Mein Vater hat terminalen Krebs

H
Benutzer5089  Verbringt hier viel Zeit
  • #1
Meine kleine Welt ist vor ca. sechs Stunden eingestürzt.

Die Krebsdiagnose für meinen Vater ist final und... terminal. Die Ärzte haben noch ein paar "Optionen" und werden ihr Möglichstes geben, aber die diagnostische Lage lässt quasi keine Hoffnung mehr zu.

Er wird noch für einige Wochen schmerzfrei und ohne Medikamente leben können, bevor ihn der Krebs unaufhaltsam zerfressen, lähmen und dann umbringen wird.

Der Zeitrahmen hierfür beträgt bestenfalls einige Monate.

Wir haben unser ganzes Leben lang eng zusammengearbeitet, er hat mir unendlich viel beigebracht und wir haben zusammen Unglaubliches geleistet.

Nun zu meinen Fragen:
- Was hättet ihr mit eurem Vater vor seinem Tod noch gerne unternommen?
- Was hättet ihr ihm noch gerne gesagt?
- Habt ihr irgendwelche sonstigen nicht-medizinischen Ratschläge? (Die medizinische Seite ist aufgrund der ziemlich ungünstigen und eher seltenen Gesamtkonstellation sowieso quasi ausgeschöpft).

Danke für euren Input.
 
wild_rose
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  • #2
Erstmal mein herzliches Beileid, so eine Diagnose ist kaum zu verkraften. Habt ihr psychologische Betreuung an die Seite gestellt bekommen? Es gibt für sowas auch extra Psychoonkologen.

Die Menschen die mir fehlen hätte ich am liebsten noch einmal richtig umarmt. Fest, ohne Angst ihnen Schmerzen zuzufügen.
 
einsamerEngel
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  • #3
Das zu lesen tut mir von :herz: Leid.
Als meine Mutter vor etlichen Jahren den zweiten Krebsbefall hatte, und die Medizin schon nicht mehr richtig anschlug, wollte sie von sich aus noch ihre einstigen Lieblingsreiseorte sehen. Da sie kaum noch Kraft hatte und einen Rollstuhl benötigte, war es für meinen Vater und für sie entsprechend beschwerlich.
Ich weiss nicht ob sie dass dann überhaupt noch genießen konnte.
Sie ist kurz vor ihrem 66. Geburtstag vor 15 Jahren verstorben.
Mein Vater ist kürzlich 82 geworden, bis auf wenige altersentsprechende "Zipperlein" noch recht fit.
Er besucht uns gerade, er hat seinen kleinen (und einzigen!) Enkel endlich in Echt gesehen.
Zudem haben wir zusammen das "Grab" meiner Mutter besucht (sie ruht in einem Friedwald bei mir in der Nähe) und haben anschließend eine kleine Tour an früheren oft besuchten Orten und oft durchfahrenen Strecken gemacht.
Das hat ihn alles sehr glücklich gemacht.
Viel reden müssen wir nicht, wir haben früher relativ viel zusammen gemacht.

Im Prinzip hat er jetzt schon seinen Frieden mit allem, er genießt das Leben mit seiner jetzigen (leider etwas kränklichen) Frau im Ausland, und sie unternehmen tatsächlich noch gelegentlich Kurzreisen zusammen.

Am besten fragst du deinen Vater, was er (mit dir machen) möchte.
Vielleicht ist das gar nicht so viel.
Ist er geschockt, oder eher gefasst?
Wie alt ist er denn?
 
H
Benutzer5089  Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #4
Erstmal mein herzliches Beileid, so eine Diagnose ist kaum zu verkraften. Habt ihr psychologische Betreuung an die Seite gestellt bekommen? Es gibt für sowas auch extra Psychoonkologen.

Die Menschen die mir fehlen hätte ich am liebsten noch einmal richtig umarmt. Fest, ohne Angst ihnen Schmerzen zuzufügen.
Die gesamte Tragweite hat sich erst vor einigen Stunden gezeigt, daher haben wir noch keinerlei weitere Hilfsangebot erhalten.
Mal sehen, was die nächsten Tage diesbezüglich ergeben werden.

Ich mache mir sehr große Sorgen um meine Mama, für die als Kirsche auf dem Kuchen eine ALS-Diagnostik ansteht (well, fuck).
Sie und mein Papa sind sehr bald 50 Jahre verheiratet und verliebt wie am ersten Tag. Sie muss die ganze Diagnose (ihre und die meines Vaters) erst einmal verarbeiten.

Und ja, ich werde meinen Papa nochmal umarmen.

Das zu lesen tut mir von :herz: Leid.
Als meine Mutter vor etlichen Jahren den zweiten Krebsbefall hatte, und die Medizin schon nicht mehr richtig anschlug, wollte sie von sich aus noch ihre einstigen Lieblingsreiseorte sehen. Da sie kaum noch Kraft hatte und einen Rollstuhl benötigte, war es für meinen Vater und für sie entsprechend beschwerlich.
Uns wird genau das zuhause bevorstehen, mein Beileid an Dich.

Vielleicht ist das gar nicht so viel.
Ist er geschockt, oder eher gefasst?
Wie alt ist er denn?
Es ist gut 71 Jahre alt und nimmt die Sache erstaunlich gut auf, er war schon immer ein Berufsoptimist.
Allerdings hat er den wirklichen Ernst der Lage noch nicht völlig erfasst.

Alle unsere früheren Reisen und Urlaube (oh, die Geschichten...) waren große Katastrophen und er hat eigentlich keinen Lieblingsort außer seinem Zuhause und der Firma.
 
Mr. L*
Benutzer168169  Meistens hier zu finden
  • #5
Lieber HbJ,

auch, wenn es jetzt sehr sachlich rüberkommen mag, solltest Du / Ihr euch, sofern noch nicht geschehen, möglichst zeitnah um eine Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung kümmern!

