Wenn Freunde in toxische Beziehungen sind

[Benutzer135586]

Guten Morgen,

bestimmt habt ihr oder hattet ihr mal Freunde, die in einer Beziehung waren, die ihr nicht gutheißen konntet. Milde ausgedrückt. Eigentlich wolltet ihr die Freundin und den Freund am liebsten schütteln und anbrüllen, dass er/sie den Partner endlich in den Wind schießen soll.

In dieser Situation befinde ich mich gerade.

Es geht um eine meiner besten Freundinnen, die jetzt endlich endlich auch mal vergeben ist, und nicht mehr die Dauersingle im Freundeskreis. Endlich ist sie nicht mehr allein, endlich hat sie einen Freund, endlich ist sie nun auch in einer Beziehung. Unglücklicherweise ist sie aber in einer hochgradig toxischen Beziehung gelandet. Und das geht jetzt schon ein halbes Jahr.

Schon in der Kennenlernzeit war klar, dass die Voraussetzungen für die Beziehung nicht ganz optimal war, die sich aber vermutlich erst langfristig zeigen würden. Sie wollte sich trotzdem darauf einlassen und ich hab mich auch erst für sie gefreut, da der Kerl nach ihren Erzählungen her vom Charakter zumindest einen ganz guten Eindruck machte.

Dies änderte sich allerdings sehr sehr schnell, denn er erwies als krankhaft eifersüchtig. Er kontrolliert jeden Schritt von ihr, sie muss ihm regelmäßig schreiben, wenn sie unterwegs ist. Mit weiblichen Freunden versteht sich. Mit Männern braucht sie erst gar nicht ankommen. Es gab schon so viel Drama deswegen, inklusive Nachhause schicken, weil sie sich ja nicht so verhält, wie er sich das wünscht. Er hat halt in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht, und vertraut zwar ihr aber den anderen nicht. Jaja, is klar.

Lange Rede kurzer Sinn: Er hat sie inzwischen ziemlich gut unter seiner Kontrolle und sie hat sich ihm auch ziemlich angepasst. Sie trinkt kaum noch, ist abends selten ohne ihn unterwegs und sie vermeidet sich "sexy" anzuziehen. Schon erwähnt, dass er auch mal in ihr Handy reingeschaut hat und sie sich für vergangene Liebschaften rechtfertigen musste?

Ich habe wirklich alles versucht. Sanftheit, Direktheit, Fragen stellen, Zuhören, für sie da sein. Sie hat auch eingesehen, dass es Probleme gibt, aber sie sieht sie inzwischen hauptsächlich bei sich selbst und die Vorstellung wieder allein zu sein ist für sie so schlimm, dass sie an den "Schönen" Momenten festhält. Die scheint es durch Corona wohl öfter zu geben, denn sie ist viel bei ihm zuhause, bzw. sie sind zu zweit viel unterwegs. Arbeiten tut sie nur zweimal die Woche und ihr Traum ins Ausland zu gehen für ne Weile klappt eh durch Corona nicht. Kommt ihrem Kerl natürlich sehr gelegen.

Sie erzählt nicht mehr so viel von den "schlechten" Zeiten, ich glaube aber auch, dass sie durch die aktuellen Umstände nicht so präsent sind und sich jetzt erst durch die Lockerungen wieder vermehrt zeigen werden. Ich weiß aber auch nicht, ob sie überhaupt davon noch groß erzählen würde, da sie weiß, wie kritisch ich das alles sehe. Im Freundeskreis reden wir auch darüber, weil wir uns da auch einfach mitteilen müssen. Was da passiert ist, ist teilweise echt Tobak. Und wir können nicht viel tun. Wir glauben auch, dass sie nicht jedem von uns allen erzählt, sondern sie sich vorher überlegt, wem sie was sagen kann. Ich glaube aber auch, dass sie sich bei mir tatsächlich noch am besten aufgehoben fühlt.

Ich weiß nicht, ob ich sie mal direkt fragen soll, ob jetzt trotz Corona noch irgendwas gewesen ist, oder lieber warten soll, bis sie kommt. Allerdings könnte ich ihr auch nichts anderes sagen als das, was ich bisher schon gesagt habe Und ich muss auch ehrlich sagen, dass es durch Corona eine Erleichterung war, kein Drama mehr von ihr mitzubekommen. (Wir wohnen auch nicht mehr in der gleichen Stadt) Andererseits habe ich noch viel mehr Angst, dass sie noch tiefer in seine Fänge rutscht und dann irgendwann gar nicht mehr aus dieser Beziehung rauskommt. Sie kennt ja quasi nicht anderes. Letztens hatte sie sogar gesagt, dass sie sich Kinder mit ihm vorstellen kann.

