab genau da halt wegen äußeren Umständen echt keinen ruhigen Moment gesehen.
Aber ich weiß halt wirklich nicht, ob da noch was zu retten ist. Selbst mit viel Gesprächen, Zeit, langsamen herantasten an Körperlichkeit. Für uns beide ist Beziehung miteinander gerade ausgeschlossen, weil uns beiden klar ist, dass das maximal ungesund wäre. Ich weiß auch nicht, ob ich zu viel Verständnis für ihn habe... Ich weiß, dass ich noch ein Gespräch brauche und je nach Gespräch jeglicher weiterer Kontakt ausgeschlossen wäre. Aber ich sitze halt echt mit Gefühlen da, die ich so noch nie hatte... Noch nie habe ich so sehr ein gemeinsames Leben mit jemand realistisch sehen können. Nicht romantisch verzerrt, sondern ich war mir voll bewusst, dass das Arbeit sein wird, er mir das aber wert ist. Als ich ihm gesagt habe, was ich fühle und dass ich mir das als was Langfristiges vorstellen kann, habe ich das im vollen Bewusstsein gesagt, dass das zwischen ihm und mir irgendwann knallen könnte. Ich kenne mich, ich kenne Ihn und seine Ängste. Ich wusste, dass das nicht einfach mit uns wird. Mir war halt nur nicht klar, dass es so bald knallen würde. Und ich weiß eben auch durch meine Vergangenheit: ich kann ihn nicht retten oder therapieren... Das kann nur er selbst. Das Umfeld kann nur Verständnis zeigen, da sein und den Rücken freihalten.
Und jetzt sitze ich da und hoffe auf Impulse, die helfen mein Gefühlschaos und Gedankenchaos etwas ordnen...
Liebe Grüße und Danke euch
Lucinia