Ich weiß aus eigener Erfahrung (ich habe selbst meine Frau an den Krebs verloren), daß man in solchen Momenten völlig andere Sorgen hat und die betroffene Person oftmals keine Lust hat, sich damit auseinanderzusetzen, aber vielleicht hilft meine Geschichte ein wenig, um zu verstehen, warum dies so wichtig ist...


Meine Nachbarin hatte ihren Mann, ca. ein halbes Jahr bevor meine Frau verstarb, verloren und hatte keine Vorsorgevollmacht...

Viele Menschen denken, mit der Ehe im Zweifelsfall für den Ehepartner Entscheidungen treffen zu können, dem ist jedoch, zumindest in Deutschland, nicht so! Im Falle einer, auch krankheitsbedingten Unzurechnungsfähigkeit wird staatlicherseits ein Bevollmächtigter gerichtlich benannt, sofern dieser nicht zuvor durch den Betroffenen selbst klar eingesetzt wurde (ob dies beim Arzt oder bei einem Notar erfolgen sollte, darüber gibt es unterschiedliche Auffassungen, selbst haben wir es seinerzeit beim Notar aufsetzen lassen, da es im Zweifel rechtlich einwandfrei sein sollte)...

Bei meiner Nachbarin führte die fehlende Vorsorgevollmacht seinerzeit z.B. dazu, daß sie selbst nicht einmal das Auto ihres kranken Mannes verkaufen konnte, um die Rechnungen zu bezahlen, obwohl klar war, daß er aufgrund von Hirnmetastasen nie wieder Auto fahren können würde, weiterhin sollte ihr Mann gegen ihren Willen in die Nähe des Wohnortes des Betreuers verlegt werden, was für den staatlich bestimmten Betreuer näher an seinem Wohnort gewesen wäre, daß sie als Angehörige ihren geliebten Mann dadurch noch schwieriger hätte sehen können, hat rechtlich keinen interessiert...

Meine Nachbarin hatte seinerzeit nur Glück, daß sie an besagtem Tag X den eingeklagten Beschluß, sie als Bevollmächtigte einzusetzen, selbst beim Gericht abgeholt hatte, statt auf die Postzustellung zu warten, wodurch sie gerade einmal eine halbe Stunde vor der (seitens des vom Gericht zuvor eingesetzten Betreuers) geplanten Verlegung handeln und ihn in dem damaligen, in ihrer Nähe befindlichen Hospiz belassen konnte!

Als sie uns damals darauf ansprach, hatte meine Frau das Gefühl, mit solchen Unterlagen ihr Todesurteil zu unterschreiben, glücklicherweise konnte ihr unser Hausarzt (der selbst kurz zuvor seine Mutter verloren hatte) diese Angst nehmen, was mir in den letzten Lebenstagen meiner Frau viel Leid und zusätzlichen Streß erspart hat, wofür ich noch heute dankbar bin, da ich mich so in diesen schweren Tagen wirklich voll und ganz auf sie konzentrieren konnte und nicht noch, wie meine Nachbarin seinerzeit, nebenbei einen Rechtsstreit um die Vorsorgebevollmächtigung führen mußte!

Wie gesagt, das mag jetzt alles sehr sachlich klingen, aber das Dumme an Krebs ist, daß man nie weiß, ob, wann und wohin er streut und wie lange die Betroffene Person noch voll ansprechbar ist...

Sei für Deinen Vater da, so gut es geht, mehr kannst Du im Moment leider nicht tun.

Solltest Du noch Fragen haben oder Dich einfach nur mal über irgendetwas auskotzen wollen, kannst Du mich gerne kontaktieren.

Ich wünsche Dir viel Kraft und daß ihr noch so viel schöne, beschwerdefreie Zeit wie möglich miteinander verbringen könnt!

Edit: Grammatikkorrektur
 
Zuletzt bearbeitet:
H
Benutzer5089  Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #6
Sei für Deinen Vater da, so gut es geht, mehr kannst Du im Moment leider nicht tun.

Solltest Du noch Fragen haben oder Dich einfach nur mal über irgendetwas auskotzen wollen, kannst Du mich gerne kontaktieren.

Ich wünsche Dir viel Kraft und daß ihr noch so viel schöne, beschwerdefreie Zeit wie möglich miteinander verbringen könnt!
Vielen Dank für Deinen Beitrag!

Die Vollmachten sind bereits in Arbeit, tatsächlich habe ich das heute bereits im Familienkreis angeregt.

Nebenbei ist Deine Sachlichkeit genau richtig, denn Panik hat noch in den wenigsten Fällen geholfen.

Und es fühlt sich seltsam an, ein Rückzugsgefecht gegen einen unbesiegbaren Feind zu führen, diese Situation ist für mich völlig neu.
 
Mr. L*
Benutzer168169  Meistens hier zu finden
  • #7
Und es fühlt sich seltsam an, ein Rückzugsgefecht gegen einen unbesiegbaren Feind zu führen, diese Situation ist für mich völlig neu
Du führst kein Rückzugsgefecht, Du begleitest und unterstützt einen lebenslang treuen Begleiter in seiner letzten, unausweichlichen Schlacht an seiner Seite und zeigst ihm, daß er sich bis zum letzten Atemzug auf Dich und Deine Unterstützung verlassen kann!
 
Caelyn
Benutzer87573  (36) Sehr bekannt hier
  • #8
Ebenfalls mein herzliches Beileid.

Ich finde den Beitrag von Mr. L* Mr. L* sehr wertvoll. Nach einer ähnlichen Erfahrung in der eigenen Familie kann ich auch nur betonen, dass den Papierkram vor dem Erbstfall in Ordnung zu haben wirklich wichtig ist, damit man dann nicht noch mehr Probleme bekommt.

