Panikattacken/Angst: Unverständnis des Freundes

K
Benutzer60624  (38) Verbringt hier viel Zeit
  • #1
Hallo,

ich habe seit ca. 5 Jahren Panikattacken und Angstzustände, besonders wenn es ums Essen geht oder in öffentlichen Orten wo ich dann nicht rauskann, habe ich immer schreckliche Angst mich zu übergeben. Leider ist es bei mir nicht nur die Angst davor, sondern mein Bauch verkrampft sich dann jedesmal so vor Angst, dass es passieren könnte, so dass es dann auch wirklich passiert...also ich muss mich fast jeden morgen übergeben aus Angst vor dem ganzen Tag. In Restaurants kann ich nie was essen weil ich so ANgst habe ich würde es nicht mehr zur Toilette schaffen und in ANwesenheit von anderen Leuten die mir wichtig sind oder die mich noch nicht wirklich kennen einen schlechten Eindruck hinterlassen und mich übergeben. Weil ich zwar schon immer sehr dünn war, glauben die Leute dann immer gleich ich hätte Bulimie oder Magersucht. Das trifft mich dann immer am meisten....und war schon oft schrecklich am Boden deswegen.
Ich hab mich dann jetzt dazu durchgerungen einen >Arzt aufzusuchen weil ich es selbst nicht hinkriege.
Mein Freund( seit einem Jahr zusammen) kennt mein Problem...kann es aber nicht verstehen oder nachvollziehen. Ich weiß im Innern , dass er sich eine unkomplizierte und unternehmungslustige Freundin wünscht, was ich überhaupt nicht bin... Meine grösste Angst ist es ihn dadurch zu verlieren, zwar hat er gesagt, dass er mich unterstützen wird, aber auch durchblicken lassen dass es nicht ewig so weiter gehen kann. Und von einer Therapie hällt er garnichts, er findet das alles überflüssig, und ist der Meinung, dass ich damit selbst zurecht kommen muss.

Kennt ihr ähnliche Fälle, glaubt ihr ich kann sowas nach einem Jahr Beziehung von ihm verlangen, also dass er zu mir hällt und deshalb auch auf Spass mit seinen Freunden verzichten muss, weil ich een nicht mit gehen kann und zu Hause hocken möchte.:geknickt:
 
K
Benutzer87042  (43) Verbringt hier viel Zeit
  • #2
Hey du...ich versteh dich so gut...ich hatte 8 Jahre Panikattacken. Meine Ex Freundin mit der ich 4 Jahre zusammen war hat das auch nie verstanden. "Da passiert dir ja nichts" oder " is doch lächerlich" usw....sowas is echt hart. Viele Menschen können sich in sowas erst gar nicht reinversetzten.

Meine Jetzige Freundin hatte selber schon welche und wir halfen uns da gegenseitig und waren für den anderen da. Zum Glück geht es uns beiden jetzt besser.

Machst du Thera? Ich kann dir dazu nur dringend raten...es kann echt helfen und dein Freund wir dem Druck nicht so ausgesetzt.

Lg Clemens
 
K
Benutzer60624  (38) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #3
Vielen Dank für deine nette Antwort ! Bin schon gleich wieder am Heulen :frown: Ja, er sagt dann immer: dann iss doch einfach deinen Teller, was soll denn schon passieren, oder dann kotzt du eben, ist doch egal, dann sagst du halt du hättest was falsches gegessen...

Seine Eltern sind auch beide ausgeprochene Restaurentgänger, gehen dauernd essen oder mit Freunden weg, das kenn ich von zu Hause garnicht, und das setzt mich dann noch mehr unter Druck. Ich wäre mächnmal froh, ihn nie kennengelernt zu haben und allein zu Hause zu sein. Dann könnte ich meinen Tag selbst gestalten ohne Überraschungen udn dann geht es mir auch meistens besser. Wenn ich wusste dass mich niemand stört konnte ich auch Zu Hause ganz ruhig und mit Genuss essen, aber seit ich ihn habe...ist alles wieder hoch gekommen
 
capricorn84
Benutzer56469  (39) Beiträge füllen Bücher
  • #4
Ich verstehe nicht dass dein Freund dich nicht versteht bzw dich nicht unterstützen will. Das ist schon schade.