Ich bin mit meinem Latein am Ende. Vielleicht ging es euch ja mal auch so. Wie seid ihr damit umgegangen? Kann man da überhaupt noch groß was machen? Tipps sind mehr als erwünscht

 

[Benutzer97853]

Ich lese keinen Leidensdruck von ihrer Seite, oder? Also, sie sagt, sie ist glücklich mit ihm? Dann finde ich es in der Tat schwierig ihr da zu helfen. Sie will das aktuell ja alles so?
Mein Tipp wäre wohl ihr immer mit offenem Ohr zur Seite zur stehen. Ich fand es immer am schlimmsten, wenn ich das Gefühl hatte mit meinen Freunden über gewisse Dinge nicht mehr reden zu können. Sei es, weil ich immer das selbe erzählte, oder sie es nicht verstehen konnten.
Und dann lass noch ein bisschen Zeit vergehen. Vielleicht erkennt sie mit den Monaten, dass sie das alles eigentlich gar nicht so will.

Manche Erfahrungen müssen wir leider selbst machen. Mit all ihren Konsequenzen.

 

[Benutzer135586]

Ich lese keinen Leidensdruck von ihrer Seite, oder?

Ich weiß halt nicht genau, wie es jetzt aussieht. Aber in den ersten Monaten hat sie regelmäßig geweint, war ständig seinetwegen angespannt. Ich kann mir aber auch gut vorstellen, dass sie das jetzt verdrängt.

Aber grundsätzlich sehe ich das auch so wie du. Ist halt nur nicht leicht, wenn es die gute Freundin ist...

 

[Benutzer78484]

Man kann Leuten nicht helfen, denen nicht geholfen werden will. Das funktioniert ja selbst bei harten Drogen kaum, geschweige denn wohl hier. Man kann Einsicht ja nicht in Leute reinprügeln.

 

[Benutzer11466]

Man kann Leuten nicht helfen, denen nicht geholfen werden will. Das funktioniert ja selbst bei harten Drogen kaum, geschweige denn wohl hier. Man kann Einsicht ja nicht in Leute reinprügeln.

Gerad' wollt ich's schreiben...

kaykay<3 : Solange Deine Freundin nicht um Hilfe bittet, ist das vergebliche Liebesmüh'. Auch wenn es für einen selbst bitter ist: Leute wollen auf die Fresse fallen - und man muß sie leider fallen lassen.

 

[Benutzer113006]

Ich kann mich dem allgemeinen Tenor nur anschließen. Wenn für sie alles in Ordnung ist, kannst du wenig ausrichten. Im Gegenteil: Je mehr du ihre Beziehung kritisierst, desto mehr wird sie sich verschließen und desto weniger wird sie dir erzählen. Meiner Meinung nach ist es ein No-Go 'permanent' (bitte nicht falsch verstehen - ich traue dir die richtige Dosierung zu) eine Beziehung von Freunden infrage zu stellen. Deine Freundin ist erwachsen und kann ihre eigenen Entscheidungen treffen. Wie heißt es so schön: man kann die Anderen nicht ändern, nur sich selbst.

Es gibt für mich zwei Optionen:
- die Freundschaft "ruhen" lassen, bis sie sich trennen und sie ggf. wieder auf dich zukommt, weil sie erkannt hat, dass er kein geeigneter Partner ist
- die Freundschaft weiterführen und die Beziehung von ihr ausklammern - so gut wie das eben möglich ist, wenn er ihr Vieles verbietet

Deine Freundin hört sich ein bisschen nach mir in meiner ersten Beziehung an. Man klammert sich dann halt auch sehr daran, man kennt es nicht anders und will nicht voreilig aufgeben. Die Einsicht, dass es da draußen noch andere Männer gibt bzw. dass einem dieser nicht gut tut, muss eben von einem selbst kommen. Und das kann mitunter Wochen und Monate dauern, leider.