Ansonsten würde ich an eurer Stelle einfach noch so viel Zeit wie möglich zusammen als Familie verbringen, solange es deinem Vater noch einigermaßen gut geht.
Das muss ja kein riesiger Urlaub sein, aber vielleicht gibt es etwas, das er schon immer mal machen wollte? Oder auch Kleinigkeiten wie z.B. er hat gesagt er will sich mal wieder mit einer alten Bekanntschaft treffen aber kam nicht dazu oder würde gerne mal in Restaurant X gehen oder Ähnliches. Das würde ich dann jetzt einfach mal anstoßen.
 
redviolin
Benutzer151496  (48) Meistens hier zu finden
  • #9
Lieber HBJ, auch mir tut es sehr leid, das zu lesen.

Auch ich würde meinen Vater fragen, ob er noch Wünsche offen hat und versuchen, diese zu ermöglichen.

Nun ist die Diagnose (für euch alle) ja sehr frisch und muß erstmal sacken. Die von Mr. L* Mr. L* angeregte Patientenvollmacht finde auch ich wichtig. Weiterhin (ich weiß nicht, wo Du wohnst) möchte ich Dir noch einen ambulanten Hospizdienst ans Herz legen. Auch ein Home-Care-Arzt (gibt es bislang, glaube ich, leider nur regional) oder SAPV-Arzt wäre sehr hilfreich.

Ich wünsche euch ganz viel Kraft für die kommende Zeit. Falls Du noch Fragen zur Hospizarbeit hast, kannst Du Dich gern per PN an mich wenden.
 
S
Benutzer152906  (47) Beiträge füllen Bücher
  • #10
Selbst wenn Eure früheren Reisen „Katastrophen“ waren, so wird er sich wohl gerade daran erinnern (und vielleicht weniger negativ als Du). Von daher … wieso nicht?
 
V
Benutzer163532  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #11
Lieber H HbJ , das tut mir wirklich sehr leid. So eine Diagnose reißt einem den Boden unter den Füßen weg, allen Beteiligten :depri::rose:.

Ich würde auch so viel Papierkram wie möglich vorher erledigen.
Neben den erwähnten Vollmachten würde ich sämtliche Verträge notieren, die dann ggf. gekündigt werden müssen, wenn er nicht mehr da ist. Oder auf deine Mutter umgeschrieben. Das fand meine Mutter ganz schlimm, als mein Vater starb, dass dann immer wieder Post über nicht bezahlte Rechnungen meines Vaters eintrudelten. Wir hatten leider keinen Einblick über bestehende Verträge und mussten daher diese Rechnungen abwarten.

Ich wünschte, ich hätte von meinen Eltern noch aktuellere Fotos und vor allem Videos (!). Ich dachte, ich hätte wenigstens noch eine Mailboxnachricht meiner Mutter gehabt, aber die hatte ich wohl doch schon gelöscht. "Hallo, Kleine", das hätte ich in den letzten Jahren so häufig gerne nochmal gehört.
Dafür habe ich noch ihr Notizbuch, das hüte ich wie einen Schatz. Sie hatte eine so schöne Handschrift.
 
M
Benutzer181426  (43) Verbringt hier viel Zeit
  • #12
Einen solchen Fall habe ich zum Glück nicht erlebt, aber ich bin sehr froh, dass ich meinen Großeltern, so lange sie noch klar im Kopf waren, für alles gedankt habe. In dieser Familie wird nicht groß über Gefühle gesprochen, daher habe ich es jedem der beiden einzeln geschrieben, wofür ich ihnen danken wollte.
Da mein vorherrschendes Gefühl gegenüber meinen inzwischen verstorbenen Großeltern nach wie vor Dankbarkeit ist, bin ich froh, auf diesem Weg ausgedrückt zu haben, dass ich zu schätzen weiß, was sie alles für mich getan haben.
 
Sun-Fun
Benutzer171320  Beiträge füllen Bücher
  • #13
Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und noch einige schöne Momente.

Ich hab in solchen Moment mehrheitlich darauf geschaut, was will die Person. Ich hab versucht soviel Zeit wie möglich mit der Person zu verbringen, auch die traurigen und gefühlsvollen Momente zu leben. Seit lustig und albern, aber teilt auch die Tränen. Für mich, gibt die kranke Person nun den Ton an. Er bestimmt, wann er über welche Themen sprechen will. Alle Themen dürfen auf den Tisch, aber es darf dann auch wieder ein paar Stunden/Tage einfach nur seicht und leicht sein.

ABER ganz wichtig, nimm Dir auch Zeit für Dich. Schau zu Dir. Es wird noch einiges auf Dich zu kommen und schau, dass Du auch Moment mit Partner/in oder Freunden hast oder evt. auch mal einen Tag nur für Dich, wo Du Deine Kräfte sammeln kannst.
 
H
Benutzer5089  Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #14
Ich wünschte, ich hätte von meinen Eltern noch aktuellere Fotos und vor allem Videos. Ich dachte, ich hätte wenigstens noch eine Mailboxnachricht meiner Mutter gehabt, aber die hatte ich wohl doch schon gelöscht. "Hallo, Kleine", das hätte ich in den letzten Jahren so häufig gerne nochmal gehört.
Dafür habe ich noch ihr Notizbuch, das hüte ich wie einen Schatz. Sie hatte eine so schöne Handschrift.
Auf Slashdot wurde genau diese Problematik vor ein paar Jahren behandelt und viele Betroffene haben genau das Gleiche wie Du geschildert.

Wir werden auf jeden Fall noch ein paar Videos drehen, zusammen mit ein paar Stimmaufnahmen :smile:

Und mein Papa hat alles Mögliche händisch beschriftet, er wird noch lange "sein" Revier markieren, selbst wenn er weg ist.

Ich würde auch so viel Papierkram wie möglich vorher erledigen.
Neben den erwähnten Vollmachten würde ich sämtliche Verträge notieren, die dann ggf. gekündigt werden müssen. Das fand meine Mutter ganz schlimm, als mein Vater starb, dass dann immer wieder Post über nicht bezahlte Rechnungen meines Vaters eintrudelten. Wir hatten leider keinen Einblick über bestehende Verträge und mussten daher diese Rechnungen abwarten.
Bei uns sind das vor allem jede Menge geschäftliche Rechnungen, die Umstellung aller Korrespodenz unserer Zulieferer wird interessant.
Wir haben das auch auf dem Schirm, aber zu sehen, wie sein Name quasi "getilgt" wird, dürfte für meinen Vater extrem schwierig sein.