Vielleicht wäre eine Therapie schon das richtige wie Kuanala schon sagt.
 
K
Benutzer85425  (39) Verbringt hier viel Zeit
  • #5
Oh Gott, wie ich dich verstehe. Mir ging es ähnlich. Ich hatte aufgrund der Pille eine Histamintoleranz bekommen und vertrug plötzlich das Essen auch nicht mehr. Mir wurde schlecht und ich bekam Durchfall und konnte mir anfangs gar nicht erklären, was mit meinem Körper los ist. Mein Freund hat das auch nie verstanden und mich immer überall hingeschleift, obwohl ich oftmals Bauchschmerzen und gar keine Lust auf irgendwas hatte.
Ich glaube dein Freund ist wohl ähnlich, er versteht deine Situation nicht, weil es ihm wohl nie so gegangen ist.

Wird dir denn dann tatsächlich richtig schlecht, weil du Angst hast dich zu übergeben? In dem Fall würde ich vielleicht raten, einfach zur Sicherheit ein paar Tabletten gegen Übelkeit einstecken zu haben. Sowas kann das Gewissen schon beruhigen, wenn man sich sagen kann, ok zur Not nehme ich eine Tablette, dann kann nix mehr passieren.
 
xoxo
Benutzer30217  Sophisticated Sexaholic
  • #6
Ich kenne einen ähnlichen Fall. Sie hat so sehr Angst ihren Freund zu verlieren und von anderen als bekloppt abgestempelt zu werden, sodass sie niemandem etwas davon erzählt. Du bist ihr also schon einen reifen Schritt voraus.

Du kannst erwarten, dass er zu dir hält, aber das er auf den Spaß mit seinen Freunden verzichtet, dass finde ich nicht richtig. Soll er eben Montag, Mittwoch und Freitag zu dir und Dienstag, Donnerstag und Samstagnacht etwas mit seinen Freunden unternehmen. So ungefähr würde ich das gestalten. Freunde wegen einer Beziehung zu vernachlässigen, halte ich für falsch.

Wenn du zum Arzt gehst und über eine Therapie sprichst, dann nimm deinen Freund mit, damit er mehr davon versteht und seine Meinung auf Wissen basieren kann. Eine Therapie einfach abzulehnen und nicht versuchen den Partner zu verstehen ist nicht gut.
 
K
Benutzer60624  (38) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #7
Nein, das war nicht so gemeint, dass er seine Freunde wegen mir vernachlässigt. Er ist nur sehr enttäuscht wenn wir alle was zusammen machen sollen und ich dann nicht mit gehe, er halt dann überall wieder alleine hingeht, so als hätte er gar keine Freundin. Sylvester mächte er mit Freunden in der Schweiz feiern...naja und ich hab abgesagt weil ich das nicht kann...das wäre der blanke Horror für mich dort.
 
Shiny Flame
Benutzer42813  (41) Beiträge füllen Bücher
  • #8
Über mich

Ich hab auch Angststörung. Diffus, also nicht an bestimmte Dinge gekoppelt - was es sehr schwer macht, damit umzugehen.

Ich habe inzwischen die Haltung dazu: Meine Güte, manche Leute haben eine körperliche Behinderung, die ihnen manche Dinge erschwert oder unmöglich macht - ich habe halt diese psychische Behinderung. Z.B. bin ich normalerweise nicht in der Lage, ans Telefon zu gehen, wenn eine unbekannte Rufnummer anruft - was es für mich doch manchmal sehr schwer macht, gerade im beruflichen Leben... Jetzt ist auch noch die Mailbox kaputt...

Zu nem Menschen mit Körperbehinderung sagst du doch auch nicht: "Mensch, versuch doch einfach mal die Treppe zu gehen, wenn du hinfällst, fällst du halt hin"...

Aber es ist für andere Menschen sehr schwer, mit so etwas umzugehen, das weiß ich selbst, und man sollte seinen Partner auch nicht mit so etwas überfordern. Denn es ist ekelhaft schwer, mit so etwas umzugehen - wie ich als Tochter einer psychisch belasteten Frau weiß. Es kann überfordern, es kann kaputt machen.