 

[Benutzer172636]

Im Prinzip sehe ich das wie die anderen - du kannst ihr nicht helfen, wenn sie nicht sehen möchte und im Moment verzerrt sich ihre „Singlezeit“ zu etwas, das sie unbedingt nicht wiederhaben möchte. Dementsprechend viel nimmt sie auf sich, um eine Beziehung zu leben, die ihr vielleicht nicht guttut. Zumal ich befürchte, dass sie sich am Ende selbst sehr naiv und uneinsichtig vorkommen wird, wenn sie wirklich wieder aufwacht.
Aus meiner Sicht kannst du (außer ihr gegenüber gelegentlich Schwäche zeigen, um ihr zu zeigen, dass du an ihr interessiert bist und ihr zu zeigen, dass du auch mit ihr redest und sie nicht die einzige mit Problemen ist) gar nicht viel machen. Die einzige Sache wäre, dass du ihr zeigst, wie eine Beziehung eigentlich ablaufen soll. Holt die beiden nach Corona in die Gruppe, ladet sie zum Grillen ein und führt ihr vor Augen, wie sein Verhalten sich verändert, je nachdem, ob er euch etwas vorspielt und zuhause ganz anders drauf ist. Und zeigt ihr auch, wie man als Paar mit Problemen umgehen und sie für beide zufriedenstellend lösen kann

 

[Benutzer106548]

Gab es in der Vergangenheit in Eurem gemeinsamen Freundes-/Bekanntenkreis vielleicht etwas Ähnliches, wo sie damals als Außenstehende ähnlich besorgt/kritisch war wie Ihr jetzt bei ihr? So, dass Du das als Vorbild/Beispiel nehmen kannst, dass ihr vielleicht vor Augen führt, wie es wirklich in ihrer Beziehung ist und wie sie eigentlich dazu steht?

Ansonsten fällt mir auch nicht wirklich ein, was Du machen kannst, die Vorredner haben schon so vieles Richtige gesagt.

 

[Benutzer135586]

Holt die beiden nach Corona in die Gruppe, ladet sie zum Grillen ein und führt ihr vor Augen, wie sein Verhalten sich verändert, je nachdem, ob er euch etwas vorspielt und zuhause ganz anders drauf ist. Und zeigt ihr auch, wie man als Paar mit Problemen umgehen und sie für beide zufriedenstellend lösen kann

Witzigerweise hatte sie letztens gesagt, dass mein Freund und ich gerne mal bei ihrem Freund vorbeikommen können (er hat 'ne eigene Wohnung), und dass wir auch gerne dort für eine Nacht bleiben können. Mein erster innerlicher Gedanke: Och nee, muss echt nicht

Wobei ich dann in mich gegangen bin und überlegt hab, dass ich es sicherlich überleben werde mal 'nen Nachmittag da zu verbringen. Für sie wenigstens. Aber an sich habe ich so gar nicht das Interesse, zu so einer Person engen Kontakt zu haben. Der ist einfach das komplette Gegenteil von mir und meinen Prinzipien. Ich hab aber auch überlegt, dass sich vielleicht gerade dann die Chance ergibt ihr als Zeugin hinterher dann auch aufzuzeigen, dass sein Verhalten nicht geht (falls sein krankes Verhalten vor Freunden sichtbar wird) Denn sie sagt schon mehrfach, dass wir ja durch ihre Erzählungen nur von seinen schlechten Seiten was mitkriegen. Aber vielleicht spielt er vor uns dann auch extra den tollen Freund, was man ihr dann vor Augen führen müsste. Mit ihrer Familie scheint es ja gut zu klappen, sie nimmt ihn immer wieder zu Familienveranstaltungen mit. Aber nett kann halt auch jeder...

Ich hätte auch ehrlich gesagt so gar keine Lust, ihn auf einer Party von mir dabei zu haben. Weil ich weiß, dass er meine Freundin im Auge haben würde, und sie nicht ausgelassen Spaß haben könnte. Aber ich befürchte sogar schon, dass er sie inzwischen aus der Distanz im Griff hat und sie sich auch ohne ihn zurückhalten würde. Dafür habe ich für mich auch bisher keine Lösung gefunden. Allerdings denke ich auch, ihn auszuschließen macht es nur noch schlimmer.