Selbst wenn Eure früheren Reisen „Katastrophen“ waren, so wird er sich wohl gerade daran erinnern (und vielleicht weniger negativ als Du). Von daher … wieso nicht?
Mein Vater hatte niemals großes Fernweh und fand seine alte Heimat immer "potthässlich".

Darüber hinaus ist meine ganze Familie eher eigenbrötlerisch und im autistischen Spektrum unterwegs.

Lange Rede: Das Wandern ist nicht meines Vaters Lust.

ABER ganz wichtig, nimm Dir auch Zeit für Dich. Schau zu Dir. Es wird noch einiges auf Dich zu kommen und schau, dass Du auch Moment mit Partner/in oder Freunden hast oder evt. auch mal einen Tag nur für Dich, wo Du Deine Kräfte sammeln kannst.
Leider, leider bin ich single und mein bester Freund ist vor einigen Jahren an einer Lungenembolie gestorben.
Also wird das eher nicht möglich sein.

Weiterhin (ich weiß nicht, wo Du wohnst) möchte ich Dir noch einen ambulanten Hospizdienst ans Herz legen. Auch ein Home-Care-Arzt (gibt es bislang, glaube ich, leider nur regional) oder SAPV-Arzt wäre sehr hilfreich.
Das ist ein weiterer Programmpunkt. Der behandelnde Arzt möchte die Auswirkungen des ersten Therapieschritts abwarten, um den weiteren Kurs zu bestimmen. In ca. 14 Tagen ist klar, ob weitere medizinsche Interventionen noch Sinn ergeben oder ob direkt zur Palliativversorgung übergegangen werden muss.
 
axis mundi
Benutzer172636  Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #15
Ich wünsche euch viel Kraft in dieser schweren Situation.
Mein Rat wäre, wirklich alle Momente mitzunehmen. Heißt, dass ihr euch auch die fröhlichen Momente gönnt.

Hilfreich generell ist auch der Blick auf palliative Behandlung, da sie die Lebensqualität erheblich besser erhalten oder zumindest verbessern kann und ihr dadurch auch nochmal mehr psychologische Betreuung zusätzlich bekommt.
 
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Mr. L*
Benutzer168169  Meistens hier zu finden
  • #17
Wichtig ist mir hier nochmals zu erwähnen, daß es sich bei den von mir genannten Unterlagen um ZWEI Schriftstücke handelt:

1. Die PATIENTENVERFÜGUNG - Hier entscheidet der Patient zu Zeiten klaren Verstandes, wie die Therapie weiter ablaufen soll, z.B. keine lebenserhaltenden Maßnamen (Reanimation, künstliche Beatmung, etc.), wenn dadurch nicht eine Besserung des Gesamtzustandes zu erwarten ist. Hier empfiehlt es sich, daß er mit dem Arzt seines Vertrauens gemeinsam bespricht, was er sich wie vorstellt, sein (Haus)Arzt kann ihn dazu entsprechend seiner Krankheitsgeschichte vermutlich am besten beraten...

2. Die VORSORGEVOLLMACHT - Hier bestimmt der Patient zu Zeiten klaren Verstandes, WER, sollte er selbst nicht mehr dazu in der Lage sein, in seinem Namen Entscheidungen treffen darf.

WICHTIG ZU 2.:

Hier sollte, falls mehrere Personen benannt werden, EINE Person benannt werden, die im Zweifelsfall das ausschlaggebende Wort erhält, da sich sonst, bei Uneinigkeit der benannten Personen, nichts bewegen läßt, bis diese sich einigen (in unserem Fall hatten wir dafür jeweils den Ehepartner eingesetzt, da dieser, z.B. abends vor dem Schlafengehen auch kurzfristige Änderungswünsche am ehesten mitbekommt und normalerweise der / die engste Vertraute ist).

Weiterhin sollte unbedingt schriftlich festgehalten werden, daß diese Vollmacht über den Tod hinaus gilt, so konnte ich z.B. unseren Hausarzt gegenüber meiner Schwiegermutter im Nachhinein von der Schweigepflicht entbinden, sodaß er mit ihr (über, in der Kindheit meiner Frau vorgefallene Traumata, die meine Frau bei ihm angesprochen hatte) reden konnte, was meiner Schwiegermutter sicherlich auch bei der Verarbeitung eigener Traumata diesbezüglich geholfen haben wird.
Auch etwaige, in all dem Streß vergessene / übersehene Vertragsangelegenheiten, lassen sich so viel einfacher und unkomplizierter regeln, was, so ich den Kontext in diesem Fall richtig erfaßt habe (Familienunternehmen?), nicht ganz unwichtig zu sein scheint!
 
Norddeutsch1705
Benutzer192555  (52) Öfter im Forum
  • #21
Puh, da kommt ja gerade einiges zusammen. Pass auf Dich auf und teil Dir Deine Kräfte ein, Du wirst gerade extrem gefordert.
 
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M
Benutzer183186  (35) Sorgt für Gesprächsstoff
  • #22
- Was hättet ihr mit eurem Vater vor seinem Tod noch gerne unternommen?
- Was hättet ihr ihm noch gerne gesagt?
- Habt ihr irgendwelche sonstigen nicht-medizinischen Ratschläge? (Die medizinische Seite ist aufgrund der ziemlich ungünstigen und eher seltenen Gesamtkonstellation sowieso quasi ausgeschöpft).
Ich würde sehen,soviel Zeit wie möglich zu verbringen und so viele Erinnerungen wie möglich mitzunehmen und ihm zu geben.

Unternehmen würde ich alles, was geht und worauf ihr Lust habt!

Und ich würde auf ihn hören, was er medizinisch will.