***

Dich selbst mit der Angststörung akzeptieren

So. Das erste, was du tun musst, ist dir selbst erst mal einzugestehen und zu akzeptieren, dass du diese Beeinträchtigung hast. Ich habe sie auch. Auch andere Frauen und Männer haben sie in der einen oder anderen Form. Und trotzdem sind wir alle wertvolle Menschen.

Das ist das zweite, was du dir klar machen musst. Wir sind genauso wertvoll wie Menschen, die körperlich beeinträchtigt sind und wie jeder gesunde Mensch. (Ich habe mit meiner Sehschwäche auch gleich noch eine weitere körperliche Beeinträchtigung...)

Das dritte ist: Weil du wertvoll bist, bist du es auch wert, liebgehabt zu werden. So, wie du bist. Also inklusive der Angststörung. Du bist wertvoll, du bist liebenswert - auch, wenn du nicht immer perfekt "funktionieren" kannst. Das gilt übrigens auch für jeden Menschen, diese Selbsterkenntnis.

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Therapie ja oder nein?

Natürlich solltest du eine Therapie machen!

Um Himmels willen, Menschen mit einer Körperbehinderung kriegen auch Krankengymnastik, selbst wenn dadurch die Behinderung nicht mehr weg geht! Menschen mit Rückenschmerzen kriegen Krankengymnastik oder Tabletten, damit die Schmerzen besser werden!

Diese Angststörung tut dir weh, sie belastet dein Leben! Zusätzlich belastet dich dein Umfeld, dass wenig Verständnis hat. Bist du weniger wert, weil deine Schmerzen psychisch und nicht physisch sind? Wenn du einen Knöchel verstaucht oder Lungenentzündung hast, gehst du doch auch zum Arzt!

Leider gibt es bei psychischen Erkrankungen keine Antibiotika (und Tabletten bei so was sollten nur in sehr ernsten Fällen verschrieben werden...). Die Therapien sind anstrengend. Aber natürlich sollst du eine machen - ich habe es doch auch gemacht!

Ich musste mich auch nicht auf die Couch legen oder wurde totanalysiert. Der Psychologe hat mich erst mal ernst genommen, mit mir darüber gesprochen, wie die Angststörung entsteht und mir geholfen, Mittel und Wege zu finden, damit besser umzugehen. Mittel und Wege, den Kreislauf der Angst vor der Angst zu durchbrechen.

Bei mir hat es gerade mal drei Monate gedauert, dann konnte ich meine Wohnung wieder völlig frei von Angst verlassen, und die Angst kocht nur manchmal wieder hoch - aber ich habe ja gelernt, mich von ihr zu befreien.

Ich kriege allerdings in letzter Zeit vermehrt doch wieder so diffuse Schübe. Ich habe jetzt eine mögliche Ursache in meinem Leben festgestellt und ausgemerzt - wonach es mir sehr gut ging - und ich werde mich weiter beobachten. Wenn neue Schübe kommen, werde ich wieder zum Therapeuten gehen - denn dann merke ich ja, dass ich alleine nicht wirklich gut damit klar komme.

Wie gesagt, mit einem gebrochenen Bein gehe ich ja auch zum Arzt.

***

Dein Partner

So. Das alles sind erst mal Dinge, die du mit dir selbst geklärt haben musst. Und zwar meine ich wirklich mit dir selbst. Diese Sachen musst du dir selbst erarbeiten, fundamental tief in deiner Seele. Das ist dein Job. Deiner ganz alleine.

Es ist nicht der Job von deinem Freund! Denn so etwas kann er nicht leisten, so etwas ist zu viel verlangt!

***

So. Wenn du das alles akzeptiert hast (es ist ein langer Prozess, ich habe Jahre dafür gebraucht - also verlang nicht zu viel von dir, denn es ist sehr schwer) - dann kommt dein Freund ins Spiel. Wenn du ihm das ganze mehr oder weniger so erklären kannst, kann er es akzeptieren. "Es ist ein Problem, das wirklich ernst ist. Manche Leute haben Angst vor Spinnen, es ist nicht rational, aber man kommt nicht dagegen an. Viele Leute haben dieses Problem, ich leider auch. Ich arbeite daran, aber es ist ein langfristiger Prozess, und es ist sehr schwer für mich."

Wenn du es so akzeptierst und vermittelst, kann ein Partner es normalerweise akzeptieren. Wobei: Es überfordert ihn trotzdem. Es macht ihm Angst, wenn dein normales Alltags-Ich auf einmal von einem Panik-Schub beiseite gefegt wird.