Das Lustige ist ja, dass er mich unter allen Freundinnen von ihr am sympathischsten findet. Dass heißt, meine Freundin wird ihm immer noch nicht erzählt haben, dass ich seit einer Weile nicht mehr monogam lebe. Vor ein paar Monaten hatte sie nämlich scherzhaft gesagt, dass sie ihm das besser nicht erzählt. Sonst würde er vielleicht auf die Idee kommen, ich würde schlechten Einfluss auf sie haben. Aber sollten wir uns dann öfter zu dritt oder zu viert Treffen, ist es nur eine Frage der Zeit, dass er das mitkriegt (sie und ich reden öfter darüber, weil das alles noch eher frisch ist). Und dann wäre ich vermutlich sehr schnell abgeschrieben. Aber Monogamie hin oder her. Ich bin auch so ein sehr offener Mensch, der gerne flirtet und mit Freunden kuschelt. Auch hiermit wäre ich in seinen Augen schon eine schlechte Partnerin. Freundlich ausgedrückt.

Ich frage mich halt, inwiefern das alles langfristig unsere Freundschaft beeinflussen wird. Denn leider glaube ich sehr stark, dass er meine "Art" nicht gut heißen, und dementsprechend versuchen wird noch mehr Einfluss auf unsere Freundschaft zu nehmen. Klar, man könnte sagen, dass ich mir über ungelegte Eier Gedanken mache. Aber so unwahrscheinlich ist dieses Szenario einfach nicht. Und ich frage mich, ob SIE sich darüber schon mal Gedanken gemacht hat, und wie sie dazu steht.

Gab es in der Vergangenheit in Eurem gemeinsamen Freundes-/Bekanntenkreis vielleicht etwas Ähnliches, wo sie damals als Außenstehende ähnlich besorgt/kritisch war wie Ihr jetzt bei ihr? So, dass Du das als Vorbild/Beispiel nehmen kannst, dass ihr vielleicht vor Augen führt, wie es wirklich in ihrer Beziehung ist und wie sie eigentlich dazu steht?

Nicht so extrem, nein. Aber gerade meine Freundin war immer eine Verfechterin davon,auch als Vergebene sich selbst treu zu bleiben. Seinen Hobbies nachzugehen und sich nicht komplett der Beziehung aufzuopfern. Zeit für Freunde zu haben. Nun macht sie selbst immer mehr das Gegenteil, Stück für Stück. Natürlich habe ich am Anfang mehrfach versucht ihr das vor Augen zu führen, vergeblich.

 

[Benutzer113006]

kaykay<3 : deiner Freundin fehlt vielleicht die Beziehungserfahrung, um beurteilen zu können, dass das was er macht, unangebracht ist. Vielleicht denkt sie, das Verhalten wäre in einer Beziehung 'normal' und macht es deshalb 'von sich aus' (beeinflusst durch ihn). Den Vorschlag von Mark11 finde ich gut. Du könntest direkt spiegeln: "Was würdest du einer Freundin raten, wenn sie dir von ihrem eifersüchtigen Freund berichtet?", und hoffen, dass es etwas in ihr auslöst.

 

[Benutzer135586]

Den Vorschlag von Mark11 finde ich gut. Du könntest direkt spiegeln: "Was würdest du einer Freundin raten, wenn sie dir von ihrem eifersüchtigen Freund berichtet?", und hoffen, dass es etwas in ihr auslöst.

Damals hatte sie geantwortet, dass sie vermutlich ähnlich besorgt wäre wie ich. Aber der Unterschied wäre, dass man das als Außenstehende ja nur objektiv betrachten würde, bla bla bla. Alles schon gehabt. Ich habe in Gesprächen wirklich extrem viel versucht, habe mir an Stellen buchstäblich die Haare gerauft vor Hilflosigkeit und Ungläubigkeit. Und es ist nicht so, dass das alles an ihr spurlos vorbeigegangen wäre, aber wie hier schon mehrfach gesagt wurde, hält sie um jeden Preis an dieser Beziehung fest. "Denn eigentlich ist ja alles gut, wenn da nur nicht diese Kleinigkeiten wären..."

 

[Benutzer133456 (53)]

Bei allem Verständnis dafuer, dass einem eine Beziehung von aussen her suspekt vorkommt, und dass man sich Sorgen um das seelische Wohlergehen von Leuten macht, meine ich dann doch, dass es vielleicht am besten ist, die Betroffenen selbst drauf kommen zu lassen, dass was nicht so richtig sitzt.

Sonst steht man am Ende nur als derjenige da, der die Beziehung torpediert hat, ohne, dass es da irgendwelche Einsicht gibt.

Das sollte man also meiden, wenn man diese Freundschaft in gang halten will. Andererseits natuerlich ist es schon so, dass man einen Freund nicht in einer Situation hängen lassen sollte, in der die- oder derjenige eindeutig den Bach runtergeht, möglicherweise ohne es zu merken.