Alles Liebe und schaut, dass Ihr die Zeit trotzdem genießt. Krankheiten können Arschlöcher sein. Aber sie geben einem Zeit für den Abschied, die ein Verkehrsunfall einem zum Beispiel nicht gibt.
 
cassiopeia
Benutzer172623  Meistens hier zu finden
  • #24
Mein herzliches Beileid zu dieser zermürbenden Situation und Diagnose🥹

Ich könnte mir vorstellen, dass das gute Verhältnis zu deinem Vater dir langfristig hilft, mit seinem Verlust umzugehen.
Du wirst nicht mit einem schlechten Gewissen leben müssen, weil du dir zu wenig Zeit für ihn genommen hast oder Dinge unausgesprochen blieben.
Es gibt nun noch etwas Zeit manches zu erledigen oder zu besprechen was euch wichtig erscheint.
Vermutlich ist es eine Erleichterung für ihn, seine Angelegenheiten in seinem Sinne noch regeln zu können.
Zumindest hat es mein Schwiegervater mit vergleichbarer Diagnose so empfunden. Aus einer Lebenserwartung von 3-4 Monaten wurden Dank palliativer Chemo und/oder Glück noch 1 3/4 Jahre um die er sehr dankbar war.
Letztlich starb er ganz entspannt im Schlaf und hatte alles geregelt.

Es wurden schon viele Dinge hier erwähnt, die wichtig sein können (abseits der Verfügungen und Vollmachten, da seid ihr ja dran)
Mein Vater starb praktisch ohne Vorankündigung vor 10 Monaten.
Ich wünschte mir, ich hätte viel mehr Videos von ihm gemacht, das wäre heute ein ganz wertvoller Schatz für mich.❤️…..leider zu spät und in guten Zeiten nicht dran gedacht.
Immerhin konnte ich ihm noch sagen, dass ich ihn liebe (was ich vorher nie gesagt habe) bevor er mir vom Notfallteam entrissen wurde und dass ich mich um alles kümmern würde, falls er nicht zurück käme.

Bei allem Kummer, den ihr gerade durchlebt, ist es auch eine Chance auf eine ganz besondere und intensive Zeit des Abschiednehmens.
Ich wünsche Dir und Deinen Eltern viel Kraft und Halt.
Unter welchen Umständen auch immer - es tut so weh einen geliebten Menschen zu verlieren :depri::knuddel:
 
H
Benutzer5089  Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #25
Die Dinge sind schnell eskaliert.

Mein Vater hat eine inoperable Wirbelkörperfraktur erlitten und wurde mit zwei RTW(!) und insgesamt neun Sanitätern und einem Notarzt abtransportiert. Der Grund für den "Bahnhof" wurde uns als Familie nicht weiter mitgeteilt, außer, dass eine mögliche Querschnittslähmung durch den Transport ausgeschlossen werden sollte.

Er wurde stationär aufgenommen, ist nicht mehr transportfähig und muss mindestens drei Wochen für Bestrahlungen im Krankenhaus bleiben.
Seine Bewegungsfähigkeit wird wohl dauerhaft extrem eingeschränkt sein, alles Weitere wird sich weisen.

Nochmals vielen Dank für eure Einsichten, Ratschläge und Berichte.
 
wild_rose
Benutzer164330  Beiträge füllen Bücher
  • #26
Ach man. Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll, deswegen sende ich nur eine Umarmung falls du magst und denke an euch.
:knuddel: :rose:
 
LULU1234
Benutzer107106  Planet-Liebe ist Startseite
Redakteur
  • #27
Das ist wirklich furchtbar, dass es euch nun so überrollt. Hast du Menschen, die dich unterstützen? Cousins, weitere Verwandte oder Nachbarn? Jemand, der sich auch einfach ein bisschen um dich kümmert, ein Auge auf dich hat?
***
Wenn deine Mutter die Diagnose hat, aber noch zu Hause ist, könnte ein ambulanter Hospizdienst eine gute Wahl für euch sein. Die haben mehr Mittel und schlicht Fachwissen, als normale Pflegedienste. Als der Mann einer Freundin verstarb (Krebs), hatten die viel mehr Ruhe und konnten das Sterben für den Mann, wie auch für die Freundin viel angenehmer begleiten, vor allem mit Blick auf Schmerzmedizin. Der Dienst hatte eine eigene Ärztin.
 
haarefan
Benutzer38494  Sehr bekannt hier
  • #28
Hallo H HbJ

Eine schwere Zeit steht dir und deiner Familie nun leider bevor und ich weiß was es heißt seinen Vater an Krebs zu verlieren.
Auch wir standen uns sehr nahe und waren tagtäglich mehr als 10 Stunden gemeinsam auf der Arbeit.
Schlussendlich hatte er nach der Diagnose Blasenkrebs noch 2 Jahre, ist mit unserer Mutter noch einige Male zu unserem Wohnwagen an die niederländische Küste gefahren und hat trotz Chemo etc. versucht noch eine schöne Zeit mit seiner Frau verbringen zu können.

Wie einige ja wissen habe ich meine Frau im März diesen Jahres verloren, nachdem ich sie fast 11 Jahre lang gepflegt habe und von Anfang an auch klar war, das ihre Erkrankung tödlich verlaufen wird.
So hat man zwar noch Zeit einige Dinge zu regeln, aber schlussendlich kann man sich viel vornehmen und auch machen - der Mensch wird trotz allem für immer fehlen und es gibt anschließend noch immer Dinge, die man im nachhinein gern noch gemacht hätte, um mit dem Schmerz besser fertig zu werden.
Ganz egal was man auch versucht, der Schmerz wird bleiben und da gibt es keine wirkliche ToDo-Liste, die man abhaken kann, aber ich denke das weißt du selbst auch.
Wichtig war mir in beiden Fällen, das sowohl mein Vater als auch meine Frau noch eine schöne Zeit hatten - so gut es eben ging und letztlich tröstet mich es auch, das wir das Beste aus der Situation gemacht haben.