***

Was kannst du da tun, um deinem Partner zu helfen?

Na ja. Erst mal nimm ihn ernst. Nimm ernst, dass ihm dein Problem nicht so schlimm erscheint - aber vermittele ihm, dass es dir eben doch schlimm erscheint. Rede darüber. Rede darüber, dass diese Angststörung eine Krankheit wie Lungenentzündung ist. Dass sie geheilt oder zumindest gelindert werden kannst.

Sag ihm, dass du dich entschlossen hast, aus diesem Grund mit einer Therapie zu beginnen. Weine ihm nicht vor, wie schlimm es ist, verlange nicht von ihm, dich zu einer Therapie zu drängen oder zu überreden - teile ihm einfach ruhig und freundlich mit, dass du zu dem Entschluss gekommen bist, diese Therapie zu beginnen.

Sie wird helfen, dass kann ich dir versprechen.

Aber am Anfang wird es schlimmer werden.

Und auch das solltest du deinem Freund erzählen. Erzähle ihm, dass du in dieser Zeit seinen Rückhalt und seine Unterstützung brauchst. Und denk dran: Männer sind da anders gestrickt als Frauen. Frauen würden bei einer solchen Formulierung ihrer Freundin wissen, was gemeint ist, dass du einfach das Gefühl brauchst, ernstgenommen und geliebt zu werden, manchmal einfach reden und erzählen musst und einen Zuhörer brauchst, und in den Arm genommen werden musst. Und dass du manchmal einfach total gereizt sein wirst, ohne dass es mit deinem aktuellen Leben zu tun hat.

Na ja. Männer sind tolle Wesen, aber ihnen muss man das alles erklären. Und man muss auch ein bisschen Rücksicht auf sie nehmen - denn starke Gefühlsäußerungen verunsichern sie oft. Sie selbst tragen ihre Gefühle nicht nach außen, deswegen glauben sie, dass unsere Gefühle absolut unerträglich sind, weil wir nicht die gleiche Zurückhaltung schaffen. Wir wissen natürlich, dass es anders ist: Wenn wir Gefühle äußern, schaffen wir uns damit einerseits ein Ventil und vermitteln andererseits, dass wir dem Gesprächspartner vertrauen und mit ihm einen Teil unseres Lebens teilen.

Aber Männer wissen so etwas doch nicht! Uns selbst wenn sie es im Kopf wissen - in dem Moment, in dem die Freundin weint oder verkrampft, weil sie wieder einen Angstschub hat, da sind sie heillos überfordert.

***

Wie kann so ein Gespräch aussehen?

"Ich weiß ja eigentlich, dass es nur ein Panikschub ist und du das alles nicht so meinst, aber in dem Moment habe ich das Gefühl, ich muss dich ernst nehmen und auf alles, was du sagst, auch eingehen, weil ich dich doch respektiere", sagt mein Freund (Und der ist eigentlich schon verdammt spitze in emotionalen Dingen...)

Warum sollte er das? Meine Güte, was verlange ich da eigentlich von diesem Menschen, den ich doch liebe und glücklich machen will? Verlange ich es denn wirklich, oder kommt das vielleicht bei ihm nur so an?

"Nein, um Himmels willen, tu das bloß nicht!", sagte ich ganz entsetzt. "Tu dir den Stress nicht an, sonst bist du doch am Ende meines Panikschubs so erschöpft, dass ich dich trösten muss, statt dass du mich einfach in den Arm nehmen kannst!"

"Aber was kann ich denn tun, um dir zu helfen?"

Ich überlegte angestrengt. Irgendwann hatte ich die Lösung, und ich verrate dir hier einfach mal sinngemäß, was ich zu ihm gesagt habe.

"Also, wenn du dir meinen Angstschub so zu Herzen nimmst, dass du mich da um jeden Preis rausholen willst, verrate ich dir nie wieder, wenn ich einen habe. Das will ich dir nicht antun, mein Schatz, dann ist es für dich ja noch schlimmer als für mich.
Mach doch einfach, was du vorhin gesagt hast. Denk dir einfach: Mein Gott, sie hat halt grad ihren Panikschub, das wird vorbeigehen."