Dieses Dilemma kann man wohl nur navigieren, indem man den Zeigefinger vorsichtig dosiert.

Und so könnte das klappen: Im richtigen Moment vorsichtig das Richtige sagen, aber wirklich so gekonnt, dass man nicht als Manipulator dasteht.

 

[Benutzer106075]

Eine Freundin von mir hatte mal eine ziemlich üble Beziehung. Wir wohnen in verschiedenen Städten, deshalb habe ich von ihrem Alltag nicht viel mitbekommen, aber nach einem heftigen Streit hat sie ihn aus der Wohnung geworfen (ursprünglich ihre, in die er aber gerade mit eingezogen war). Sie rief weinend bei mir an und ich habe ihr deutlich gesagt, was ich von ihm halte. Ein paar Tage später waren sie wieder zusammen. Ich habe ihr noch einmal gesagt, dass ich das schwierig finde und nochmal deutlich gemacht, dass sie sich jederzeit melden soll, wenn er wieder so wird. Danach habe ich nie wieder was gesagt, weil ich vermeiden wollte, dass sie sich nicht mehr traut, sich an mich zu wenden.
Als sie später endgültig getrennt waren hat sie sich dafür bedankt. In dieser Zeit hätte sie sonst das Gefühl gehabt, ich wolle ihn schlecht machen und sich tatsächlich mehr isoliert.
Deshalb würde ich dir das gleiche raten wie die anderen vor mir: sag ihr, dass du für sie da bist. Alles weitere muss von ihr kommen.

 

[Benutzer58054 (43)]

Da kann man leider nur abwarten. Meine beste Freundin war 10 Jahre für einen für mich klassisch narzisstischen Mann zusammen. Dann hat er sie verlassen/betrogen ist heimlich ausgezogen. Sie leidet heute noch nach 3 Jahren und ist nun 37 und kinderlos.
Christian Hemschelberger oder so bzw Domaine de Narciste, Blickwinkel sind ganz nette Youtube - Channels zum Thema.

 

[Benutzer44981]

Ich denke, du hast vier Möglichkeiten:
1. So viel und intensiv Kritik an der Beziehung üben, bis sie entweder eure Freundschaft beendet, oder dir nichts mehr von ihrer Beziehung erzählt.
2. Die Freundschaft beenden, bzw. bis zum Ende ihrer Beziehung ruhen lassen.
3. Ihre Beziehung in eurer Freundschaft ausklammern.
4. Gute Mine zum bösen Spiel machen, höchstens ganz sanft wohldosierte Kritik üben und trotz Unverständnis für ihr Festhalten an der Beziehung auch bei Beziehungsproblemen für sie da sein.

Als mein bester Freund in einer toxischen Beziehung mit einer psychisch kranken Frau war, habe ich mich für die vierte Variante entschieden. Das hat mich schon einiges an Geduld, Nerven und Selbstbeherrschung gekostet. Aber ich glaube, für ihn war es das beste, was ich tun konnte, obwohl es natürlich im Laufe der Zeit unzählige Situationen gab, in denen ich ihn am liebsten geschüttelt und angeschrien hätte.
Glücklicherweise war die Beziehung nach einer gefühlten Ewigkeit quasi zum letztmöglichen Zeitpunkt zuende, bevor ich es nicht mehr geschafft hätte, gute Mine zum bösen Spiel zu machen. So wurde zumindest unsere Freundschaft durch diese Sache nicht beschädigt.

Allerdings soll das jetzt keine generelle Empfehlung sein. Nur in dieser Freundschaft und dieser Beziehungskonstellation war es definitiv wichtig und sinnvoll, obwohl es mich viele Nerven gekostet hat.

 

[Benutzer174589 (36)]

So viele Optionen hast du nicht. Im Zweifel bist du halt nachher die blöde, weil du dich eingemischt hast.

Ich hab /hatte auch eine Freundin bei der das so lief. Nach etlichen Gesprächen mit Fachleuten und einer Psychologin, hab ich dann den Kontakt kommentarlos aufgegeben.
Ich wollte sie nicht unter Druck setzen mit meiner Entscheidung. Wäre eh nach hinten losgegangen.

Das Lustige ist ja, dass er mich unter allen Freundinnen von ihr am sympathischsten findet.

Da hab ich das Gefühl, dass du ein bisschen auf dem falschen Dampfer bist. Pass auf, dass du da nicht rein gerätst, so lief es bei mir.