Mr. L* Mr. L* hat aber sehr recht, mit der Empfehlung einer notariell beglaubigten Patientenverfügung mit Generalvollmacht die über den Tod hinaus gültig ist, die ich nur jedem empfehlen kann.
Dies hat mir beim Tod meiner Frau sehr viele Dinge erleichtert und ich konnte und kann noch immer quasi im Namen meiner Frau rechtsgültig handeln, ohne einen Erbschein zu besitzen oder sonstwas.

Hast du noch Geschwister?
Versucht alle zusammen das zu tun, was dein Vater sich wünscht.
Versucht SEINE Wünsche in den Vordergrund zu rücken und eigentlich wohl alles was man sich selbst wünscht ist nebensächlich, aber ich schätze mal das du das sowieso so tun wirst.

Gleichzeitig versuche auch an dich selbst zu denken! Nur wenn du halbwegs im Gleichgewicht bist, kannst du deinem Vater, deiner Mutter und deiner Familie wirklich eine Stütze sein.

edit:
Sorry, ich hatte nur den Eingangspost gelesen und darauf geantwortet.
 
Spiralnudel
Benutzer83901  (39) Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #29
Ach Mensch, das tut mir so Leid für dich 😔, ich lasse dir einen lieben Drücker da, wenn du magst. :knuddel:
Und auch ich hoffe, dass du jemandem in deinem Umfeld hast, der dich stützen kann.
 
Sorceress Apprentice
Benutzer89539  Team-Alumni
  • #30
Lieber H HbJ ,

mein großes Beileid zu dieser Nachricht und den furchtbaren Folgeentwicklungen.

Vor nicht allzu langer Zeit war ich in einer ähnlichen Situation mit meiner Mutter. Nur dass wir die negative Prognose nicht in dieser Klarheit hatten. Wir hatten auf ein paar gute oder zumindest okaye Jahre gehofft die ihr noch bleiben. Leider ging es dann plötzlich sehr schnell.

Wie wohl alle Menschen in so einer Situation habe ich natürlich das Gefühl, zu wenig Zeit mit ihr verbracht zu haben. Bzw. war umgekehrt dankbar für all die letzten Gelegenheiten wo ich sie noch gesehen hatte (nicht wissend dass es die letzten Male sie würden), dass ich sie wahrgenommen habe.

Was ich gerne noch (ausführlicher) getan hätte wäre ihr zu sagen, was sie mir bedeutet, was sie mir mit auf den Weg gegeben hat, und was ich für Erinnerungen mit ihr verbinde. Die Reise zurück in über drei Jahrzehnte Leben, und Dinge an die ich teils seit langer Zeit nicht mehr gedacht hatte, die ich so ohne sie machen musste, hätte ich gerne gemeinsam mit ihr unternommen. Auch wäre mir wichtig gewesen ihr zu sagen und zu zeigen dass ich glücklich bin, und mein Leben - nach einigen argen Holprigkeiten - nun doch wieder gut läuft. Was meine Mutter auch wusste (wie mein Vater bestätigt hat), ich ihr aber auch gerne gesagt hätte. Ich glaube, ich hätte allgemein mehr Zeit für tiefschürfende Gespräche genutzt - aber auch für zwangloses, eher oberflächliches Plaudern, weil man ja nicht immer die großen Themen will. Einfach mehr Zeit und mehr bewusste Zeit.

Sehr gerne hätte ich meiner Mutter auch noch einen Wunsch erfüllt, den sie mal geäußert hatte und der immer verschoben worden war. Aber das war zeitlich und gesundheitlich dann tatsächlich einfach nicht mehr drin (klingt als wäre es bei euch ähnlich).

Was ich für mich nach ihrem Tod wichtig fand war ein positiver Umgang mit Trauer. Trauer ist nichts schlimmes, sondern etwas ganz natürliches. Natürlich will man nicht immer traurig sein, wenn ich mich mit Freunden treffe möchte ich fröhlich sein, wenn ich auf Arbeit bin möchte ich den Kopf frei haben, etc. Aber umgekehrt nehme ich mir weiter regelmäßig die Zeit zu trauern, das ist mir wichtig. Auf die Weise lebt sie in meinem Herzen weiter. Würde ich auch gerne mit meiner Familie gemeinsam machen, gemeinsam an sie zurück denken und so. Aber ich glaube die haben da einen anderen Umgang. Was ja auch okay ist, jeder Mensch trauert anders. Vielleicht ist es auch noch zu frisch.

Wenn du etwas aus diesem Beitrag mitnehmen kannst, tue das gerne. Ansonsten wünsche ich dir und deiner Familie einfach viel Kraft und eine möglichst gute verbleibende Zeit. Ich hoffe, sein Weg wird zum Ende hin nicht zu hart. Und vergiss nicht, dein Leben geht weiter, das wird auch ihm wichtig sein.
 