"Aber dann komme ich mir so egoistisch vor, und das will ich außerdem gar nicht denken!"

"Tu es trotzdem. Nimm dir um Himmels willen emotionale Distanz in dem Moment, sonst gehst du doch selbst kaputt!
Aber was du machen kannst, und was ich mir auch wünsche: Hab mich trotzdem lieb, wenn die Panik kommt. Sag es einfach immer wieder, auch wenn ich austicke, und erinnere dich daran, dass ich das, was ich sage, in dem Moment gar nicht ernst meinen kann, weil die Panik mich kontrolliert. Sag einfach immer wieder Schatz, ich hab dich lieb. Du bist nicht alleine. Schatz, ich hab dich lieb, auch jetzt während des Panikschubes."

"Aber du weißt doch, dass ich dich lieb habe! Meine Güte, das wäre ja noch schöner..."

"Sag es mir trotzdem. Ich brauche es in dem Moment. Mehr kannst du nicht tun, du kannst es gar nicht, es kommt in dem Moment gar nicht durch zu mir. Verlang es nicht von dir, mein Liebster, denn das würde dir wehtun und damit auch mir. Einfach immer wieder sagen. Und hinterher vielleicht in den Arm nehmen."

"Das ist alles? Es kommt mir so wenig vor..."

"Mehr kannst du aber nicht tun, du selbst bist doch nicht die Ursache. Die Panik, das ist mein Kampf, nicht deiner. Ich muss dadurch, nicht du, deswegen ist alles, was du tun kannst, mir Kraft für meinen Kampf zu geben.
Oder doch, eine Sache: Denk trotzdemdaran, dass an mir noch mehr ist als nur die Angststörung. Denk daran, was für eine starke Frau ich im Alltag sein kann, wie viel Liebe ich für dich empfinde, selbst wenn ich es dir nicht immer richtig zeigen kann.
Deswegen:
Nimm auch die starke Frau in mir ernst. Sag mir, wenn du mich brauchst. Und wenn es direkt nach dem Panikschub ist. Sag mir dann, dass du jetzt erschöpft bist und jetzt vielleicht mal meine Liebe und Nähe brauchst. Denn ich bin gleichzeitig immer noch die starke Frau, die du kennengelernt hast, und du kannst dich immer noch auf mich verlassen."

***

Schluss

Tja, so viel zu meinen eigenen Erfahrungen. Du siehst hier zum Schluss, wie ein solches Gespräch in einer Beziehung aussehen kann - denn auch die Gefühle deines Partners sind wichtig, und dass du von ihm nicht mehr verlangst als er geben kann!

Aber so was ist erst möglich, wenn du selbst einen Weg gefunden hast, deine Angststörung ernst zu nehmen, damit umzugehen, sie als Teil von dir zu betrachten, der dich aber genausowenig beherrscht wie eine Lungenentzündung.

Ich hoffe, ich konnte dir helfen. Wenn du zu einzelnen Bereichen, die für dich im Moment besonders wichtig sind, noch Fragen hast, stelle sie bitte - ich erzähle gerne auch noch mehr dazu.

Du wirst es schaffen - genau, wie ich es geschafft habe. Nicht komplett heraus aus der Angst - aber zu einem Leben, in dem du gelernt hast, so mit ihr umzugehen, dass du dein Leben trotzdem führen kannst.

Off-Topic:
Vielleicht magst du ja auch einfach nicht diese ständigen Restaurantbesuche mit deiner "Schwiegerfamilie" und schützt dich mit den Angstattacken davor? Vielleicht möchtest du einfach nicht ständig mit seinen Freunden unterwegs sein? Solche Krankheiten haben auch immer irgendeinen sekundären Krankheitsgewinn.

Wenn du die Angststörung aufgeben willst, wirst du andere Mittel und Wege finden müssen, um dir deine kostbaren einsamen Momente zu Hause zu sichern. Dann wirst du offen zugeben müssen: Ich habe heute keine Lust, mit euch allen wegzugehen, ich möchte lieber fernsehen.

Das ist auch so eine Sache... Da ist die Angst doch leichter, denn die hast du nicht unter Kontrolle - und trotzdem schützt sie dich...
 