Ich war auch immer die Lieblingsfreundin. Wenn ich in der Tür stand, hat Monsieur sich förmlich überschlagen vor Begeisterung.
Das endete bei meiner Freundin mit folgendem Eindruck :"Er hat dich so gern und freut sich immer dich zu sehen, warum bist du so blöd zu ihm /redest so schlecht von ihm"
Das wird sich vermutlich auch nicht ändern, wenn er von deinem Beziehungskonzept oder sonstwas weiß. Ich hoffe natürlich, dass es nicht so ist, aber mit Pech tappst du grad schnurstracks in die von ihm aufgestellte Falle. Er ist übrigens nett geblieben, nur sie hat dann ab und zu ausdiskutieren wollen, warum ich so fies bin, wo er sich doch so um mich bemüht.

Die Einladung find ich da schon ein zweifelhaften Indiz. Genau das was du schreibst nämlich :

Ich hab aber auch überlegt, dass sich vielleicht gerade dann die Chance ergibt ihr als Zeugin hinterher dann auch aufzuzeigen, dass sein Verhalten nicht geht (falls sein krankes Verhalten vor Freunden sichtbar wird

Wenn es denn sichtbar wird, vieles passiert ja sehr subtil. Wenn überhaupt was passiert. Ganz schlechte Idee mMn. Dann bist du die blöde, weil er war so nett und toll und lieb.
Oder du nimmst halt gar nicht an.. Was hast du denn gegen ihn? Er gibt sich doch sooolche Mühe.
Merkste? Gibt kein richtig oder falsch, spielt ihm immer in die Hände.

Ist halt die Frage, wie Manipulativ er ist. Verschätze dich da nicht. Unter Umständen weiß er schon ganz genau was da los ist.
Halte deine Freunde nah und deine Feinde noch näher, oder so ähnlich.

 

[Benutzer135586]

Danke für eure Meinungen und Eindrücke! Sie scheinen alle in die gleiche Richtung zu gehen. Ich hatte ja selbst befürchtet, dass da nicht viel zu machen ist...

Ich möchte aber trotzdem an dieser Stelle betonen, dass ich meiner Freundin niemals ungefragt Rat gegeben habe. In den ersten Monaten der Beziehung gab es jede Woche mehrfach "Krisengespräche",
weil sie einfach jedes Mal aufgrund von Streitereien mit ihrem Freund ziemlich fertig war.

Wenn es denn sichtbar wird, vieles passiert ja sehr subtil. Wenn überhaupt was passiert. Ganz schlechte Idee mMn. Dann bist du die blöde, weil er war so nett und toll und lieb.

Das stimmt. Natürlich habe ich keinen Grund ihn zu kritisieren, wenn er sich vor mir ordentlich verhält. Müssten man dann halt sehen. Ich dachte nur, falls meine Freundin dann doch wieder mit Problemen ankommt, könnte man sie darauf hinweisen, dass der Herr sich je nach Gruppendynamik durchaus benehmen kann. Und sich ihr gegenüber dann aber leider wieder daneben benimmt.

Ich befürchte halt, dass wenn man langfristig gar nicht auf solche Einladungen eingeht, bzw. den Kerl so gar nicht mit einbezieht, fasst sie das auf als "Ihr wollt ihm ja eh keine Chance geben" Ach keine Ahnung, ich weiß auch nich ...

 

[Benutzer174589 (36)]

Ich befürchte halt, dass wenn man langfristig gar nicht auf solche Einladungen eingeht, bzw. den Kerl so gar nicht mit einbezieht, fasst sie das auf als "Ihr wollt ihm ja eh keine Chance geben" Ach keine Ahnung, ich weiß auch nich ...

Joa. Wie du es machst, du machst es falsch.
Er kann nur gewinnen. Je nachdem wie geübt er ist, weiß er das ganz genau und ruht sich darauf aus.

 

[Benutzer171320]

Leider kannst Du nicht viel machen. Ich hab sowas ähnliches bei einer Freundin.... es gibt Dinge, die müssen erwachsene Menschen selber sehen und sich für sich selber entscheiden. Leider tun das Frauen nicht immer.

Entweder schaust Du zu und bist für sie da, wenn es "knallt" oder nicht.... das ist eine Entscheidung, die Du fällen musst.

Ob SIE bleibt, das entscheidet sie.... sie ist erwachsen...