Einmal durch die Hölle und zurück
H
Benutzer5089  Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #31
Es ist zu spät am Tag oder zu früh am Morgen und es ist unfassbar viel passiert, deshalb fasse ich mich kurz, obwohl das der Dramatik der Ereignisse nicht wirklich gerecht wird:
  • Die Krebsform meines Vaters ist bekanntermaßen strahlenempfindlich, allerdings wurde sein Befall aufgrund der Lokalisation in den Wirbelkörpern als extrem schwierig zu bestrahlen eingestuft. Zum Glück steht quasi um die Ecke eine der modernsten Radiologien in Deutschland und die Bediener haben wirklich alles aus den Maschinen herausgeholt. Der betroffene Wirbel ist nach der Zurückdrängung der Krebszellen "soweit mal" zusammengewachsen und der Radiologe nennt meinen Vater nur noch sein Wunder des Monats. (Oktober und November 2022). Seine Ergebnisse aus der Bildgebung werden wohl als Schulungsmaterial herangezogen, denn ein solcher Verlauf ist mehr oder weniger unbekannt.
  • Die Induktionstherapie für den Krebs war... nicht angenehm. Mein Papa hat quasi alle Nebenwirkungen mitgenommen, immerhin wuchs der Krebs dank der Therapie nicht weiter, aber Schrumpfen war nicht drin.
  • Gerade als die Dinge ein wenig positiver aussahen, hat sich mein Vater Anfang Dezember COVID eingefangen. Nach einigem Auf und Ab ging es mit akuter Lungenentzündung auf Intensiv, er war beatmet und seine Patientverfügung wurde eingesehen. Seine Überlebenschancen an Weihnachten lagen bei weniger als 50 Prozent, trotz u.a. Antikörpertherapie, Remdesivir und Gabe eines bestrahlten Erythrozytenkonzentrats. Dann kam noch eine Infektion mit einem multiresistenten Fäkalkeim dazu. Die Ärzte haben uns keine große Hoffnung mehr gemacht. Entgegen absolut aller Prognosen hat er all das überlebt. Selbst seinem behandelnden Arzt ist nicht ganz klar, wie das funktioniert hat. Trockener Kommentar: "Mmmh, seine Zeit ist halt noch nicht gekommen".
  • Der Krebs hat sich zum Glück Weihnachtsurlaub vom Wachstum genommen, sonst wäre es das auch gewesen.
  • Der Januar 2023 war mindestens interessant. Mein Vater hat die Intensivstation verlassen, konnte aber keine zwei Schritte mehr gehen und die Lunge sah, nun ja... "nicht so schön" aus (Pneumologe). Er hat sich auf Normalstation (unter Quarantäne wegen des Keims) jeden Tag ein wenig zurückgekämpft, während ich unsere Kundenprojekte betreut habe. Außerdem habe ich ihn jeden Tag besucht und ihm "was Ordentliches zu Essen" mitgebracht :grin:
  • Anfang Februar ging es nach Hause und mein Papa macht jeden Tag kleine Fortschritte.
  • Sein Onkologe hat ihn zur selben Zeit auf das letzte verfügbare Therapieschema umgestellt, sollte der Krebs dagegen eine Immunität entwickeln, ist die Sache binnen ca. zwei Wochen vorbei.
  • Ihm geht es zur Zeit angesichts seines Zustands erstaunlich gut und wir hoffen, dass das möglichst lange so bleibt. Sein Onkologe gibt einfach keine Prognosen mehr ab.
All die obigen Entwicklungen haben Spuren und teilweise Narben bei mir, aber auch bei meiner Familie hinterlassen.
 
K
Benutzer11466  Beiträge füllen Bücher
  • #32
Mr. L*
Benutzer168169  Meistens hier zu finden
  • #33
Schön, daß es sich wider Erwarten doch so gut entwickelt hat! Meine beiden Daumen sind gedrückt, daß es so positiv weitergeht!
 
cocos
Benutzer102673  (42) Beiträge füllen Bücher
  • #34
Ich freue mich auch für Euch, H HbJ . Nimmt alles mit an kostbarer Zeit, an kleinen schönen Momenten, was Du erhaschen kannst.

Mein Vater starb im August letzten Jahres.

Die letzten zwei Wochen war er im Delir, aber hat mich immer erkannt und ich habe ihn verstanden. Er lag auf Intensiv und hatte ab einem bestimmten Zeitpunkt eine Sauerstoffmaske, daher haben wir viel "Augenbrauen" und "Zwinkersprache" gehabt.
Wir haben Das, was ich Dir mitgeben kann ist Folgendes:

- als er noch sprechen konnte war das einzig für ihn Wichtige zu wissen, dass sich alle gut verstehen und keiner Streit hat.

- dann habe ich, als er noch wach und ansprechbar war, aber eben schon nicht mehr so ganz zurechnungsfähig, irgendwann für mich einen Zeitpunkt gefunden, mich von ihm ganz deutlich zu verabschieden. Ich wollte das, so lange er wach war, man wusste ja nicht, was kommt. Und wäre es danach bergauf gegangen hätte ich dadurch auch nichts versäumt. Also habe ich mich bei ihm bedankt für alles, was ich habe und was ich bin und wir haben geweint und uns umarmt. Und für mich war das einer der allerwichtigsten Momente. Danach war alles, was kam, Bonus und nochmehr Geschenk als ohnehin schon.

- Bevor Papa starb und als er noch sprechen konnte, war er an einem Tag immer abwesend mit dem Blick. Er wanderte immer in eine bestimmte Ecke. Ich fragte ihn, was er denn sähe. Er antwortete mit einem Wort: "Licht". Ich fragte ihn, ob es ein schönes Licht sei. Er bejahte das. Und ich wusste Bescheid. Papa war schon unterwegs, er war ruhig. Es war alles gut.

Wenige Tage später verlor er das Bewusstsein. Ich habe ihn so oft es geht besucht und habe seine Beine und Füße mit Lavendelöl eingerieben und massiert. Manchmal wackelte er ein bisschen mit dem Fuß, wenn ich mal kurz Pause machte.

Obwohl es keine "echten" medizinischen Gründe für sein Sterben gab, habe ich das sehr früh gespürt und gewusst. Und ich habe es akzeptiert, es war in Ordnung. Ich habe die letzten Tage als Geschenk empfunden. Es ist furchtbar traurig. Aber ich kann und konnte akzeptieren, was passierte. Das hat mir sehr geholfen, vielleicht werden Dir meine Erfahrungen auch weiterhelfen, das wäre schön.

Und; für die allerletzte Phase, - setz Dich nicht unter Druck, egal was passiert, manche Dinge sind einfach zu schwer für einen, gehen nicht. Dann ist es ok. "Zusammenreißen" ist m.E. nicht sinnvoll.

Alles andere, sehr wichtige, zu den bürokratischen Abläufen, habt Ihr längst erledigt und das ist gut.

Ich wünsche Dir und Euch alles Gute.

LG cocos
 
Zwei Jahre
H
Benutzer5089  Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #35
Auf den Tag 24 Monate nach der Erstdiagnose wird es wohl mal wieder Zeit für ein kleines Update.