B
Benutzer82104  (37) Verbringt hier viel Zeit
  • #9
Off-Topic:
tolles posting flame! da kann man ja nun endlich mal sinnvoll die bewertungsfunktion nutzen ;-)

war echt sehr interessant mal "deine seite" zu lesen :smile:
 
D
Benutzer75585  (40) Verbringt hier viel Zeit
  • #10
Das ist in der Tat eine schwierige Situation - für euch beide. Ich persönlich habe keine Angststörung, aber mein Freund. Als wir zusammengekommen sind, war seine "schlimmste" Zeit schon vorbei. In dieser schlimmen Zeit konnte er aber nicht einmal die Wohnung verlassen. Er ist zusätzlich zu den Angststörungen auch noch depressiv. Erst als er auf Antidepressiva eingestellt war, konnte er wieder ein einigermaßen normales Leben führen. Er hat auch einige Therapien hinter sich, die alles in allem schon geholfen haben. Vor allem haben sie ihm geholfen mit der Angst umzugehen, denn ganz ungezwungen und ohne den Anflug eines schlechten Gefühls in bestimmten Situationen wird es vermutlich nie mehr sein.

Zu einer Therapie würde ich dir auch auf alle Fälle raten. Wichtig ist, dass du dich bei dem Therapeuten wohl fühlst. Wenn du der Meinung bist, dass du dich bei einem Therapeuten nicht verstanden oder einfach nur persönlich unwohl fühlst, solltest du weitersuchen. Aber du musst innerlich bereit dazu sein, dir helfen zu lassen, dein Problem anzugehen und dich damit auseinanderzusetzen.

Wie gesagt habe ich meinen Freund in seiner schlimmsten Zeit noch nicht gekannt, aber ich habe mit ihm auch schon ein paar Rückfälle erlebt. Seine Angststörung bezieht sich nicht aufs Übergeben, sondern aufs Bepinkeln in der Öffentlichkeit. Gerade, wenn er nicht sicher weiß, ob ein WC in der Nähe sein wird, wenn wir woanders hinfahren, ist er umso unsicherer. Und wenn er sich dann nicht selbst beruhigt, dann wird er immer tiefer in den Sog des "Angststrudels" gezogen (die berühmte Angst davor Angst zu kriegen).

Es ist nicht leicht mit einem Partner zusammen zu sein, der an Angststörungen leidet, besonders wenn diese Ängste so massiv das Beziehungsleben und den Alltag beeinträchtigen. Mir fällt es immer wieder aufs Neue schwer, wenn mein Partner mir im letzten Moment absagt, weil er Angst hat. Besonders, wenn ich mich auf etwas schon länger gefreut habe. Im September waren wir auf die Hochzeit von einem befreundeten Pärchen eingeladen. Ich hatte mich schon sehr darauf gefreut und habe mir extra das Auto meiner Eltern geborgt, weil wir sonst nicht hingekommen wären. Da ruft er mich plötzlich an und meint, dass ich alleine hingehen soll, weil ihn die Fahrt in eine unbekannte Gegend beunruhigt (es war nur eine halbe Autostunde entfernt). Wir haben dann ausgemacht, dass er es probiert und wenn es ihm schlecht gehen sollte, ich alleine fahre bzw. ich sofort mit ihm wieder heimfahre. Im Endeffekt hat ihm die Hochzeit gefallen und er war stolz, dass er es erfolgreich gemeistert hat.

Das Ganze ist bei dir natürlich weit schwieriger, weil man aus der Schweiz nicht in einer halben Stunde wieder zu Hause ist und ich kann schon auch nachvollziehen, dass dein Freund hin und wieder genervt ist, wenn die selbstverständlichsten gemeinsamen Unternehmungen mit dir nicht möglich sind. Dass er aber trotzdem noch mit dir zusammen ist, stimmt mich positiv, dass ihr das gemeinsam durchstehen könnt. Ich glaube, ihr braucht beide eine große Portion Verständnis und Einfühlungsvermögen um als Paar weiterhin zu bestehen. Du musst ihm deine Ängste dann aber auch erklären. Auch wenn er nicht nachvollziehen kann, warum dir gewisse Situationen Angst bereiten, so wird er dann doch wissen, dass du es nicht absichtlich machst. Ich wünsche dir viel Glück bei der Therapeutensuche und euch beiden viel Durchhaltevermögen und Verständnis für den anderen.
 
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