 

[Benutzer116134]

Meine erste Beziehung hatte im Nachhinein einige Parallelen dazu, auch wenn wir noch deutlich jünger und unerfahrener waren und sich die Auswirkungen dadurch in Grenzen hielten. Ich weiß, dass sich meine Freundinnen damals auch viele Sorgen gemacht haben.

Was mir nicht geholfen hat:
- "Du hast dich so verändert, ALLE sagen das"
- "Sein Verhalten geht gar nicht"
- offene Ablehnung ihm gegenüber, Gründe für sein Verhalten suchen
- lange Nachrichten, dass man sich Sorgen macht

Was mir geholfen hat:
- "Wenn für dich die positiven Seiten überwiegen, passt das doch"
- wenn ich von einem Streit erzählt habe, meinen Standpunkt bestätigen
- am Ende der Beziehung ohne "hab ich es doch gesagt" für mich da sein

Ich glaube nicht, dass man mit Kritik am Partner jemals weit kommt. Die meisten Menschen machen dann eher zu und es stellt sich ein "Wir gegen den Rest der Welt"-Gefühl ein.

 

[Benutzer44981]

Leider kannst Du nicht viel machen. Ich hab sowas ähnliches bei einer Freundin.... es gibt Dinge, die müssen erwachsene Menschen selber sehen und sich für sich selber entscheiden. Leider tun das Frauen nicht immer.

Nicht nur Frauen. Auch Männer tun das nicht immer. Ansonsten kann ich mich deinem Beitrag nur voll und ganz anschließen.
Das sind Dinge, die die Betroffenen selbst klären und entscheiden müssen.

Und als Freund kann man entweder sagen: "Mach doch, was du willst, aber lass mich damit in Ruhe!" oder "Ich würde es zwar nicht so tun, aber bin trotzdem für dich da."

 

[Benutzer135586]

Ich melde mich zurück mit einem kurzen Update.

Ich habe gestern meine Unimädels wieder getroffen, und als meine besagte Freundin und ich irgendwann zu zweit alleine waren, hat sie wieder ein wenig erzählt.

Sie hat nach wie vor bzw. immer mehr das Gefühl, dass sie die Erwartungen ihres Freundes nicht erfüllen kann. Er will sie so oft wie möglich sehen, ist wie immer sehr eifersüchtig und geht in Diskussionen leider sehr respektlos mit ihr um. Sie sagte selbst, so liebevoll er manchmal sein kann, im Streit behandelt er sie verbal fast wie der letzte Dreck. Das passt für sie so nicht zusammen.

Sie macht sich darüber Gedanken, wie es langfristig mit solchen Problemen funktionieren soll, denn so will sie das eigentlich nicht haben. Ich habe versucht, wie hier schon mehrfach empfohlen, sie in ihren Gedanken zu bestätigen und habe Verständnis gezeigt. Ich habe ihr erklärt, wie es mir damals vor meiner Trennung ging, dass meine Entscheidung nicht von heute auf morgen kam, sondern ein Denkprozess war und sie dementsprechend ebenfalls mit der Zeit herausfinden wird, ob diese Beziehung eine Zukunft hat. Vor allem habe ich deutlich gemacht, wie schwierig dieser Prozess für mich war, weil ich gleichzeitig große Angst davor hatte meinen Partner zu verlieren, den ich trotz Differenzen sehr liebte. Ich glaube das war ganz gut.

Ich hoffe jedenfalls, dass dieses Gespräch ihr nochmal einen Denkanstoß bzw. mehr Sicherheit gegeben hat. Aber letztendlich wird sich das dann zeigen. Euch allen nochmal ein Dankeschön für eure Beiträge

 

[Benutzer43093]

Aber in den ersten Monaten hat sie regelmäßig geweint, war ständig seinetwegen angespannt.

Wer regelmäßig weint und seinetwegen ständig angespannt ist, führt keine zufriedene, glückliche Beziehung.

Ich kann mir aber auch gut vorstellen, dass sie das jetzt verdrängt.

Ich mir auch. Vielleicht redet sie sich auch ein (oder bekommt eingeredet) dass alles besser wird, wenn sie (!) sich nur ein klein wenig ändert oder anpasst. Nicht gut!