Gesundheitlich ist mein Papa mittlerweile mehr oder weniger einfach körperlich da, geht noch ab und zu in sein Büro und freut sich daran, dass sich dort möglichst wenig verändert hat. Er scheint sich ein wenig mit der Situation arrangiert zu haben.
Er hat mittlerweile chronische Knochenschmerzen und bekommt wohl bald 100 Prozent GdB.
Es ist ein langsamer Abschied auf Raten, aber zur Zeit sind wir in einem fragilen und doch stabilen Gleichgewicht.

Sollte seine aktuelle Therapie (ziemlich ausgekochte Chemo, welche gewisse Lebensqualität lässt) versagen, gibt es nur noch eine weitere, experimentelle Therapieoption. Ob das dann bei einem schnell rezidivierenden Tumor noch hilft, ist eine andere Frage. Er möchte noch bis mindestens Mitte 2025 durchhalten.

Nochmals vielen Dank für all die guten Ratschläge, insbesondere notariell beurkundete Vollmachten sind absolut entscheidend.

Die Verantwortung für die Firma und die Familie lastet im Wesentlichen auf meinen Schultern. Egal was anliegt, es ist quasi komplett meine Aufgabe. Vom Einstellen des Radlagerspiels unserer Anhänger bis zur Kundenbetreuung.

Meinen Selbst von vor zwei Jahren würde ich sagen: "Du wirst jetzt völlig erwachsen und kannst Dich nicht mehr nach hinten umdrehen, um Rat, Tat oder Beschimpfungen zu bekommen. Das ist jetzt alles Deine alleinige Aufgabe".

Und so habe ich Ereignisse, welche ein Buch füllen könnten, auf weniger als einer Bildschirmseite zusammengefasst.
 
R
Benutzer216292  (40) Sorgt für Gesprächsstoff
  • #36
Das Einzige was mir dazu einfällt, dass man es nicht so schwer nehmen sollte. Der Tod gehört zum Leben dazu. Man kann dankbar sein, so alt geworden zu sein und scheinbar hat dein Vater ein erfüllendes selbstgestaltetes Leben in seinen besten Jahren gelebt. Schlimm ist, wenn die Eltern die eigenen Kinder begraben müssen. Dein Vater hätte diese Konstallation, so alt zu werden, in jungen Jahren bestimmt sofort angenommen (geht natürlich nicht).
Von daher kann man ja dankbar sein, dass es so gut lief.
Eine Idee wäre ja noch, wenn die Schmerzen alles übertünchen und wirklich keine Hoffnung mehr gegenwärtig wäre, nach Frankreich oder in die Schweiz zu fahren. Mein Großvater spielt mit dem selben Gedanken. Aber auf die Idee sollte wohl dein Vater alleine kommen, wenn er dies denn wirklich wünschen würde.
Ich wünsche euch auf jeden Fall viel Kraft und alles Gute ❤️
 
redviolin
Benutzer151496  (48) Meistens hier zu finden
  • #37
Eine Idee wäre ja noch, wenn die Schmerzen alles übertünchen und wirklich keine Hoffnung mehr gegenwärtig wäre, nach Frankreich oder in die Schweiz zu fahren.
Die Gesetzeslage hat sich hier mittlerweile ja auch geändert. Aber es gibt auch hier andere Möglichkeiten, mit therapierefraktären und unaushaltbaren Symptomen umzugehen - eine Sedierung zum Beispiel.

Das ist, meiner Meinung nach, aber kein Thema für die jetzige Situation, es sei denn es bestehen Ängste, die mit dem Wissen um genannte Möglichkeiten weniger Raum einnehmen und Platz für das Hier und Jetzt schaffen.

Für jetzt wäre es vielleicht wichtiger zu leben, Dinge zu machen, die einem wichtig sind und gut tun, die Menschen sehen, die einem etwas bedeuten und gemeinsame Erinnerungen zu schaffen. Vielleicht ein "Lebensbuch" gestalten oder in Audio- oder Video-Aufnahmen wichtige Lebenserkenntnisse Deines Vater festhalten oder auch Erinnerungen an seine Eltern/Großeltern als "Schatz" für die Nachkommen (aber alles nur, wenn er es möchte).

Es ist genauso richtig und in Ordnung, "klein" zu leben, wenn es das ist, was einen zufrieden macht ohne großen Aktionismus und "das müssen wir auch noch unbedingt abhaken".
 
Lollypoppy
Benutzer71335  (57) Planet-Liebe ist Startseite
  • #38
Da ich gerade an einem Kur-Ort Urlaub mache und es hier überall angeboten wird.

Es gibt Angebote einer Onko-Train-Kur.
Die ist speziell an Krebspatienten gerichtet die austherapiert sind zur Erhaltung der Lebensqualität oder Aufbau zwischen den Chemos.
Hab das nur am Rande so mitbekommen, aber gleich gedacht "ach das wäre was für meine Mutter gewesen, zwischen den Chemos"

Einfach auftanken.
Die legen auch Wert drauf das das in Kurhotels eher mit Urlaubscharakter stattfindet, meist auch mit Partner, so dass nicht dieses Krankenhausfeeling aufkommt.
 
S
Benutzer199400  (46) Sorgt für Gesprächsstoff
  • #39
Ich glaube es sind so die kleinen Dinge, die Wertvoll sind. So wie der letzte Urlaubstag am Strand, eine klare Sternennacht, ein schönes Konzert oder Theaterspiel, ein toller Restaurantbesuch, ...
Ich denke dein Vater wird sich im Kopf schon so etwas wie eine Bucket List zurechtgemacht haben, aber weil eigenbrodlerisch, geht er damit nicht Haustieren oder traut sich nicht. Da hilft nur direkt ansprechen.
Zudem... Hege keinen Groll gegen das Leben, sei dankbar dass du ihn so lange hattest und noch hast, sowas ist nicht jedem vergönnt.
 
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