Ich bin auch nicht der Meinung "da kann man nichts tun", sondern bin vom Gegenteil überzeugt: als sehr gute Freundin kann bzw. sollte man sie unterstützen. Einmal dadurch dass man ihr klarmacht, dass Du immer ein offenes Ohr für sie hast und für sie da ist. Egal was es ist! Und auf der anderen Seite auch dadurch, dass Du das Angebot wahrnimmst, dass Dein Freund und Du "gerne mal bei ihrem Freund vorbeikommen können (er hat 'ne eigene Wohnung)" und dort übernachtet, um mal einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Auch wenn Du eigentlich keinen Bock drauf hast.

Ich schreib' Dir auch noch mal 2 Sätze per PN zu dem Thema.

Grüße, o.

 

[Benutzer135586]

...oleander... Danke für deinen Beitrag Auf deine PN werde ich noch in Ruhe antworten, verzeih mir die Verzögerung

Meine Freundin kommt mich jetzt zum ersten Mal das Wochenende besuchen, allerdings allein. Es steht noch offen, wie lange sie bleibt. Vermutlich fährt sie ihrem Freund zuliebe schon Samstag Abend nach Hause. Es ist aber trotzdem viel Zeit am Stück, die wir gemeinsam haben werden. Ich bin auch froh, dass mein Freund da sein wird, den kennt sie auch schon ganz lange. Und die beiden mögen sich auch.

In der Vergangenheit kam es schon vor, dass sie uns beide nach Rat gefragt hat, zu ihrer Singlezeit jedenfalls. Mein Freund hatte es damals mit seiner ruhigen, besonnenen Art geschafft, sie vor einer dummen Entscheidung abzuhalten. Ich hoffe, dass sie nun das erste Mal mit uns zu dritt über ihren Freund sprechen wird. Vielleicht kann mein Freund ihr wieder einen Denkanstoß geben. Mal sehen.

Jedenfalls freuen wir uns schon sehr aufeinander

 

[Benutzer107106]

...oleander... Danke für deinen Beitrag Auf deine PN werde ich noch in Ruhe antworten, verzeih mir die Verzögerung

Meine Freundin kommt mich jetzt zum ersten Mal das Wochenende besuchen, allerdings allein. Es steht noch offen, wie lange sie bleibt. Vermutlich fährt sie ihrem Freund zuliebe schon Samstag Abend nach Hause. Es ist aber trotzdem viel Zeit am Stück, die wir gemeinsam haben werden. Ich bin auch froh, dass mein Freund da sein wird, den kennt sie auch schon ganz lange. Und die beiden mögen sich auch.

In der Vergangenheit kam es schon vor, dass sie uns beide nach Rat gefragt hat, zu ihrer Singlezeit jedenfalls. Mein Freund hatte es damals mit seiner ruhigen, besonnenen Art geschafft, sie vor einer dummen Entscheidung abzuhalten. Ich hoffe, dass sie nun das erste Mal mit uns zu dritt über ihren Freund sprechen wird. Vielleicht kann mein Freund ihr wieder einen Denkanstoß geben. Mal sehen.

Jedenfalls freuen wir uns schon sehr aufeinander

Es ist manchmal auch einfach hilfreich ein "gesundes" Paar zu sehen, dass sich zuvorkommend und liebevoll verhält. Wo man mal sehen kann, wie man "normal" streiten kann.
Einer Freundin ist erst bewusst geworden, wie krass eifersüchtig ihr Mann war, als ich völlig selbstverständlich einen Freund (gleiches alter, hetero, single) für eine Woche am anderen Ende von Deutschland besucht habe. Für meinen Mann war das völlig in Ordnung und meine Freundin war einfach nur entgeistert. Langfristig hat das aber etwas in ihr gemacht.

 

[Benutzer135586]

Es ist manchmal auch einfach hilfreich ein "gesundes" Paar zu sehen, dass sich zuvorkommend und liebevoll verhält. Wo man mal sehen kann, wie man "normal" streiten kann.

Ich wollte es schreiben und hatte keine gute Formulierung parat und dachte, daß würde dann arrogant rüberkommen Aber das wäre ebenfalls meine Hoffnung.

Meine Freundin weiß ja, dass ihr Freund hochgradig eifersüchtig ist. Dementsprechend passt sie ja auch auf, was sie ihm so erzählt. Und das mein Freund und ich das komplette Gegenteil sind, weiß sie auch. Aber vielleicht ist es auch ein Unterschied, wenn sie es live nochmal miterlebt. Gerade weil wir jetzt ja zusammen wohnen.

 

[Benutzer58054 (43)]

Off-Topic:
Oft sind hochgradig eifersüchtige Menschen selbst nicht die treusten, weil sie wissen wie leicht das alles so ist.